In den USA protestieren schwarze Amerikaner gegen Polizeigewalt und Diskriminierung, weltweit solidarisieren sich die Menschen. Dies verdrängt kurz judenfeindliche Attacken und Provokationen, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Weltverschwörungstheoretiker auf den Corona-Demos mögen noch als Dorfdeppen durchgehen, in den sozialen Medien werden aber mühelos antisemitische Verschwörungstheorien mit dem Ausbruch des Coronavirus verbunden. Arnon Grünberg, der auf der Gedenkfeier für die Toten des 2. Weltkriegs am 4. Mai in Amsterdam die Festrede hielt, erlebte einen antisemitischen und xenophoben Shitstorm ersten Ranges und offene Anfeindungen von rechtspopulistischen Politikern. Wir wollen mit Arnon Grünberg über Antisemitismus und Xenophobie sprechen.
Der niederländische Autor, Blogger und Kolumnist Arnon Grünberg stammt aus einer deutsch-jüdischen Familie und wuchs in Amsterdam auf. Im Alter von 17 Jahren gründete er einen eigenen Verlag (Kasimir) und veröffentlichte 1994 im Alter von 23 Jahren sein erstes Buch »Blauwe maandagen«. Seine Bücher, die er teilweise unter dem Pseudonym Marek van der Jagt schrieb, wurden mit allen großen niederländischen Literaturpreisen ausgezeichnet, 2002 erhielt er den NRW-Literaturpreis für sein Gesamtwerk. Neben seinen literarischen Arbeiten schreibt Arnon Grünberg Blogs und Kolumnen in niederländischen Zeitungen. Sein Werk erscheint in 27 Sprachen. Heute lebt Arnon Grünberg in New York und Amsterdam.
Das Gespräch führte Britta Behrendt aus Amsterdam.