Share Slow German
Share to email
Share to Facebook
Share to X
By Annik Rubens
The podcast currently has 430 episodes available.
Wie du vielleicht weißt, mache ich nicht nur diesen Podcast, sondern noch zwei andere. Der zweite ist „Exzellent erklärt“, da geht es um Wissenschaft. Und der dritte heißt „Lies und das“, und darin geht es um Bücher und um das Lesen. Also dachte ich mir, ich mache eine „Slow German“-Episode über das Lesen!
Vor vielen Jahrhunderten, im Mittelalter, konnten nur sehr wenige Menschen lesen. Die meisten Leute waren Bauern und arbeiteten hart auf dem Feld. Nur Mönche, Priester und einige Adelige konnten lesen. Bücher wurden damals noch von Hand geschrieben und waren dadurch sehr teuer. Sie waren oft in Klöstern und Kirchen zu finden. Diese Bücher waren dementsprechend meist religiös.
Im Jahr 1445 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Das war eine große Erfindung. Nun konnten Bücher schneller und günstiger hergestellt werden. Mehr Menschen konnten sich Bücher leisten und lernen zu lesen. Das erste Buch, das Gutenberg druckte, war die Bibel. Diese Erfindung hat das Lesen für viele Menschen möglich gemacht.
Im 16. Jahrhundert kam dann die Reformation. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Vorher war die Bibel nur auf Latein verfügbar, und das konnten die meisten Menschen nicht verstehen. Nun konnten mehr Menschen die Bibel lesen und ihre Religion besser verstehen. Das war ein großer Schritt für das Lesen und die Bildung in Deutschland.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Lesen immer wichtiger. Es gab immer mehr Schulen, und die Kinder lernten lesen und schreiben. Auch Zeitungen wurden populär. Die Menschen wollten über das Geschehen in der Welt informiert sein. Die Industrialisierung brachte viele Veränderungen. Es gab neue Maschinen und Erfindungen. Die Menschen mussten lesen können, um mit den neuen Technologien umzugehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bildung ein wichtiger Teil des Lebens. Es gab viele Bibliotheken und Buchhandlungen. Das Lesen wurde zu einem beliebten Hobby. Viele berühmte Autoren kamen aus Deutschland, wie Thomas Mann und Hermann Hesse. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.
Heute lesen die Menschen in Deutschland immer noch gerne. Bibliotheken und Buchhandlungen sind immer noch wichtige Orte. In vielen Städten gibt es Buchmessen und Lesungen. Das größte Ereignis ist die Frankfurter Buchmesse. Sie ist die größte Buchmesse der Welt. Sehr nett ist auch die Leipziger Buchmesse.
Dennoch muss man betonen, dass in Deutschland von den Deutsch sprechenden Erwachsenen rund 12 Prozent nur sehr schlecht lesen und schreiben können. Hochgerechnet sind das also 6 Millionen Menschen. Das ist ein riesiges Problem und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert.
Übrigens, weil wir hier ja über die deutsche Sprache sprechen: In Deutschland gibt es sogenannte „Leseratten“. Das sind Menschen, die sehr viel lesen. Sie verbringen oft Stunden mit einem Buch und können es kaum aus der Hand legen. Ich bin so eine Leseratte. Ein lustiger Ausdruck für jemanden, der nicht gerne liest, ist „Lesemuffel“. Diese Menschen lesen nur selten oder gar nicht.
Vielleicht bist du ja auch eine Leseratte oder kennst einen Lesemuffel. In jedem Fall: Viel Spaß beim Lesen! Es ist egal, was Du liest, es darf auch ein Comic sein oder ein Sachbuch. Aber lesen ist wichtig.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg277kurz.pdf
Hast du schon einmal den Begriff Einbürgerung gehört? Durch die Einbürgerung wird ein Mensch zum Staatsbürger eines Landes. Ich erkläre dir heute einmal, wie das in Deutschland abläuft. Wie man also zum deutschen Staatsbürger wird. Als deutscher Staatsbürger oder deutsche Staatsbürgerin hat man die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen auch. Seit dem 27. Juni 2024 gibt es ein neues Einbürgerungsgesetz.
