Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Teaser
Nur ein so genanntes „schmutziges, verachtenswertes Abkommen", eine Verhandlungslösung mit den angeblich erzbösen Russen, könnte die Ukraine vor noch größeren Tragödien bewahren. Das ist die Meinung von zwei erfahrenen geo-strategischen US-Experten, von Dr. Gordon Hahn und Ed Luttwack. Aber dazu wird es nicht kommen, denn nachdem die scheinheiligen Polit-Eliten der westlichen Wertegemeinschaft Russland derart verteufelt haben, können sie nicht mehr zurück, ohne vor ihren Unterstützern in den Parteien ihr Gesicht zu verlieren. Zudem werden sie in ihren politischen Aktionen von anderen Prioritäten geleitet.
Laut Dr. Hahn gibt es weder in Washington noch in Brüssel noch anderswo in den westlichen Hauptstädten in den Korridoren der Macht politische Kräfte, die für ein solches Abkommen über die Ukraine mit Russland bereit wären, selbst wenn es zig-Tausende Menschenleben retten würde. Im Gegenteil. Überall in den Hauptstädten des Westens hätten sich die Positionen gegenüber Russland verhärtet, entweder
„aus Rachegelüsten“ gegenüber dem unbotmäßigen Kreml,
oder weil die West-Eliten weiter die Hoffnung hegen, dass irgendwie die Ukraine doch noch siegen und Russland ruiniert wird. In dieses Ziel hätten die Eliten der westlichen Welt sehr viel politisches Kapital investiert.
Es gibt sicherlich auch noch einen dritten Grund für die starre Haltung der politischen Führungskreise des Westens, den Dr. Hahn nicht erwähnt hat, nämlich ihre Angst. Sie haben Angst, dass sie mit ihrer Zustimmung zu einer „schmutzigen“ Verhandlungslösung mit Russland ihre Maske als moralische Tugendbolde verlieren werden, was nach all dem Porzellan, das sie inzwischen zerschlagen haben, zum Absturz ihrer persönlichen, politischen und wirtschaftlichen Karrieren führen würde.
Aus welchen Gründen auch immer, laut Dr. Hahn haben die westlichen Polit-Eliten und ihre Medien die Ukraine „in ihrer völlig unrealistischen Haltung auf einen Sieg bestärkt, was völlig losgelöst von jeglicher Realität vor Ort ist“. Für Washington und die NATO ginge es im Krieg nur darum, „'Putins Regime' ein Ende zu setzen“ und „ihren verblendeten Träumen von einer 'Entkolonialisierung' Russlands (der Aufteilung Russlands in mehrere, vom Westen abhängige, kleinere Staaten) nachzuhängen“. Tatsächlich würden „die US-Regierung und die NATO den ukrainischen Staat und das ukrainische Volk als Rammbock gegen Russland benutzen“ und zugleich „die nationalistischen Fantasien Kiews befördern, Russland zu besiegen und zum Retter des Westens zu werden“, so die bemerkenswerte Feststellung Dr. Hahns.
Nun ist es aber ganz anders gekommen als vom Westen geplant. Aus der traumtänzerischen Provokation Russlands in der Ukraine ist für die West-Eliten ein Albtraum geworden. Die Ukraine hat im Donbass verloren und wird auch den ganzen Krieg mit Russland verlieren. Die West-Eliten stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer Russland-Politik. Dabei haben sie die Bevölkerungen ihrer eigenen Länder als Geisel genommenen, denen letztlich die schweren wirtschaftlichen und sozialen Folgekosten der undurchdachten Sanktionen gegen Russland aufgebürdet werden, während die Politiker und Medien für sich die Hände in Unschuld waschen und „Putin“ für alles verantwortlich machen. Unglaublich, wie uns die mit Dummheit gepaarte Arroganz der westlichen Eliten an diesen Abgrund gebracht hat.
Das alles hätte nicht so kommen müssen. Der schreckliche Krieg in der Ukraine hätte leicht vermieden werden können, meint Dr. Hahn in seinen Aufsätzen. Alles, was dazu notwendig gewesen wäre, „sei die Zustimmung des Westens zu einer neutralen Ukraine gewesen, — eine Option, die seit zwei Jahrzehnten zur Verfügung stand, aber die in Washington und Brüssel stets als nicht verhandelbar abgelehnt wurde“.
Solange im Westen dieselben nach Hegemonie strebenden Eliten für ihre Ziel über die Leichen ganzer Völker gehen,