Ein Standpunkt von Felix Abt.
In Europa kommt “die Moral vor dem Fressen", aber in Asien ist es umgekehrt. Hintergrundbetrachtungen eines in Asien lebenden Autors zur aktuellen Eskalation mit China.
Die chinesische Lebenswirklichkeit ist weitaus moderner und „weltoffener“, als im Westen suggeriert wird. (Passanten auf chinesischen Straßen. Foto: Screenshot Twitter/F.Abt)
Nachdem die Megaphone des Wertewestens schon zum totalen Wirtschaftskrieg gegen Russland aufgerufen haben, ertönt nun ihr Schlachtruf gegen China, ohne Rücksicht auf die Folgen für das "gemeine Volk". Die Reaktion der asiatischen Länder dürfte diese Schreihälse jedoch arg enttäuschen.
(Der Spiegel-Schlagzeile. Screenshot Felix Abt)
Das ehemalige deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" steht bereits an der Spitze des Propagandakriegs gegen Russland und verbreitet dreiste Lügen, ohne sich dafür zu schämen, wie zu Zeiten ihres chronisch wahrheitswidrig publizierenden Starjournalisten Relotius. Jetzt bläst es zum Angriff auf das nun als brandgefährlich dargestellte China, das diesmal eine viel größere Bedrohung für die Demokratie bedeutet als die Taliban am Hindukusch - huch, wo war das noch mal? - wo NATO-Truppen, darunter auch deutsche Soldaten, angeblich die deutsche Freiheit verteidigten, und auch mehr als die derzeit äusserst gefährlichen Russen in der ach so demokratischen Ukraine. Und natürlich fühlen sich zahlreiche deutsche und andere europäische Medien und Politiker bemüßigt, in die gleiche Kerbe zu hauen.
(NDR Schlagzeile. Screen shot Felix Abt)
(Die Tagespost Schlagzeile. Screen shot Felix Abt)
Ein durchschnittlicher litauischer Abgeordneter, der stellvertretend für viele Politiker in den baltischen Staaten steht, unterstellt auf Twitter, China und Russland seien eine große - und vermutlich minderwertige - "mongolische" Nation. (Twitter screen shot Felix Abt)
Die genannten Beispiele zeigen, wie Politiker und Medien in Europa die Stimmung anheizen und die rote bzw. gelbe Gefahr wieder heraufbeschwören.
Besonders fleißig warnt der in China lebende Spiegel-Reporter Georg Fahrion eindringlich vor der unheimlichen Gefahr, die aus China kommt. Er lässt kaum ein gutes Haar an dem Land und spuckt in die chinesische Nudelsuppe, wann immer er kann. Besonders originell ist er dabei nicht, denn die meisten westlichen Journalisten, die sich mit China befassen und im Übrigen kein Chinesisch sprechen, tun mehr oder weniger dasselbe, als hätten sie sich untereinander abgesprochen. Man wird ihnen nie vorwerfen können, China-Versteher zu sein. Als gelernter Politikwissenschaftler kann Fahrion zudem die Lage sicher politisch korrekt einschätzen, wie es seine Chefs in Hamburg und die buntfarbenen Politiker in Berlin von ihm erwarten.
Was er mit vielen seiner deutschen Kollegen gemeinsam hat, ist, dass er noch nie etwas verkaufen musste: keine deutschen Autos, keine Maschinen und keine Adidas-Schuhe, und schon gar nicht in China, wo deutsche Erzeugnisse von Millionen von Kunden gekauft werden und Hunderttausende von deutschen Arbeitsplätzen sichern. Auch haben Fahrion und seine Genossen in den zu intellektuellen Schießbuden umfunktionierten Redaktionsstuben sicher noch nie Bauteile aus China k...