Um die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen, muss man einige Anforderungen erfüllen. Das ganze ist ein relativ komplizierter, bürokratischer Prozess. Zunächst einmal musst Du eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder ein Aufenthaltsrecht als EU-Bürger haben. Das bedeutet, dass du die Erlaubnis hast, dauerhaft in Deutschland zu leben. Diese unbefristete Aufenthaltserlaubnis bekommst du zum Beispiel, wenn du seit mindestens fünf Jahren hier sein darfst, wenn du arbeitest und Geld verdienst, gut Deutsch sprichst, eine Wohnung hast und noch einiges mehr.
Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du ähnliche Voraussetzungen erfüllen. Du musst in der Regel seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben – früher waren es sogar acht Jahre. Deine Deutschkenntnisse müssen ausreichen, aber deswegen bist du ja hier bei Slow German, oder? Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du außerdem deinen eigenen Lebensunterhalt ohne Sozialhilfe bestreiten. Das heißt du musst genug Geld verdienen, damit der Staat dir nicht helfen muss. Du darfst auch keine schweren Straftaten begangen haben, also keinen sogenannten Eintrag im Strafregister haben.
Jetzt sind wir bei einem sehr wichtigen Punkt, der immer wieder diskutiert wird in der deutschen Gesellschaft, und zwar die Verfassungstreue. Du musst also die „freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“ anerkennen. Da geht es also um die Werte, nach denen wir in der deutschen Gesellschaft leben.
So funktioniert der Einbürgerungstest
Wenn du jetzt bei all diesen Punkten einen Haken machen konntest, dann gibt es noch eine Hürde, und zwar den Einbürgerungstest. Und der ist gar nicht so einfach. Ich glaube sogar, dass viele Deutsche diesen Test nicht bestehen würden. Denn da werden Fragen zu Geschichte, Kultur und Rechtsordnung des Landes gestellt. Ein paar Beispiele der 310 Fragen aus dem bayerischen Test:
Was ist mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar?
Na, weißt du die Antwort? Es ist natürlich die Geldstrafe, alles andere gibt es in Deutschland nicht.
Noch eine Frage: Was für eine Staatsform hat Deutschland?
Aber keine Angst, es sind nicht alle Fragen so einfach. Bei manchen musste ich auch erstmal überlegen. Probier es doch selber aus, den Link stelle ich auf slowgerman.com:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Links/DE/O/oet-bamf-interaktiv_einbuergerungstest_fragenkatalog.html?nn=282388
Ach ja, und Republik war natürlich die richtige Antwort.
Zusammengefasst kann man also sagen: Wer bereits in Deutschland gut integriert ist, Geld verdient, eine Wohnung hat, die Sprache beherrscht und ausreichend Wissen über das Land hat, der kann sich einbürgern lassen. Für alle anderen wird es schwierig. Und Angst vor Bürokratie darf man auch nicht haben – aber Bürokratie gehört in Deutschland nunmal zum Leben dazu.
Und wie viele Leute betrifft das alles? 2022 wurden rund 168.500 Menschen in Deutschland eingebürgert, der höchste Wert seit 2002. In den Vorjahren lag die Zahl der Einbürgerungen meist relativ stabil bei etwa 100.000 pro Jahr. Mit etwa 48.000 Einbürgerungen stellten Syrer 2022 den größten Anteil unter den Eingebürgerten.
Am 19. Januar 2024 hat der Bundestag das „Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StARModG)“ beschlossen. Das Gesetz wurde am 26. März 2024 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und trat am 27. Juni 2024 in Kraft. Mit diesem Gesetz treten umfangreiche Änderungen im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) in Kraft. Es soll viele Erleichterungen bei der Einbürgerung bringen.
Neu ist jetzt, dass man sich auch zur historischen Verantwortung Deutschlands bekennen muss, insbesondere für den Schutz jüdischen Lebens. Auch die Sprachhürde ist etwas gesenkt worden, zum Beispiel für ehemalige Gastarbeiter, die schon sehr lange in Deutschland leben.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg276kurz.pdf
Heute erzähle ich Dir etwas über Warnstreiks.
