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Als die Israeliten in Mizpa versammelt gewesen waren, hatten sie geschworen: „Keiner von uns wird jemals seine Tochter einem Benjaminiter zur Frau geben!“ 2 Nun gingen sie zum Heiligtum des Herrn nach Bethel und blieben bis zum Abend dort. Sie weinten laut und beteten: 3 „Herr, du Gott Israels, unser Volk hat einen ganzen Stamm verloren! Warum musste das geschehen?“ 4 Am nächsten Morgen standen sie früh auf, errichteten einen Altar und brachten darauf Brand- und Dankopfer dar. 5 Sie fragten einander: „Gibt es Leute aus unserem Volk, die nicht zu unserer Versammlung nach Mizpa gekommen sind?“ Damals hatten sie nämlich geschworen: „Wer nicht erschienen ist, muss sterben!“ 6 Es tat den Israeliten leid um die Benjaminiter. „Ein ganzer Stamm ist ausgelöscht“, klagten sie, 7 „wie können wir nur den wenigen Überlebenden zu Frauen verhelfen? Wir haben ja vor dem Herrn geschworen, ihnen keine von unseren Töchtern zu geben. 8 Vielleicht ist ja wirklich irgendeine Sippe nicht zu unserer Versammlung in Mizpa gekommen. Wir wollen es nachprüfen!“ Sie stellten fest, dass die Einwohner der Stadt Jabesch im Gebiet von Gilead nicht dabei gewesen waren, 9 denn als sie ihre Truppen musterten, fehlten die Männer aus Jabesch. 10 Da wählten sie 12000 Soldaten aus und befahlen ihnen: „Geht nach Jabesch in Gilead, und tötet alle Einwohner, auch die Frauen und Kinder. 11 Vollstreckt an ihnen Gottes Strafe! Nur die unverheirateten Mädchen lasst leben.“ 12 Die Soldaten fanden unter den Einwohnern von Jabesch 400 Mädchen, die noch nicht verheiratet waren, und brachten sie in das israelitische Lager bei Silo im Land Kanaan. 13 Von dort schickten die Israeliten Boten zu den Benjaminitern am Rimmonfelsen und schlossen Frieden mit ihnen. 14 Da kehrten die 600 Männer aus der Wüste zurück und bekamen die Mädchen aus Jabesch, die man am Leben gelassen hatte. Aber es waren nicht genug für sie alle. 15 Die Israeliten waren traurig, dass der Herr einen ihrer Stämme fast ausgelöscht hatte. Sie hatten großes Mitleid mit den Benjaminitern. 16 Wieder fragten die Ältesten: „Woher bekommen wir Frauen für die übrigen Männer von Benjamin? Sie haben ja alle Frauen ihres Stammes verloren! 17 Ihr Gebiet wollen wir ihnen gern lassen. Sie sollen nicht aussterben, nur weil sie kein Land mehr haben. 18 Aber wir dürfen ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau geben, denn wir haben geschworen: ‚Wer seine Tochter mit einem Mann aus Benjamin verheiratet, den soll Gottes Strafe treffen.'“ 19 Schließlich schlugen sie vor: „Bald findet doch das jährliche Fest für den Herrn hier in Silo statt. Dieser Ort liegt sehr günstig: nördlich von Bethel, südlich von Lebona und östlich der Straße, die von Bethel nach Sichem führt. 20 Ihr Benjaminiter, legt euch in den Weinbergen auf die Lauer! 21 Wenn die Mädchen aus Silo herauskommen, um zu tanzen, springt ihr hervor, und jeder von euch packt eine von ihnen. Dann nehmt sie mit in euer Stammesgebiet. 22 Wenn ihre Väter und Brüder zu uns kommen und uns Vorwürfe machen, werden wir antworten: ‚Lasst ihnen die Mädchen. Sie haben beim Krieg gegen Jabesch nicht genug Frauen bekommen. Ihr macht euch nicht schuldig, denn ihr habt sie ihnen ja nicht freiwillig gegeben.'“ 23 Die Benjaminiter befolgten den Rat und raubten so viele Frauen, wie ihnen fehlten. Sie nahmen sie mit in ihr Stammesgebiet, bauten dort die zerstörten Städte wieder auf und wohnten darin. 24 Auch die anderen Israeliten machten sich auf den Heimweg und kehrten in die Gebiete zurück, aus denen sie stammten. 25 In jener Zeit gab es keinen König in Israel, und jeder tat, was er für richtig hielt.
