Wir sind längst in einem totalitären Staatswesen angekommen. Das ist am einfachsten an der Gestaltung von Unterrichtsmaterialien zu erkennen.
Ein Kommentar von Markus Fiedler.
„ 1. Überwältigungsverbot.
Es ist nicht erlaubt, den Schüler - mit welchen Mitteln auch immer - im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln und damit an der "Gewinnung eines selbständigen Urteils" zu hindern. Hier genau verläuft nämlich die Grenze zwischen Politischer Bildung und Indoktrination. Indoktrination aber ist unvereinbar mit der Rolle des Lehrers in einer demokratischen Gesellschaft und der - rundum akzeptierten - Zielvorstellung von der Mündigkeit des Schülers.“
2. Was in Wissenschaft und Politik kontrovers ist, muss auch im Unterricht kontrovers erscheinen.
Diese Forderung ist mit der vorgenannten aufs engste verknüpft, denn wenn unterschiedliche Standpunkte unter den Tisch fallen, Optionen unterschlagen werden, Alternativen unerörtert bleiben, ist der Weg zur Indoktrination beschritten.“
(Beutelsbacher Konsens von 1977, Landeszentrale für politische Bildung, Baden-Württemberg)(1)
„Als Demokrat wird man nicht geboren, vielmehr muss Demokratie gelernt werden.“
(Aus „Der Beutelsbacher Konsens: Entstehung und Wirkung” von Prof. Dr. Hans-Georg Wehling)(2)
Seit 1977 ist viel Zeit vergangen. Was ist, wenn wir heute von Antidemokraten umgeben sind, die sich als angebliche Demokraten ausgeben? Und diese Antidemokraten bestimmen jetzt, was in Schule gelehrt wird? Wie sollen da Schüler Demokratie lernen?
Als angehender Lehrer für Musik und Biologie dachte ich vor Jahren, dass der Beutelsbacher Konsens mit meinen Fächern nicht viel zu tun hätte. Es war auch undenkbar, dass ein Indoktrinationsverbot für Fächer wie Musik oder gar für Naturwissenschaften einmal relevant werden sollte. Da geht es doch nur um harte Fakten, sollte man meinen. Niemand käme auf die Idee, den Lehrer disziplinarisch zu maßregeln, wenn er den Schülern beibringt, was Viertelnoten sind. Und in der Naturwissenschaft wird das unterrichtet, was Stand der Wissenschaft ist. Wenn es keine eindeutigen Ergebnisse zu einem Thema gibt, oder Standpunkte strittig sind, dann wird das im Unterricht auch so verhandelt.
Bei der Biologie handelt es sich dabei im Wesentlichen um eine empirische Wissenschaft. Anhand von Naturbeobachtungen und Versuchsbeobachtungen nähern wir uns in unserem Verständnis immer weiter dem an was uns in der Natur umgibt. Gibt es neuere Erkenntnisse, die alten widersprechen, dann werden die alten überholten Fachkenntnisse durch die neuen ersetzt.
Außerdem kennt die Naturwissenschaft keine „Wahrheit“. Man kann allenfalls postulieren, dass bestimmte Aussagen bei bestimmten Voraussetzungen wahr bzw. gültig sind, bei anderen Voraussetzungen jedoch nicht. Letzteres nennt man „Falsifizierung“. Das Grundprinzip von Naturwissenschaft. Aber auch hier kann man irren. Ständige Selbstkritik, das Hinterfragen von Versuchsaufbau und Versuchsergebnissen und der Vergleich mit anderen Arbeitsgruppen, die ähnliche Themenfelder beackern, bestimmen das Leben eines Naturwissenschaftlers.
Außerdem wird in den Naturwissenschaften strikt zwischen Beobachtung und Interpretation dieser Beobachtung unterschieden. Für Meinungen, Weltanschauungen und Politik ist da kein Platz. Oh, wie naiv war ich doch!
Der Dreistachlige Stichling
Dabei hatte ich doch schon relativ früh noch während der Schulzeit kennengelernt, wie das aussieht, wenn man etwas als Wahrheit in Schulbüchern verkauft, obwohl es so nicht stimmt.
In meinem ersten Interview bei KenFM mit Kayvan Soufi-Siavash (damals den meisten nur als „Ken Jebsen“ bekannt) hatte ich darüber gesprochen.(3)
Das Revierverhalten des Dreistachligen Stichlings, einem kleinem etwa 5cm langen Fisch, wurde lange Zeit in Schulbüchern gelehrt. Der männliche Stichling reagiere angeblich mit aggressivem Revierverhalt...