In Deutschland gab es in den vergangenen Monaten viele Streiks. Ein Streik ist, wenn Arbeitnehmer nicht zur Arbeit gehen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Sie machen das, um die Arbeitgeber dazu zu bringen, auf ihre Forderungen einzugehen.
Eine Art von Streik nennt man Warnstreik. Ein Warnstreik dauert normalerweise nur ein paar Stunden oder einen Tag. Es ist wie eine Warnung: „Hey, wir sind nicht glücklich, aber wir wollen nicht für immer streiken. Aber wenn sich nichts ändert, könnten wir das tun!“
Für Aufmerksamkeit sorgten zuletzt vor allem die Warnstreiks bei der Deutschen Bahn. Worum ging es? Die Deutsche Bahn stand auf der einen Seite, die Lokführergewerkschaft auf der anderen Seite dieser Verhandlungen. Zu einem Warnstreik kommt es so: Erst gibt es Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das sind sogenannte Tarifverhandlungen. In diesem Tarif wird festgelegt, wie die Arbeit ablaufen soll. Wie viele Stunden beispielsweise pro Woche gearbeitet werden müssen und zu welchem Lohn. Jetzt kann es aber passieren, dass zum Beispiel der Arbeitgeber sagt: Nein, Ihr verlangt zu viel. Die Verhandlungen scheitern. Dann kann die andere Seite zu einem Warnstreik aufrufen. Das alles ist durch das deutsche Grundgesetz, also unsere Verfassung, gesichert. Der Streik ist also ein Grundrecht.
Aber wie hat das angefangen? Die Geschichte der Streiks in Deutschland geht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert begannen Arbeiter, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Damals waren die Bedingungen oft sehr schlecht. Die Arbeitnehmer arbeiteten lange Stunden für wenig Geld und hatten kaum Rechte. Im Laufe der Zeit haben sich die Arbeitsbedingungen verbessert, zum Teil wegen der Streiks. Heute gibt es viele Gesetze, die die Rechte der Arbeitnehmer schützen.
Die Streiks bei der Bahn haben jedenfalls viele Leute verärgert. Teilweise fuhren die Züge zwei Tage lang nicht, es kam mehrmals im Jahr zu vielen Ausfällen. Eine Reise mit der Bahn zu planen, wurde schwierig, denn so richtig zuverlässig war das Verkehrsmittel durch die Streiks nicht mehr.
Natürlich ist es verständlich, dass Bahnreisende genervt sind. Es ist aber trotzdem wichtig zu verstehen, dass Streiks in einer Demokratie wichtig sind. Sie können dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken.
Du willst sicher wissen, wie der Tarifstreit zwischen der Bahn und den Lokführern ausgegangen ist. Am Ende waren nämlich beide Seiten zufrieden. Die Lokführer bekommen einen sogenannten Inflationsausgleich von 2850 Euro. Dann wird ihr Lohn um insgesamt 420 Euro pro Monat erhöht. Und sie müssen in Zukunft weniger Stunden arbeiten, und zwar 35 statt 38. Das alles wird in einzelnen Schritten ausgeführt, also nicht alles auf einmal, aber nach und nach. Interessant finde ich, dass niemand zu der niedrigeren Arbeitszeit gezwungen wird. Wer möchte, kann bis zu 40 Stunden arbeiten und bekommt dann auch mehr Lohn. Jetzt ist also erstmal wieder Ruhe, es gibt keine weiteren Warnstreiks. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2025. Aber: es gibt auch eine andere Gewerkschaft, die in einem Jahr wieder verhandeln wird – mal sehen, wie es dann aussieht…
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg275kurz.pdf
Die Fußball-Europameisterschaft der Männer steht uns bevor – sie findet vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland statt. In vielen deutschen Städten werden für dieses Spektakel zehntausende von Touristen erwartet. Auch hier in München. Hier wird das Eröffnungsspiel stattfinden. Ich habe gehört, es war sehr schwer, dafür Tickets zu bekommen! Die Europameisterschaft ist für Fußballfans eben ein großes Ereignis. Insgesamt werden 2,7 Millionen Stadienbesucher erwartet.
