Zu Gast in der ersten Folge „Mit Wenn und Aber“ ist die
Schriftstellerin Simone Buchholz. Wir starten mit R&B und hören „It Hurts
So Good“ von Millie Jackson. Es schmerzt so gut? Braucht es denn den Schmerz,
die Spannung und das Mitleid zum Schreiben? Auf jeden Fall, findet Simone
Buchholz. Es gibt gewiss verschiedene Herangehensweisen, um etwas zu Papier zu
bringen, dass es dazu aber musikalische Begleitung braucht, darüber ist sie
sich mit Carsten Brosda einig. Nicht immer passt die gleiche Musik, nicht jede
und jeder kann zu Johnny Cash, Amy Winehouse oder Van Morrison schreiben. Bei
manchen taugt Death Metal vielleicht mehr. Diese individuellen
Verschiedenheiten sind keine widrigen Unstimmigkeiten. Wir müssen lernen, damit
umzugehen, auch, wenn wir Dinge selbst nicht verstehen können. Diese kleinen
Löcher sollten wir nicht stopfen, sondern offen lassen und anerkennen, findet
Simone Buchholz. Aber wie ist es bei offenkundigen gesellschaftlichen
Bruchstellen, bei großflächigen Störungen, wie sie zum Beispiel durch die
Corona-Pandemie entstanden sind? Wie sollte die Politik mit ihnen umgehen?
Sollte sie sie offen benennen oder verlängert sie damit nur den
gesellschaftlichen Frust? Verspielt sie gar das Vertrauen der Bürgerinnen und
Bürger, wenn sie Nähe erzeugt, aber nicht sofort inhaltliche Lösungen für einen
Konflikt liefern kann? Wofür ist die Politik zuständig und wofür nicht? Und
sind wir wirklich die aufgeklärte und offene Gesellschaft, die wir sein wollen?
Simone Buchholz wurde 1972 in Hanau geboren und ist 1996
nach Hamburg gezogen, wegen des Wetters. Für ihre Chastity-Riley-Reihe wurde
sie zweimal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, außerdem mit dem Radio
Bremen Krimipreis, dem Crime Cologne Award und dem Stuttgarter
Wirtschaftskrimipreis. Ihre Romane BLAUE NACHT, BETON ROUGE, MEXIKORING und
HOTEL CARTAGENA erscheinen im Suhrkamp Verlag.
Simone Buchholz wohnt mit Mann und Kind auf St. Pauli.