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Gnade mit euch und Friede, von Gott dem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn!
Hört mir zu, ihr, die Gott liebt: Worte aus dem 1. Petrusbrief in der Bibel, aus dem 5. Kapitel...Seid alle freundlich zueinander. Und seid bescheiden. Denn in der Bibel steht: Gott stellt sich gegen die Stolzen. Aber den Bescheidenen schenkt er seine Gnade.Deshalb: Seid bescheiden und ordnet euch Gott unter. Das heißt: Überlasst Gott eure Sorgen. Werft sie ihm hin. Er sorgt ja für euch. Zur richtigen Zeit richtet er euch auf.Bleibt klar im Kopf. Passt gut auf! Der Teufel, euer Feind, ist wie ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann.Leistet ihm Widerstand. Bleibt fest im Glauben. Denkt daran: Andere Christ:innen in der Welt leiden genauso.Gott schenkt alle Gnade. Er hat euch durch Christus gerufen. Ihr sollt zu seiner wunderbaren neuen Welt gehören. Die hört nie wieder auf. Jetzt leidet ihr eine kurze Zeit. Gott selbst richtet euch wieder auf. Er macht euch stark. Er gibt euch Kraft. Er stellt euch auf festen Grund.Gott hat alle Macht – immer und ohne Ende.Amen.(1. Petrus 5,5b-11; von mir in einfache Sprache übertragen)Wenn ein Löwe und eine Tigerin ein Kind bekommen, ist das ein "Liger". Andersherum heißt es "Töwe". "Wissen das die Welt nicht braucht", Folge 381. Habe ich zumindest gestern gelernt.
Töwe. Und Liger.
Irgendwie klingt das niedlich, finde ich. Und ich stelle mir so kleine flauschige Ligerkätzchen vor in der Wilhelma. Alle drängen sich vor dem Töwengehege, um die niedlichen kleinen Dinger zu sehen. Und zu fotografieren natürlich. "Sind die süß", rufen alle. Am liebsten möchte man sie nach Hause nehmen. Und auf dem Wohnzimmerteppich mit ihnen spielen.
Einen ausgewachsenen Löwen möchte niemand im Wohnzimmer. Auch wenn die Haare noch so schön zottelig aussehen -- so richtig zum wuscheln. Wenn du ihn brüllen hörst, dann weißt du, was die Stunde geschlagen hat. Nichts mit Wuscheln! Rette sich, wer kann.
Im alten Orient, wo der Petrusbrief geschrieben wurde, kennt man die Löwen. Und fürchtet sie. Als gefährliche Einzelgänger, die hungrig nach Beute suchen. Wer ihnen zu nahe kommt, fällt ihnen zum Opfer. Ganze Dörfer machen sich auf zur Jagd, wenn ein Löwe die Gegend bedroht. Man braucht eine große Überzahl, um das Raubtier zu besiegen. Oft genug sind nicht alle von der Jagd nach Hause gekommen. Und im Kolosseum, dem großen Stadion in Rom, lässt man zur Belustigung der Menschen hungrige Löwen auf wehrlose Gefangene los: ein schauriges Schauspiel, und trotzdem sehen alle hin. Sensationslüstern.
Niemand will selbst einem Löwen begegnen.
"Passt gut auf", schreibt Petrus.
"Der Teufel, euer Feind, ist wie ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann."
"Glaubst du denn an den Teufel?", höre ich euch fragen. Nicht laut, aber leise vielleicht. Ich kann euch denken hören.
"Glaubst du an den Teufel?" Das ist die völlig falsche Frage. Haben wir doch heute schon unseren Glauben miteinander bekannt. Ich glaube an Gott, den Vater. Ich glaube an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn -- als Mensch gekommen, für uns gestorben und von Gott zu neuem Leben auferweckt. Ich glaube an den Heiligen Geist, Gott in uns, der Gemeinschaft schafft und uns auch neues Leben gibt.
"Glauben an", das hat doch eine ganz bestimmte Bedeutung. "Ich glaube an..." heißt: "Ich lebe aus dem Grundvertrauen auf...". Natürlich glaube ich nicht an den Teufel.