Diesmal legten sich einige israelitische Soldaten rings um Gibea in den Hinterhalt. 30 Die anderen stellten sich wie an den zwei ersten Tagen vor der Stadt zum Kampf auf. 31 Wieder stürmten die Benjaminiter heraus und griffen an. Auf den Wegen, die nach Bethel und nach Gibea führten, und auf dem offenen Land töteten sie etwa dreißig Israeliten. Dabei entfernten sie sich immer weiter von der Stadt. 32 „Jetzt schlagen wir sie wie die letzten Male!“, riefen sie. Doch die Männer Israels hatten sich einen Plan zurechtgelegt: „Wir fliehen vor ihnen und locken sie von der Stadt weg auf die Wege!“ 33 Sie rannten vor den Benjaminitern davon, bei Baal-Tamar aber kehrten sie um und stellten sich ihren Verfolgern entgegen. Die anderen Israeliten, die sich rings um Gibea auf freiem Feld versteckt gehalten hatten, kamen nun hervor. 34 Plötzlich sahen sich die Benjaminiter von Gibea 10000 der besten Soldaten aus ganz Israel gegenüber, und es entbrannte eine heftige Schlacht. Unerwartet brach das Unglück über die Stadt herein. 35 Die Israeliten siegten mit der Hilfe des Herrn und töteten an jenem Tag 25100 benjaminitische Soldaten. 36 Erst ganz zuletzt begriffen die Benjaminiter, dass sie verloren waren. Das israelitische Heer hatte sie durch seine Flucht von Gibea fortgelockt. Die Männer, die rings um Gibea im Hinterhalt lagen, 37 brachen aus ihren Verstecken hervor, überfielen die Stadt und töteten alle Menschen dort mit dem Schwert. 38 Dann legten sie Feuer und ließen eine große Rauchwolke aufsteigen. Dies war das Zeichen für die anderen Soldaten, 39 die zum Schein vor den Benjaminitern geflohen waren. Die Benjaminiter hatten etwa dreißig Israeliten getötet und gerufen: „Wir werden sie besiegen wie gestern und vorgestern!“ 40 Plötzlich stieg hinter ihnen der Rauch aus der Stadt auf. Die Benjaminiter drehten sich um und sahen, dass ganz Gibea in Flammen stand. 41 In diesem Augenblick machten die fliehenden Israeliten kehrt und griffen ihre Feinde an. Da packte die Benjaminiter die Angst. Sie merkten, dass sie verloren waren, 42-43 und versuchten nach Osten in Richtung Wüste zu entkommen. Nun verfolgten auch diejenigen Soldaten sie, die vorher Gibea aus dem Hinterhalt angegriffen hatten. Die Israeliten holten die Fliehenden ein, umzingelten sie und brachten sie um. 44 18000 Benjaminiter, alles erfahrene Soldaten, fielen in der Schlacht. 45 Die Überlebenden versuchten, weiter in Richtung Wüste zum Rimmonfelsen zu fliehen. Doch die Israeliten überwältigten unterwegs 5000 von ihnen und stachen sie nieder. Weitere 2000 töteten sie bei Gidom. 46 Insgesamt verloren die Benjaminiter in dieser Schlacht 25000 gute und kampferprobte Soldaten. 47 Nur 600 erreichten den Rimmonfelsen und versteckten sich dort vier Monate. 48 Die Israeliten brachen die Verfolgung ab und kehrten in das Stammesgebiet Benjamins zurück. Hier töteten sie alle Menschen und Tiere, die sie fanden, und brannten die Städte nieder.
