IMAGINE - Gemeinde Grossgrabe

In Gottes Talentschmiede


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Einstieg: In Gottes Talentschmiede

In Gottes Talentschmiede – ähm, um ehrlich zu sein, habe ich mich im Vorfeld ein bisschen schwer getan, mich für diese Predigt zu motivieren.

Da ist so viel passiert in unserer Welt, und ich hatte den Eindruck:
Eigentlich müssten wir, wenn wir relevant für diese Welt sein wollen, uns als Gemeinde viel mehr mit diesen Themen auch in unseren Gottesdiensten auseinandersetzen.
Wir müssten unseren Standpunkt klären, Orientierung geben, Lügen aufdecken, Wahrheit proklamieren – also nach außen wirken.

Und dagegen hatte ich den Eindruck, dass sich ein Thema über Gaben, Talente und unser Leitbild wieder sehr nach innen richtet – auf mich, auf uns, auf unsere Gemeinde, auf unsere Gaben.
So ein selbstwertstärkendes Wohlfühlthema – und das kam mir in der aktuellen Lage irgendwie, tut mir leid, ein bisschen irrelevant vor.

Aber dann habe ich mich doch überwunden.
Ich habe angefangen, mich mit dem Predigttext auseinanderzusetzen.
Und da habe ich gemerkt: Nee, Daniel, das Thema ist nicht irrelevant.
Es ist auch gar kein Wohlfühlthema – es ist sogar regelrecht unbequem.

Ich hoffe, es gelingt mir, euch nicht zu verschrecken oder zu demotivieren, sondern euch zu ermutigen, herauszufordern und anzusporen.

Lesung: Matthäus 25, 14–30

Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab.
Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins – jedem nach seiner Kraft – und er reiste sogleich ab.
Da ging der hin, welcher die fünf Talente empfangen hatte, handelte mit ihnen und gewann fünf weitere Talente.
Ebenso der, welcher die zwei Talente empfangen hatte, auch er gewann zwei weitere.
Aber der, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit aber kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen.
Und es trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf weitere Talente herzu und sprach:
„Herr, du hast mir fünf Talente übergeben. Siehe, ich habe mit ihnen fünf weitere Talente gewonnen.“
Da sagte sein Herr zu ihm: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen. Geh ein zur Freude deines Herrn.“
Und es trat auch der hinzu, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach:
„Herr, du hast mir zwei Talente übergeben. Siehe, ich habe mit ihnen zwei andere Talente gewonnen.“
Sein Herr sagte zu ihm: „Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen. Geh ein zur Freude deines Herrn.“
Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach:
„Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast.
Und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.“
Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm:
„Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe?
Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten.
Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat.
Denn wer hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat.
Von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.
Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis. Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein.“

Ein drastisches Gleichnis

Ein ganz schön drastisches Gleichnis.
Die Kamera fährt am Ende nicht zurück auf die beiden vorbildlichen Knechte, sondern bleibt beim letzten Knecht stehen – bei dem, was er verloren hat.

Wenn Jesus drastische Geschichten erzählt, dann will er keine Angst machen, sondern unsere volle Aufmerksamkeit.
Wir sollen verstehen: Es geht um etwas Wichtiges, etwas mit Konsequenzen – je nachdem, ob wir es befolgen oder nicht.

Das Entscheidende in diesem Gleichnis ist unser Umgang mit allem, was uns anvertraut ist.
Gott ist das nicht egal.

I. Was ist mein Talent?

In dem Gleichnis bekommt jeder Knecht etwas anvertraut – der eine mehr, der andere weniger, aber keiner bekommt nichts.

Ein Talent Silber entsprach etwa 6000 Denaren, also rund 20 Jahresgehältern eines normalen Arbeiters. Selbst der Knecht mit „nur einem Talent“ hat also enorm viel erhalten.

Wir übertragen dieses Bild oft auf „Talente“ im heutigen Sinne – also auf Fähigkeiten oder Begabungen. Das ist zulässig, wenn wir bedenken, dass Gottes Gaben weit mehr umfassen:
Zeit, Beziehungen, materielle Güter, unsere Würde als Mensch, seine Vergebung, die Hoffnung auf Ewigkeit.

Aber wir neigen dazu, nicht die Talente zu schätzen, die wir haben, sondern uns nach denen zu sehnen, die wir gerne hätten.

Schon im Garten Eden streckte sich der Mensch nach dem aus, was nicht für ihn bestimmt war.
Und so ist es bis heute.

Influencer sagen: „Folge deinem Herzen!“ – aber das ist ein schlechter Ratschlag.
Unser Herz ist wie ein kleines Kind: Es will alles, was glänzt. Aber wenn es darauf ankommt, sollten wir unser Herz führen, nicht umgekehrt.

Disziplin schlägt Talent, wenn Talent keine Disziplin lernt.

