Ziel der vorliegenden Doktorarbeit war es, die histochemischen und ultrastrukturellen
Eigenschaften der Leber des Rindes mit modernen morphologischen Methoden näher zu
untersuchen. Dabei sollte zugleich festgestellt werden, ob und in wie weit sich diese zwischen
den einzelnen Leberlappen (Lobi hepatici) unterscheiden. Das Untersuchungsmaterial
stammte von, als frei von pathologischen Befunden beurteilten Lebern frisch geschlachteter
Rinder. Daraus wurden Präparate für konventionell lichtmikroskopische, immun- und
glykohistochemische sowie elektronenmikroskopische Untersuchungen hergestellt. Als
Grundlage für die konventionell lichtmikroskopischen Studien dienten Hämatoxylin-Eosin-,
Masson-Goldner,
Alcianblau
8GX-
sowie
PAS-gefärbte
Schnitte.
Bei
den
immunhistochemischen Analysen wurde der Nachweis von Zytokeratin 5, 8, 14, 18 und 19
sowie von Vimentin verfolgt. Bei den glykohistochemischen Untersuchungen kamen 14
verschiedene Lektine pflanzlicher Herkunft, deren Bindungsverhalten im Lebergewebe
fluoreszenzmikroskopisch erfasst wurde zum Einsatz. Die ultrastrukturelle Analyse des
Lebergewebes erfolgte transmissionselektronenmikroskopisch. Die Auswertung begann mit
der konventionellen Lichtmikroskopie. Bereits die Analyse der HE-gefärbten Schnitte legte
nahe, dass sich die Lobi hepatici mikroanatomisch nicht unterscheiden, was sich im Zuge der
weiteren Analysen bestätigte. Die Färbung mit Alcianblau 8GX zeigte zudem zum einen das
Vorkommen von Mastzellen im Bindegewebe der Rinderleber an und deutete zum anderen
auf die Synthese und Sekretion von sauren Mucopolysacchariden, durch die insbesondere am
Beginn des extralobulären Teils des Gallengangssystems gelegenen Epithelzellen hin. In der
mit und ohne Amylasevorbehandlung durchgeführten PAS-Reaktion erwiesen sich darüber
hinaus die Läppchenzentren als die Speicher des Leberglykogens, wobei deren Umfang in
Abhängigkeit von der Stoffwechselsituation großen Schwankungen unterlag. Im Zuge der
immunhistochemischen Studien konnte Zytokeratin 5 überhaupt nicht, und die Zytokeratine 8,
14, 18 und 19 nur in den Gallengangsepithelzellen nachgewiesen werden, wobei die einzelnen
Zytokeratine nicht in allen Bereichen des Gallengangssystems, sondern nur in ganz
bestimmten, für das jeweilige Zytokeratin individuell spezifischen Abschnitten deutlich in
Erscheinung traten. Dieses Zytokeratin-Nachweismuster erlaubte unter Einbeziehung
anatomischer, topographischer und morphologischer Gesichtspunkte eine Gliederung des
Gallengangssystems in die überwiegend CK 8-positiven, zentralen Ductuli biliferi, die
hauptsächlich CK 14-positiven, peripheren Ductuli biliferi sowie die, für die Verbindung
zwischen dem intra- und extralobuären Teil des Gallengangssystems verantwortlichen, primär CK 18-positiven Ductus interlobulares biliferi kleinerer bis mittlerer Größe, und die von CK
19 dominierten Ductus interlobulares biliferi besonders großen Durchmessers. Diese sich
unter Berücksichtigung des Zytokeratin-Nachweismusters ergebende Gliederung des
intrahepatischen Gallengangssystems, spiegelte, mit Blick auf die Eigenschaften der einzelnen
Zytokeratine, zugleich auch die embryologische Entwicklung des lichtmikroskopisch
sichtbaren Teils des Gallenganssystems, beginnend mit den zentralen Ductuli biliferi bis hin
zu den größten, am weitesten entwickelten Ductus interlobulares biliferi wieder. Das
Auftreten der normalerweise außer für Basalzellen mehrschichtiger Epithelien nur noch für
Zellarten mit mindestens bipotentem Potential typischen CK-14- Expression in den
einschichtigen
Gallengangsepithelien,
ließ
vermuten,
dass
auch
die
bovinen
Gallengangsepithelzellen wenigstens zu einem gewissen Grad über bipotentes Potential
verfügen. Vimentin war im gesamten Bindegewebe sowie im Endothel aller Blutgefäße
nachweisbar. Im Rahmen der glykohistochemischen Untersuchungen zeigten das Endothel,
insbesondere der Arterien und Sinusoide, im Vergleich zu den übrigen St