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Nach Brand Eins bringt auch das ZDF eine Anti-Bargeld Reportage aus Indien | Von Norbert Häring


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Ein Standpunkt von Norbert Häring.
Wenige Tagen nach einer bargeldfeindlichen Reportage des Magazins Brand Eins aus Indien, die von der Gates-Stiftung finanziert wurde, brachte das ZDF-Auslandsjournal auch eine Reportage aus Indien, die einem ganz ähnlichen Strickmuster folgt. Kronzeuge des ZDF ist ein Ökonom, der Vizepräsident eines kräftig von der Gates-Stiftung subventionierten indischen Instituts ist. <1>
Brand Eins hatte, wie berichtet <2>, mobiles Bezahlen mit dem Smartphone statt Barzahlung und die biometrisch-digitale Identitätsdatenbank Aadhaar aller Inder, mit dem Fortschritt in Indien gleichgesetzt. Hauptperson war ein Bügler, der mobiles Bezahlen ganz toll findet, weil er nun kein Problem mit fehlendem Wechselgeld mehr hat. Die biometrische Datenbank Aadhaar, ohne die man in Indien immer weniger tun und kein staatliches Geld mehr bekommen kann, wurde langatmig gelobt. Nur ganz kurz wurde nebenher erwähnt, dass sie datenschutztechnisch hochproblematisch ist.
Die ZDF-Reportage <3> „Indien auf der Überholspur: Erste bargeldlose Volkswirtschaft der Welt?“ hat ein sehr ähnliches Strickmuster. Was Brand Eins der Bügler in Mumbai ist dem ZDF der Straßenbarbier in Delhi, der wie ersterer für Centbeträge seine Dienstleistung auf der Straße verkauft. Auch er freut sich wie ein Schneekönig, wenn er Geld per Smartphone „direkt auf das Konto“ statt Bargeld auf die Hand bekommt.
Wie schon bei Brand Eins gibt es beim ZDF kein einziges Wort dazu, dass die chronische Wechselgeldknappheit, wegen der die Kleingewerbetreibenden so gern auf mobiles Bezahlen wechseln, keine schlechte Eigenschaft des Bargelds ist, sondern vielmehr eine Folge des Tuns von Regierung und Zentralbank, um den Menschen das Bargeld zu verleiden. Seit Regierungschef Modi 2016 überfallartig das meiste Bargeld für ungültig erklärt und damit viele Kleingewerbetreibende in existenzielle Nöte gestürzt hatte, ist die Bargeldknappheit nicht mehr aus der indischen Volkswirtschaft verschwunden.
Damals hatte die Zentralbank Monate verstreichen lassen, bevor sie die ärgste Bargeldknappheit behoben hat. Erklärtes Ziel der ganzen Aktion war die Digitalisierung des Geldverkehrs. Bis heute bringt die Zentralbank zu wenig große Scheine zum Bezahlen mittlerer und größerer Preise in Umlauf und zu wenig kleine Scheine, um die Händler mit ausreichend Wechselgeld zu versorgen. Erklärtes Ziel ist weiterhin, die Leute dazu zu bringen, digital zu bezahlen und zu kassieren.
Kronzeuge ist Gautam Chickemane, der einfach als „Ökonom“ vorgestellt wird. Er ist Vize-Präsident <4> der Observer Research Foundation. Dieses Institut hat seit 2015 mehrere, immer größer werdende Zuschüsse <5> von der Bill and Melinda Gates Stiftung bekommen, zuletzt im Oktober 2021 knapp 2,2 Mio. Dollar. Die Zweckbestimmungen sind vage formuliert.
Er lässt sich zunächst darüber aus, wie rückständig Deutschland in Sachen digitalem Bezahlen sei, gegenüber dem armen Indien. Auch er erwähnt mit keinem Wort die fragwürdige Rolle der Zentralbank dabei, dass der Anteil der Barzahlungen in nur drei Jahren, von 2019 bis 2022 von 70% auf 27% eingebrochen sei.
Der Sprecher berichtet aus Delhi:


„30 Millionen Menschen leben hier. Viele bitterarm, doch in vielem der deutschen Gesellschaft so weit voraus. (…) Transaktionskosten gibt es keine: nicht für den Händler, nicht für den Kunden.
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