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Ist die Pressefreiheit in Gefahr? Nach den jüngsten Ereignissen in den USA ist diese Frage nicht ganz unberechtigt. Tilo und Henning schauen bei dem Thema nicht nur über den großen Teich, sondern auch nach Deutschland und Portugal.
Shownotes:
Tourtel Twist
Transkription:
00:00
Henning, es ist jetzt wieder so ein Wetter hier in Lissabon, wo alle Leute nach Portugal kommen wollen, weil einfach der Temperaturunterschied einfach größer ist. Bei euch geht es jetzt so Richtung Herbst. Es wird kühler, es wird nasser und wir haben hier halt weiterhin noch so fünfundzwanzig, achtundzwanzig Grad.
Die Sonne scheint und ein strahlend blauer Himmel glänzt, äh, über dem Land. Also, äh, setz dich doch einfach in den Flieger und komm runter.
00:28
Das könnte ich machen.Ich habe zuletzt gerade erst eine TAP Portugal gesehen, ja, ne Maschine in Frankfurt.Aber, ähm, ich fahr jetzt erst mal an den Gardasee übrigens.
00:41
Ach, du machst jetzt die Seenrunde oder was?Ja, auf deine alten Tage- -klapperst du die ita– oberitalienischen Seen ab.Das ist aber schön hier.
00:50
Ja, ich habe gehört, äh, dass die jetzt auch gerade im Herbst noch recht angenehm sein sollen, auch so temperaturmäßig. Also jetzt reingehen werde ich, glaube ich, nicht mehr, aber so von den Temperaturen am Gardasee, wenn es jetzt nicht anfängt zu regnen, ah, hoffe ich mal, dass ich da, äh, ja, mmm, mit noch so über zwanzig Grad rechnen kann.
Also ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das passieren wird.
01:14
Ja, und das ist ja auch schön da. Es gibt ja auch da Laubwälder und so was und, äh, die dann so die Farben wechseln. Also es ist sicherlich ’ne nette Zeit.
Ja, ich kann’s verstehen. Machst du sicherlich gut, wenn du dann mal runterfährst, ähm, und– Aber bevor du jetzt in dein Wohnmobil steigst und uns verlässt, machen wir doch vorher noch eine kleine Runde Podcast, oder?
01:35
Podcast, meinst du? Okay, machen wir.
Eine neue Ausgabe „Auf zwei Bier“ hier an diesem wunderschönen Tag. Ein Tag übrigens vor der Feier der Deutschen Einheit, also vor dem, äh, dritten Oktober, treffen wir uns hier an der längsten virtuellen, am längsten virtuellen Tresen der Welt. Und zwar Tilo Wagner in Portugal. Hallo Tilo.
02:27
Hallo Henning, du sitzt wieder in deiner Dachstube in Mainz und wir machen hier, äh, Podcast über die Distanz von zweitausendfünfhundert Kilometern. Und, äh, deshalb ist es schön, dass du das auch mit dem Tag der Deutschen Einheit erwähnst, weil das geht hier in Portugal ein bisschen unter. Ähm…
02:44
Ja, kann ich verstehen.Ja.
02:46
Genau.Also da hier erinnert mich man sich ja auch mehr an den neunten November, muss man sagen.Also der ist, der wird dann groß gefeiert.
02:53
Weißt du denn, äh, wo in diesem Jahr, ähm, der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird?
02:58
Also meiner, äh, in der Residenz der Deutschen Botschaft in Lissabon, weil da bin ich ja jedes Jahr eingeladen als- -ähh, einziger Journalist in Portugal. Nein, nicht ganz, aber es gibt ja nicht so viele Journalisten und irgendein paar müssen sie ja einladen und da falle ich dann immer irgendwie in diese Liste mit rein.
Darf da also mal kurz meinen Anzug abstauben, der immer einmal im Jahr rausgeholt wird und dann, äh, werde ich da aufschlagen.
03:25
Gut, dass du das gesagt hast. Ja, ich wollte das schon– Ich würde diese kleine Anekdote schon zum Besten geben.
Nein, in Saarbrücken wird in diesem Jahr, äh, Tag der Deutschen Einheit gefeiert, das ganze Wochenende lang, äh, Halligalli.
03:37
Halligalli.Ja, und da kommt ja sicherlich dann auch noch so ein bisschen französischer Touch dazu oder so an der, an der Grenze zu Frankreich.Wir wissen ja-
03:45
Und so sieht’s aus.
03:46
-dass die Deutsche Einheit nicht möglich gewesen wäre, wenn die Franzosen nicht damals Mitterand gesagt hätte-
03:53
Macron wird vorbeischauen.Du hast vollkommen recht.
03:55
Ja.
03:55
Und apropos französischer Touch, soll ich mal mit dem Bier anfangen?
03:59
Ja, genau.Ja, weil das passt ja perfekt zu Frankreich.
04:02
Genau, äh-
04:03
Ich dachte, das wäre immer der Wein, aber egal.
04:05
Ja, aber ich– Also, mein letzter Urlaub hat ja in Frankreich stattgefunden und dementsprechend bin ich noch mit Bier aus Frankreich so gut ausgestattet, dass ich, joa, denn das ein oder andere Bier noch hier habe. Ich hab diesmal, äh, ein Bier mitgebracht, was in doppelter Hinsicht besonders ist. Oder, äh, also es ist eigentlich dreifach besonders. Also einmal, äh, ich hab’s schon vor, vor einigen Jahren mal, äh, schätzen und lieben gelernt, weil kalt genossen ist das wirklich ein Traum. Zweitens Mal ist es nicht wirklich ein Bier, weil es hat keine Umdrehung, also es ist null Komma null Prozent Alkohol drin. Das hat auch einen Grund. Ich bin noch so ein bisschen krank und deswegen, äh, wollte ich mir das mit dem Alkohol mal ein bisschen verkneifen.
Und, äh, das, äh, Dritte ist, wie gesagt, es ist mehr so ’n Mixgetränk, würde ich fast behaupten und steht aber trotzdem beim Bier. Also es steht wirklich, äh, neben allen anderen, äh, Bieren, äh, im, im Supermarkt. Ich weiß auch nicht, wie man es ausspricht. Es heißt Turtel oder Törtel. Wir sagen immer Turtle. Turtle Twist.
05:26
Also Turtle wirds, wenn es ein französisches Bier ist, wird es nicht Turtle heißen, aber Turtel würde ich mal sagen.
05:33
Würde ich auch sagen.
05:33
Aber dann musst du halt auch sagen Turtel Twist.
05:37
Turtel Twist. Und bei Turtel Twist ist es so, dass es, äh, da verschiedene Geschmacksrichtungen gibt.
Da gibt’s, äh, Lemon, da gibt’s Grapefruit, da gibt’s Maracuja, da gibt’s Mojito. Das habe ich, äh, jetzt hier in der Hand. Und, ähm-
05:53
Mojito, aber ohne Alkohol und in ’ner Bierflasche.Viel Spaß dabei, Henning.
05:57
So, und, äh, äh, hier oben kannst du dich noch an die Veltins-Flaschen von früher erinnern.
06:03
Nee, aber die gibt’s ja auch bei S– bei, bei Super Bock oder bei anderen portugiesischen Bieren.Diese ganz kleinen kann man oben abziehen einfach, ja.
06:10
So, und das, äh, trinke ich heute.
06:13
Und das trinkst du.
06:13
Was trinkst du denn?
06:14
Ja, und ich trink, damit wir’s nicht so kompliziert machen, heute ’n Super Bock.Ja.
Aber in der großen Dose. Also insofern habe ich mehr Ahhh Spaß dabei und ich muss ja heute auch Alkohol trinken für zwei praktisch, ja.
06:29
So sieht’s aus, genau.Ahhh Dann mache ich jetzt Teilbar auf.Ich bin mal gespannt, ob das zischt oder irgendwas von sich gibt.Das weiß ich gar nicht mehr.
06:37
Hört doch Doch das zischt doch hier.Ich guck mal, ob das hier zischt.Ach Scheiße.Schönes Dosenbier.Ja.
06:45
Fast wie im Intro, ne?
06:48
Genau, fast.So, aber ich trinke es trotzdem aus dem Glas, weil ahhhm wir werden ja nicht jünger.
06:55
Ja, verstehe ich.Verstehe ich vollkommen.
06:58
Absolut.Ja, Prost Henning, würde ich mal sagen.
07:01
Prost, ja.
07:02
Auf diese Sendung.Und ahhhm wir haben uns ja was Besonderes ausgedacht, und zwar etwas, worauf wir im Prinzip schon …Wie schmeckt’s denn?
07:13
Ahhhm Also im ersten Moment hat so ein bisschen wie Spüli-Wasser geschmeckt, ehrlich gesagt.
07:18
Willst du noch mal in den Keller gehen?Ich kann warten.
07:23
Im zweiten Moment war es eigentlich okay.Okay.