Am nächsten Morgen zogen die Israeliten nach Gibea und schlugen in der Nähe ihr Heerlager auf. 20 Sie machten sich zum Angriff bereit und stellten sich in Schlachtordnung vor die Stadt. 21 Da stürmten die Benjaminiter heraus und töteten an jenem Tag 22000 von ihnen. 22-23 Die Israeliten flohen nach Bethel zum Heiligtum des Herrn und weinten dort bis zum Abend. Sie fragten den Herrn: „Sollen wir noch einmal gegen unsere Brüder vom Stamm Benjamin kämpfen?“ Der Herr antwortete: „Ja, greift sie an!“ Nun fassten die Israeliten wieder Mut. Sie stellten sich am nächsten Tag an derselben Stelle auf, 24 um Gibea anzugreifen. 25 Doch die Benjaminiter kamen ihnen erneut zuvor und brachten 18000 israelitische Soldaten um. 26 Da zog das ganze Heer der Israeliten wieder zum Heiligtum des Herrn nach Bethel; dort weinten und fasteten sie bis zum Abend. Sie brachten dem Herrn Brand- und Dankopfer dar 27 und fragten ihn, was sie tun sollten. Zu dieser Zeit stand in Bethel die Bundeslade Gottes, 28 und Pinhas, ein Nachkomme Eleasars und Aarons, übte das Priesteramt aus. „Sollen wir noch einmal gegen unsere Stammesbrüder von Benjamin kämpfen, oder sollen wir aufgeben?“, fragten die Israeliten. „Greift sie an“, antwortete der Herr, „morgen schenke ich euch den Sieg über sie.“
Alle Männer Israels aus dem Gebiet von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden und aus Gilead im Osten gingen nach Mizpa und versammelten sich dort in der Gegenwart des Herrn. 2 Auch die Oberhäupter der israelitischen Stämme waren gekommen. Sie stellten ein Heer von 400000 Soldaten auf, die alle mit Schwertern bewaffnet waren. 3 Im Stammesgebiet von Benjamin wusste man von diesem Treffen. Die Israeliten fragten: „Wie konnte dieses schreckliche Verbrechen nur geschehen?“ 4 Der Levit, dessen Frau ermordet worden war, berichtete: „Ich kam mit meiner Nebenfrau nach Gibea im Gebiet von Benjamin. Wir wollten dort übernachten. 5 Die Männer der Stadt versuchten, mich in ihre Gewalt zu bekommen. Sie umstellten in der Nacht das Haus meines Gastgebers und wollten mich töten. Meine Nebenfrau haben sie so brutal vergewaltigt, dass sie gestorben ist. 6 Ich habe ihre Leiche zerteilt und die Stücke überall in Israel herumzeigen lassen. Jeder sollte sehen, was für ein abscheuliches Verbrechen in unserem Land geschehen ist. 7 Darum seid ihr alle hier versammelt. Männer von Israel, bildet euch ein Urteil, und entscheidet, was zu tun ist!“ 8 Da standen alle Israeliten auf und erklärten einstimmig: „Keiner von uns wird nach Hause zurückkehren, 9 bevor Gibea seine gerechte Strafe bekommen hat. Wir müssen sofort gegen die Stadt vorgehen. Lasst uns auslosen, 10 wer Verpflegung für unser Heer besorgt. Dafür reicht jeder Zehnte von uns, alle anderen sollen gleich mit nach Gibea kommen. Wir werden die Bewohner dort zur Rechenschaft ziehen für das Verbrechen, das sie in unserem Land begangen haben.“ 11 So zogen die Israeliten geschlossen nach Gibea, um die Stadt anzugreifen. 12 Unterwegs sandten sie Boten zu allen Sippen des Stammes Benjamin und ließen ihnen ausrichten: „Bei euch ist eine abscheuliche Tat verübt worden. 13 Liefert uns die Männer von Gibea aus. Wir werden diese skrupellosen Kerle töten. Eine solche Schandtat darf in Israel nicht geduldet werden!“ Doch dazu waren die Benjaminiter nicht bereit.14 Aus dem ganzen Stammesgebiet zogen sie nach Gibea, um der Stadt im Kampf gegen die Israeliten zu helfen. 15 Noch am selben Tag stellten sie ein Heer von 26000 Mann auf, alle mit Schwertern bewaffnet. Dazu kamen weitere 700 erfahrene Soldaten aus Gibea selbst. 16 Im ganzen Stamm Benjamin gab es 700 Männer, die sogar mit der linken Hand Steine schleudern konnten und nie ihr Ziel verfehlten. 17 Die Israeliten hatten ohne den Stamm Benjamin 400000 kampferprobte Soldaten aufgeboten, die mit Schwertern bewaffnet waren. 18 Sie zogen nach Bethel und fragten Gott: „Welcher Stamm soll uns in der Schlacht gegen Benjamin anführen?“ Der Herr antwortete: „Juda soll vorangehen!“