"Glaubst du, das es den Teufel gibt?", fragst du also. Um es kurz zu machen: Wenn du damit eine seltsame Gestalt mit Hörnern und Dreizack und spitzem Schwanz in rotem Gewand meinst, der gerne Feuer legt und nach Schwefel stinkt: Nein. Den kann ich hier nirgends wahrnehmen. Ich glaube aber gar nicht, dass das so persönlich gemeint ist. Dass "das Böse" nämlich die Welt mächtig im Griff hat und gewaltigen Schaden anrichtet, das sieht doch jeder, der bereit ist die Augen aufzumachen. Das ist doch keine Glaubensfrage, sondern schlicht und einfach die Realität: "Unterschätzt nicht die Macht des Bösen!", höre ich Petrus sagen. "Gefährlich wie ein hungriger Löwe auf der Suche nach Beute. Wer nicht aufpasst, verliert sein Leben!"
Nein, das Böse ist nicht flauschig-niedlich. Das erlebt man viel zu oft in dieser Welt und nicht nur in schaurigen Geschichten aus der Ferne. "Diabolos", so heißt der "Teufel" ursprünglich auf Griechisch, ist wörtlich der "Durcheinanderbringer". Der "Durcheinanderwerfer" sogar.
Stell dir ein Puzzle vor, an dem du fleißig gearbeitet hast. 5.000 Teile, komplizierter Zuschnitt. Allein die Blautöne für den Himmel im Hintergrund! Stunden hast du damit zugebracht. Jetzt bist du fast fertig. Nur eine Handvoll Teile ist noch übrig. Da kommt einer und fegt dein ganzes Werk vom Tisch. Das schöne Kunstwerk liegt am Boden -- in tausend, nein, in 5.000 Teilen! Und während du entsetzt aufschreist und am Boden kniest und versuchst zu retten, was zu retten ist, zu ordnen, zu sortieren, wiederherzustellen, da kommt er wieder und tritt mitten hinein.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Wo das Böse herrscht, wird Gottes schöne Welt zum Scherbenhaufen. Wo Menschen gut miteinander leben könnten, wo Harmonie und Frieden herrschen könnten in den Beziehungen, ist nur noch Chaos und Hass und Zerstörung. Ein Trümmerfeld. Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Wo das Böse regiert, bleibt am Ende nur Zerstörung.
Ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann.
"Leistet ihm Widerstand!", sagt Petrus. Der hat gut reden! Wie soll das denn gehen?
Jeder kann Faxen machen vor dem Löwenkäfig. Im Raubtierhaus in der Wilhelma klopfen manche übermütig an die Scheiben.
Aber: Wehe dem, den keine schützende Scheibe, kein Gitter, von der Macht des Bösen trennt!
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Vor einer Woche hat meine Kollegin Annette Behnken über ihn geredet, spät Abends, im "Wort zum Sonntag". Sie hat den Diabolos hier in unserer Welt verortet, hat Hass und Häme im Internet und anderswo, Fake News und Rassismus, Sexismus und all die anderen "-ismen", die "Vergiftung der Seelen", klar beim Namen benannt. Ein paar ihrer Sätze haben es in rechte Medien geschafft. Sensationslüsterne Hetzseiten wie NIUS haben ihre Aussagen aus dem Kontext gerissen. Eine unglaubliche Welle des Hasses ergoss sich in den Kommentarspalten des Internets über sie. Wer sich auf ihre Seite stellte, wurde sozusagen gleich "mit verhaftet". Mich hat es auch ein wenig erwischt. Als "Terrorist" bin ich diese Woche schon bezeichnet worden, als "Mörder" und als "Antichrist", als "Sargnagel der Kirche", der die Austritte noch befeuert und noch feiert, wenn evangelische Kirchen in Moscheen umgewandelt werden.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Ich bin da noch harmlos davon gekommen. Wenn Petrus daran erinnert, dass Christ:innen anderswo genauso leiden, weiß ich, dass es vielen davon unendlich viel schlimmer ergeht als mir, der ich ein paar wüste Kommentare im Internet melden musste.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Ist das die Welt, die wir Nola und Lilo, die wir unseren Kindern zumuten wollen?
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Was tun wir eigentlich, wenn das Böse entfesselt scheint?
"Gott hat euch durch Christus gerufen", schreibt Petrus. "Gott schenkt euch alle Gnade". "Widerstand leisten" heißt für ihn nämlich "bleibt fest im Glauben". Also "vertraut unbeirrbar auf Gott".
