Ein Standpunkt von Stefan Korinth.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) und die russische Sberbank haben im Juli 2021 zum dritten Mal in Folge die jährliche Übung Cyber Polygon veranstaltet. 200 IT-Teams internationaler Firmen und Institutionen nahmen teil, doch nur wenige von ihnen konnten den simulierten Hackerangriff abwehren. Die Live-Veranstaltung wurde währenddessen von realen Hackern attackiert. Im öffentlichen Teil der Konferenz verzichtete WEF-Gründer Klaus Schwab diesmal auf apokalyptische Ankündigungen – trotzdem verschaffte die Veranstaltung einen Einblick in einige Vorhaben der Architekten der angestrebten digitalen Kontrollwelt.
„Wer glaubt, den Wandel einer freien Gesellschaft zur Totalität aussitzen zu können und dabei sein kleines privates Glück zu bewahren, wird in Kürze in einer bargeldlosen, digitalen Impf- und Klimaschutz-Kontrollwelt aufwachen, die in alle privaten Bereiche vorgedrungen ist.“
Raymond Unger (1)
Cyber Polygon – die laut WEF „weltweit größte technische Trainingsübung für Unternehmensteams“ – geriet zuletzt auf den Schirm der kritischen Öffentlichkeit, nachdem WEF-Gründer Klaus Schwab bei der Eröffnung der Veranstaltung 2020 in dramatischen Worten vor einer großangelegten Cyber-Attacke gewarnt hatte. Gelänge solch ein katastrophaler Hackerangriff auf die kritische Infrastruktur (wie Strom-, Wasser- und Nahrungsversorgung), wäre die gesamte Gesellschaft lahmgelegt. Die Corona-Krise würde dagegen nur wie „eine kleine Störung“ wirken, prophezeite Schwab damals und mahnte einmal mehr einen globalen Neustart – einen „Great Reset“ – an.
Zudem nährte die Ankündigung der Organisatoren, bei Cyber Polygon 2021 einen Angriff auf die digitale Lieferkette von Wirtschaftssektoren zu simulieren, bei Kritikern einen Verdacht: Hier könnte es sich um ein elitäres Planspiel handeln, das genau das vorwegnimmt, was währenddessen oder kurz darauf tatsächlich passieren soll. Hintergrund und Vorbild dieser Befürchtungen unter anderem: Event 201, ein Planspiel des WEF und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, das im Oktober 2019 eine Corona-Pandemie simulierte.
Konzerne und Behörden arbeiten zusammen
Cyber Polygon ist eines von mehreren Projekten, die das WEF in Kooperation mit internationalen Konzernen, aber auch mit vielen staatlichen Einrichtungen zu digitaler Sicherheit von Unternehmen betreibt. Die verschiedenen Initiativen sind seit 2018 in einem Centre for Cybersecurity versammelt. Dabei geht es nicht nur darum, Politiker und Strafverfolgungsbehörden in die Mitverantwortung für die digitale Sicherheit privater Konzerne zu nehmen, sondern Zweck ist auch, zivilen und staatlichen Vertretern die Mantras des Weltwirtschaftsforums permanent einzuimpfen.
Die wichtigste dieser Botschaften, die bei den Cybersicherheits-Projekten des WEF teils explizit, teils implizit ausgesprochen wird, lautet: Hacking sei ein globales Problem, das Staaten aufgrund der allgegenwärtigen Digitalisierung in ihren Grundfesten erschüttern könne. Dieser Gefahr könnten Regierungen und Behörden letztendlich nur begegnen, indem sie gemeinsam mit den Konzernen der Superreichen die digitale Überwachung auf sämtliche Lebensbereiche ausdehnen.
Cyber Polygon und die Sberbank
Bei Cyber Polygon spielt die staatsnahe russische Sberbank eine Hauptrolle. Deren IT-Sicherheitsdienstleister BI.Zone liefert das organisierende Fachpersonal für die Übung und aus den entsprechend aufgepeppten IT-Räumlichkeiten der Bank in Moskau wird der öffentliche Teil der jährlichen Cyber-Polygon-Veranstaltung in die Welt gesendet. Zudem holt Sberbank-Chef Herman Gref, der auch eine wichtige Rolle beim WEF spielt, hochrangige russische Staatsvertreter wie den Ministerpräsidenten Michail Mischustin an Bord der Konferenz.
Die Veranstaltung besteht aus zwei voneinander unabhängigen Elementen: Ein öffentlicher Teil mit Stellungnahmen und Talkrunden zugeschalteter Konzern- und Staatsvertreter.