Ziel
Seit 2007 haben erwachsene wie pädiatrische Palliativpatienten in Deutschland einen Anspruch auf Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV). Zur Effektivität dieser Versorgung sind jedoch bisher nur wenige Daten vorhanden. Wir untersuchten diese anhand von zwei der ersten SAPV-Teams in Deutschland für Erwachsene und Kinder am Klinikum der Universität München. Die Ergebnisse dieser beiden Erhebungen werden in der vorliegenden Arbeit vergleichend gegenübergestellt.
Methoden
Es wurden alle während des Untersuchungszeitraums durch eines der beiden Teams behandelten Patienten und ihre Angehörigen bzw. Eltern in die prospektive Studie aufgenommen, die selbst oder deren Vertreter der Teilnahme zugestimmt hatten und deren sprachliche und intellektuelle Fähigkeiten ausreichend waren. Mittels zweier eigens entwickelter Fragebögen vor und während der Versorgung wurde der Einfluss der SAPV auf die Symptomkontrolle und Lebensqualität der Patienten sowie die psychische Befindlichkeit der Angehörigen, ihre Belastung durch die Pflege und ihre Lebensqualität untersucht. Demographische Daten, Angaben zu den Grunderkrankungen und zur Dauer der SAPV wurden durch Analyse der Patientendokumentation erhoben.
Ergebnisse
Von April 2011 bis Juni 2012 wurden 100 erwachsene und 43 pädiatrische Patienten behandelt, davon wurden 60 erwachsene (Median 67.5 J., 55 % männlich) mit überwiegend onkologischen Erkrankungen (87%) bzw. 40 pädiatrische Patienten (Median 6 J., 57% männlich) mit hauptsächlich nicht-onkologischen Erkrankungen (75%) in die Studie eingeschlossen. Die mediane Betreuungsdauer betrug 4.3 Wochen bei den Erwachsenen und 11.8 Wochen bei den Kindern (p<0.001). 57/60 erwachsene und 18/40 pädiatrische Patienten verstarben bis zum Ende der Datenerhebung (p<0.001), 75% bzw. 90% von ihnen zu Hause. Die Anzahl der direkt von der Krankheit des Patienten betroffenen Personen war bei den Kindern deutlich größer (p<0.001), Die Lebensqualität der erwachsenen Patienten (McGill Quality of Life Questionnaire, MQOL, p<0.05) und der Kinder (Fremdeinschätzung durch die Eltern, p<0.05), der pflegenden Angehörigen (Quality of Life in Life-Threatening Illness – Family Carer Version, QOLLTI-F, p<0.001) sowie der Eltern (QOLLTI-F, p<0.001) erhöhten sich signifikant während der SAPV. Die Qualität der Palliativbetreuung der Patienten konnte signifikant verbessert (Palliative Outcome Scale, POS, p<0.001) und die Belastung der Angehörigen signifikant verringert werden (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS, p<0.001; Häusliche Pflegeskala, HPS, p<0.001).
Fazit
Das Ergebnis zeigt, dass – während sich die Symptomkontrolle und Lebensqualität in beiden Stichproben signifikant verbesserten – gleichzeitig beträchtliche Unterschiede in der SAPV von Erwachsenen und Kindern bestehen. Bei den pädiatrischen Patienten überwogen die nicht-onkologischen Erkrankungen, die mediane Betreuungs- und Lebensdauer war länger, und die Anzahl der direkt von der Krankheit des Patienten betroffenen Personen war größer.