Die Europameisterschaft, kurz „EM“ genannt, findet alle vier Jahre statt. Sie wechselt sich mit der Weltmeisterschaft ab, kurz „WM“. Der Wettbewerb wird vom europäischen Fußballverband UEFA organisiert. Die EM ist ein Wettbewerb, bei dem die besten Fußballnationalmannschaften Europas gegeneinander antreten. Am Ende steht dann fest, wer den Titel des Europameisters mit nach Hause nehmen darf. 24 Nationen nehmen diesmal daran teil, das ist seit 2016 so. Die Länder müssen sich erstmal qualifizieren, bis dann 24 Mannschaften in sechs Gruppen antreten. In einer Gruppe muss dann jede Mannschaft einmal gegen die anderen antreten. Jede Mannschaft muss also drei Spiele spielen. Die nächste Runde ist dann das Achtelfinale. Ins Achtelfinale kommen alle ersten und zweiten Mannschaften aus jeder Gruppe. Und dazu noch die vier besten Gruppendritten. Und danach gilt dann das K.-o.-System: Wer ein Spiel verliert, scheidet aus. Nur die Gewinner kommen weiter. 51 Spiele wird es insgesamt geben.
Das Motto lautet diesmal „United by Football. Vereint im Herzen Europas.“ Und das Maskottchen ist ein Bär. Aber immerhin hat dieser Bär Hosen an, nicht wie damals der komische Löwe Goleo.
Die erste EM fand im Jahr 1960 statt. Damals hieß das Turnier aber noch „Europapokal der Nationen“. Die deutsche Mannschaft hat es geschafft, drei Mal den Titel zu gewinnen: 1972, 1980 und 1996. Das letzte Mal ist also schon ganz schön lange her… Aber immerhin war Deutschland mehrmals im Finale vertreten und hat zahlreiche erfolgreiche Spiele bestritten. Ebenfalls drei Mal hat übrigens Spanien gewonnen: 1964, 2008 und 2012. In Deutschland findet die EM zum zweiten Mal statt, letztes Mal wurde sie hier 1988 ausgetragen.
Die EM ist nicht nur ein Sportereignis. Sie bietet auch eine Gelegenheit für Menschen aus verschiedenen Ländern, zusammenzukommen und die Freude am Fußball zu teilen. Das merkt man besonders, wenn man in dem Land lebt, das die Spiele austrägt. Die Stadien sind dann gefüllt mit Fans, die ihre Nationalmannschaften unterstützen und eine meistens sehr gute Atmosphäre schaffen. Es gibt auch Fanmeilen und Public Viewing-Veranstaltungen, bei denen die Spiele auf großen Bildschirmen im Freien gezeigt werden und Tausende von Menschen gemeinsam jubeln und mitfiebern. Hoffen wir also, dass das Wetter passt!
Die Organisation einer EM ist eine große logistische Herausforderung. Die Spiele finden in verschiedenen Städten und Stadien statt, und es gibt viele Sicherheitsmaßnahmen, um die Spieler und Fans zu schützen. Die Vorbereitungen beginnen lange im Voraus, und es wird viel Zeit und Mühe investiert, um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft.
Für die Spieler ist es natürlich eine Ehre, Teil der Nationalmannschaft zu sein. Letztes Mal hat übrigens Italien 2021 gewonnen – mal sehen, wer es diesmal schafft! Wenn Du Dich übrigens wunderst, warum 2021… Eigentlich war das Turnier für 2020 geplant, aber die Pandemie sorgte dafür, dass es verschoben werden musste. Die nächste EM findet dann übrigens 2028 in Großbritannien und Irland statt, und 2032 sind Italien und die Türkei dran.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg274kurz.pdf
Bald ist wieder Europawahl, genauer gesagt vom 6. bis 9. Juni 2024. Hier in Deutschland wählen wir am 9. Juni. Bei uns ist immer am Sonntag Wahltag. Es ist die zehnte Direktwahl zum Europäischen Parlament und es werden 720 Abgeordnete gewählt. In mittlerweile 27 Ländern wird diesmal gewählt.
Die Europawahl ist wichtig. Wir Europäer wählen dabei unsere Vertreter im Europäischen Parlament und können damit die Zukunft von Europa mitgestalten. Die Europawahl gibt es schon seit 1979. Sie findet alle fünf Jahre statt.
