Fazit der ersten Wochen in Namibia
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Als ich 2020, nachdem ein Nachbar erklärte man könne ja gehen, wenn einem die Maßnahmen der Regierung nicht gefallen, begann, darüber nachzudenken Deutschland zu verlassen, war eigentlich die Planung viel langfristiger angelegt. Über Monate hatte ich recherchiert, Zeitungen von Namibia durchstöbert, mit dort lebenden Ausländern gesprochen und schließlich das Land besucht, um vor Ort die Annahmen zu verifizieren. Als meine Frau dann ihren Job im Krankenhaus verlor, und das sogar ohne Kündigung durch den Arbeitgeber, ging plötzlich alles ganz schnell. Jetzt sind wir ein paar Wochen in Namibia und können ein erstes Zwischenfazit ziehen.
Problemlösungen
Die Probleme, welche bisher in Namibia auftraten, ließen sich rückblickend eigentlich alle lösen. Nicht zuletzt weil jeder, mit dem man sprach, hilfsbereit war, Tipps gab, oder direkt half. Manche Hürden erwiesen sich nachträglich als eigene Dummheit. Ein Beispiel: In Deutschland ist es ein ziemlicher Aufwand, will man Bank-Limits zur Überweisung erhöhen. Man muss persönlich bei der Bank vorsprechen und die Begründung abgeben, dann, mit Glück, wird das Limit erhöht. Und zusätzlich geht das, wie in unserem Fall, noch ein paar Mal schief, d.h. die Limiterhöhung funktionierte nicht.
Als ich in Namibia von unserem brandneuen Bankkonto eine erste Überweisung machen wollte, war das auch nicht möglich. Allerdings lernte ich dann bei der Reklamation in der Bank, dass man die Limits für verschiedene Bankaktionen selbst im Online-Banking unter den Einstellungen bestimmen kann. Und nebenbei nahm ich dann auch gleich eine Bankkarte mit Visa-Funktionen mit.
Man kann sagen, dass bisher in Namibia alle Probleme mit einem freundlichen Lächeln und einer netten Bitte, und ohne die oft erwähnte Korruption, gelöst wurden. Eine Erfahrung, die wir leider in Deutschland so nicht gemacht hatten. Wer hier ein Problem nicht lösen konnte, verwies einen an einen Kollegen, Freund oder Bekannten, der es vielleicht konnte, der dann wieder an einen weiteren, bis jemand half das Problem zu lösen. Ein einziges Mal hatten wir einen mürrischen Gegenüber gesehen.
Von Deutschland kannten wir, dass Menschen ohne Pass und Geld besonders willkommen waren, während unsere Verwandten aus Asien, mit Eigentum, Job und Pass regelmäßig für Besuche erniedrigende Prozeduren über sich ergehen lassen mussten. Da Namibia ein armes Land ist, ist hier natürlich das Gegenteil der Fall. Es ist auch verständlich, wenn man Menschen, mit, im Verhältnis zum Durchschnitt der Einwohner viel Geld, anders besteuert als die Masse. Ebenso, dass man möchte, dass Zuwanderer helfen, die Gesellschaft finanziell zu stärken.
Rassenprobleme
Wenn man vom südlichen Afrika redet, wird immer die Stirn gerunzelt und auf Rassenunruhen verwiesen. Ich denke, wenn man weiß, welche Verbrechen in der Vergangenheit von Kolonisten begangen wurden, und wie teilweise, nicht immer, heuchlerisch „Entwicklungshilfe“ immer auch den Industrien der Geberstaaten dienen soll, also immer noch eine Ausbeutung Afrikas durch europäisch Länder stattfindet, sind Ressentiments meiner Meinung nach verständlich. Aber in Namibia sind diese so versteckt, dass wir bisher nur von einem Fall gehört hatten, in dem eine weiße Frau, die keine Krankenversicherung hatte, was eigentlich für Residenten zwingend vorgeschrieben ist, als „Letzte“ im staatlichen Krankenhaus, erst nach schwarzen Patienten, behandelt wurde.
Am Freitag hatten wir in der Lodge des Golf Resorts Rossmund eines der kleinen Bungalows bezogen, und am Samstag war reger Wochenendverkehr auf dem Golfplatz. Wenn man aus dem Fenster sah, oder am Parkplatz vorbei ging, sah man fast die gleiche Anzahl von Menschen mit farbiger und weißer Haut, und nein, das waren keine Caddies, die es natürlich auch gab.
Andersherum: Als wir am Donnerstagabend eine Pizza zur Lieferung bestellten bracht...