Carl & Company – Der transatlantische Podcast

Harvard-Historiker Serhii Plokhii: Ein Parforceritt durch 2.000 Jahre Ukraine als Knotenpunkt und Begegnungsraum


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Als Amateurhistoriker fällt der Moskauer Autokrat Putin schon länger auf: 2021 sorgte ein exzentrisches Essay des russischen Präsidenten international für Aufsehen, in dem Putin die Geschichte seines Landes zwischen Zarenreich und Sowjetunion ausdeutete und die Ukraine als künstliches Gebilde beschrieb, das nie eine eigenständige, souveräne Nation gewesen sein solle – und daher wieder unter die Fuchtel des Kreml gehöre. Was 2022 darauf und daraus folgte, das bekommen wir seit dem 24. Februar jeden Tag anhand von brutalen, blutigen Bildern aus Osteuropa vermittelt. Russlands Angriffskrieg beruht auf einer willentlichen Fehldeutung der langen, stürmischen und allzu oft auch tragischen Beziehung zwischen russischen und ukrainischen Staatsgebilden, die heute noch die Gegenwart zu verwüsten und Städte in Schutt und Asche zu legen vermag. Doch in Wahrheit besitzt das kämpferische und freiheitsbewusste „Grenzland“ – das bedeutet der Name „Ukraine“ im Kern – vor allem eine sehr faszinierende, an Kehrtwenden und Saltos reiche eigene Geschichte. Diese Region am äußersten Zipfel der eurasischen Steppe avancierte zu einem Knotenpunkt und Begegnungsraum in den letzten 2.000 Jahren: Sie war ein Ort, an dem antike Griechen und skythische Reitervölker, Wikingerprinzen und byzantinische Aristokraten, mongolische Kriegsherren und Habsburgerkaiser aufeinandertrafen – manchmal friedlich, nicht selten jedoch weniger friedlich. Die Menschen dort erlebten durch die Jahrhunderte immer wieder, wie ihre Selbstbestimmung eingeschränkt oder gleich ganz aufgehoben wurde. Serhii Plokhii, Direktor des Harvard Ukrainian Research Institute und Autor der besten englischsprachigen Historie der Ukraine, The Gates of Europe, unternimmt mit uns einen atemberaubenden Parforceritt durch die Millenia. Er gilt in den USA als die führende Autorität für die Geschichte Osteuropas und gewann u.a. den Baillie Gifford Prize, auf Deutsch erschien gerade erst Die Frontlinie im Rowohlt Verlag. Danach sprechen wir mit Maryna Honcharuk, einer promovierten Grundschullehrerin, die zehn Jahre in der Deutschen Schule Kyiv als Schulleiterin arbeitete und ab 2018 Gründerin des Kinder Klubs Skills war. Im Frühling flüchtete Maryna mit ihren Kindern nach Freiburg und lebt hier – ihr Ehemann kämpft als Offizier an der Front.

Shownotes:

"Die Frontlinie" - Serhii Plokhii

"The Gates of Europe" - Serhii Plokhii

Moderation & Redaktion: René Freudenthal

Produktion & Mitarbeit: Hanna Langreder

Original-Logo zum Podcast: Simon Krause

Original-Musik zum Podcast: Edward Fernbach

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Carl & Company – Der transatlantische PodcastBy Carl-Schurz-Haus Freiburg / DAI e.V.


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