Ein Standpunkt von Bastian Barucker.
Das Besondere an einem unsichtbaren Feind ist die durch ihn entstehende Projektionsfläche. Das unbegreifbare Virus-Geschehen ist die perfekte Leinwand, um Unangenehmes, Unbewusstes und Verdrängtes an die Oberfläche zu bringen. Der Vorteil der Projektion ist dabei, dass die aufkommenden Anteile nicht mehr die eigenen, sondern die des Anderen sind. Eine formidable Abwehr des eigenen Schattens.
Bevor wir uns in die Landschaft der psychologischen Projektionen begeben, sollten wir klären, was gemeint ist.
„Projektion, ein zentraler Abwehrmechanismus, das unbewußte Übertragen von Affekten und Impulsen auf ein Gegenüber. Anteile des eigenen Selbst werden in einer mit Affekten und Wünschen einhergehenden Interaktion dem Interaktionspartner unterstellt – in der festen Überzeugung, dieser sei so, wie man ihn wahrnehme. Die Projektion dient aus Sicht der Psychoanalyse der Abwehr von Angst und der Aufrechterhaltung des Selbstbildes: Nicht ich selbst habe manipulierende Absichten, sondern mein Gegenüber und Interaktionspartner.“
https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/projektion/11907
Ausgestattet mit diesem Verständnis von Projektionen, lade ich zu einer Reise durch die Zeit ein. Ich stelle Aussagen und Begebenheiten vor, die scheinbar sehr genau die vorangestellte Definition erfüllen, jedoch als Projektion in der Öffentlichkeit nicht erkannt werden.
Es ist April 2020 und ich stehe auf einem Marktplatz einer mittelgroßen Stadt, wo ich zum wiederholten Mal eine Mahnwache initiiert habe, um Menschen zu Corona und der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen zu einem Dialog einzuladen. Dutzende Zitate hochrangiger Wissenschaftler säumen den gepflasterten Fußboden. Sie liegen in einem Kreis, der durch ein Seil kenntlich gemacht ist. Dieses Seil soll uns Demoteilnehmer im angemessenen Abstand von den Zuschauern absondern.
Bereits im Vorfeld wurde mir erzählt, dass die Antifa ein Auge auf uns geworfen hat, und schon bald sitzen schwarz vermummte Menschen an der Peripherie des Marktplatzes. Sie tragen Maske und Kapuze und einige von ihnen sind mit Kamera und Objektiv bewaffnet. Wir, die Demogruppe, sind ein bunter Haufen von Ökos, die mit Trommeln, Schautafeln und Schildern unsere Meinung kundtun wollen und zum Dialog einladen. Bald mache ich mich auf den Weg und mische mich unter die Menschen. Ich treffe einen guten Bekannten, der mit der hiesigen Antifa befreundet ist. Dieser teilt mir mit, dass sich auf dem Marktplatz auch “Rechte” befinden sollen und dass Mitglieder der Antifa wünschen, dass wir diese Menschen vom Marktplatz verweisen. Umformuliert frage ich meinem Freund zurück: „Also die Antifa, die sich gegen Diskriminierung und Faschismus engagiert, möchte, dass ich eine andere Person dazu bringe, einen Ort zu verlassen, auf dem sie das hat Recht zu stehen und zu verweilen? Er nickt.
Ich lache, schüttele den Kopf und denke mir, was für eine unglaubliche Projektion. Wie schwierig ist es scheinbar zu erkennen, dass die Antifa in diesem Fall genau die totalitären Verhaltensweisen an den Tag legt, gegen die sie sich einsetzt.
Seit März 2020 erlebe ich genau dieses wiederkehrendes Phänomen regelmäßig. Menschen bezichtigen andere Menschen eines Verhaltens, welches sie selber offensichtlich an den Tag legen, ohne es zu bemerken.
Die Politik
Markus Söder z.B. warnt vor einer Art Corona-RAF in Deutschland (1) und ist der Meinung, die sogenannten „Querdenker“ müssten von staatlichen Sicherheitsbehörden ausgeleuchtet werden. Er hatte im März 2020 in Bayern als erstes Bundesland Ausgangssperren während des Lockdowns verhängt. Er nahm an, die Befugnis zu haben, Hunderttausende von gesunden Bürgern nachts in ihren Wohnungen einsperren zu dürfen. Im Oktober 2021 wurden diese Ausgangssperren im Nachhinein als rechtswidrig eingestuft und die Richter bescheinigten Söders Regierung ein fragwürdiges Menschenbild. (2)