Dass IWF und Weltbank unter der Kontrolle des US-dominierten Westens stehen, ist nicht neu. Hier zeige ich auf, wie diese Waffen von den USA in der Praxis eingesetzt werden.
Ein Standpunkt von Thomas Röper.
IWF und Weltbank sind als Teil des US-dominierten Bretton-Woods-Systems als Machtmittel zur Umsetzung von US-Interessen gegründet worden. Ein Analyst der russischen Nachrichtenagentur TASS hat am Beispiel ihrer letzten Tagungen gezeigt, wie sie im aktuellen Konflikt gegen Russland und andere Länder, die die USA zu Feinden erklärt haben, eingesetzt werden. Ich habe die Analyse der TASS übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Die Finanzfront der hybriden Kriegsführung: Wie die Jahrestagungen von IWF und Weltbank verlaufen sind
Es ist zu einer gängigen journalistischen Formulierung geworden, dass der kollektive Westen einen hybriden Krieg an allen – von der politischen und militär-technischen bis hin zur wirtschaftlichen und medialen – Fronten gegen Russland führt. Das ist natürlich eine Metapher: Wahrscheinlich können nicht einmal Experten sagen, was beispielsweise die Finanzfront wirklich ist. Aber ich habe die jüngsten Jahrestagungen der Führungsgremien von IWF und Weltbank in Washington gelesen und gehört, und die Berichte kommen mir wie Kriegsberichte vor, nicht im übertragenen Sinne, sondern im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Doyen unter Belagerung
Die Sitzungen des Internationalen Währungs- und Finanzausschusses und des Entwicklungsausschusses des IWF und der Weltbank finden auf der Ebene der Finanzminister und Zentralbankgouverneure der Mitgliedsländer der beiden Organisationen statt. Aber dieses Mal, so erzählte mir Alexej Mozhin, der Exekutivdirektor des IWF für Russland und mein alter guter Freund, konnten die wichtigsten Teilnehmer aus Moskau nicht kommen. Die Amerikaner haben keinem der Mitglieder der russischen Delegation ein Einreisevisum erteilt, mit Ausnahme – wie zum Hohn – eines einzigen einfachen Spezialisten.
Infolgedessen konnte der russische Finanzminister Anton Siluanow bei der IWF-Tagung nur virtuell erscheinen und ein anderes wichtiges Treffen – mit seinen Amtskollegen der G-20 der weltweit führenden Volkswirtschaften – musste er gänzlich auslassen. Es war für mitten in der Nacht Moskauer Zeit, von 1:30 bis 5:30 Uhr angesetzt.
In Ermangelung einer Führungspersönlichkeit wurde Mozhin selbst damit beauftragt, Russland beim Arbeitsessen der G20-Minister zu vertreten. In einer mit Moskau abgestimmten Rede betonte er, dass sich der Zustand und die Aussichten der Weltwirtschaft „rapide verschlechtern“, dass das „Risiko einer globalen Rezession“ wachse und sie „eine der Hauptursachen für all die Auswirkungen der einseitigen westlichen Sanktionen gegen Russland“ seien. Er warnte weiter, dass „Versuche, eine Preisobergrenze für russisches Öl und andere Energieträger einzuführen, nur Öl ins Feuer gießen würde. Unsere Position ist ganz klar: Wir werden dem ‚Käuferkartell‘ kein Öl zu diktierten Preisen verkaufen“, betonte der russische Direktor. „Notfalls werden die Erdölexporte reduziert.“
Lassen Sie mich gleich zu Beginn erklären, dass Mozhin eine bekannte und maßgebliche Person in den Bretton-Woods-Institutionen ist. Seit 1996 vertritt er Russland im IWF-Direktorium, seit 2014 ist er dort ein Doyen, also ein Senior nach Dienstalter, eine Art „Erster unter Gleichen.“ Zwar versuchten die „Hauptaktionäre“ des Fonds – die USA und ihre westeuropäischen „Freunde und Partner“ – in der gegenwärtigen Konfrontation mit Moskau, ihm im Frühjahr diesen ehrenvollen und einflussreichen Status zu entziehen, aber sie hatten keinen Erfolg; nicht-westliche Direktoren setzten sich für ihn ein und seine Ausübung der Aufgaben eines Doyen gilt nur als vorübergehend ausgesetzt.
Dennoch musste der russische Direktor unsere Positionen beim G20-Abendessen unter äußers...