07:27
Es ist halt, ja, es ist ahhh– Ist halt Mojito ohne Alkohol in einer Bierflasche.Ja?Das kann nicht gut gehen.Aber gut.Ahhh
07:35
Ich wollte nur sagen, Jus de citron vert, also wäre wahrscheinlich.
07:39
Mhm.
07:41
Und ahhh Not dem ja, und irgendwie und eine Note von Minze.Ja.Da würde ich ahhh mal behaupten, dass man die auf jeden Fall durch ahhh schmeckt.Ja.
07:52
Das ist das Spülwasser. Sehr gut.
Mhm Also meins schmeckt immer, schmeckt wie Superbock insofern. Mittlerweile kriegt man ja auch so einen Superbock in Deutschland die Ecke. Also ich muss das gar nicht mehr beschreiben, was das ist.
08:06
Ja, ich habe mal sicherheitshalber geguckt, ob es nicht abgelaufen ist.
08:09
Sehr schön.So, wir wollten aber noch was ahhhm ahm anspruchsvolleres sagen heute, als ahhh über als irgendwelche Bierzutaten ahhhm von der Flasche ablesen.
08:21
Richtig.
08:21
Und ahhhm
08:22
Kann ich aber noch machen, wenn du willst.Genau.Das ist aber gut.
08:24
Unser unser Thema heute ist ja eins, da hätten wir im Prinzip schon in Sendung zwei vor sechs Jahren drauf kommen können, aber wir haben uns ein bisschen Zeit gelassen. Ahhhm Und ahhh das ist jetzt ein Thema, was in den letzten Monaten noch mal an Aktualität gewonnen hat, natürlich auch wegen Trump.
Und es geht im Prinzip Medien, Pressefreiheit, ahhh Presse ahhhm und wie die Medien insgesamt organisiert sind, ob Privatwirtschaft, ob öffentlich und was in den letzten Jahren mit dieser Konstellation passiert ist und auf was wir uns vorbereiten müssen, wie wichtig es uns ist, ahhhm dass es eben gut funktionierende Medien gibt, müssen wir eigentlich im Prinzip gar nicht sagen. Warte Henning noch ganz kurz. Das ist nämlich so was, das ist so eine Sendung, da müssen wir jetzt so einen kleinen Disclaimer vorne ran schieben und sagen, das ist im Prinzip so, wie wenn Schreiner über IKEA und die Holzwirtschaft sprechen. Ja?
09:28
Mach es konkreter.
09:31
Weil wir sind ja auch zwei Journalisten, die jetzt über praktisch ahhh unser tägliches Brot reden und ahhh und über die Zukunftsfähigkeit unseres Jobs. Also insofern ahhh spielen da natürlich gewisse Emotionen eine kleine Rolle.
Und dass wir jetzt hier irgendwie ahhhm sagen werden: „Ahmmm Die Medien brauchen wir eh nicht. Das geht alles über Social Media. Das könnt ihr euch ja vorstellen, dass das nicht passieren wird. Was aber jetzt am Ende dieser Diskussion und Debatte rauskommt, das wissen wir selbst noch nicht. Seid gespannt, Henning.
10:09
Ja, und ahhh ich meine, der Auslöser für uns ja auch in den letzten Wochen, wieso wir überhaupt dieses Thema gewählt haben, waren so Geschichten, ahhh wie die Absetzung ahhh der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel in Amerika wird ja schon seit Jahren eigentlich ganz klar, ahhhm ja, auch mit Fernsehen, mit Medien, ah Politik gemacht. Und ah Ich finde, man hat es auch gerade in den letzten Jahren nirgendwo, vielleicht außer in irgendeinem diktatorischen Staat, nirgends so deutlich gesehen wie in Amerika, ah was das für Auswirkungen haben kann.
Ich glaube, ahhh nicht zuletzt deswegen ist das Land dort im Moment so gespalten, ahhh wie es gespalten ist, weil halt einfach ahhh jeder in seiner Blase lebt. Natürlich, da hat Social Media, ahhhm trägt einen wirklich guten Teil zu bei, ahhhm genauso wie in Deutschland auch. Aber in Amerika kommt natürlich on top noch dazu, dass jede Blase hat natürlich seinen eigenen TV-Sender, den er gucken kann, um halt in seiner Meinung auch ahhh bestärkt zu werden. Ob du jetzt CNN guckst oder ob du jetzt Fox News guckst. Klar, das würde hier wahrscheinlich mit News TV und Bild-TV und wie sie alle heißen, wahrscheinlich ähnlich drohen. Glücklicherweise ist das Gewicht oder ich sage mal, die Gegenüberstellung der beiden ah noch nicht so heftig wie in Amerika.
11:57
Und das liegt eben auch daran, wenn ich da mal reingretschen darf, dass einfach die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland weiterhin sehr stark ist und eben aus meiner Sicht einen gewissen Grundsatz an Informationsverarbeitung und natürlich auch Unterhaltung, aber wenn wir jetzt nur mal über den Informationsteil reden, gewährleistet. Das gibt es in den USA natürlich auch über NPR zum Beispiel, Radioschiene.Ich glaub, das alles untergeordnet, ist im PBS, wenn ich nicht weiß, Public Broadcasting Service von den USA, ähm, die jetzt ja auch gerade mal irgendwie ein Finanzcut von einer Milliarden oder sonst was, äh, äh, hinnehmen müssen und in großem Maßstab eben ihre Informationsshows und ihren Journalismus einstampfen müssen. Und das kann ja glücklicherweise in Deutschland so nicht passieren, weil es da einfach– weil es gegen die Verfassung gehen würde, und zwar gegen Urteile, äh, des, äh, Bundesverfassungsgerichtes, die ja in den achtziger Jahren, glaub ich, schon dafür gesorgt haben, dass gewährleistet wird, dass die Finanzierung des öffentlich rechtlichen Rundfunks praktisch, ähm, Teil, äh, des gesamten bundesrepublikanisch demokratischen Systems ist und nicht einfach abgeschaltet werden kann.
Ähm, dass wir beide natürlich, äh, sagen wir mal, positiv über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reden, hat natürlich auch damit zu tun, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk Teil unseres Geldgebers ist. Ja? Das auch noch mal zum Disclaimer dazu. Das heißt, wir als freie Journalisten arbeiten auch unter anderem, äh, für, äh, die Öffentlich-Rechtlichen und, äh, deshalb ist es natürlich klar, dass wir hier voreingenommen sind. Aber ich glaub, insgesamt, ähm, kann man schon dazu sagen, dass was die Berichterstattung auch hinsichtlich der Demokratiestärkung insgesamt anbetrifft, äh, die Öffentlich-Rechtlichen ’ne g-ganz wichtige Rolle einnimmt.
14:13
Wir hatten ja, äh, dieses, diese Geschichte hier, äh, mit dem Nordr-norddeutschen Rundfunk und der Absetzung, äh, der Sendung, äh, Klar, die ja ziemlich Wellen geschlagen hat.
Du hast erzählt, äh, im Vorgespräch, dass es was Ähnliches auch, äh, in Portugal gab.
14:34
Ähm, etwas anders ist das gelagert. Also wir hatten jetzt keinen Skandalfall in dem Sinne wie Kimmel oder, ähm, die Klar-Sendung, ähm, sondern was in Portugal zu beobachten ist, ist in den letzten Jahren eine extreme Krise in, im, im Medienbereich. Und das zieht sich, ähm, vom Fernsehen über ganz große Verlage bis hin zu kleineren. Ein Beispiel, zum Beispiel: Es ist also nicht etwas, was, äh, absolut überrascht, weil in Deutschland kennen wir das auch. Der Stern ist auch nicht mehr der Stern, den wir kennen und der Spiegel auch nicht und so weiter. Und es gibt Zeitungen, die wirklich um den, ums Überleben kämpfen, auch in Deutschland, aber in Portugal ist es sehr drastisch.