Zu der Zeit, als es noch keinen König in Israel gab, nahm sich ein Levit, der am äußersten Ende des Gebirges Ephraim wohnte, eine Nebenfrau aus Bethlehem in Juda. 2 Doch eines Tages war die Frau wütend über ihren Mann und lief ihm weg, sie kehrte zurück zu ihrem Vater nach Bethlehem. Vier Monate später 3 nahm der Levit zwei Esel und ritt mit seinem Knecht nach Bethlehem. Er wollte mit der jungen Frau sprechen und sie zurückgewinnen. Als er sie gefunden hatte, lud sie ihn in ihr Elternhaus ein. Ihr Vater freute sich sehr, seinen Schwiegersohn zu sehen, 4 und wollte ihn gar nicht wieder gehen lassen. Drei Tage lang blieben sie zusammen, sie aßen und tranken. 5 Am vierten Tag stand der Levit früh auf, um sich mit seiner Nebenfrau auf den Heimweg zu machen. Aber sein Schwiegervater hielt ihn zurück: „Iss erst einmal einen Bissen Brot, und stärk dich, dann könnt ihr losziehen.“ 6 Die beiden Männer setzten sich hin und aßen und tranken miteinander. „Tu mir doch den Gefallen“, bat der Schwiegervater, „und bleib noch eine Nacht hier. Lass es dir bei mir gut gehen!“ 7 Aber der Levit wollte aufbrechen. Da drängte ihn der Vater der Frau, noch einmal bei ihm zu übernachten, bis der Levit schließlich nachgab. 8 Am Morgen des fünften Tages stand er wieder früh auf, um abzureisen. „Stärke dich noch etwas“, ermunterte ihn sein Schwiegervater, „bis heute Nachmittag könnt ihr euch wirklich noch Zeit lassen.“ Wieder setzten sich die beiden hin und aßen. 9 Am Nachmittag erhob sich der Levit, um sich mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht auf den Weg zu machen. „Sieh doch“, wandte sein Schwiegervater ein, „der Tag geht zu Ende, bald wird es dunkel. Bleib über Nacht, und mach es dir hier bequem! Morgen früh könnt ihr dann aufbrechen und nach Hause zurückkehren.“ 10-11 Aber der Levit wollte nun abreisen. Er ließ die Esel satteln und machte sich mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht auf den Heimweg. Gegen Abend erreichten sie Jebus, das heutige Jerusalem. Da schlug der Knecht seinem Herrn vor: „Komm, lass uns in die Stadt gehen und dort eine Unterkunft suchen.“ 12 Doch der Levit erwiderte: „Ich will nicht bei diesen Fremden übernachten, die keine Israeliten sind. Wir gehen besser hinüber nach Gibea. 13 Wenn wir uns beeilen, können wir Gibea oder sogar noch Rama erreichen! In einem dieser Orte werden wir übernachten.“ 14 So zogen sie weiter, und bei Sonnenuntergang waren sie kurz vor Gibea im Gebiet des Stammes Benjamin. 15 Sie bogen vom Weg ab und gingen in die Stadt. Doch dort wollte sie niemand über Nacht aufnehmen, und so blieben sie an einem großen Platz in der Stadt sitzen. 16 Spät am Abend kam ein alter Mann von der Feldarbeit zurück. Er stammte aus dem Gebirge Ephraim und lebte als Fremder unter den Benjaminitern in Gibea. 17 Als er den Leviten auf dem Platz sitzen sah, fragte er ihn: „Wo kommst du her, und wo willst du hin?