Im Europäischen Parlament haben sich verschiedene Parteien der Länder zusammengeschlossen, die sich politisch nahestehen. Die Abgeordneten im Europäischen Parlament vertreten die Interessen der Bürgerinnen und Bürger. Sie arbeiten daran, Lösungen für wichtige Probleme zu finden, die Europa betreffen. Eine Umfrage hat gezeigt, dass die wichtigsten Themen derzeit der Kampf gegen die Armut, die Schaffung von Arbeitsplätzen, das Gesundheitswesen und die Verteidigung und Sicherheit sind.
In Deutschland gibt es 35 Parteien, die bei der Europawahl antreten. Manche davon kennen wir aus der deutschen Regierung, natürlich treten SPD, FDP und Die Grünen an. Aber auch die „Letzte Generation“ hat sich registriert, ebenso wie Parteien mit den Namen „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“, „Partei der Vernunft“ oder „Partei des Fortschritts“. Jede Partei hat ihre eigenen Ideen und Programme für die Zukunft Europas. Die Bürger haben die Möglichkeit, die Partei zu wählen, die ihren Ansichten und Überzeugungen am nächsten kommt.
In Deutschland wählen wir aber nicht nur eine bestimmte Partei, sondern auch die Spitzenkandidaten, die die Partei im Europäischen Parlament vertreten sollen. Das bedeutet, dass wir alle die Möglichkeit haben, gezielt die Politiker und Politikerinnen zu wählen, denen wir vertrauen und die unsere Interessen am besten vertreten können. 96 deutsche Europaabgeordnete gibt es, und jeder Wähler und jede Wählerin hat eine Stimme. Gewählt wird nach dem sogenannten Verhältniswahlrecht. Das ist ganz einfach: Je mehr Stimmen eine Partei bekommt, desto mehr Abgeordnete schickt sie ins Europäische Parlament.
In manchen Ländern gibt es eine sogenannte Sperrklausel. Das heißt, dass zum Beispiel Wahlvorschläge, die weniger als 5 Prozent der Stimmen aus einem Land bekommen, nicht berücksichtigt werden. Man musste also mehr als 5 Prozent der Stimmen bekommen, um überhaupt ins Parlament einziehen zu dürfen. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Sperrklausel aber für verfassungswidrig erklärt. Deswegen gibt es in Deutschland keine Beschränkung mehr.
Neu ist übrigens, dass zum ersten Mal auch Menschen unter 18 Jahren wählen dürfen – das Wahlalter wurde 2023 von 18 auf 16 Jahre gesenkt. Es gibt in Deutschland keine Wahlpflicht – zu wählen ist eine freiwillige Sache. Aber sie ist wichtig für unsere Demokratie. Wählen dürfen alle Menschen, die eine EU-Staatsbürgerschaft haben und in Deutschland wohnen. Ich kann zum Wählen entweder die Briefwahl nutzen, wenn ich am Wahltag zum Beispiel im Urlaub bin oder arbeiten muss. Oder ich gehe in das nächste Wahllokal. Dazu bekomme ich meine Unterlagen automatisch per Post und muss diese dann dort vorzeigen.
Die Ergebnisse der Europawahl haben Auswirkungen auf die Politik in der Europäischen Union und können die Richtung beeinflussen, in die sich Europa entwickelt. Es ist daher wichtig, dass wir alle uns informieren und eine informierte Entscheidung treffen. Leider ist zu erwarten, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien bei den Europawahlen viele Stimmen gewinnen werden. Sorgen wir dafür, dass es nicht so ist!
Wenn du übrigens selber mal sehen willst, welche Partei am Besten zu Dir passt, dann teste mal den Wahl-O-Mat. Den gibt es zu jeder wichtigen Wahl in Deutschland. Hier werden Fragen zu verschiedenen Themen gestellt und dann online mit den Wahlprogrammen der Parteien verglichen. Probier es aus! wahl-o-mat.de.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg273kurz.pdf
Ich erzähle Dir heute etwas über den autofreien Sonntag in Deutschland.
