apolut Podcast Archive - apolut.net

Pharmakonzerne, Gewinnmaximierung und Gesundheit | Von Christian Kreiß


Listen Later

Ein Standpunkt von Christian Kreiß.
Fragestellung
Börsennotierte Konzerne können nur dann überleben, wenn sie ständig hohe und langfristig steigende Gewinne erwirtschaften. Wenn die Gewinne sinken, sinkt der Aktienkurs. Dann droht eine Unternehmensübernahme oder eine Sanierung über Personalabbau, Kostenreduzierung, Betriebsschließungen usw. Sinkende oder gar ausbleibende Gewinne bedrohen die Existenz börsennotierter Unternehmen. Die Existenzberechtigung börsennotierter Konzerne besteht im Erwirtschaften ständiger hoher und langfristig steigender Gewinne.
Das gilt auch für börsennotierte Pharmakonzerne. Sie müssen alles tun, um ständig ihre Gewinne zu maximieren. Was wäre also das Schlimmste, was gewinnmaximierenden Pharmakonzernen passieren könnte? Von Natur aus gesunde Menschen mit natürlicher Immunität ohne Angst vor Krankheit. Daher soll im Folgenden untersucht werden, inwiefern Interessenkonflikte zwischen Gewinnmaximierung und Gesundheit bei Pharmakonzernen existieren.
Die Halbjahreszahlen von Pfizer
Am 28.7.2022 veröffentlichte Pfizer die Zahlen für das zweite Quartal 2022.1 Die Zahlen von Pfizer sind besonders interessant, weil der US-Pharmakonzern den Covid-Impfstoff Comirnaty zusammen mit BioNTech entwickelte und vertreibt.2 Comirnaty ist der am häufigsten verwendetet Corona-Impfstoff in Deutschland: Bis Ende Mai 2022 wurden in Deutschland offiziell insgesamt etwa 180 Millionen Impfungen gegen das Coronavirus (COVID-19) durchgeführt. Davon waren 132,6 Millionen von BioNTech/ Pfizer, also etwa 74 Prozent.3 Die Bruttogewinnmarge wird zwischen den beiden Unternehmen 50/50 geteilt.4
Pfizer erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2022 bei einem Umsatz von 53,4 Milliarden US-Dollar (plus 60 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2021) einen Vorsteuergewinn von 20,5 Milliarden Dollar (+62% ggü.Vj.). Nach Steuern betrug der Gewinn 17,8 Milliarden (+70% ggü.Vj.). Impfstoffe, im Wesentlichen Comirnaty, machten 25,3 Milliarden bzw. 47 Prozent des Umsatzes aus. Also knapp die Hälfte des Umsatzes von Pfizer kommt momentan aus den Covid-Impfungen. Im Gesamtjahr sollen mehr als 50 Prozent des Konzernumsatzes aus Covid-Bekämpfungsmitteln stammen (32 Prozent von Comirnaty und 22 Prozent durch das Medikament Paxlovid).5 Für Marketing, Information und Verwaltung (Selling, Information and Administration, kurz: SI&A) gab Pfizer im ersten Halbjahr 5,6 Milliarden aus, für Forschung und Entwicklung (F&E) 5,1 Milliarden.6
Patienten- versus Aktionärsinteressen
Die Unternehmensmission von Pfizer ist nach eigener Aussage „to bring value to our patients and shareholders”.7 So sollte man meinen, dass Forschungs- und Entwicklungsausgaben für neue Präparate eine stark dominierende Rolle spielen. Denn nur aus F&E-Ausgaben heute können sinnvolle Präparate für morgen entstehen. Das trifft aber interessanterweise nicht zu. In den ersten sechs Monaten 2022 machten die F&E-Ausgaben weniger als 10 Prozent vom Umsatz aus. Für das Gesamtjahr sind knapp 12 Milliarden F&E vorgesehen bzw. knapp 12 Prozent vom Umsatz. Der Jahresüberschuss (Gewinn nach Steuern) war im ersten Halbjahr dreieinhalb Mal so hoch wie die Ausgaben für F&E. Für das gesamte Jahr schätzt Pfizer den Jahresüberschuss etwa dreimal so hoch ein wie die Investitionen in neue Medikamente: er soll 35 Milliarden Dollar oder 35 Prozent vom Umsatz betragen. Das ist der bei weitem höchste Gewinn, den Pfizer jemals hatte.
Von solchen Gewinnen und insbesondere von solchen Gewinnspannen (Nachsteuergewinn 35 Prozent vom Umsatz) können andere Unternehmen nur träumen. Die Covid-Impfpräparate, auf die der Umsatz- und Gewinnsprung 2021 und 2022 im Wesentlichen zurückgeht, scheinen äußerst lukrativ zu sein. Das zeigt auch der Aktienkurs von Pfizer, der 2021, als die Impfungen hochliefen, einen ziemlichen Jubelsprung machte.8 In diesem Zusammenhang könnte man die Frage stellen, wer die Preise für die Impfpräparate mit welchen Argumenten festlegt.
...more
View all episodesView all episodes
Download on the App Store

apolut Podcast Archive - apolut.netBy apolut Podcast Archive - apolut.net