“ 18 Der Levit erklärte: „Wir kommen gerade aus Bethlehem in Juda und wollen zum äußersten Ende des Gebirges Ephraim, wo mein Zuhause ist. Von dort aus habe ich diese Reise nach Bethlehem unternommen. Aber hier in Gibea will uns niemand aufnehmen, 19 obwohl wir Stroh und Futter für die Esel und Brot und Wein für uns selbst mitgenommen haben. Wir sind wirklich mit allem versorgt.“ 20 „Ihr seid mir herzlich willkommen!“, lud der alte Mann sie ein. „Bitte lasst mich für euch sorgen. Hier draußen sollt ihr auf keinen Fall übernachten!“ 21 Er nahm sie mit in sein Haus und gab ihren Eseln Futter. Dann wuschen die Gäste sich die Füße, aßen und tranken.22 Während sie fröhlich zusammensaßen, umstellten skrupellose Männer aus Gibea das Haus. Sie schlugen gegen die Tür und riefen dem Hausherrn zu: „Gib den Mann, der bei dir ist, heraus. Wir wollen ihn vergewaltigen!“ 23 Der alte Mann ging zu ihnen hinaus und beschwor sie: „Das könnt ihr doch nicht tun, denn dieser Fremde ist mein Gast! Eine solche Schandtat dürft ihr auf keinen Fall begehen! 24 Eher gebe ich euch meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und die Nebenfrau des Fremden. Vergewaltigt sie, und macht mit ihnen, was ihr wollt. Aber meinem Gast dürft ihr so etwas Fürchterliches nicht antun!“ 25 Doch die Männer von Gibea ließen nicht mit sich reden. Da führte der Levit seine Nebenfrau nach draußen. Die Männer fielen über sie her und vergingen sich die ganze Nacht an ihr. Erst im Morgengrauen ließen sie von ihr ab. 26 Die Frau schleppte sich noch bis zum Eingang des Hauses, in dem ihr Mann war. Dort brach sie zusammen und blieb liegen. Als es hell wurde,27 stand der Levit auf, um sich wieder auf den Weg zu machen. Er öffnete die Haustür und fand seine Nebenfrau davor liegen, die Hände auf der Schwelle. 28 „Steh auf“, sagte er zu ihr, „wir wollen weiter!“ Aber sie antwortete nicht. Da legte er sie auf den Esel und zog in seine Heimatstadt. 29 Dort angekommen, nahm er ein Messer und zerteilte die Leiche der Frau in zwölf Stücke. Dann ließ er die Teile überall in Israel den Menschen zeigen. 30 Alle, die es sahen, waren entsetzt und sagten: „So ein Verbrechen hat es noch nie bei uns gegeben. Seit wir aus Ägypten hierher gekommen sind, ist so etwas nicht geschehen. Wir müssen genau überlegen, was wir jetzt tun sollen.“
Mit 600 bewaffneten Männern brachen die Daniter von Zora und Eschtaol auf. 12 Sie zogen nach Kirjat-Jearim in Juda und schlugen im Westen der Stadt ihr Lager auf. Daher nennt man diesen Ort bei Kirjat-Jearim bis heute Mahane-Dan („Dans Lager“). 13 Von dort gingen sie ins Gebirge Ephraim und kamen zu Michas Haus. 14 Die fünf Männer, die das Gebiet von Lajisch erkundet hatten, erzählten den anderen: „Stellt euch vor, in einem dieser Häuser gibt es eine Götzenstatue aus Holz, die mit Silber überzogen ist, außerdem noch andere Figuren und ein Priestergewand. Lassen wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen!“ 15 Die fünf betraten das Haus Michas und begrüßten den jungen Leviten, 16 während die 600 Bewaffneten draußen am Tor warteten. 17 Als dann der Levit zu ihnen hinausging, schlichen sich die fünf in das Heiligtum und stahlen die Götzenstatue, die anderen Figuren und das Priestergewand. 18 Der Levit aber sah sie damit herauskommen und rief: „Was soll das?“ 19 „Sei still!“, gaben sie zurück. „Komm mit, und werde unser Ratgeber und Priester! Bei uns bist du Priester für einen ganzen israelitischen Stamm, das ist doch viel besser als nur für eine Familie!“ 20 Da freute sich der Levit. Er nahm die Götzenstatue, die anderen Figuren und das Gewand und schloss sich den Danitern an. 21 Dann brachen sie auf; ihre Frauen und Kinder, ihr Vieh und alles Wertvolle, was sie besaßen, stellten sie an die Spitze des Zuges. 