Denn, schaut, auch angesichts der Gewalt des Bösen glauben wir ja immer noch nicht an den Teufel. Wir glauben an Gott, der sich uns in Liebe zuwendet. Wir glauben an Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist. Gott hat sich hineinbegeben mitten in dieses Chaos, das das Böse anrichtet in seiner Schöpfung, seiner Welt. Gott hat es auf sich selbst genommen. Am Kreuz hat er in Christus all die Trümmer getragen. Er hat sich selbst zertrümmern lassen. Als Christus stirbt, am Kreuz, da findet Gott sich in den grausamsten Konsequenzen des Bösen mitten drin. Er zeigt uns: Es gibt keinen Raum, keinen Ort, keinen Zustand, in dem ich euch allein lasse. Ich bin da, angesichts der größten Finsternis. Es gibt keinen gottlosen Ort im Universum! Durch Christus hat Gott überall Einzug gehalten. Und dann hat er alles verwandelt. Denn Christus ist auferstanden. Wir sehen: Das Böse gewinnt nicht! Im Gegenteil: Es ist schon besiegt. Es ist schon gerichtet. Gott hat schon begonnen, alles neu zu machen. In Christus, so schreibt uns Paulus, hat er die kaputte, durcheinandergebrachte Welt mit sich versöhnt. In Christus schenkt er uns Zukunft. Am Ende wird er alles in allem sein. Kein Platz mehr für das Böse. Ich nehme die Jahreslosung des kommenden Jahres vorweg: "Siehe, ich mache alles neu."
Wenn also der Löwe brüllt... Wenn ich dem Bösen ins Angesicht schaue, und sei es nur auf dem Bildschirm, im Internet... Wenn mich die Angst packen will und mir die Knie weich werden, wenn sich mein Magen umdrehen will und die Panik mir kalte Schauer über den Rücken jagt -- dann mache ich, was Petrus mir rät. Ich kann nicht die Welt retten. Muss ich auch nicht. Ich werfe es Gott hin. Ich überlasse es ihm. "Er wird's wohl machen." Im Angesicht von Chaos und Hass schaue ich auf Christus, auf Gottes ausgestreckte Hand zu mir. Ich höre auf sein Versprechen, schon in der Taufe. Ich sehe auf das Kreuz, auf die Auferstehung, wo Hölle, Tod und Teufel besiegt sind. Ich beginne, seine Zukunft zu ahnen. Meine Zukunft. Unauslöschliches, unbegrenztes Leben, das kein Böses je zerstören kann.
"Radikale Hoffnung" nennt Annette Behnken das. Ich kann ihr nur zustimmen. Wir haben Hoffnung. Wir haben diese Hoffnung.
"Radikale Hoffnung", das darf nicht nur ein Hashtag bleiben--ein Schlagwort ohne Inhalt. Es darf mein Leben verändern. "Jetzt leidet ihr eine kurze Zeit", schreibt Petrus. Aber wer radikal auf Gott hofft, der erlebt das, wenn der Löwe brüllt:
Gott selbst richtet euch wieder auf.Er macht euch stark.Er gibt euch Kraft.Er stellt euch auf festen Grund.Vier Sätze. Als hätte einer nicht gereicht. Bam. Bam. Bam. Bam. Als wolle er es einhämmern, unauslöschlich, in mein zaghaftes Hirn: Bam. Bam. Bam. Bam. Wir haben Hoffnung.
"Gott selbst richtet euch wieder auf." Wenn ihr gefallen seid, hebt er euch hoch. Er lässt euch nicht am Boden liegen.
"Er macht euch stark." Er gibt euch Mut. Ihr könnt wieder weitergehen.
"Er gibt euch Kraft." Ihr haltet aus, was schwer ist. Ihr bleibt nicht schwach.
"Er stellt euch auf festen Grund." Er gibt euch sicheren Halt. Ihr wackelt nicht hin und her.
Das Böse kann euch nicht aus den Latschen hauen. Der Löwe kann euch nicht fressen. Wo ihr ihn hört, denkt ihr: "Gut gebrüllt, Löwe. Aber ich höre nicht auf dich."
Ihr habt Hoffnung. Wir haben Hoffnung.
Das Böse wird nie ein niedliches Kuscheltier sein. Aber es wird eines Tages gar nicht mehr sein. Was uns durch Christus blüht, was Gott uns verspricht, ist herrliches, echtes Leben dagegen.
Haltet euch daran fest: "Gott hat alle Macht – immer und ohne Ende."Amen.
By Christoph FischerGnade mit euch und Friede, von Gott dem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn!
