Wird die Wiege der Menschheit zu ihrer Hoffnung?
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Um eine Daueraufenthaltserlaubnis für Namibia zu erhalten, muss man sich einem ziemlich demütigenden Ritual unterwerfen. Und ob sie am Ende erteilt wird, ist ebenso unklar wie der Verbleib der vielen und höchst persönlichen Informationen. Man fragt sich unwillkürlich, ob es die Rache des einst von uns unterdrückten kolonialisierten Volkes ist, oder doch nur einfach der Wunsch, nur weiße Menschen ins Land zu lassen, die einen positiven Effekt auf das Leben aller haben.
Jedenfalls kann es keine fehlende „Humanität“ sein, denn einige Namibier kritisierten die Regierung dafür, die Grenzen zu Angola offen zu lassen, obwohl der Bürgerkrieg dort lange vorbei ist. Aber immer noch kommen Flüchtlinge über die Grenze, weil sie Hunger haben oder keine medizinische Versorgung in ihrem Land bekommen, obwohl Angola über einen enormen Ölreichtum verfügt. Deshalb fordern immer mehr Stimmen die Regierung dazu auf, die Grenzen für „Wirtschaftsflüchtlinge“ zu schließen, um die freiwerdenden Ressourcen in Bildung und Altersversorgung der Menschen zu stecken.
Wir hatten ein längeres Gespräch mit einem weißen Namibier, dessen Eltern vor 30 Jahren nach Windhuk gekommen waren. Er beklagte die grassierende Korruption in der SWAPO, die schon zu lange an der Regierung sei. Aber er bemerkte auch, dass diese ehemalige Rebellenorganisation es geschafft habe, das Land 30 Jahre in Frieden zu halten. Im Gegensatz zu den meisten benachbarten Staaten hatte es weder Rassenunruhen, noch Kämpfe zwischen den verschiedenen Ethnien gegeben, die früher und in anderen afrikanischen Ländern leider ständig virulent waren. Hoffen wir, dass gewisse Kräfte nicht wie in Syrien versuchen werden, das zu ändern.
Was die Korruption angeht, so fand ich in einer namibischen Zeitung den Hinweis, dass scheinbar jeder Beamter werden wolle, weil es einfach verdientes Geld sei, und der Präsident schließlich in den Jahrzehnten seiner Amtsgeschäfte auch 50 Millionen Namibische Dollar reicher geworden wäre. Was bedeutet, dass er anscheinend über ein Vermögen von fast 3 Millionen Euro verfügt. Worüber westliche Spitzenbeamte wohl nur lächeln würden.
In dem gleichen Interview erklärte sich unser Gesprächspartner aber sehr zufrieden über die Effizienz der Stadtverwaltung in Swakopmund. Und tatsächlich konnten wir das bestätigen. Auf dem Weg nach Walvis Bay hatten wir einen Rohrbruch beobachtet, der die Straße überflutet hatte, auf dem Rückweg waren nur noch Spuren davon zu sehen, und wie städtische Angestellte die letzten Reste der Straße mit Besen säuberten. Auch sonst konnten wir an keiner Stelle in der Stadt wilden Abfall sehen. In den Vierteln der ärmeren Bewohner sahen wir keine improvisierten Blechhütten, sondern zwar sehr kleine, aber gemauerte Häuser, die offensichtlich über Wasser und Stromanschluss verfügten. Viele dieser Häuser waren noch nicht fertiggestellt oder bezogen. Es zeigt vermutlich, dass die Regierung den Vorwurf, nicht genug gegen Wohnungsnot zu unternehmen, aufgegriffen hatte.
Später auf Erkundungstour in Walvis Bay, sahen wir allerdings auch improvisierte Hütten, und daneben beginnende Sozialbauten. Und auf dem Weg nach Windhuk gab es durchaus manche Stellen am Rand der Straße, die wild besiedelt erschienen. Einige dieser improvisierten Siedlungen, Deutsche würden sie wohl Slums nennen, hatten Bäume, in deren Zweigen Plastikreste hingen, die offensichtlich durch einen Sturm hineingeweht worden waren.
Die Uranminen
Ein anderer Gesprächspartner, ein schwarzer Ingenieur in den Uranminen, bemerkte uns gegenüber, dass die Stadtverwaltung von Swakopmund immer mit einem positiven Jahresergebnis abgeschlossen hatte, dass dies aber nicht mehr der Fall sei, seit der alte „Geschäftsführer“ aus Altersgründen den Job verlassen habe. Nun wäre die Stadt verschuldet.
Wir hatten versucht über private Kontakte einen Insider der Ur...