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Russische Kamikaze-Drohnen — eine Notlösung? | Von Peter Frey


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Ein Standpunkt von Peter Frey.
Das ist eine Frage der Perspektive.
Lösungen sind grundsätzlich aus Problemen und damit sozusagen „aus der Not“ geboren. Hilfreich ist es, ein Problem beizeiten zu erkennen und Lösungen eher proaktiv als reaktiv anzugehen. Was dies betrifft, scheint Russland seinem Gegner in der Ukraine, den dortigen NATO-Streitkräften, seit dem Februar 2022 immer einen Schritt voraus zu sein.
Ein Problem als solches in seiner ungeschminkten Version ehrlich anzuerkennen, ist die Voraussetzung für gute Lösungen. Lösungen müssen nicht schön, sondern nachhaltig hilfreich sein. Das gilt auf allen Ebenen, den strategischen, operationellen, taktischen wie technisch/technologischen.
Im Monat vor dem russischen Teilrückzug aus dem Oblast Cherson, vom rechten Ufer des Dnepr (1) hatte sich die ukrainische Armee an den russischen Stellungen die Zähne ausgebissen und zwischen zehn- und zwölftausend ukrainische Soldaten waren getötet worden. Auf sieben bis acht Gefallene der ukrainischen Armee kam nach russischen Angaben ein toter russischer Soldat. Damit könnte man sich die Situation schön reden, aber schön war sie nicht. Denn das Verhältnis der in den Kämpfen Getöteten lässt uns in der ungeschminkten Version wissen, dass im besagten Gebiet etwa 1.500 russische Soldaten gestorben waren. Das Leben russischer Soldaten war der ausschlaggebende Grund, sich auf die linke Seite des Dnepr zurückzuziehen.
„Schön“ war dieser Rückzug also nicht, aber er anerkannte die Realität, er war sinnvoll. Der Krieg in der Ukraine wird nicht an der Propagandafront entschieden. Letztere ist die Front, an der die „Schönheit“ glänzender Siege der „Eigenen“ und schmachvoll aufgebauschte Niederlagen des Gegners zählen. An dieser Front wird die brutale, tödliche Realität des Krieges zum Heldenepos hochgedichtet. Die Propagadafront verschmilzt mit dem narrativen Raum, in dem die Bevölkerung der westlichen Staaten festgehalten wird.
Im narrativen Raum wird der Insasse in seinen Emotionen hin- und hergerissen. So sehr, dass er außerstande ist, klare, rationale, logische Gedanken zu fassen. Diese Vereinnahmung hindert ihn auch daran, den Gedanken zu fassen, dass er den Raum der Täuschung und Lügen jederzeit verlassen kann. Seine manipulierten Emotionen machen ihn zum Gefangenen.
Wir lernen durch Wiederholung und daher seien hier die Ziele der russischen Militäroperation in der Ukraine wiederholt: Schutz der russischen Ethnie, Entmilitarisierung und Entfaschisierung. Es geht nicht um Eroberungen und Inbesitznahme, schon gar nicht um einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung, sondern darum, das militärische Potenzial der NATO-Ukraine vollständig zu zerschlagen. Und in diese Prämissen lässt sich auch die russische Luftkriegsführung schlüssig einordnen.
Russland besaß von Beginn an eine Luftüberlegenheit und schließlich Lufthoheit, nachdem es die ukrainischen Kampffliegerkräfte rasch dezimiert und die Luftabwehr entscheidend geschwächt hatte. Das heißt nicht, dass Russlands militärisches Vorgehen in diesem Bereich ohne Schwächen war und ist.
Die Bedeutung der Drohnentechnologie wurde von Russland in den vergangenen Jahren möglicherweise unterschätzt. Auch wenn man aus Erfahrungen im Syrien-Krieg zurückgreifen konnte. Im Ukraine-Konflikt war man allerdings gezwungen, rasch zu lernen und im Herbst 2022 kamen zu den gelenkten Bomben, Hyperschallraketen und Marschflugkörpern auch Angriffsdrohnen (2). Übrigens allesamt eingesetzt und in Kombination eingesetzt, um Punktziele zu treffen. Gezielte Flächenbombardements auf zivile Gebieten hat man der russischen Seite nie nachweisen können.
Propaganda und Wirklichkeit
Ist es nicht erstaunlich, dass so wenig Drohnen so viel Schaden anrichten können? Oder wird hier die ukrainische Luftabwehr propagandistisch aufgewertet? Solche Fragen stellen sich zwangsläufig, wenn man die Nachrichten der Medien zum Thema Drohnen im Ukraine-Krieg verfolgt.
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