Hört mir zu, ihr, die Gott liebt: Worte aus dem 1. Petrusbrief in der Bibel, aus dem 5. Kapitel...Seid alle freundlich zueinander. Und seid bescheiden. Denn in der Bibel steht: Gott stellt sich gegen die Stolzen. Aber den Bescheidenen schenkt er seine Gnade.Deshalb: Seid bescheiden und ordnet euch Gott unter. Das heißt: Überlasst Gott eure Sorgen. Werft sie ihm hin. Er sorgt ja für euch. Zur richtigen Zeit richtet er euch auf.Bleibt klar im Kopf. Passt gut auf! Der Teufel, euer Feind, ist wie ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann.Leistet ihm Widerstand. Bleibt fest im Glauben. Denkt daran: Andere Christ:innen in der Welt leiden genauso.Gott schenkt alle Gnade. Er hat euch durch Christus gerufen. Ihr sollt zu seiner wunderbaren neuen Welt gehören. Die hört nie wieder auf. Jetzt leidet ihr eine kurze Zeit. Gott selbst richtet euch wieder auf. Er macht euch stark. Er gibt euch Kraft. Er stellt euch auf festen Grund.Gott hat alle Macht – immer und ohne Ende.Amen.(1. Petrus 5,5b-11; von mir in einfache Sprache übertragen)Wenn ein Löwe und eine Tigerin ein Kind bekommen, ist das ein "Liger". Andersherum heißt es "Töwe". "Wissen das die Welt nicht braucht", Folge 381. Habe ich zumindest gestern gelernt.
Töwe. Und Liger.
Irgendwie klingt das niedlich, finde ich. Und ich stelle mir so kleine flauschige Ligerkätzchen vor in der Wilhelma. Alle drängen sich vor dem Töwengehege, um die niedlichen kleinen Dinger zu sehen. Und zu fotografieren natürlich. "Sind die süß", rufen alle. Am liebsten möchte man sie nach Hause nehmen. Und auf dem Wohnzimmerteppich mit ihnen spielen.
Einen ausgewachsenen Löwen möchte niemand im Wohnzimmer. Auch wenn die Haare noch so schön zottelig aussehen -- so richtig zum wuscheln. Wenn du ihn brüllen hörst, dann weißt du, was die Stunde geschlagen hat. Nichts mit Wuscheln! Rette sich, wer kann.
Im alten Orient, wo der Petrusbrief geschrieben wurde, kennt man die Löwen. Und fürchtet sie. Als gefährliche Einzelgänger, die hungrig nach Beute suchen. Wer ihnen zu nahe kommt, fällt ihnen zum Opfer. Ganze Dörfer machen sich auf zur Jagd, wenn ein Löwe die Gegend bedroht. Man braucht eine große Überzahl, um das Raubtier zu besiegen. Oft genug sind nicht alle von der Jagd nach Hause gekommen. Und im Kolosseum, dem großen Stadion in Rom, lässt man zur Belustigung der Menschen hungrige Löwen auf wehrlose Gefangene los: ein schauriges Schauspiel, und trotzdem sehen alle hin. Sensationslüstern.
Niemand will selbst einem Löwen begegnen.
"Passt gut auf", schreibt Petrus.
"Der Teufel, euer Feind, ist wie ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann."
"Glaubst du denn an den Teufel?", höre ich euch fragen. Nicht laut, aber leise vielleicht. Ich kann euch denken hören.
"Glaubst du an den Teufel?" Das ist die völlig falsche Frage. Haben wir doch heute schon unseren Glauben miteinander bekannt. Ich glaube an Gott, den Vater. Ich glaube an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn -- als Mensch gekommen, für uns gestorben und von Gott zu neuem Leben auferweckt. Ich glaube an den Heiligen Geist, Gott in uns, der Gemeinschaft schafft und uns auch neues Leben gibt.
"Glauben an", das hat doch eine ganz bestimmte Bedeutung. "Ich glaube an..." heißt: "Ich lebe aus dem Grundvertrauen auf...". Natürlich glaube ich nicht an den Teufel.
