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OPEC+ senkt Ölförderung: Saudi-Arabien stellt sich offen gegen die USA | Von Thomas Röper


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Die OPEC+ hat vor einer Woche eine radikale Senkung der Ölförderung beschlossen und damit offen gegen den Willen der USA gehandelt. Die Medien thematisieren das erstaunlicherweise kaum.

Ein Kommentar von Thomas Röper.


Ich habe extra eine Woche gewartet, bevor ich über die spektakuläre Entscheidung der OPEC+ berichte, die Ölförderung radikal um gleich zwei Millionen Barrel pro Tag senken. Der Grund ist, dass das von einigen Kommentatoren in den USA als regelrechte „Kriegserklärung“ an Washington bezeichnet wurde, denn in den letzten 50 Jahren hat Saudi-Arabien sich stets den Wünschen der USA untergeordnet, wenn es darum ging, die Ölfördermenge aus politischen Gründen im Sinne der USA zu manipulieren.
Der Machtverlust der USA
Offenbar hat sich einiges geändert, denn im Juni ist der greise US-Präsident Biden extra nach Saudi-Arabien geflogen, weil er um eine Erhöhung der Ölfördermenge betteln musste. Immerhin stehen in den USA wichtige Zwischenwahlen an und hohe Benzinpreise sind dort sehr unpopulär. Und auch die EU braucht dringend niedrigere Ölpreise, zumal sie demnächst freiwillig auf russisches Öl verzichten will. Aber der saudisches Kronprinz hat Biden lächelnd die kalte Schulter gezeigt – ein Novum in der jüngeren Geschichte.
Die OPEC+ bestehen aus den Staaten der OPEC plus Russland, daher der Name. Und die OPEC+ hat bereits vor einem Monat die Ölfördermenge gesenkt, wenn auch nur um 100.000 Barrel pro Tag. Aber schon das war eine Ohrfeige für die USA und den Westen, die mit allem Nachdruck das Gegenteil, nämlich eine Erhöhung der Fördermenge, gefordert hatten.
Daher war die Erklärung der OPEC+, dass sie Ölförderung nun um gleich zwei Millionen Barrel pro Tag senken würden, eine geopolitische Sensation, die bestätigt, was ich schon im Juli geschrieben habe: Die USA haben ihren Einfluss auf die arabischen Länder weitgehend verloren.
Wer ist hier isoliert?
Daher habe ich abgewartet, ob „Qualitätsmedien“ wie der Spiegel das Thema aufgreifen würden. Aber Fehlanzeige, denn der Spiegel hat in der Woche, die seit der Entscheidung vergangen ist, dazu nur zwei Artikel veröffentlicht. Der erste Artikel war ein trocken formulierter Bericht über die Entscheidung der OPEC+, in dem auch erwähnt wurde, dass diese Entscheidung gegen den Willen der USA getroffen worden ist. Der zweite Artikel war eine Kolumne, in der Christian Stöcker sich in seiner üblichen Manier in Rage schreiben durfte und in dem es um die Frage ging, „ob man am Untergang der Zivilisation verdienen möchte.“ Die Zivilisation geht für Stöcker nämlich immer dann unter, wenn jemand anderer Meinung ist, als der kollektive Westen.
Was im Spiegel aber bis heute fehlt, ist eine geopolitische Einordnung der Entscheidung der OPEC+. Offensichtlich will der Spiegel nicht, dass seine Leser erfahren, wie isoliert der Westen inzwischen in der Weltpolitik ist, denn das gewollte Narrativ ist ja, dass Russland angeblich isoliert ist. Dabei haben sich nur die direkten Vasallen der USA,
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