Also es gibt zum Beispiel die, äh, Zeitung mit dem schönen Namen Vição. Also das war jetzt die deutsche Aussprache. Nicht Wie Sau, also wie das Schwein, sondern Vição, ja, wie Sau. Vision- -wäre das übersetzt auf Deutsch. Vision. Das, die– Vom Stellenwert her, würde ich sagen, ist es vergleichbar. Ist natürlich ’n schwieriger Vergleich, aber vergleichbar mit dem Stern. So was, sagen wir mal, die Bedeutung, äh, der Wochenzeitschrift auf portugiesischem, sagen wir mal, Niveau. Das ist natürlich, äh, wenn man mit dem Stern kein Vergleich, weil der Stern ja ’ne Zeitschrift ist, die der, äh, die ja auch über Deutschland hinaus teilweise Mediendiskurse angeregt und mit Fotografie, äh, Zeit- -Zeitgeschichte gepflegt hat und so weiter, genau. Aber Vição ist eine ganz, ganz wichtige Zeitschrift und die, äh, ist, ähm, mit anderen Zeitschriften in einem Verlag untergebracht, der jetzt, ähm, äh, pleite gegangen ist. Und jetzt gab es vor zwei, drei Tagen ein Angebot, dass jemand, ein Investor gesagt hat, okay, ich übernehme die Zeitschraft, Zeitschrift, und zwar für einhunderttausend Euro. So viel wie ’n BMW i7 oder so was. Ein Auto für eine Zeitschrift. Also es ist absurd, einfach nur. Und die Idee dahin– Und es wird wahrscheinlich keine andere Möglichkeit geben, die, äh, angestellten Redakteure dort dieser Zeitschrift, das sind ungefähr zwanzig auch nur noch, die da, äh, übrig geblieben sind, die haben in den letzten Wochen, die mussten schon aus ihrem, äh, Verlagshaus raus und sonst was und haben praktisch von zu Hause das Ding gemacht und, äh, für umme, ähm, einfach nur, diesen Namen zu erhalten, weil sie gesagt haben, wenn wir jetzt einmal aussetzen, eine Folge, dann ist die Zeitschrift tot, weil die gibt’s nämlich seit, schlag mich tot, äh, vierzig, fünfundvierzig Jahren und wir sind immer rausgekommen. Das ist ja auch so ’ne, ja, das ist ’ne, ’ne Bedeutung ja auch, ’n, hat das ja auch für, für ’n, fürden Zeitschriftenmarkt, wenn eine Zeitschrift immer da ist. Aber den wird mir das nicht anders, nichts anders übrig bleiben, als dieses Angebot wohl anzunehmen.
17:44
Und dann wird es wahrscheinlich zu einem Online-Zeitschrift, äh, umgewandelt werden und ich weiß nicht, wie das da weitergehen soll. Das Gleiche zieht sich auch, nur noch kurz das abzuschließen, auch, ähm, ganz schwere Probleme bei einem Unternehmen, ähm, die zuständig sind für meiner Meinung nach den besten privaten Informationssender in Portugal, Sic Noticia scheißen die, ähm, und die gleichzeitig auch das beste, die beste Wochenzeitung, die auch im Online-Bereich mittlerweile natürlich, äh, so wie der Spiegel auch jeden Tag Infos, äh, liefert.
Espresso heißt diese Zeitschrift und der übergeordnete Verlag ist auch ganz schwer angeschlagen und muss jetzt darüber nach, äh, denken, große Anteile an die Berlusconi-Gruppe zu verkaufen-In, äh, also die Family der ƒærmut– belł– mmh, die Erben, sagen wir mal, von Berlusconi, die Berlusconi Family, die ja weiterhin ganz groß und dick im Geschäft ist. Und das alles zusammengefasst zeigt einfach, wie gerade in so kleinen Ländern wie, äh, Portugal, wo es auch nicht wie in Deutschland so ’ne breite Masse auch noch von Lesern gibt, ähm, da wird es sehr, sehr schwierig, einen guten, ähm, Journalismus zu erhalten, der, äh privatwirtschaftlich finanziert wird.
19:10
Und dann ist natürlich die Frage, woher kommt’s? Ich mein, äh, das, das Problem bei den Printmedien haben wir ja schon immer so ’n bisschen in den letzten Jahren gesehen, dass es, äh, äh, sehr schwierig ist, äh, sich als reines Printmedium, wenn man jetzt nicht online noch nebendran stehen hat, äh, neu zu definieren. Das ist, äh, sehr, sehr, äh, ja, fast unmöglich, würde ich beinah behaupten wollen.
Ähm, ist es das? Oder ich hab jetzt auch gesehen, wie sau hat auf jeden Fall auch ’ne Internetseite.
19:43
Aber die ist trotzdem sehr schlecht, muss man ehrlich- -sagen. Und das zieht sich, äh, durch die portugiesischen Medien durch. Es gibt im Prinzip, ähm, ’ne ganze Reihe von traditionellen Zeitschriften oder Zeitungen, die’s nicht geschafft haben, diesen, diesen Dreh hin zum Digitalen zu bringen, hinzukriegen. Ähm, äh, zwei Zeitungen, Expresso hat das hinbekommen, Publico auch. Die haben sehr gute Seiten, äh, sehr gute Internetseiten und verkaufen weiterhin noch an die ältere Bevölkerung, die noch gerne was in der Hand hat, ähm, auch noch ihre Zeitungen.
Aber das hat Visa auch nicht hinbekommen, das hat Diario Noticias auch nicht hinbekommen. Auch ’n ganz große, schon hundertfünfzig Jahre alte zaht-Tageszeitung, die praktisch die portugiesische Moderne abgebildet hat, wenn man so will, und die auch kurz vor dem Ausscheiden steht. Es sind auch große Fehler gemacht worden, was das Management anbetrifft. Das muss man dazu sagen. Aber es ist natürlich auch so, dass in einem Land, das irgendwie, als die Diktatur aufgehört hat vor fuffzig Jahren, eine Anerverqueteten-Quote von dreißig Prozent noch hatte, ähm, dass es natürlich, äh, schwierig ist, in so einem Land irgendwelche Lesekulturen so, äh, zu entwickeln, dass die halt die schweren Krisen dann auch, ähm-
21:02
Mhm.
21:03
-überbrücken können. Und da ist in Deutschland halt ’ne viel größere, größes Anmaß, Ausmaß von kritischer Masse von Zeitungs- oder Zeitschriftenlesern da, obwohl wir auch dazusagen müssen, dass vor allem noch von unserer Generation und der älteren Generation, noch älteren Generation gestützt wird, weil wir einfach so aufgewachsen sind.
Wir sind aufgewachsen und da lag ’ne Zeitung aufm, aufm Tisch, wenn man morgens runtergekommen ist, äh, zum Frühstück. Und, äh, ja.
21:36
Und, äh, der, das ist ja auch der Punkt, den, den es in, in, ähm, im verstärkten Maße ja auch schon, wie gesagt, in Amerika gibt. Ich finde, hier in Deutschland ist es noch relativ verhalten und wahrscheinlich auch in e– weiteren westlichen Ländern, ähm, dieser Switch, ähm, dass, ja, dass, a-also selbst, also ich sag mal Print jetzt nicht mehr so die Rolle spielt in, in, in puncto, äh, Anführungsstrichen Meinungsmache, also im, im Sinne von, ähm, Information, äh, und Debattenkultur.
Ähm, aber, äh, das hat sich immer weiter, vor allem, was du ja auch gerade gesagt hast, bei den Jüngeren, äh, weiter verlagert dann in Richtung Social Media, in Richtung, ähm, äh, TikTok und so weiter und so fort. Äh, auch wenn es da um ungeprüfte Quellen geht und, äh, Informationen, die man vielleicht jetzt nicht irgendwie so verifizieren kann. Wie blöd das, äh, äh, sein kann teilweise, haben wir während Corona ja gesehen. Wenn das noch weitergegangen wäre, hätte das wahrscheinlich noch mehr auch das, äh, ja, äh, das deutsche Volk so ’n bisschen ge-gespalten. Und, ähm, genau da sind wir dann auch wieder bei dem Punkt mit dieser Spaltung, die gerade, äh, Amerika, äh, durchmacht. Und, ähm, ja, wie können wir denn, äh, in, äh, den europäischen Ländern oder überhaupt, wie können wir denn dagegen, äh, pff, ja, was tun, dass wir weiterhin… Und das, nur damit ich das, äh, gerade mal gesagt habe, äh, es ist ja nicht so, dass ich jetzt irgendwie, ähm, äh, irgendwie, keine Ahnung, rechte, linke Meinungen irgendwie verteufeln möchte, sondern man muss halt einfach, äh, mit, mit allen Seiten im Diskurs bleiben, ohne dass man halt eine der beiden Seiten irgendwie auslässt, aber halt auch klar, äh, Fehler benennt und, äh, und Fakten, äh, auf den Tisch legt. Äh, und das ist halt einfach sehr, sehr schwierig geworden, find ich.
23:52
Das stimmt. Ähm, ich glaube, äh, was du, was du, äh, worauf du jetzt hinweist, ist ja so ’n bisschen auch dieser Vorwurf, der immer den Öffentlich-Rechtlichen auch jetzt im, im Zusammenhang mit dieser Kla-Sendung und, ähm, der Journalistin, die da ja dann praktisch ein bisschen, äh, praktisch indirekt rausgeschmissen worden ist, weil sie etwas, äh, rechtere Inhalte oder eine, ähm, ja sagen wir mal migrationsfeindlichere Sendung gemacht hat, wenn man das so darstellen möchte.