Die Hintergründe des autofreien Sonntags sind eng mit politischen Entwicklungen und Umweltbewegungen verbunden. In den 1970er-Jahren erlebte die Welt eine Energiekrise. Grund dafür waren politische Spannungen im Nahen Osten. Dadurch wurden Öl und Benzin deutlich teurer. Die Menschen wurden sich bewusst, wie abhängig sie von diesen begrenzten Ressourcen waren.
In Deutschland formierte sich eine wachsende Umweltbewegung. Sie setzte sich für den Schutz der Natur und die Förderung erneuerbarer Energien ein. So entstand die Idee des autofreien Sonntags als Symbol für einen bewussteren Umgang mit Energie und eine nachhaltigere Lebensweise.
Der erste große Schritt in Richtung autofreier Sonntag erfolgte im Jahr 1973 in Österreich. Dort wurde als Reaktion auf die Energiekrise erstmals ein „Österreichischer Autofreier Tag“ ausgerufen. Diese Aktion hatte eine positive Resonanz und inspirierte auch Umweltaktivisten in Deutschland.
Die politische Unterstützung für den autofreien Sonntag wuchs. Im Jahr 1973 fand der erste bundesweite autofreie Sonntag in Deutschland statt. An diesem Tag wurden Autobahnen und Straßen für den Autoverkehr gesperrt. Die Menschen wurden aufgefordert, ihre Autos stehen zu lassen und alternative Verkehrsmittel zu nutzen.
Der autofreie Sonntag entwickelte sich danach zu einer jährlichen Tradition. In den folgenden Jahren fanden regelmäßig Demonstrationen und Aktionen statt, um die Bedeutung der umweltfreundlichen Mobilität hervorzuheben. Die Idee war nicht nur, einen Tag lang auf das Auto zu verzichten, sondern auch, die Menschen dazu zu ermutigen, nachhaltigere Verkehrsmittel in ihren Alltag zu integrieren.
Es gab auch kuriose und lustige Aktionen im Zusammenhang mit dem autofreien Sonntag. In einigen Städten wurden die gesperrten Straßen zu Orten für Freizeit und Gemeinschaft umgewandelt. Menschen konnten Fahrradfahren, spazieren gehen oder sich einfach entspannen. Spazierengehen auf der Autobahn!
Die politische Unterstützung für den autofreien Sonntag schwankte im Laufe der Jahre. In den vergangenen Jahren hat die Diskussion über den Klimawandel und die Umweltverschmutzung die Bedeutung des autofreien Sonntags wieder verstärkt. Die Menschen erkennen, dass kleine Maßnahmen wie weniger Autofahren einen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. Unter dem Titel „Mobil ohne Auto“ findet der Tag dieses Jahr am 16. Juni 2024 statt. Viele Gemeinden suchen sich aber ihre eigenen Tage aus, in denen sie versuchen, die Autos stehen zu lassen.
Ich habe ein eigenes Auto und ich überlege oft, ob ich es verkaufen sollte. Eigentlich brauche ich es selten, aber leider gibt es für viele Situationen noch keine gute Alternative. Ich wohne am Rand von München, hier gibt es keine Car-Sharing-Modelle. Noch nicht. Ich hoffe, dass sich das irgendwann einmal ändert.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg272kurz.pdf
Mein aktueller Werbepartner ist Lingopie. Willst Du Deutsch lernen, während Du einfach coole Fernsehsendungen und Filme siehst? Dann schau mal bei Lingopie vorbei! Lingopie passt sich Deinem Sprachlevel an und Du kannst einfach Sendungen aussuchen, die Du magst. Sprachen lernen von der Couch aus! Melde Dich jetzt an und probier es kostenlos aus. Jede Sendung bringt Dir etwas Neues bei und hilft Dir, Deinem Sprachziel näher zu kommen. Erweitere Deinen Horizont – es ist so einfach mit Lingopie!
Der Text der Episode:
Muttertag und Vatertag sind zwei besondere Tage im Jahr, an denen wir unsere Mütter und Väter ehren und ihnen unsere Wertschätzung zeigen. Doch wie sind diese Feiertage entstanden, und welche Bräuche gibt es in Deutschland?