"Glaubst du, das es den Teufel gibt?", fragst du also. Um es kurz zu machen: Wenn du damit eine seltsame Gestalt mit Hörnern und Dreizack und spitzem Schwanz in rotem Gewand meinst, der gerne Feuer legt und nach Schwefel stinkt: Nein. Den kann ich hier nirgends wahrnehmen. Ich glaube aber gar nicht, dass das so persönlich gemeint ist. Dass "das Böse" nämlich die Welt mächtig im Griff hat und gewaltigen Schaden anrichtet, das sieht doch jeder, der bereit ist die Augen aufzumachen. Das ist doch keine Glaubensfrage, sondern schlicht und einfach die Realität: "Unterschätzt nicht die Macht des Bösen!", höre ich Petrus sagen. "Gefährlich wie ein hungriger Löwe auf der Suche nach Beute. Wer nicht aufpasst, verliert sein Leben!"
Nein, das Böse ist nicht flauschig-niedlich. Das erlebt man viel zu oft in dieser Welt und nicht nur in schaurigen Geschichten aus der Ferne. "Diabolos", so heißt der "Teufel" ursprünglich auf Griechisch, ist wörtlich der "Durcheinanderbringer". Der "Durcheinanderwerfer" sogar.
Stell dir ein Puzzle vor, an dem du fleißig gearbeitet hast. 5.000 Teile, komplizierter Zuschnitt. Allein die Blautöne für den Himmel im Hintergrund! Stunden hast du damit zugebracht. Jetzt bist du fast fertig. Nur eine Handvoll Teile ist noch übrig. Da kommt einer und fegt dein ganzes Werk vom Tisch. Das schöne Kunstwerk liegt am Boden -- in tausend, nein, in 5.000 Teilen! Und während du entsetzt aufschreist und am Boden kniest und versuchst zu retten, was zu retten ist, zu ordnen, zu sortieren, wiederherzustellen, da kommt er wieder und tritt mitten hinein.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Wo das Böse herrscht, wird Gottes schöne Welt zum Scherbenhaufen. Wo Menschen gut miteinander leben könnten, wo Harmonie und Frieden herrschen könnten in den Beziehungen, ist nur noch Chaos und Hass und Zerstörung. Ein Trümmerfeld. Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Wo das Böse regiert, bleibt am Ende nur Zerstörung.
Ein brüllender Löwe. Er streift umher. Er sucht ein Opfer, das er auffressen kann.
"Leistet ihm Widerstand!", sagt Petrus. Der hat gut reden! Wie soll das denn gehen?
Jeder kann Faxen machen vor dem Löwenkäfig. Im Raubtierhaus in der Wilhelma klopfen manche übermütig an die Scheiben.
Aber: Wehe dem, den keine schützende Scheibe, kein Gitter, von der Macht des Bösen trennt!
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Vor einer Woche hat meine Kollegin Annette Behnken über ihn geredet, spät Abends, im "Wort zum Sonntag". Sie hat den Diabolos hier in unserer Welt verortet, hat Hass und Häme im Internet und anderswo, Fake News und Rassismus, Sexismus und all die anderen "-ismen", die "Vergiftung der Seelen", klar beim Namen benannt. Ein paar ihrer Sätze haben es in rechte Medien geschafft. Sensationslüsterne Hetzseiten wie NIUS haben ihre Aussagen aus dem Kontext gerissen. Eine unglaubliche Welle des Hasses ergoss sich in den Kommentarspalten des Internets über sie. Wer sich auf ihre Seite stellte, wurde sozusagen gleich "mit verhaftet". Mich hat es auch ein wenig erwischt. Als "Terrorist" bin ich diese Woche schon bezeichnet worden, als "Mörder" und als "Antichrist", als "Sargnagel der Kirche", der die Austritte noch befeuert und noch feiert, wenn evangelische Kirchen in Moscheen umgewandelt werden.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Ich bin da noch harmlos davon gekommen. Wenn Petrus daran erinnert, dass Christ:innen anderswo genauso leiden, weiß ich, dass es vielen davon unendlich viel schlimmer ergeht als mir, der ich ein paar wüste Kommentare im Internet melden musste.
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Ist das die Welt, die wir Nola und Lilo, die wir unseren Kindern zumuten wollen?
Diabolos. Der Durcheinanderbringer.
Was tun wir eigentlich, wenn das Böse entfesselt scheint?
"Gott hat euch durch Christus gerufen", schreibt Petrus. "Gott schenkt euch alle Gnade". "Widerstand leisten" heißt für ihn nämlich "bleibt fest im Glauben". Also "vertraut unbeirrbar auf Gott".