Ähm, ich glaube, dieser Vorwurf der Öffentlich-Rechtlichen, sie seien linksliberal, äh, sie seien– sie würden zu stark irgendwie eine Meinung vertreten, die vielleicht gar nicht mehr so richtig, äh, die gesamten Mehrheit der Demokratie abbildet und dass dadurch eben, ähm, sagen wir mal, ja, eine falsche Welt oder eine falsche, äh, Vorstellung von dem, was, äh, das Land sein soll oder was Europa sein soll oder was Amerika sein soll, ähm, ja-Würde dadurch wiedergegeben. Das ist ja so ’n bisschen auch der Vorwurf, den oder das nimmt ja der Trump ganz offen in die Hand und sagt, ihr seid alles linksliberale Weicheier, die auf die unsere Nation untergraben will und keine Ahnung was mit jeder Form von Ideologie, die gegen den weißen, von Männern bestimmten Amerikanismus irgendwie geht. Und dieser– In einer abgestumpften Form haben wir diesen Vorwurf aber auch in Deutschland zum Beispiel an diesem Beispiel. Und ich glaube, das Wichtigste ist, dass man das ernst nimmt, weil es ist tatsächlich so, dass die Mehrheiten, gerade wenn man sich die letzte Umfragen, die letzten Umfragen auch anschauen, wo wir schon bei fuffzig Prozent sind, CDU und AFD zusammen, wenn man das mal so als, sagen wir mal, die konservativen Kreise in Deutschland mal in eine Pfanne haut, obwohl man das natürlich nicht machen darf, aber trotzdem. Man muss sich dessen bewusst sein und ich kann nur eine Sache sagen, die ganz wichtig ist, man muss ganz sauber arbeiten. Vor allem wenn man im öffentlich rechtlichen Bereich unterwegs ist, muss man, wie Du es auch schon gesagt hast, eben nicht nur mit seiner eigenen Meinung irgendwie da rangehen, sondern mu– man muss journalistisch sauber arbeiten.
Und das bedeutet, man muss eben auch immer die Gegenseite mit ins Boot holen. Natürlich werd ich jetzt nicht anfangen, irgendwelche rassistischen oder antisemitischen oder irgendwelchen anderen bescheuerten Kommentare von irgendwelchen Rechtspopulisten jedens Mal ins Boot zu holen, wenn ich irgendeinen Beitrag mache. Aber man muss trotzdem auf der Suche auch sein nach kritischen Stimmen, die eben diesen, sagen wir mal, das etwas infrage stellen, was der, was scheinbar dieser linksliberale Konsens in den öffentlich rechtlichen Medien sein soll oder sein könnte. Und wenn man eben einfach journalistisch arbeitet, dann arbeitet man nicht irgendwie linksliberal oder sonst was, sondern man arbeitet eben auf der Suche nach den Fakten, wie Du es gesagt hast, nach der Wahrheit. Und da braucht man eben auch manchmal eine Gegendarstellung, das Ganze auszubalancieren.
27:29
Das ist, also es wäre für mich eigentlich fast schon wieder das Schlusswort, weil ich muss ganz ehrlich sagen, da kann ich ja wirklich kaum noch was draufsetzen, aber weil ich geborene dir ja vollkommen recht. Also auch wenn es natürlich immer so, Du weißt, wie das ist, es ist immer dann auch so ’ne Zeitfrage, wie viel Zeit hat man für die Recherche und wie wie läuft das Ganze und so weiter und so fort.
Das ist natürlich schon schon immer sehr, sehr auch sehr heikel. Aber wichtig ist es schon und man man sollte es auf jeden Fall tun. Und vor allem auch, dass man sich immer wieder bewusst wird, dass man da halt auch die die Meinung so, ich sag mal, das klingt jetzt son bisschen AfD like, aber es ist nicht so gemeint, die Meinung des Bürgers halt ’n bisschen widerspiegeln sollte beziehungsweise auch repräsentiert.
28:29
Man man kann das, genau, man kann das ja auch machen und man kann das ja dann auch irgendwie abnehmen. Also wenn man zum Beispiel einen, ich sag mal, irgendeinen Wutbürger hat, der da was, also Wutbürger, wer ist das? Keine Ahnung, aber trotzdem jemanden, der einfach so ’ne Meinung von sich gibt, kann man das ja auch abfedernd dann abnehmen, diesen O-Ton zum Beispiel im Radio. Ja. Kann ja dann sagen, so ist es jetzt auch nicht ganz, sondern bla bla bla, ja. Und dadurch kann man wieder die Sache etwas zurechtrücken.
Aber ich denke auch, dass dass wir uns keinen Gefallen tun, wir, die wir auch im Öffentlich Rechtlichen unterwegs sind, wenn wir wenn wir nicht versuchen eben auch diese Entwicklung abzubilden. Es ist eine Entwicklung, die da ist, ja, die so stark schon, also ich rede jetzt von Rechtspopulismus und von von antidemokratischen Kräften, dass dass wir das nicht einfach ausblenden können. Und es wird ja auch nicht getan. Aber es wird eben auch, es wird natürlich häufig von ’ner beobachteten, von von der beobachtenden Ebene heraus getan. Es gab jetzt übrigens einen sehr guten Podcast im Deutschlandfunk dazu, fand ich, der sich wirklich die rechten Ideologien angeschaut hat letzten Jahre. Mhm. Und da eben Leute aus dieser ja, rechtsextremen Zeitschrift Sezession zum Beispiel oder andere, die praktisch so das ihn den über ideologischen Überbau für die AfD so ’n bisschen geschaffen haben, die sind direkt im Interview drin und dürfen in Anführungsstrichlichen im im Deutschlandfunk ihre Ideologie preisgeben. Das wird dann natürlich dann auch wieder in in relativ gestellt und natürlich werden da jetzt keine extremen Formen wiedergegeben, aber das gehört dazu. Sonst versteht man nicht, was außerhalb der Räume des Öffentlich Rechtlichen grade passiert.
30:31
Ja, wenn Du es findest und noch ’n Link hast, dann packen wir das in die Show Notes rein, dann kann man sich das auch noch mal anhören.
30:40
Was ich glaube, was was was wir uns bewusst sein sollten, ist und das hast Du vorhin auch schon angesprochen, Henning, zum Beispiel mit dem Fact Checking oder mit der Recherche, solche Sachen sind wirklich immer weniger im privatwirtschaftlichen Bereich möglich. Es sei denn, man hat so absolute Koryphäen wie Spiegel oder sonstige, die halt das auch natürlich ohne öffentlich rechtliche Zuschüsse hinbekommen, aber diese werden immer weniger.
Wir sehen’s an der Washington Post mit Jeff Bezos und seiner Investition. Und wenn wenn dann irgendeiner von diesen Milliardären die Frau wechselt,Ähm, äh, fängt er an, dem Trump hinterherzulaufen, äh, und, und dann, äh, hängt auf einmal die Washington Post ganz anders da. Das sind einfach so Sachen, die in unserer Welt, in der die Milliardäre eben solche Medienunternehmen auch so als kleines Spielzeug irgendwie so zu ihren anderen, nicht um damit Geld zu machen, sondern einfach, um mal so ein bisschen was noch nebenher zu machen, ähm, mit sich nehmen. Und je mehr sich die Medien konzentrieren, Berlusconi-Familie habe ich gerade angesprochen und Portugal, umso stärker ist die Gefahr, dass natürlich irgendwelche Milliardäre, ähm, immer größere Macht da drin haben. Und diese Milliardäre, wenn die vom einem auf dem anderen Tag sagen: „Ach, das mit der Demokratie ist trotzdem scheiße, ich mach lieber was anderes oder ich unterstütz was anderes“, dann siehts wirklich bitter und dunkel aus für die Zukunft.
32:13
Genau. Und, äh, das ist nämlich auch eigentlich der, äh, der passende Satz. Wir wollen ja eigentlich noch ’n– Also, wenn’s nach mir geht, noch n paar Jahre, auch den dritten Oktober, einen Tag der Freiheit, der Demokratie, äh, feiern. Und, äh, das machen wir auch morgen und das machen wir hoffentlich auch noch n paar Jahre, lieber … … Itilo.
Und ich würd sagen, damit, äh, machen wir ’n Deckel drauf.
32:38
Damit machen wir ’n Deckel drauf.Und Henning, ich dank dir viel für, äh, diese schöne Sendung.Wie ist es mit deinem Bier geworden?Hat das, äh, das Spülwasser, ist das rausgekommen, oder, äh?
32:49
Nee, noch, noch nicht.Noch halt ich’s drin, aber i-ich, äh, kämpfe noch ein bisschen, äh, dran.Also weil so richtig, äh-
32:57
Vielleicht kannst du es– Schütt, schütt’s mal nachher noch in ein Glas rein. Vielleicht hilft das noch ein bisschen, weil, weil dadurch dann vielleicht irgendwie so dieser Spülwassergeruch irgendwie rausdampft.
33:07
Vielleicht hab ich mich auch im Regal vergriffen, einfach in Frankreich dann auch so.Also, das war’s für diesen Monat.Wir hören uns nächsten Monat wieder.Bis dahin, alles Gute.Macht’s gut.
33:19
Ciao, Henning und ciao, liebe Hörer und Hörerinnen.
Die Folge Quo vadis, Pressefreiheit? erschien zuerst auf dem Podcast Auf zwei Bier.