Der Muttertag hat seine Wurzeln in den Vereinigten Staaten. Die Aktivistin Anna Jarvis versuchte 1865, eine Mütterbewegung zu gründen. Ihre Tochter veranstaltete im Jahr 1907 einen Gedenktag für ihre verstorbene Mutter. Im nächsten Jahr wurde wieder gefeiert, diesmal sollten alle Mütter gewürdigt werden. Die Idee verbreitete sich schnell in vielen Ländern, und so wurde auch in Deutschland der Muttertag eingeführt.
In Deutschland wird der Muttertag seit Anfang des 20. Jahrhunderts gefeiert. Am zweiten Sonntag im Mai ist es üblich, Blumen, Geschenke oder selbstgebastelte Aufmerksamkeiten an die Mutter zu überreichen. Viele Familien nehmen sich an diesem Tag Zeit, um gemeinsam zu feiern und der Mutter für ihre Liebe und Fürsorge zu danken. Die Nazis machten den Muttertag 1933 zum öffentlichen Feiertag, ihnen war wichtig, dass deutsche Frauen möglichst viele Kinder bekamen. Aber das ist ein anderes Thema.
Der Vatertag hat eine andere Herkunft und wird in Deutschland am Christi Himmelfahrtstag gefeiert, also immer 39 Tage nach dem Ostersonntag. In der Vergangenheit war dieser Tag vor allem für Männer ein Anlass, um sich mit Freunden auf eine Wanderung oder eine Fahrradtour zu begeben und dabei das ein oder andere Bier zu trinken. Daher wird der Vatertag in einigen Regionen auch als „Herrentag“ oder „Männertag“ bezeichnet.
Ursprünglich hatte der Vatertag einen religiösen Hintergrund, da an Christi Himmelfahrt die Rückkehr Jesu Christi zu seinem Vater im Himmel gefeiert wird. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sich der Tag zu einem eher weltlichen Feiertag, der dem Zusammenhalt von Männern gewidmet ist.
Eine deutsche Tradition am Vatertag ist der Bollerwagenzug. Männer ziehen dabei mit einem Bollerwagen durch die Straßen und genießen die Zeit mit Freunden und Familie. Ein Bollerwagen ist ein kleiner Wagen mit vier Rädern, den man hinter sich herziehen kann. Oft wird der Bollerwagen mit Essen, Getränken und Musik ausgestattet, um die Wanderung zu einem fröhlichen Ereignis zu machen.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen zum Vatertag und seiner Tradition des Alkoholkonsums. Manche Menschen wollen eine familienfreundlichere Ausrichtung des Tages, um auch gemeinsam mit Kindern zu feiern und den Fokus auf die Vater-Kind-Beziehung zu legen.
Die Kritik am Muttertag ist übrigens ebenfalls vorhanden. Er sei nur eine Erfindung der Blumenläden, heißt es dann. Manche Mütter sagen, dass für sie jeder Tag im Jahr Muttertag ist, und dass sie nicht an einem Tag im Jahr gefeiert werden möchten. Jede Familie muss selbst entscheiden, wie sie diese Tage feiert – oder auch nicht. Man sollte auch im Hinterkopf halten, dass es viele Menschen gibt, die gerne Vater oder Mutter wären, es aber aus unterschiedlichen Gründen nicht sind. Für sie sind diese Tage schwierig, wenn überall bei Instagram oder Facebook Fotos von glücklichen Eltern zu sehen sind.
Wie ist das in Deinem Land und in Deiner Familie? Feiert Ihr Vater- und Muttertag? Gibt es lustige Rituale dazu? Schreib gerne in die Kommentare!
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg271kurz.pdf
Ich war im Januar und Februar zwei Mal mit meiner Familie in München auf Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass. Es ist wichtig, gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. So können wir für eine gerechte und vielfältige Gesellschaft einstehen. Die Geschichte zeigt, dass Rechtsextremismus zu Gewalt, Diskriminierung und Unrecht führen kann. Durch friedliche Demonstrationen können Menschen gemeinsam für eine bessere Zukunft eintreten. Und wir können so zeigen, dass wir viele sind. Wir sind die Mehrheit. Das ist auch ein wichtiges Zeichen für das Ausland. Sonst denkt Ihr da draußen vielleicht, in Deutschland leben nur Nazis. Das ist nicht so!
