Man muß die unübersetzten Sanskrit-Ausdrücke und Eigennamen nicht verstehen, da würde man nur den "Philosophen" gleichen, gegen die sich diese Streitschrift beständig wendet. Das Lankavatara-Sutra ist in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung entstanden. Bodhidharma, der als der Begründer des Zen gilt, so wie wir es kennen, hat es von Indien nach China gebracht. Man nannte die ersten Zen-Praktizierenden auch "Lankavataras". Diese Lehrschrift in dichterischer Form ist in der Nachfolge des großen Zen-Philosophen Nagarjuna aus dem zweiten Jahrhundert, der mit seinem japanischen Namen Ryuju einer der Patriarchen des Zen ist. Nagarjuna ist der "Philosoph der Leere", derjenige, der diesen Begriff geprägt und definiert hat wie kein anderer. Wesentliches Merkmal ist der Dreischritt von "utpada" (Auftauchen), "stithi" (Verweilen) und "nirodha" (Verschwinden) aller Erscheinungen und somit deren Nicht-Vorhandensein in einer beständigen Existenz. Das Lankavatara-Sutra wendet sich gegen alle, vor allem nihilistischen Philosophien, die sich darum herumspinnen und verweist auf die unmittelbare Erkenntnis – auf genau das, was die chinesischen Zen-Meister in der Folge auf einen Schrei, auf einen Stoß, auf das Umstossen aller gewohnten Denkformen komprimierten.
Die hier verwendete Übersetzung aus dem Sanskrit stammt von Karl-Heinz Golzio, O.W. Barth Verlag 1995
Das Lankavatarasutra hat 10 Kapitel, die sich in der deutschen Ausgabe auf 361 Seiten summieren. Ich habe sie in Teilen aufgenommen, um die Hör-Zeit in leicht konsumierbare Abschnitte zu teilen. Man sollte sie natürlich in der richtigen Reihenfolge hören und auf sich wirken lassen.
Obwohl ich meine, dass sich der Inhalt auch so erschließt, hier ein paar wichtige Begriffe:
Arhat - ein Mensch, der sich religiös verwirklicht ohne sich auch um andere Menschen zu kümmern
Bodhisattva - ein Mensch, der seine Erleuchtung auch mit anderen zu teilen gewillt ist
Dharma - die absolute Wahrheit und gleichzeitig alle Erscheinungsformen
Mahasattva - ehrender Beiname eines Bodhisattvas
Manas - denkendes Ich-Bewußtsein
Manovijnana - die durch das Denken hervorgerufenen Vorstellungen
Prajna - Weisheit, Wissen der absoluten Wahrheit
Pratyekabuddha - ein Buddha, der ähnlich wie Arhats seine Erkenntnis für sich behält und nicht teilt
Sravaka - Synonym für Nicht-Mahayana-Anhänger, für Theravadins
Tathagata - der "So-Gegangene" ohne Kommen und Gehen, Buddha
Vijnana - auf die sichtbare Welt bezogenes Wissen
Alayavijnana - zeitloses Speicherbewußtsein aus dem Vijnanas kommen und das von diesen genährt wird
Mein bürgerlicher Name ist Paul, mein Dharmaname ist Ho-Gen. Er wurde mit von meinem Zen-Lehrer Eido Roshi verliehen und hat eine besondere Bedeutung für mich. Aber das ist eine andere Geschichte ...