By Henning Schwörer, Tilo WagnerIst die Pressefreiheit in Gefahr? Nach den jüngsten Ereignissen in den USA ist diese Frage nicht ganz unberechtigt. Tilo und Henning schauen bei dem Thema nicht nur über den großen Teich, sondern auch nach Deutschland und Portugal.
Shownotes:
Tourtel Twist
Transkription:
00:00
Henning, es ist jetzt wieder so ein Wetter hier in Lissabon, wo alle Leute nach Portugal kommen wollen, weil einfach der Temperaturunterschied einfach größer ist. Bei euch geht es jetzt so Richtung Herbst. Es wird kühler, es wird nasser und wir haben hier halt weiterhin noch so fünfundzwanzig, achtundzwanzig Grad.
Die Sonne scheint und ein strahlend blauer Himmel glänzt, äh, über dem Land. Also, äh, setz dich doch einfach in den Flieger und komm runter.
00:28
Das könnte ich machen.Ich habe zuletzt gerade erst eine TAP Portugal gesehen, ja, ne Maschine in Frankfurt.Aber, ähm, ich fahr jetzt erst mal an den Gardasee übrigens.
00:41
Ach, du machst jetzt die Seenrunde oder was?Ja, auf deine alten Tage- -klapperst du die ita– oberitalienischen Seen ab.Das ist aber schön hier.
00:50
Ja, ich habe gehört, äh, dass die jetzt auch gerade im Herbst noch recht angenehm sein sollen, auch so temperaturmäßig. Also jetzt reingehen werde ich, glaube ich, nicht mehr, aber so von den Temperaturen am Gardasee, wenn es jetzt nicht anfängt zu regnen, ah, hoffe ich mal, dass ich da, äh, ja, mmm, mit noch so über zwanzig Grad rechnen kann.
Also ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das passieren wird.
01:14
Ja, und das ist ja auch schön da. Es gibt ja auch da Laubwälder und so was und, äh, die dann so die Farben wechseln. Also es ist sicherlich ’ne nette Zeit.
Ja, ich kann’s verstehen. Machst du sicherlich gut, wenn du dann mal runterfährst, ähm, und– Aber bevor du jetzt in dein Wohnmobil steigst und uns verlässt, machen wir doch vorher noch eine kleine Runde Podcast, oder?
01:35
Podcast, meinst du? Okay, machen wir.
Eine neue Ausgabe „Auf zwei Bier“ hier an diesem wunderschönen Tag. Ein Tag übrigens vor der Feier der Deutschen Einheit, also vor dem, äh, dritten Oktober, treffen wir uns hier an der längsten virtuellen, am längsten virtuellen Tresen der Welt. Und zwar Tilo Wagner in Portugal. Hallo Tilo.
02:27
Hallo Henning, du sitzt wieder in deiner Dachstube in Mainz und wir machen hier, äh, Podcast über die Distanz von zweitausendfünfhundert Kilometern. Und, äh, deshalb ist es schön, dass du das auch mit dem Tag der Deutschen Einheit erwähnst, weil das geht hier in Portugal ein bisschen unter. Ähm…
02:44
Ja, kann ich verstehen.Ja.
02:46
Genau.Also da hier erinnert mich man sich ja auch mehr an den neunten November, muss man sagen.Also der ist, der wird dann groß gefeiert.
02:53
Weißt du denn, äh, wo in diesem Jahr, ähm, der Tag der Deutschen Einheit gefeiert wird?
02:58
Also meiner, äh, in der Residenz der Deutschen Botschaft in Lissabon, weil da bin ich ja jedes Jahr eingeladen als- -ähh, einziger Journalist in Portugal. Nein, nicht ganz, aber es gibt ja nicht so viele Journalisten und irgendein paar müssen sie ja einladen und da falle ich dann immer irgendwie in diese Liste mit rein.
Darf da also mal kurz meinen Anzug abstauben, der immer einmal im Jahr rausgeholt wird und dann, äh, werde ich da aufschlagen.
03:25
Gut, dass du das gesagt hast. Ja, ich wollte das schon– Ich würde diese kleine Anekdote schon zum Besten geben.
Nein, in Saarbrücken wird in diesem Jahr, äh, Tag der Deutschen Einheit gefeiert, das ganze Wochenende lang, äh, Halligalli.
03:37
Halligalli.Ja, und da kommt ja sicherlich dann auch noch so ein bisschen französischer Touch dazu oder so an der, an der Grenze zu Frankreich.Wir wissen ja-
03:45
Und so sieht’s aus.
03:46
-dass die Deutsche Einheit nicht möglich gewesen wäre, wenn die Franzosen nicht damals Mitterand gesagt hätte-
03:53
Macron wird vorbeischauen.Du hast vollkommen recht.
03:55
Ja.
03:55
Und apropos französischer Touch, soll ich mal mit dem Bier anfangen?
03:59
Ja, genau.Ja, weil das passt ja perfekt zu Frankreich.
04:02
Genau, äh-
04:03
Ich dachte, das wäre immer der Wein, aber egal.
04:05
Ja, aber ich– Also, mein letzter Urlaub hat ja in Frankreich stattgefunden und dementsprechend bin ich noch mit Bier aus Frankreich so gut ausgestattet, dass ich, joa, denn das ein oder andere Bier noch hier habe. Ich hab diesmal, äh, ein Bier mitgebracht, was in doppelter Hinsicht besonders ist. Oder, äh, also es ist eigentlich dreifach besonders. Also einmal, äh, ich hab’s schon vor, vor einigen Jahren mal, äh, schätzen und lieben gelernt, weil kalt genossen ist das wirklich ein Traum. Zweitens Mal ist es nicht wirklich ein Bier, weil es hat keine Umdrehung, also es ist null Komma null Prozent Alkohol drin. Das hat auch einen Grund. Ich bin noch so ein bisschen krank und deswegen, äh, wollte ich mir das mit dem Alkohol mal ein bisschen verkneifen.
Und, äh, das, äh, Dritte ist, wie gesagt, es ist mehr so ’n Mixgetränk, würde ich fast behaupten und steht aber trotzdem beim Bier. Also es steht wirklich, äh, neben allen anderen, äh, Bieren, äh, im, im Supermarkt. Ich weiß auch nicht, wie man es ausspricht. Es heißt Turtel oder Törtel. Wir sagen immer Turtle. Turtle Twist.
05:26
Also Turtle wirds, wenn es ein französisches Bier ist, wird es nicht Turtle heißen, aber Turtel würde ich mal sagen.
05:33
Würde ich auch sagen.
05:33
Aber dann musst du halt auch sagen Turtel Twist.
05:37
Turtel Twist. Und bei Turtel Twist ist es so, dass es, äh, da verschiedene Geschmacksrichtungen gibt.
Da gibt’s, äh, Lemon, da gibt’s Grapefruit, da gibt’s Maracuja, da gibt’s Mojito. Das habe ich, äh, jetzt hier in der Hand. Und, ähm-
05:53
Mojito, aber ohne Alkohol und in ’ner Bierflasche.Viel Spaß dabei, Henning.
05:57
So, und, äh, äh, hier oben kannst du dich noch an die Veltins-Flaschen von früher erinnern.
06:03
Nee, aber die gibt’s ja auch bei S– bei, bei Super Bock oder bei anderen portugiesischen Bieren.Diese ganz kleinen kann man oben abziehen einfach, ja.
06:10
So, und das, äh, trinke ich heute.
06:13
Und das trinkst du.
06:13
Was trinkst du denn?
06:14
Ja, und ich trink, damit wir’s nicht so kompliziert machen, heute ’n Super Bock.Ja.
Aber in der großen Dose. Also insofern habe ich mehr Ahhh Spaß dabei und ich muss ja heute auch Alkohol trinken für zwei praktisch, ja.
06:29
So sieht’s aus, genau.Ahhh Dann mache ich jetzt Teilbar auf.Ich bin mal gespannt, ob das zischt oder irgendwas von sich gibt.Das weiß ich gar nicht mehr.
06:37
Hört doch Doch das zischt doch hier.Ich guck mal, ob das hier zischt.Ach Scheiße.Schönes Dosenbier.Ja.
06:45
Fast wie im Intro, ne?
06:48
Genau, fast.So, aber ich trinke es trotzdem aus dem Glas, weil ahhhm wir werden ja nicht jünger.
06:55
Ja, verstehe ich.Verstehe ich vollkommen.
06:58
Absolut.Ja, Prost Henning, würde ich mal sagen.
07:01
Prost, ja.
07:02
Auf diese Sendung.Und ahhhm wir haben uns ja was Besonderes ausgedacht, und zwar etwas, worauf wir im Prinzip schon …Wie schmeckt’s denn?
07:13
Ahhhm Also im ersten Moment hat so ein bisschen wie Spüli-Wasser geschmeckt, ehrlich gesagt.
07:18
Willst du noch mal in den Keller gehen?Ich kann warten.
07:23
Im zweiten Moment war es eigentlich okay.Okay.
