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Sie sind wieder da | Von Felix Feistel


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Ein Standpunkt von Felix Feistel.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Das waren die Lehren, welche Deutschland aus den Verbrechen der Nationalsozialisten im letzten Jahrhundert gezogen zu haben glaubte. Jahrzehntelang wurden Generationen von Schülern exakt diese Worte in den Kopf gehämmert, wurden im Geschichtsunterricht die Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufgearbeitet, welche von einer gestörten Politkaste und ihren willigen Vollstreckern begangen worden sind. Auch in den Medien wurde dieses Thema breit aufgearbeitet, in Universitäten, Vorträgen, Theater, Film und Fernsehen. Intellektuelle und Künstler haben die Verbrechen und die Barbarei dieser Zeit thematisiert, ebenso wie Politiker, Historiker, Politologen und vielen anderen.
Dabei kann man im großen und Ganzen zwei zentrale Verbrechen ausmachen. Das eine war der Vernichtungsfeldzug gen Osten, der bis weit in die damalige Sowjetunion vordrang und dabei schätzungsweise allein 28 Millionen Sowjetbürger um ihr Leben brachte. Nicht nur durch Kriegswaffen, sondern auch durch bewusst herbeigeführte Hungerkatastrophen, wie die Blockade von Leningrad, heute St. Petersburg, sind die Menschen auf grausame Weise ums Leben gekommen. Auch die Politik der verbrannten Erde bei dem schließlich erzwungenen Rückzug der deutschen Wehrmacht hat sich noch einmal verheerend auf Osteuropa ausgewirkt.
Der Krieg im Westen gegen Frankreich, sowie in Afrika, hat ebenfalls viele Opfer gefordert. Doch an die Grausamkeit eines Vernichtungsfeldzuges gegen die Sowjetunion, dessen Bürger von den Nazis als Untermenschen betrachtet wurden, die nach einer drastischen Reduktion der Bevölkerung auf ein Sklavendasein reduziert werden sollten, kommen diese Kriegsakte, so verbrecherisch und brutal sie auch waren, nicht heran. Mit diesem Vernichtungsfeldzug einher geht auch das zweite große Verbrechen der Nazis, da es von derselben ideologischen Grundlage getrieben war: Die systematische Vernichtung von allem als „lebensunwert“ definierten Lebens. Damit waren all jene gemeint, die als „unheilbar krank“ eingestuft wurden. Menschen mit Behinderungen und schweren Krankheiten wurden zunächst experimentell beispielsweise mit Dynamit, später in Gaskammern hingerichtet.
Als unheilbar krank betrachteten die Nationalsozialisten eben auch Menschen jüdischer Abstammung, sowie Slawen. Sie passten nicht in die Rassenlehre, nach welcher eine angebliche, „arische Rasse“ die Überlegene war, die durch andere „Rassen“ und eben unheilbare Krankheiten geschwächt wurde. Das bildete die Legitimation für die systematische Vernichtung von etwa 20 Millionen Menschenleben, von denen gut ein Drittel Juden waren (1). Die Geschichte ist eigentlich hinlänglich bekannt: Konzentrationslager, in denen die Menschen zusammengepfercht und mit einer nie gekannten Präzision und Grausamkeit getötet wurden. Ein Bestandteil dieser Vernichtung waren auch Menschenexperimente. Eine Reihe von medizinischen Versuchen wurden mit den Opfern des Holocaust durchgeführt. Noch heute baut ein Teil der medizinischen Wissenschaft auf den damals gewonnenen Erkenntnissen auf.
Als direkte Folge davon wurde nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Naziherrschaft und den Ärzteprozessen 1946/47 der Nürnberger Kodex verabschiedet. Diese Richtlinie zur Vorbereitung und Durchführung medizinischer, psychologischer und anderer Experimente am Menschen fordert, dass für solche Versuche, „die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson unbedingt erforderlich (ist). Das heißt, dass die betreffende Person im juristischen Sinne fähig sein muss, ihre Einwilligung zu geben; dass sie in der Lage sein muss, unbeeinflusst durch Gewalt, Betrug, List, Nötigung, Übervorteilung oder irgendeine andere Form der Überredung oder des Zwanges, von ihrem Urteilsvermögen Gebrauch zu machen; dass sie das betreffende Gebiet in seinen Einzelheiten hinreichend kennen und verstehen muss, um eine verständige und informierte Entscheidung treffen zu können.
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