Erzählkünstler

"Rettung" (Friedrich Glauser)


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Friedrich Glauser schrieb diese Erzählung im Jahr 1931. Keine gute Zeit für sensible Kinder. Strenge Autoritäten und steile Hierarchien allüberall. So wird in „Rettung“ denn auch eine rüde, feindselige Umgebung beschrieben, auch zu Hause, wo die arme Mutter durchweg „übellaunig“ und ungerecht ist. Ein Kind, das sich nirgendwo gut aufgehoben fühlt, neigt zu Phantasien, Imaginationen, Träumen. So auch Eva. Mit Menschen kommt sie nicht gut klar – oder sie nicht mit ihr –, immerhin sind da ein Hund und eine Lehrerin, die sie mag. Und die Erinnerung an ihren Vater, der mit ihr am Wochenende am Fluss weilte. Da hatte sie sich gut, frei gefühlt. Der Vater ist seit Jahren tot. Alle anderen Erwachsenen wirken auf sie falsch. Wenn sie sich für sie zu interessieren scheinen, sind sie sicher „falsch interessiert“. Dann, am Ende der Geschichte, als Eva jemandem begegnet, von dem sie sich gesehen fühlt, der Verständnis, ja Empathie zeigt, kann sie es selbst kaum fassen. Sie scheint aus dem Strudel des Sich-gegenseitig-nicht-Verstehens herauszukommen. Es ist eine nicht wertende Begegnung, die ihr guttut – vielleicht ist dies gar ihre Rettung. Der Titel dieser Geschichte legt dies nahe. – Es liest Volker Drüke.

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ErzählkünstlerBy Volker Drüke