07:27
Es ist halt, ja, es ist ahhh– Ist halt Mojito ohne Alkohol in einer Bierflasche.Ja?Das kann nicht gut gehen.Aber gut.Ahhh
07:35
Ich wollte nur sagen, Jus de citron vert, also wäre wahrscheinlich.
07:39
Mhm.
07:41
Und ahhh Not dem ja, und irgendwie und eine Note von Minze.Ja.Da würde ich ahhh mal behaupten, dass man die auf jeden Fall durch ahhh schmeckt.Ja.
07:52
Das ist das Spülwasser. Sehr gut.
Mhm Also meins schmeckt immer, schmeckt wie Superbock insofern. Mittlerweile kriegt man ja auch so einen Superbock in Deutschland die Ecke. Also ich muss das gar nicht mehr beschreiben, was das ist.
08:06
Ja, ich habe mal sicherheitshalber geguckt, ob es nicht abgelaufen ist.
08:09
Sehr schön.So, wir wollten aber noch was ahhhm ahm anspruchsvolleres sagen heute, als ahhh über als irgendwelche Bierzutaten ahhhm von der Flasche ablesen.
08:21
Richtig.
08:21
Und ahhhm
08:22
Kann ich aber noch machen, wenn du willst.Genau.Das ist aber gut.
08:24
Unser unser Thema heute ist ja eins, da hätten wir im Prinzip schon in Sendung zwei vor sechs Jahren drauf kommen können, aber wir haben uns ein bisschen Zeit gelassen. Ahhhm Und ahhh das ist jetzt ein Thema, was in den letzten Monaten noch mal an Aktualität gewonnen hat, natürlich auch wegen Trump.
Und es geht im Prinzip Medien, Pressefreiheit, ahhh Presse ahhhm und wie die Medien insgesamt organisiert sind, ob Privatwirtschaft, ob öffentlich und was in den letzten Jahren mit dieser Konstellation passiert ist und auf was wir uns vorbereiten müssen, wie wichtig es uns ist, ahhhm dass es eben gut funktionierende Medien gibt, müssen wir eigentlich im Prinzip gar nicht sagen. Warte Henning noch ganz kurz. Das ist nämlich so was, das ist so eine Sendung, da müssen wir jetzt so einen kleinen Disclaimer vorne ran schieben und sagen, das ist im Prinzip so, wie wenn Schreiner über IKEA und die Holzwirtschaft sprechen. Ja?
09:28
Mach es konkreter.
09:31
Weil wir sind ja auch zwei Journalisten, die jetzt über praktisch ahhh unser tägliches Brot reden und ahhh und über die Zukunftsfähigkeit unseres Jobs. Also insofern ahhh spielen da natürlich gewisse Emotionen eine kleine Rolle.
Und dass wir jetzt hier irgendwie ahhhm sagen werden: „Ahmmm Die Medien brauchen wir eh nicht. Das geht alles über Social Media. Das könnt ihr euch ja vorstellen, dass das nicht passieren wird. Was aber jetzt am Ende dieser Diskussion und Debatte rauskommt, das wissen wir selbst noch nicht. Seid gespannt, Henning.
10:09
Ja, und ahhh ich meine, der Auslöser für uns ja auch in den letzten Wochen, wieso wir überhaupt dieses Thema gewählt haben, waren so Geschichten, ahhh wie die Absetzung ahhh der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel in Amerika wird ja schon seit Jahren eigentlich ganz klar, ahhhm ja, auch mit Fernsehen, mit Medien, ah Politik gemacht. Und ah Ich finde, man hat es auch gerade in den letzten Jahren nirgendwo, vielleicht außer in irgendeinem diktatorischen Staat, nirgends so deutlich gesehen wie in Amerika, ah was das für Auswirkungen haben kann.
Ich glaube, ahhh nicht zuletzt deswegen ist das Land dort im Moment so gespalten, ahhh wie es gespalten ist, weil halt einfach ahhh jeder in seiner Blase lebt. Natürlich, da hat Social Media, ahhhm trägt einen wirklich guten Teil zu bei, ahhhm genauso wie in Deutschland auch. Aber in Amerika kommt natürlich on top noch dazu, dass jede Blase hat natürlich seinen eigenen TV-Sender, den er gucken kann, um halt in seiner Meinung auch ahhh bestärkt zu werden. Ob du jetzt CNN guckst oder ob du jetzt Fox News guckst. Klar, das würde hier wahrscheinlich mit News TV und Bild-TV und wie sie alle heißen, wahrscheinlich ähnlich drohen. Glücklicherweise ist das Gewicht oder ich sage mal, die Gegenüberstellung der beiden ah noch nicht so heftig wie in Amerika.
11:57
Und das liegt eben auch daran, wenn ich da mal reingretschen darf, dass einfach die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland weiterhin sehr stark ist und eben aus meiner Sicht einen gewissen Grundsatz an Informationsverarbeitung und natürlich auch Unterhaltung, aber wenn wir jetzt nur mal über den Informationsteil reden, gewährleistet. Das gibt es in den USA natürlich auch über NPR zum Beispiel, Radioschiene.Ich glaub, das alles untergeordnet, ist im PBS, wenn ich nicht weiß, Public Broadcasting Service von den USA, ähm, die jetzt ja auch gerade mal irgendwie ein Finanzcut von einer Milliarden oder sonst was, äh, äh, hinnehmen müssen und in großem Maßstab eben ihre Informationsshows und ihren Journalismus einstampfen müssen. Und das kann ja glücklicherweise in Deutschland so nicht passieren, weil es da einfach– weil es gegen die Verfassung gehen würde, und zwar gegen Urteile, äh, des, äh, Bundesverfassungsgerichtes, die ja in den achtziger Jahren, glaub ich, schon dafür gesorgt haben, dass gewährleistet wird, dass die Finanzierung des öffentlich rechtlichen Rundfunks praktisch, ähm, Teil, äh, des gesamten bundesrepublikanisch demokratischen Systems ist und nicht einfach abgeschaltet werden kann.
Ähm, dass wir beide natürlich, äh, sagen wir mal, positiv über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reden, hat natürlich auch damit zu tun, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk Teil unseres Geldgebers ist. Ja? Das auch noch mal zum Disclaimer dazu. Das heißt, wir als freie Journalisten arbeiten auch unter anderem, äh, für, äh, die Öffentlich-Rechtlichen und, äh, deshalb ist es natürlich klar, dass wir hier voreingenommen sind. Aber ich glaub, insgesamt, ähm, kann man schon dazu sagen, dass was die Berichterstattung auch hinsichtlich der Demokratiestärkung insgesamt anbetrifft, äh, die Öffentlich-Rechtlichen ’ne g-ganz wichtige Rolle einnimmt.
14:13
Wir hatten ja, äh, dieses, diese Geschichte hier, äh, mit dem Nordr-norddeutschen Rundfunk und der Absetzung, äh, der Sendung, äh, Klar, die ja ziemlich Wellen geschlagen hat.
Du hast erzählt, äh, im Vorgespräch, dass es was Ähnliches auch, äh, in Portugal gab.
14:34
Ähm, etwas anders ist das gelagert. Also wir hatten jetzt keinen Skandalfall in dem Sinne wie Kimmel oder, ähm, die Klar-Sendung, ähm, sondern was in Portugal zu beobachten ist, ist in den letzten Jahren eine extreme Krise in, im, im Medienbereich. Und das zieht sich, ähm, vom Fernsehen über ganz große Verlage bis hin zu kleineren. Ein Beispiel, zum Beispiel: Es ist also nicht etwas, was, äh, absolut überrascht, weil in Deutschland kennen wir das auch. Der Stern ist auch nicht mehr der Stern, den wir kennen und der Spiegel auch nicht und so weiter. Und es gibt Zeitungen, die wirklich um den, ums Überleben kämpfen, auch in Deutschland, aber in Portugal ist es sehr drastisch.