Denn, schaut, auch angesichts der Gewalt des Bösen glauben wir ja immer noch nicht an den Teufel. Wir glauben an Gott, der sich uns in Liebe zuwendet. Wir glauben an Jesus Christus, in dem Gott Mensch geworden ist. Gott hat sich hineinbegeben mitten in dieses Chaos, das das Böse anrichtet in seiner Schöpfung, seiner Welt. Gott hat es auf sich selbst genommen. Am Kreuz hat er in Christus all die Trümmer getragen. Er hat sich selbst zertrümmern lassen. Als Christus stirbt, am Kreuz, da findet Gott sich in den grausamsten Konsequenzen des Bösen mitten drin. Er zeigt uns: Es gibt keinen Raum, keinen Ort, keinen Zustand, in dem ich euch allein lasse. Ich bin da, angesichts der größten Finsternis. Es gibt keinen gottlosen Ort im Universum! Durch Christus hat Gott überall Einzug gehalten. Und dann hat er alles verwandelt. Denn Christus ist auferstanden. Wir sehen: Das Böse gewinnt nicht! Im Gegenteil: Es ist schon besiegt. Es ist schon gerichtet. Gott hat schon begonnen, alles neu zu machen. In Christus, so schreibt uns Paulus, hat er die kaputte, durcheinandergebrachte Welt mit sich versöhnt. In Christus schenkt er uns Zukunft. Am Ende wird er alles in allem sein. Kein Platz mehr für das Böse. Ich nehme die Jahreslosung des kommenden Jahres vorweg: "Siehe, ich mache alles neu."
Wenn also der Löwe brüllt... Wenn ich dem Bösen ins Angesicht schaue, und sei es nur auf dem Bildschirm, im Internet... Wenn mich die Angst packen will und mir die Knie weich werden, wenn sich mein Magen umdrehen will und die Panik mir kalte Schauer über den Rücken jagt -- dann mache ich, was Petrus mir rät. Ich kann nicht die Welt retten. Muss ich auch nicht. Ich werfe es Gott hin. Ich überlasse es ihm. "Er wird's wohl machen." Im Angesicht von Chaos und Hass schaue ich auf Christus, auf Gottes ausgestreckte Hand zu mir. Ich höre auf sein Versprechen, schon in der Taufe. Ich sehe auf das Kreuz, auf die Auferstehung, wo Hölle, Tod und Teufel besiegt sind. Ich beginne, seine Zukunft zu ahnen. Meine Zukunft. Unauslöschliches, unbegrenztes Leben, das kein Böses je zerstören kann.
"Radikale Hoffnung" nennt Annette Behnken das. Ich kann ihr nur zustimmen. Wir haben Hoffnung. Wir haben diese Hoffnung.
"Radikale Hoffnung", das darf nicht nur ein Hashtag bleiben--ein Schlagwort ohne Inhalt. Es darf mein Leben verändern. "Jetzt leidet ihr eine kurze Zeit", schreibt Petrus. Aber wer radikal auf Gott hofft, der erlebt das, wenn der Löwe brüllt:
Gott selbst richtet euch wieder auf.Er macht euch stark.Er gibt euch Kraft.Er stellt euch auf festen Grund.Vier Sätze. Als hätte einer nicht gereicht. Bam. Bam. Bam. Bam. Als wolle er es einhämmern, unauslöschlich, in mein zaghaftes Hirn: Bam. Bam. Bam. Bam. Wir haben Hoffnung.
"Gott selbst richtet euch wieder auf." Wenn ihr gefallen seid, hebt er euch hoch. Er lässt euch nicht am Boden liegen.
"Er macht euch stark." Er gibt euch Mut. Ihr könnt wieder weitergehen.
"Er gibt euch Kraft." Ihr haltet aus, was schwer ist. Ihr bleibt nicht schwach.
"Er stellt euch auf festen Grund." Er gibt euch sicheren Halt. Ihr wackelt nicht hin und her.
Das Böse kann euch nicht aus den Latschen hauen. Der Löwe kann euch nicht fressen. Wo ihr ihn hört, denkt ihr: "Gut gebrüllt, Löwe. Aber ich höre nicht auf dich."
Ihr habt Hoffnung. Wir haben Hoffnung.
Das Böse wird nie ein niedliches Kuscheltier sein. Aber es wird eines Tages gar nicht mehr sein. Was uns durch Christus blüht, was Gott uns verspricht, ist herrliches, echtes Leben dagegen.
Haltet euch daran fest: "Gott hat alle Macht – immer und ohne Ende."Amen.
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