Nur wenige prägende Persönlichkeiten der amerikanischen Politik haben mehr gesehen – und oft auch: weniger dazu gesagt – als Mitt Romney. Als ausgesprochener Dissident in Donald Trumps Partei hat er in den letzten Jahren im US-Senat Schlagzeilen gemacht, weil er allein sich gegen die „MAGA“-Fraktion positioniert hat – gegen Politiker:innen, von denen er glaubt, dass sie die Partei, die er 2012 noch als Präsidentschaftskandidat angeführt hat, vergiften. Romney war der erste Senator in der US-Geschichte, der für die Amtsenthebung eines Präsidenten seiner eigenen Partei stimmte. Als die Anhänger:innen dieses Präsidenten das US-Kapitol stürmten, hielt Romney eine donnernde Rede im Senat, in der er seine republikanischen Kolleg:innen beschuldigte, diesen Aufstand geschürt zu haben. Trotz solcher Momente des Mutes hat Romney nur sehr wenig darüber erzählt, was er in seinen drei Jahrzehnten in der Politik hinter den Kulissen gesehen hat – in den Hinterzimmern der Republikaner und bei Fraktionsmittagsessen, bei seinen intimen Treffen mit Donald Trump und seiner Familie, bei seinen Begegnungen mit John McCain, George W. Bush, Barack Obama, Joe Biden, Mitch McConnell, Joe Manchin und Kyrsten Sinema. Erst dem Journalisten McKay Coppins („The Atlantic“) bot Romney Einblicke in seine privatesten Gedanken: Seine Biografie „Romney: A Reckoning“ basiert auf dutzenden Interviews mit dem mormonischen Multimillionär aus Utah, der sich ganz anders zeigt, als wir ihn in seiner Kampagne gegen Barack Obama vor 12 Jahren kennenlernten – das bisher letzte Mal, das ein konservativer US-Präsidentschaftskandidat nicht Donald Trump hieß. Coppins erzählt uns, wie Romney heute über seine Karriere und die Radikalisierungsgeschichte seiner Partei im 21. Jahrhundert denkt – und worüber sich Romney mit Präsident Biden auf dem Golfkurs austauscht, der ihm ein später persönlicher Freund geworden ist. Danach sortieren wir mit Arthur Landwehr, von 1999 bis 2006 und 2018 bis 2022 Hörfunk-Auslandskorrespondent für die ARD aus Washington, D.C. und Autor des Sachbuch-Bestsellers „Die zerrissenen Staaten von Amerika“ die aktuelle Aufstellung der „GOP“ – „MAGA“-Märtyrer Donald Trump und sein Vize-Kandidat J.D. Vance.