22 Sie hatten sich schon ein ganzes Stück vom Haus entfernt, bis Micha endlich seine Nachbarn zusammengerufen und die Verfolgung aufgenommen hatte. 23 Als sie nahe genug an die Fliehenden herangekommen waren, schrien sie ihnen nach. Die Daniter drehten sich um und riefen Micha zu: „Was ist los? Was willst du mit all den Leuten?“ 24 „Ihr habt meine Götter gestohlen, die ich selbst angefertigt habe!“, gab Micha zurück. „Und auch meinen Priester habt ihr mir genommen! Ich bin von euch ausgeraubt worden, und da fragt ihr noch: ‚Was ist los?‘ !“ 25 Sie riefen: „Mach, dass du wegkommst! Sonst verlieren wir die Beherrschung und bringen dich und deine Familie um!“ 26 Dann setzten sie ihren Weg fort. Micha sah ein, dass er unterlegen war, und kehrte nach Hause zurück. 27 Seine Götzenstatuen behielten die Daniter, und auch der Priester blieb bei ihnen. Die Daniter zogen nach Lajisch und überfielen seine Einwohner, die sorglos und friedlich dort gelebt hatten. Sie töteten alle mit dem Schwert und brannten die Stadt nieder.28 Keiner half den Bewohnern. Denn Sidon war zu weit entfernt, und sonst hatten sie keine Verbündeten. Lajisch lag einsam in der Ebene bei Bet-Rehob. Die Daniter bauten die Stadt wieder auf und ließen sich dort nieder. 29 Sie nannten sie aber nicht mehr Lajisch, sondern Dan nach ihrem Stammvater, einem der Söhne Israels. 30 Sie stellten dort die geschnitzte Götzenstatue auf und ernannten den Leviten Jonatan zum Priester, einen Nachkommen von Moses Sohn Gerschom. Als Jonatan starb, wurde sein Sohn Priester und nach ihm seine Nachkommen, bis das Volk in die Gefangenschaft verschleppt wurde. 31 Michas Götzenbild stand ebenso lange in Dan wie das Heiligtum Gottes in Silo.
Zu dieser Zeit hatte Israel keinen König. Der Stamm Dan besaß noch kein eigenes Land und suchte deshalb nach einem Gebiet, in dem er sich ansiedeln konnte. 2 In Zora und Eschtaol wählten die Daniter aus ihren Sippen fünf bewährte Soldaten aus und schickten sie los, um das Land auszukundschaften. Die Männer zogen durch das Gebirge Ephraim und kamen zu Michas Haus. Als sie dort übernachteten, 3 fiel ihnen der Levit durch seinen Dialekt auf. Sie gingen zu ihm und fragten: „Wie bist du hierher gekommen? Was machst du hier?“ 4 Der junge Mann erzählte ihnen seine Geschichte. „Micha hat mich angestellt“, sagte er, „ich bin sein Priester.“ 5 Da baten sie ihn: „Frag doch Gott, ob wir bei unserer Erkundungsreise Erfolg haben werden!“ 6 Der Levit ermutigte sie: „Macht euch keine Sorgen! Der Herr weiß, was ihr vorhabt, und er wird euch beistehen.“ 7 Da zogen die fünf Männer weiter und kamen nach Lajisch. Sie sahen, dass die Menschen dort von niemandem unterdrückt und ausgebeutet wurden. Sie lebten ruhig und sicher wie die Sidonier. Die Stadt Sidon aber war zu weit entfernt, um ihnen helfen zu können, und in der Nähe hatten sie keine Verbündeten. 8 Die fünf Kundschafter kehrten zu ihrem Stamm nach Zora und Eschtaol zurück, wo man sie schon gespannt erwartete. 9 „Lasst uns in den Kampf ziehen!“, riefen sie. „Wir haben ein ausgezeichnetes Gebiet gefunden! Was steht ihr noch herum? Schnell, wir wollen aufbrechen und zuschlagen! 10 Die Bewohner dort sind auf keinen Angriff vorbereitet. Es ist ein großes und fruchtbares Gebiet. Dort wächst einfach alles, was ihr euch vorstellen könnt! Gott schenkt euch dieses Land!“