Wie viel besser wäre unsere Welt, wenn mehr Menschen das täten, was sie wirklich können, anstatt allem nachzujagen, was sie nur wollen.

II. Wie mache ich mehr aus meinen Talenten?

Die ersten beiden Knechte handeln sofort – sie investieren und gewinnen hinzu.
Der Dritte tut nichts.

Auffällig: Es gibt keinen Knecht, der etwas versucht und scheitert.
Jesus zeigt: Wenn wir unsere Gaben einsetzen, entsteht Frucht – vielleicht nicht messbar, aber gewiss wertvoll.

Es braucht dazu Initiative, Verstand und Ausdauer – zusammengefasst: Disziplin.

Disziplin bedeutet nicht nur „durchhalten“, sondern auch bewusst nachdenken, prüfen, was wir tun, und Verantwortung übernehmen.

Gerade im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz ist das wichtig.

„Der Weg der Bequemlichkeit ist nur am Anfang asphaltiert.“

Wir dürfen das Denken nicht outsourcen. Gott hat uns den Verstand gegeben, um die Welt mitzugestalten.

III. Warum ist Nichtstun keine Option?

Der Herr lobt die ersten beiden Knechte:

„Recht so, du guter und treuer Knecht. Geh ein zur Freude deines Herrn.“

Diese Worte zu hören – das ist ein tiefes menschliches und geistliches Bedürfnis.

Der letzte Knecht aber vergräbt sein Talent.
Er entschuldigt sich mit Angst, nennt seinen Herrn „hart“ – aber handelt gerade deshalb nicht.

Das ist das eigentliche Problem: Er hat nicht verstanden, worum es geht.

Sein Verhalten zeigt Distanz – er will mit seinem Herrn nichts zu tun haben.
Der Herr lässt ihm diese Entscheidung – mit Konsequenzen.

IV. Das Gleichnis im Kontext

Das Gleichnis steht eingebettet zwischen dem der klugen Jungfrauen und dem Weltgericht.
Alle drei gehören zur Endzeitrede Jesu.

  • Die Jungfrauen-Geschichte betont: persönliche Bereitschaft.
  • Das Weltgericht betont: Gottes kommendes Gericht.
  • Das Gleichnis von den Talenten: unser Auftrag in der Zwischenzeit.
  • Wir, die Knechte des Herrn, haben Verantwortung für das, was Gott uns anvertraut hat.
    Und daran wird man erkennen, wie ernst wir die Erwartung der Wiederkunft Jesu nehmen.

    V. Talente – für die Welt, nicht nur für die Gemeinde

    Vielleicht überraschend: Die Talente, die wir bekommen haben, sind nicht in erster Linie für die Gemeinde gedacht.

    Gott hat uns nicht begabt, um „tolle Gottesdienste“ zu feiern,
    sondern damit wir in der Welt Gewinn für sein Königreich bringen –
    Menschen gewinnen, Leben verändern, Hoffnung säen.

    Die Gemeinde ist dabei wie eine Bank:

    „Wenn du schon nicht wusstest, was du tun sollst, hättest du dein Talent wenigstens den Wechslern geben sollen.“

    Hier können Talente ruhen, wachsen, sich entwickeln – ohne Angst vor Verlust.
    Hier lernen wir, sie in der Welt einzusetzen.

    Unser Leitbild sagt dazu:

    „Wir sehen Menschen als von Gott begabt an. Jeder darf Gemeinde mitbauen.“
    „Wir wollen dem Heiligen Geist Raum geben, um Talente zu entdecken und mit Disziplin zu fördern.“
    „Unsere Gemeinde soll von allen mitgestaltet werden – Haupt- und Ehrenamtliche gemeinsam.“

    Denn am Ende geht es nicht um unsere Talente, sondern um unsere Treue.

    „Recht so, ihr guten und treuen Knechte. Ihr wart über Wenigem treu – ich will euch über mehr setzen.
    Geht ein zur Freude eures Herrn.“

    Epilog

    Am Anfang meiner Predigtvorbereitung ist Charlie Kirk erschossen worden.
    Das hat mich bewegt, denn ich glaube, er war ein treuer Knecht Jesu – auch wenn Medien anderes sagten.

    Er hätte lieber Footballstar werden wollen,
    aber er entschied sich, nicht seinem Herzen zu folgen,
    sondern sein Herz auf dem Weg zu führen, der seinen Talenten entsprach.

    Er war diszipliniert, lernfreudig, mutig und lebte in der festen Erwartung,
    dass Jesus wiederkommen wird – und dass die Welt darauf vorbereitet werden muss.

    Viele Gedanken dieser Predigt stammen aus seinem Leben und Wirken.

    Zum Schluss lese ich aus Hebräer 12, 1–2:

    „Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben,
    so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt,
    und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt,
    indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.“

    Amen.

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    IMAGINE - Gemeinde GrossgrabeBy imagine03.de