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Nahost aus seiner Sicht | Von Jochen Mitschka


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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Wenn man Quellen außerhalb der westlichen Medien sucht, findet man immer wieder Perlen des Journalismus. So zum Beispiel den unabhängigen Journalisten Sam Husseini der unter husseini.substack.com schreibt, und in manchen unabhängigen Internetportalen. In einem Artikel in Counterpunch (1) analysiert er die derzeitige Politik der USA im Nahen Osten und zitiert eingangs Bismarck mit den Worten „Glaube nie etwas in der Politik, bevor es nicht offiziell dementiert wurde."
Daraus schließt er, dass ein Grundsatz politischer Analyse sein muss, dass erklärte Ziele sehr häufig nicht wirklich die tatsächlichen Ziele seien. Und er verweist auf die angeblichen aber nicht vorhandenen Massenvernichtungswaffen im Irak, oder die angeblichen Menschenrechtsbedenken, die zu einer Bombardierung von Jugoslawien, Afghanistan und Libyen durch NATO-Länder führten.
Aber, so stellt er fest, nicht immer sind erklärte Ziele falsch. D.h. es gebe Ausnahmen. Bei dem jüngsten Besuch von US-Präsident Biden in Saudi-Arabien, sei dies in Medien als Versuch dargestellt worden, den US-Verbrauchern, die nie gesehene Kosten für eine Tankfüllung zahlen, Erleichterung zu verschaffen. Was aber wiederum dem widersprach, was Biden dann wirklich sagte. Und er zitiert ihn mit den Worten: „Die Zusagen der Saudis haben nichts mit Energie zu tun. (...) Und es hat mit der nationalen Sicherheit für sie zu tun - für die Israelis. (...) Es hat mit viel größeren Themen zu tun als mit Energie."
Was jedoch in der Betrachtung durch die Medien einfach ignoriert worden sei. Nun habe einmal der seltene Fall existiert, dass ein Politiker wahrheitsgemäß erklärte, dass er sich eher auf geopolitische Ziele konzentriere als auf das Wohl der US-Verbraucher, so sei diese sehr reale Möglichkeit bemerkenswert marginalisiert worden.


Mehdi Hasan habe dann zum Beispiel auf MSNBC erklärt: "Was auch immer wir von diesem Treffen [mit dem saudischen Staatschef MBS] bekommen, vielleicht einen leichten Rückgang der Benzinpreise, ist es das wirklich wert, die Familie von Jamal Khashoggi, die Menschen im Jemen und unsere eigene moralische Autorität und unsere Werte zu verraten?"

Das Ende von Hasans Aussage werfe ein Schlaglicht auf eine bestimmte Form der US-Viktimologie, in der die US-Regierung - die, wie oben erwähnt, ein Land nach dem anderen mit schrecklichen Folgen illegal überfallen habe - als "moralische Autorität" angesehen werde. Biden selbst habe die Irak-Invasion unterstützt und bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen er danach gefragt wurde, jahrelang gelogen.
In der Tat, so der Autor, habe das US-Establishment viele andere Motive für eine enge Zusammenarbeit mit den Saudis: Es wolle Waffen im Wert von Milliarden Dollar verkaufen, worüber Trump fast erfrischend ehrlich war; die Beziehungen der arabischen Staaten zu einem expansiven Israel normalisieren, wie es Biden symbolisiere, indem er direkt von Israel nach Saudi-Arabien fliegt.
Ein offensichtlicher "Vorteil" bestehe darin, dass die Ölgewinne größtenteils zur Finanzierung von Wall Street und Big Tech verwendet werden, was auf Kosten der Finanzierung einer vernünftigen regionalen Entwicklung gehe - das Silicon Valley werde mit saudischem Geld überschwemmt, während in Kairo unzählige Menschen gezwungen sind, auf Friedhöfen zu leben.
Das US-Establishment wolle natürlich auch seine Vormachtstellung in der Region gegenüber Russland und China sichern, stellt Husseini fest. Und seit langem werde argumentiert, dass die Kontrolle - und nicht nur der Zugang - zu Öl aus dem Nahen Osten den USA ein Druckmittel gegenüber Europa verschaffe, was umso wichtiger sei, als die USA versuchen, russisches Öl zu blockieren.
Natürlich könne man auch ein gemeinsames Interesse der USA, von Saudi-Arabien und Israel erkennen, jegliche Entwicklung hin zu unabhängigen Staaten und Bewegungen zu unterdrücken.
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