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Nichts ist unmöglich | Von Tom-Oliver Regenauer


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Eine konstruktive Beziehung zu uns selbst ist der erste Schritt, um aus destruktiven Strukturen auszusteigen.


Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Ein Standpunkt von Tom-Oliver Regenauer.
Wir können die Fassadendemokratie mit unseren begrenzten Mitteln kaum verändern. Was wir aber tun können, ist, so weit es geht aus ihr auszusteigen. Dies erscheint angesichts fest etablierter und übergriffiger Strukturen schwierig, es ist jedoch mit etwas Entschlossenheit und Hilfe durch gleichgesinnte Menschen möglich, den Einfluss des Staates auf uns Stück für Stück zurückzudrängen. Das beginnt damit, zu erkennen, dass etwas im Argen liegt, und mit dem Entschluss, sich nicht aus falsch verstandener Treue zur Gemeinschaft der Verdummten mit in den Abgrund reißen zu lassen. Es geht weiter damit, sich der Propaganda-Beschallung durch Systemmedien zu entziehen und seine eigene Wahrheit zu suchen. Man muss in hohem Grade genügsam werden, nicht zu abhängig von materiellen Dingen, von Unterhaltungsangeboten und nicht einmal vom Zuspruch unserer Mitmenschen. Eine weitgehende emotionale und praktische Autarkie macht den Menschen weniger erpressbar und verleiht ihm Stärke. Der Autor vermittelt hier fünf sehr plausible Grundregeln für den Ausstieg. Entscheidend ist aber, an die Möglichkeit des Gelingens zu glauben, denn wer aufgrund einer pessimistischen Grundeinstellung gar nicht erst zu kämpfen beginnt, hat schon verloren.
Man kriegt Menschen raus aus dem System — aber das System nicht raus aus den Menschen. Das gilt nicht nur für die Mafia, Sekten oder Logen, sondern auch für das System Staat. Obwohl die Folgen des Sakrilegs Ausstieg bei der Mafia ebenso bekannt wie fatal sind, steht einem die Entscheidung letztendlich dennoch frei. Auf Basis triftiger Gründe kann sich der Mafioso vom Blutschwur lossagen, sich gegen die Familie wenden. Auf eigenes Risiko.
Bei Sekten oder Logen bedarf es dagegen bereits häufig externer Intervention, um jemanden aus dem Bann der verschworenen Gemeinschaft zu locken. Denn das Mitglied ist seiner Abhängigkeit meist nicht gewahr und verspürt demnach auch keinen intrinsischen Impuls, der es motiviert, die Herdenwärme der Gruppe zu verlassen. Es bedarf eines Ausstiegsberaters — zuweilen gar einer veritablen Entführung, eines kalten Entzugs vom kollektivistischen Mantra —, um dem Gehirngewaschenen nach der Extraktion wenigstens retrospektiv zu verdeutlichen, welchen Schaden er sich mit seiner unbedingten Loyalität zum Guru zufügte.
Das gilt in frappierend ähnlicher Form für das System Staat. Denn auch in diesem Kontext ist sich ein Großteil der Abhängigen der destruktiven Abhängigkeit einfach nicht bewusst. Und wenn sich ein solches Bewusstsein doch eingestellt haben sollte, bleibt immer noch die Frage: Wohin soll ein potenzieller Ausstieg führen? Während sich bei der Mafia naheliegende Optionen wie das Untertauchen mit neuer Identität, das Überlaufen zu einem gegnerischen Clan oder die Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm anbieten, mangelt es dem zum Ausstieg motivierten Bürger im System Staat auf den ersten Blick schlichtweg an Alternativen. Denn Auswandern ist kein Ausstieg.
Auch als Exilant wird man in einem Staat leben. Dieser mag exekutiv weniger übergriffig agieren, weniger Bürokratie, besseres Wetter, unterschiedliche Topografie oder eine geringere Steuerlast offerieren, grundlegende Organisationsstrukturen sind jedoch identisch. Wer einen Ausweis besitzt und Steuern zahlt, ist eine Nummer im System.
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