Also es gibt zum Beispiel die, äh, Zeitung mit dem schönen Namen Vição. Also das war jetzt die deutsche Aussprache. Nicht Wie Sau, also wie das Schwein, sondern Vição, ja, wie Sau. Vision- -wäre das übersetzt auf Deutsch. Vision. Das, die– Vom Stellenwert her, würde ich sagen, ist es vergleichbar. Ist natürlich ’n schwieriger Vergleich, aber vergleichbar mit dem Stern. So was, sagen wir mal, die Bedeutung, äh, der Wochenzeitschrift auf portugiesischem, sagen wir mal, Niveau. Das ist natürlich, äh, wenn man mit dem Stern kein Vergleich, weil der Stern ja ’ne Zeitschrift ist, die der, äh, die ja auch über Deutschland hinaus teilweise Mediendiskurse angeregt und mit Fotografie, äh, Zeit- -Zeitgeschichte gepflegt hat und so weiter, genau. Aber Vição ist eine ganz, ganz wichtige Zeitschrift und die, äh, ist, ähm, mit anderen Zeitschriften in einem Verlag untergebracht, der jetzt, ähm, äh, pleite gegangen ist. Und jetzt gab es vor zwei, drei Tagen ein Angebot, dass jemand, ein Investor gesagt hat, okay, ich übernehme die Zeitschraft, Zeitschrift, und zwar für einhunderttausend Euro. So viel wie ’n BMW i7 oder so was. Ein Auto für eine Zeitschrift. Also es ist absurd, einfach nur. Und die Idee dahin– Und es wird wahrscheinlich keine andere Möglichkeit geben, die, äh, angestellten Redakteure dort dieser Zeitschrift, das sind ungefähr zwanzig auch nur noch, die da, äh, übrig geblieben sind, die haben in den letzten Wochen, die mussten schon aus ihrem, äh, Verlagshaus raus und sonst was und haben praktisch von zu Hause das Ding gemacht und, äh, für umme, ähm, einfach nur, diesen Namen zu erhalten, weil sie gesagt haben, wenn wir jetzt einmal aussetzen, eine Folge, dann ist die Zeitschrift tot, weil die gibt’s nämlich seit, schlag mich tot, äh, vierzig, fünfundvierzig Jahren und wir sind immer rausgekommen. Das ist ja auch so ’ne, ja, das ist ’ne, ’ne Bedeutung ja auch, ’n, hat das ja auch für, für ’n, fürden Zeitschriftenmarkt, wenn eine Zeitschrift immer da ist. Aber den wird mir das nicht anders, nichts anders übrig bleiben, als dieses Angebot wohl anzunehmen.
17:44
Und dann wird es wahrscheinlich zu einem Online-Zeitschrift, äh, umgewandelt werden und ich weiß nicht, wie das da weitergehen soll. Das Gleiche zieht sich auch, nur noch kurz das abzuschließen, auch, ähm, ganz schwere Probleme bei einem Unternehmen, ähm, die zuständig sind für meiner Meinung nach den besten privaten Informationssender in Portugal, Sic Noticia scheißen die, ähm, und die gleichzeitig auch das beste, die beste Wochenzeitung, die auch im Online-Bereich mittlerweile natürlich, äh, so wie der Spiegel auch jeden Tag Infos, äh, liefert.
Espresso heißt diese Zeitschrift und der übergeordnete Verlag ist auch ganz schwer angeschlagen und muss jetzt darüber nach, äh, denken, große Anteile an die Berlusconi-Gruppe zu verkaufen-In, äh, also die Family der ƒærmut– belł– mmh, die Erben, sagen wir mal, von Berlusconi, die Berlusconi Family, die ja weiterhin ganz groß und dick im Geschäft ist. Und das alles zusammengefasst zeigt einfach, wie gerade in so kleinen Ländern wie, äh, Portugal, wo es auch nicht wie in Deutschland so ’ne breite Masse auch noch von Lesern gibt, ähm, da wird es sehr, sehr schwierig, einen guten, ähm, Journalismus zu erhalten, der, äh privatwirtschaftlich finanziert wird.
19:10
Und dann ist natürlich die Frage, woher kommt’s? Ich mein, äh, das, das Problem bei den Printmedien haben wir ja schon immer so ’n bisschen in den letzten Jahren gesehen, dass es, äh, äh, sehr schwierig ist, äh, sich als reines Printmedium, wenn man jetzt nicht online noch nebendran stehen hat, äh, neu zu definieren. Das ist, äh, sehr, sehr, äh, ja, fast unmöglich, würde ich beinah behaupten wollen.
Ähm, ist es das? Oder ich hab jetzt auch gesehen, wie sau hat auf jeden Fall auch ’ne Internetseite.
19:43
Aber die ist trotzdem sehr schlecht, muss man ehrlich- -sagen. Und das zieht sich, äh, durch die portugiesischen Medien durch. Es gibt im Prinzip, ähm, ’ne ganze Reihe von traditionellen Zeitschriften oder Zeitungen, die’s nicht geschafft haben, diesen, diesen Dreh hin zum Digitalen zu bringen, hinzukriegen. Ähm, äh, zwei Zeitungen, Expresso hat das hinbekommen, Publico auch. Die haben sehr gute Seiten, äh, sehr gute Internetseiten und verkaufen weiterhin noch an die ältere Bevölkerung, die noch gerne was in der Hand hat, ähm, auch noch ihre Zeitungen.
Aber das hat Visa auch nicht hinbekommen, das hat Diario Noticias auch nicht hinbekommen. Auch ’n ganz große, schon hundertfünfzig Jahre alte zaht-Tageszeitung, die praktisch die portugiesische Moderne abgebildet hat, wenn man so will, und die auch kurz vor dem Ausscheiden steht. Es sind auch große Fehler gemacht worden, was das Management anbetrifft. Das muss man dazu sagen. Aber es ist natürlich auch so, dass in einem Land, das irgendwie, als die Diktatur aufgehört hat vor fuffzig Jahren, eine Anerverqueteten-Quote von dreißig Prozent noch hatte, ähm, dass es natürlich, äh, schwierig ist, in so einem Land irgendwelche Lesekulturen so, äh, zu entwickeln, dass die halt die schweren Krisen dann auch, ähm-
21:02
Mhm.
21:03
-überbrücken können. Und da ist in Deutschland halt ’ne viel größere, größes Anmaß, Ausmaß von kritischer Masse von Zeitungs- oder Zeitschriftenlesern da, obwohl wir auch dazusagen müssen, dass vor allem noch von unserer Generation und der älteren Generation, noch älteren Generation gestützt wird, weil wir einfach so aufgewachsen sind.
Wir sind aufgewachsen und da lag ’ne Zeitung aufm, aufm Tisch, wenn man morgens runtergekommen ist, äh, zum Frühstück. Und, äh, ja.
21:36
Und, äh, der, das ist ja auch der Punkt, den, den es in, in, ähm, im verstärkten Maße ja auch schon, wie gesagt, in Amerika gibt. Ich finde, hier in Deutschland ist es noch relativ verhalten und wahrscheinlich auch in e– weiteren westlichen Ländern, ähm, dieser Switch, ähm, dass, ja, dass, a-also selbst, also ich sag mal Print jetzt nicht mehr so die Rolle spielt in, in, in puncto, äh, Anführungsstrichen Meinungsmache, also im, im Sinne von, ähm, Information, äh, und Debattenkultur.
Ähm, aber, äh, das hat sich immer weiter, vor allem, was du ja auch gerade gesagt hast, bei den Jüngeren, äh, weiter verlagert dann in Richtung Social Media, in Richtung, ähm, äh, TikTok und so weiter und so fort. Äh, auch wenn es da um ungeprüfte Quellen geht und, äh, Informationen, die man vielleicht jetzt nicht irgendwie so verifizieren kann. Wie blöd das, äh, äh, sein kann teilweise, haben wir während Corona ja gesehen. Wenn das noch weitergegangen wäre, hätte das wahrscheinlich noch mehr auch das, äh, ja, äh, das deutsche Volk so ’n bisschen ge-gespalten. Und, ähm, genau da sind wir dann auch wieder bei dem Punkt mit dieser Spaltung, die gerade, äh, Amerika, äh, durchmacht. Und, ähm, ja, wie können wir denn, äh, in, äh, den europäischen Ländern oder überhaupt, wie können wir denn dagegen, äh, pff, ja, was tun, dass wir weiterhin… Und das, nur damit ich das, äh, gerade mal gesagt habe, äh, es ist ja nicht so, dass ich jetzt irgendwie, ähm, äh, irgendwie, keine Ahnung, rechte, linke Meinungen irgendwie verteufeln möchte, sondern man muss halt einfach, äh, mit, mit allen Seiten im Diskurs bleiben, ohne dass man halt eine der beiden Seiten irgendwie auslässt, aber halt auch klar, äh, Fehler benennt und, äh, und Fakten, äh, auf den Tisch legt. Äh, und das ist halt einfach sehr, sehr schwierig geworden, find ich.
23:52
Das stimmt. Ähm, ich glaube, äh, was du, was du, äh, worauf du jetzt hinweist, ist ja so ’n bisschen auch dieser Vorwurf, der immer den Öffentlich-Rechtlichen auch jetzt im, im Zusammenhang mit dieser Kla-Sendung und, ähm, der Journalistin, die da ja dann praktisch ein bisschen, äh, praktisch indirekt rausgeschmissen worden ist, weil sie etwas, äh, rechtere Inhalte oder eine, ähm, ja sagen wir mal migrationsfeindlichere Sendung gemacht hat, wenn man das so darstellen möchte.