Im Gebirge Ephraim lebte ein Mann namens Micha. 2 Eines Tages sagte er zu seiner Mutter: „Dir sind doch 1100 Silberstücke gestohlen worden. Ich habe gehört, wie du damals den Dieb verflucht hast. Nun, das Geld ist bei mir. Ich selbst habe es genommen!“ Da rief seine Mutter: „Der Herr möge den Fluch in Segen verwandeln!“ 3 Micha gab ihr das Gestohlene zurück, und sie erklärte: „Das Silber soll dem Herrn gehören! Ich werde dir davon ein Gottesbild herstellen lassen, aus Holz geschnitzt und mit Silber überzogen. So wirst du doch noch etwas von dem Silber haben.“ 4 Sie brachte 200 der Silberstücke zum Goldschmied und ließ eine Götzenfigur aus Holz mit einem silbernen Guss anfertigen. Micha stellte die Figur bei sich auf, 5 denn er besaß ein eigenes Heiligtum. Er ließ noch andere Götzenstatuen und ein Priestergewand anfertigen und ernannte einen seiner Söhne zum Priester. 6 Damals gab es keinen König in Israel, und jeder tat, was er für richtig hielt. 7 Zu jener Zeit lebte ein junger Mann aus dem Stamm Levi in Bethlehem, das im Stammesgebiet von Juda liegt. 8 Er verließ die Stadt, um sich an einem anderen Ort niederzulassen. Auf seiner Reise durchs Gebirge Ephraim kam er an Michas Haus vorbei. 9 „Woher kommst du?“, fragte Micha ihn. Der junge Mann antwortete: „Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda. Ich möchte mich woanders niederlassen.“ 10 „Bleib hier bei mir!“, forderte Micha ihn auf. „Du kannst mein Ratgeber und Priester werden. Ich gebe dir dafür zehn Silberstücke im Jahr und so viel Kleidung und Nahrung, wie du brauchst.“ 11 Der Levit willigte ein und blieb. Micha nahm ihn auf wie einen seiner Söhne, 12 er ernannte ihn zum Priester und dachte: 13 „Jetzt wird der Herr mir sicher Gutes tun, denn ich habe einen Leviten als Priester!“
Die Fürsten der Philister versammelten sich zu einem großen Fest. Sie brachten ihrem Gott Dagon viele Schlachtopfer dar und feierten ihren Sieg. Dabei sangen sie: „Unserm Dagon sei’s gedankt: Simson ist in unsrer Hand!“ 24-25 Als sie richtig in Stimmung waren, riefen sie: „Holt Simson! Er soll uns etwas vorführen!“ So wurde Simson aus dem Gefängnis herbeigebracht, und sie trieben ihren Spott mit ihm. Sie priesen ihren Gott und stimmten von neuem ihr Lied an: „Unserm Dagon sei’s gedankt: Simson ist in unsrer Hand! Wie viel Mann hat er vernichtet! Was alles hat er angerichtet!“ Dann stellten sie Simson zwischen die Säulen des Gebäudes. 26 Er bat den Jungen, der ihn an der Hand führte: „Lass mich einmal kurz los! Ich möchte nach den Säulen tasten, die das Dach tragen, und mich etwas an sie lehnen.“ 27 Das Gebäude war voller Menschen. Auch die Fürsten der Philister waren alle gekommen. Allein vom Dach aus hatten etwa dreitausend Leute zugesehen, wie Simson verspottet wurde. 28 Simson betete: „Herr, mein Gott, erinnere dich an mich! Bitte gib mir noch dies eine Mal so viel Kraft wie früher! Ich will mich dafür rächen, dass sie mir meine Augen ausgestochen haben.“ 29 Dann fasste Simson die beiden mittleren Säulen, auf denen das Dach ruhte, eine mit der rechten Hand, eine mit der linken, und stemmte sich dagegen. 30 „Sollen die Philister mit mir sterben!“, schrie er und riss die Säulen mit aller Kraft um. Das Gebäude brach über den Philistern und ihren Fürsten zusammen. Dabei starben mehr Menschen, als Simson in seinem ganzen Leben getötet hatte. 31 Simsons Brüder und seine übrigen Angehörigen kamen, hoben seinen Leichnam auf und brachten ihn zum Grab seines Vaters Manoach. Dort, zwischen Zora und Eschtaol, begruben sie ihn. Zwanzig Jahre lang hatte Simson das Volk Israel geführt.
