Der US-Rapper T.I. hat einen Shitstorm ausgelöst, als er davon erzählte,
jedes Jahr mit seiner Tochter zum Frauenarzt zu fahren, um sich von ihm
bestätigen zu lassen, dass sie noch Jungfrau ist. Das hat ziemlich
weite Wellen geschlagen und eine Debatte um Jungfräulichkeit als
Konstrukt ausgelöst. Bei sogenannten Jungfräulichkeitstests handelt es
sich um eine jahrhunderte alte Praxis, die in ihrer Form, wie wir sie
heute kennen, ihre Wurzeln im Kolonialismus und christlicher, weißer
Vorherrschaft hat. Dieses patriarchal-koloniale Bild von Frauen hat
durch Kolonisation und Auswanderung in die USA weite Verbreitung in
unterschiedliche Religionen und Kulturen gefunden. Wenn wir aber über
T.I. sprechen, dann müssen wir dazu sagen, dass diese Praxis und dieses
Bild einer „reinen“ Frau weltweit abgeschafft werden muss und zwar,
indem man auch thematisiert wo es herkommt, um auch diejenigen
anzugreifen, die dieses Bild aufrechterhalten. Wir können nicht
Menschenrechtsverletzungen an queeren Personen, Mädchen und Frauen in
allen Ländern Welt anprangern und von Weißen aber nicht verlangen,
Verantwortung für den Schaden zu übernehmen, den ihre Vorfahren
angerichtet haben. Nur in dem wir koloniale Praktiken auch als solche
benennen, können wir im gemeinsamen, intersektionalen, feministischen
Kampf gegen das Patriarchat auch Betroffene erreichen und mitnehmen. In
Folge sechs unseres Podcasts „Mit freundlichen Grüßen“ spricht Amina
Aziz über die komplexe Kritik am Konzept der Jungfräulichkeit.