Ähm, ich glaube, dieser Vorwurf der Öffentlich-Rechtlichen, sie seien linksliberal, äh, sie seien– sie würden zu stark irgendwie eine Meinung vertreten, die vielleicht gar nicht mehr so richtig, äh, die gesamten Mehrheit der Demokratie abbildet und dass dadurch eben, ähm, sagen wir mal, ja, eine falsche Welt oder eine falsche, äh, Vorstellung von dem, was, äh, das Land sein soll oder was Europa sein soll oder was Amerika sein soll, ähm, ja-Würde dadurch wiedergegeben. Das ist ja so ’n bisschen auch der Vorwurf, den oder das nimmt ja der Trump ganz offen in die Hand und sagt, ihr seid alles linksliberale Weicheier, die auf die unsere Nation untergraben will und keine Ahnung was mit jeder Form von Ideologie, die gegen den weißen, von Männern bestimmten Amerikanismus irgendwie geht. Und dieser– In einer abgestumpften Form haben wir diesen Vorwurf aber auch in Deutschland zum Beispiel an diesem Beispiel. Und ich glaube, das Wichtigste ist, dass man das ernst nimmt, weil es ist tatsächlich so, dass die Mehrheiten, gerade wenn man sich die letzte Umfragen, die letzten Umfragen auch anschauen, wo wir schon bei fuffzig Prozent sind, CDU und AFD zusammen, wenn man das mal so als, sagen wir mal, die konservativen Kreise in Deutschland mal in eine Pfanne haut, obwohl man das natürlich nicht machen darf, aber trotzdem. Man muss sich dessen bewusst sein und ich kann nur eine Sache sagen, die ganz wichtig ist, man muss ganz sauber arbeiten. Vor allem wenn man im öffentlich rechtlichen Bereich unterwegs ist, muss man, wie Du es auch schon gesagt hast, eben nicht nur mit seiner eigenen Meinung irgendwie da rangehen, sondern mu– man muss journalistisch sauber arbeiten.
Und das bedeutet, man muss eben auch immer die Gegenseite mit ins Boot holen. Natürlich werd ich jetzt nicht anfangen, irgendwelche rassistischen oder antisemitischen oder irgendwelchen anderen bescheuerten Kommentare von irgendwelchen Rechtspopulisten jedens Mal ins Boot zu holen, wenn ich irgendeinen Beitrag mache. Aber man muss trotzdem auf der Suche auch sein nach kritischen Stimmen, die eben diesen, sagen wir mal, das etwas infrage stellen, was der, was scheinbar dieser linksliberale Konsens in den öffentlich rechtlichen Medien sein soll oder sein könnte. Und wenn man eben einfach journalistisch arbeitet, dann arbeitet man nicht irgendwie linksliberal oder sonst was, sondern man arbeitet eben auf der Suche nach den Fakten, wie Du es gesagt hast, nach der Wahrheit. Und da braucht man eben auch manchmal eine Gegendarstellung, das Ganze auszubalancieren.
27:29
Das ist, also es wäre für mich eigentlich fast schon wieder das Schlusswort, weil ich muss ganz ehrlich sagen, da kann ich ja wirklich kaum noch was draufsetzen, aber weil ich geborene dir ja vollkommen recht. Also auch wenn es natürlich immer so, Du weißt, wie das ist, es ist immer dann auch so ’ne Zeitfrage, wie viel Zeit hat man für die Recherche und wie wie läuft das Ganze und so weiter und so fort.
Das ist natürlich schon schon immer sehr, sehr auch sehr heikel. Aber wichtig ist es schon und man man sollte es auf jeden Fall tun. Und vor allem auch, dass man sich immer wieder bewusst wird, dass man da halt auch die die Meinung so, ich sag mal, das klingt jetzt son bisschen AfD like, aber es ist nicht so gemeint, die Meinung des Bürgers halt ’n bisschen widerspiegeln sollte beziehungsweise auch repräsentiert.
28:29
Man man kann das, genau, man kann das ja auch machen und man kann das ja dann auch irgendwie abnehmen. Also wenn man zum Beispiel einen, ich sag mal, irgendeinen Wutbürger hat, der da was, also Wutbürger, wer ist das? Keine Ahnung, aber trotzdem jemanden, der einfach so ’ne Meinung von sich gibt, kann man das ja auch abfedernd dann abnehmen, diesen O-Ton zum Beispiel im Radio. Ja. Kann ja dann sagen, so ist es jetzt auch nicht ganz, sondern bla bla bla, ja. Und dadurch kann man wieder die Sache etwas zurechtrücken.
Aber ich denke auch, dass dass wir uns keinen Gefallen tun, wir, die wir auch im Öffentlich Rechtlichen unterwegs sind, wenn wir wenn wir nicht versuchen eben auch diese Entwicklung abzubilden. Es ist eine Entwicklung, die da ist, ja, die so stark schon, also ich rede jetzt von Rechtspopulismus und von von antidemokratischen Kräften, dass dass wir das nicht einfach ausblenden können. Und es wird ja auch nicht getan. Aber es wird eben auch, es wird natürlich häufig von ’ner beobachteten, von von der beobachtenden Ebene heraus getan. Es gab jetzt übrigens einen sehr guten Podcast im Deutschlandfunk dazu, fand ich, der sich wirklich die rechten Ideologien angeschaut hat letzten Jahre. Mhm. Und da eben Leute aus dieser ja, rechtsextremen Zeitschrift Sezession zum Beispiel oder andere, die praktisch so das ihn den über ideologischen Überbau für die AfD so ’n bisschen geschaffen haben, die sind direkt im Interview drin und dürfen in Anführungsstrichlichen im im Deutschlandfunk ihre Ideologie preisgeben. Das wird dann natürlich dann auch wieder in in relativ gestellt und natürlich werden da jetzt keine extremen Formen wiedergegeben, aber das gehört dazu. Sonst versteht man nicht, was außerhalb der Räume des Öffentlich Rechtlichen grade passiert.
30:31
Ja, wenn Du es findest und noch ’n Link hast, dann packen wir das in die Show Notes rein, dann kann man sich das auch noch mal anhören.
30:40
Was ich glaube, was was was wir uns bewusst sein sollten, ist und das hast Du vorhin auch schon angesprochen, Henning, zum Beispiel mit dem Fact Checking oder mit der Recherche, solche Sachen sind wirklich immer weniger im privatwirtschaftlichen Bereich möglich. Es sei denn, man hat so absolute Koryphäen wie Spiegel oder sonstige, die halt das auch natürlich ohne öffentlich rechtliche Zuschüsse hinbekommen, aber diese werden immer weniger.
Wir sehen’s an der Washington Post mit Jeff Bezos und seiner Investition. Und wenn wenn dann irgendeiner von diesen Milliardären die Frau wechselt,Ähm, äh, fängt er an, dem Trump hinterherzulaufen, äh, und, und dann, äh, hängt auf einmal die Washington Post ganz anders da. Das sind einfach so Sachen, die in unserer Welt, in der die Milliardäre eben solche Medienunternehmen auch so als kleines Spielzeug irgendwie so zu ihren anderen, nicht um damit Geld zu machen, sondern einfach, um mal so ein bisschen was noch nebenher zu machen, ähm, mit sich nehmen. Und je mehr sich die Medien konzentrieren, Berlusconi-Familie habe ich gerade angesprochen und Portugal, umso stärker ist die Gefahr, dass natürlich irgendwelche Milliardäre, ähm, immer größere Macht da drin haben. Und diese Milliardäre, wenn die vom einem auf dem anderen Tag sagen: „Ach, das mit der Demokratie ist trotzdem scheiße, ich mach lieber was anderes oder ich unterstütz was anderes“, dann siehts wirklich bitter und dunkel aus für die Zukunft.
32:13
Genau. Und, äh, das ist nämlich auch eigentlich der, äh, der passende Satz. Wir wollen ja eigentlich noch ’n– Also, wenn’s nach mir geht, noch n paar Jahre, auch den dritten Oktober, einen Tag der Freiheit, der Demokratie, äh, feiern. Und, äh, das machen wir auch morgen und das machen wir hoffentlich auch noch n paar Jahre, lieber … … Itilo.
Und ich würd sagen, damit, äh, machen wir ’n Deckel drauf.
32:38
Damit machen wir ’n Deckel drauf.Und Henning, ich dank dir viel für, äh, diese schöne Sendung.Wie ist es mit deinem Bier geworden?Hat das, äh, das Spülwasser, ist das rausgekommen, oder, äh?
32:49
Nee, noch, noch nicht.Noch halt ich’s drin, aber i-ich, äh, kämpfe noch ein bisschen, äh, dran.Also weil so richtig, äh-
32:57
Vielleicht kannst du es– Schütt, schütt’s mal nachher noch in ein Glas rein. Vielleicht hilft das noch ein bisschen, weil, weil dadurch dann vielleicht irgendwie so dieser Spülwassergeruch irgendwie rausdampft.
33:07
Vielleicht hab ich mich auch im Regal vergriffen, einfach in Frankreich dann auch so.Also, das war’s für diesen Monat.Wir hören uns nächsten Monat wieder.Bis dahin, alles Gute.Macht’s gut.
33:19
Ciao, Henning und ciao, liebe Hörer und Hörerinnen.
Die Folge Quo vadis, Pressefreiheit? erschien zuerst auf dem Podcast Auf zwei Bier.

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