Einige Zeit später verliebte sich Simson in eine Frau namens Delila, die im Tal Sorek wohnte. 5 Einige Fürsten der Philister kamen zu ihr und forderten sie auf: „Du weißt, dass Simson dich liebt. Nutz das doch aus, und frag ihn, woher seine große Kraft stammt, damit wir ihn überwältigen können. Finde heraus, womit man ihn fesseln kann! Jeder von uns gibt dir dafür 1 100 Silberstücke.“ 6 Delila fragte Simson: „Willst du mir nicht anvertrauen, warum du so stark bist? Gibt es Fesseln, die du nicht zerreißen kannst?“ 7 Er antwortete: „Wenn man mich mit sieben frischen Sehnen bindet, die noch nicht trocken sind, dann bin ich schwach wie jeder andere.“ 8 Die Fürsten besorgten sieben solcher Sehnen, und Delila fesselte Simson damit, 9 während einige Philister im Nebenzimmer lauerten. Dann rief sie: „Simson! Die Philister kommen!“ Da zerriss er die Sehnen, als wären sie angesengte Bindfäden. Das Geheimnis seiner Kraft hatte er nicht verraten. 10 Delila warf ihm vor: „Du hast mich getäuscht und belogen! Sag mir, wie man dich wirklich fesseln kann!“ 11 Er antwortete: „Wenn man mich mit neuen Seilen bindet, die noch nie gebraucht worden sind, habe ich so wenig Kraft wie jeder andere.“ 12 Delila nahm solche Seile und fesselte Simson damit. Wieder lauerte man ihm nebenan auf. Aber als sie rief: „Simson! Die Philister kommen!“, riss er die Seile von seinen Armen wie Fäden. 13 „Immer täuschst du mich“, klagte Delila, „ständig belügst du mich! Verrate mir endlich, womit man dich binden kann!“ Simson erwiderte: „Du musst meine sieben Haarflechten im Webstuhl einweben!“ 14 Als er schlief, wob Delila sein Haar hinein und befestigte es mit dem Pflock. Dann rief sie: „Simson! Die Philister!“ Er sprang auf und riss das Gewebe samt dem Pflock heraus. 15 Erneut machte Delila ihm Vorwürfe: „Wie kannst du noch behaupten, dass du mich liebst? In Wahrheit gehört dein Herz mir gar nicht! Dreimal hast du mich belogen und mir immer noch nicht verraten, warum du so stark bist.“ 16 Tag für Tag redete sie auf ihn ein. Sie drängte ihn so sehr, dass er es zuletzt nicht mehr ertragen konnte 17 und sein Geheimnis preisgab: „Ich bin von Mutterleib an Gott geweiht, niemals hat man mir die Haare geschnitten. Ohne sie würde ich meine Kraft verlieren und schwach werden wie jeder andere.“ 18 Delila wusste, dass er ihr jetzt die Wahrheit gesagt hatte. Sie benachrichtigte die Fürsten der Philister: „Kommt! Er hat mir alles anvertraut!“ Da kamen sie und brachten die versprochenen Silberstücke mit. 19 Delila ließ Simson in ihrem Schoß einschlafen. Dann winkte sie einen Mann herbei und schnitt Simsons sieben Haarflechten ab. Während sie es tat, verlor er seine Kraft. 20 „Simson“, rief sie dann, „die Philister sind da!“ Er wachte auf und meinte, er könne sich wieder befreien und losreißen. Er wusste nicht, dass der Herr sich von ihm abgewandt hatte. 21 Die Philister packten Simson und stachen ihm die Augen aus. Dann brachten sie ihn nach Gaza, legten bronzene Ketten um seine Arme und Beine und warfen ihn ins Gefängnis. Dort musste er die Kornmühle drehen. 22 Allmählich begann sein Haar wieder zu wachsen.
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