Wir sind im April und wie auch schon das letzte Mal geht es auch heute wieder nur um eins: das Lesen. Nach dem durchaus kritischen Blick auf das Lesen als unabdingliche Kulturtechnik für das Funktionieren in einer Gesellschaft, die sich als hochentwickelt und wissensbasiert versteht, widmen wir uns heute dem Lesen als soziale Praxis. Wie versprochen möchte ich euch heute mitnehmen zu uns nach Hause und euch an ein paar Beispielen mit unseren Kindern zeigen, wie Lesen bei uns in der Familie funktioniert.
Natürlich bildet das Vorlesen auch bei unseren Kindern einen ganz wesentlichen Baustein in ihrer Lesesozialisation. Allerdings ist es bei uns ein sehr weit gefasstes Konzept. Beim Vorlesen geht es uns nicht nur darum, Geschichten aus einem Buch vorzulesen. So wie: Buch auf, Geschichte raus, Buch zu. Vorlesen ist bei uns Arbeit an und mit dem Buch.
Einen Zugang, der in unserem Lesealltag sehr wichtig ist, möchte ich euch heute vorstellen: das sogenannte Dialogische Lesen. Beim Dialogischen Lesen handelt es sich um eine durchaus bekannte und nachgewiesenermaßen effektive Methode, wenn es um Lesegewohnheiten und um Spracherwerb allgemein geht.
Es handelt sich beim Dialogischen Lesen um eine Mischung aus Vorlesen und Erzählen, wobei das Buch an sich “nur” als Gesprächsanlass dient. Das Ziel ist es, das Kind dazu zu bringen, über das Buch zu reden. Als Gesprächspartner·innen sind wir dabei nicht nur diejenigen, die die Geschichte vorlesen, sondern auch diejenigen, die in Anlehnung an die Geschichte oder die Illustrationen Fragen stellen, Impulse geben, das aufgreifen, was die Kinder von selbst einwerfen.
Im Vordergrund steht dabei natürlich erst einmal die allgemeine Sprachkompetenz der Kinder. Also es geht weniger um das Lesen an sich, sondern mehr um die Sprachentwicklung. Durch das Dialogische Lesen können Wortschatz, Ausdrucksweise oder Satzstrukturen erarbeitet werden — und zwar im Dialog, quasi nebenbei. Wir werden aber heute sehen, dass sich das Dialogische Lesen auch bei den ersten Leseversuchen der Kinder selbst einsetzen lässt.
Bücher aus der Folge : Das große Buch zum gemeinsamen Lesen (Fischer-Duden) | Gute Nacht, kleiner Löwe (Oetinger)
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Beitrag im Blog: Serie Schriftspracherwerb
Interview mit Carla Heher vom Kinderbuchblog buuu.ch: Erstlesebücher
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