In der Vergangenheit hat der Rechtsextremismus in Deutschland und anderswo schwere Schäden angerichtet. Während des Nationalsozialismus führte die Ideologie der Nazis zu Krieg, Völkermord und unermesslichem Leid. Diese schmerzhafte Geschichte erinnert uns daran, wie wichtig es ist, gegen extremistische Ideologien vorzugehen.
Heutzutage gibt es immer noch rechtsextreme Gruppen, die Hass verbreiten und für Spaltung in der Gesellschaft sorgen. Wenn wir sie ignorieren, fühlen sie sich gestärkt. Es wird dann immer normaler, rechtsextreme Parolen zu rufen oder sich in den sozialen Netzwerken rassistisch zu äußern. Das darf aber nicht normal werden. Durch Demonstrationen können Menschen ein starkes Zeichen setzen, dass sie für Toleranz, Gleichberechtigung und Menschenrechte eintreten. Gemeinsam können sie zeigen, dass sie sich nicht von Hass beeinflussen lassen und für eine demokratische Gesellschaft stehen, in der jeder respektiert wird.
Friedliche Demonstrationen bieten auch die Möglichkeit, die Öffentlichkeit aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen. Menschen können ihre Stimme erheben und zeigen, dass sie nicht gleichgültig gegenüber extremistischen Ideologien sind. Es ist wichtig, auf Fakten basierende Informationen zu teilen und Vorurteile zu entkräften, um eine informierte und aufgeklärte Gesellschaft zu fördern.
Schön finde ich bei den Demonstrationen auch immer die friedliche und kreative Stimmung. Die Menschen nutzen Kunst, Musik und humorvolle Aktionen, um ihre Botschaft zu verbreiten. Sie überlegen sich lustige und gute Sprüche, die sie auf Schilder malen. Oder sie basteln große, beleuchtete Peace-Zeichen. Dies zeigt, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus nicht nur ernsthaft, sondern auch kreativ sein kann. Humor kann eine effektive Waffe gegen Hass sein und Menschen zusammenbringen.
Im November haben Journalisten recherchiert, dass es ein erschreckendes Treffen gab. Bestimmte Menschen planten dort, in Deutschland lebende Ausländer auszuweisen. Seitdem gehen in vielen Städten Deutschlands Menschen auf die Straße, um gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren. Die sogenannte schweigende Mehrheit ist laut geworden.
In Deutschland gibt es viele Organisationen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Sie organisieren regelmäßig Demonstrationen und Veranstaltungen, um die öffentliche Aufmerksamkeit zu lenken. Diese Organisationen setzen sich für Bildung, Aufklärung und den Schutz von Minderheiten ein. Hier in München haben auch Aktivisten wie Fridays for Future mitgeholfen, die Demos zu organisieren.
Es ist wichtig zu betonen, dass Demonstrationen gegen Rechtsextremismus nicht nur von bestimmten Gruppen getragen werden sollten. Alle Teile der Gesellschaft können und sollten sich daran beteiligen. Gemeinsam können Menschen verschiedener Hintergründe und Überzeugungen ein starkes Signal gegen Hass und Intoleranz senden. Es geht um unsere demokratischen Grundwerte.
Es ist auch wichtig zu erkennen, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus nicht aufhört, wenn eine Demonstration vorbei ist. Es erfordert eine kontinuierliche Anstrengung, um Bildung, Dialog und Zusammenarbeit zu fördern. Menschen müssen sich aktiv für eine inklusive und respektvolle Gesellschaft einsetzen, in der Extremismus keinen Platz hat.
Bei der ersten Demo in München kamen so viele Menschen, dass die Polizei die Veranstaltung abbrechen musste. Es war zu gefährlich. Die zweite Demo verlegte man dann auf die Theresienwiese, das ist ein großer Platz mitten in München, auf dem immer das Oktoberfest stattfindet. Hier hatten wir genug Platz, und es kamen bis zu 300.000 Menschen, die dann Lichter hochhielten, denn das Thema war „Lichtermeer“. Es war ein toller Moment, der mir Hoffnung und Mut gegeben hat.
Wenn Du Dich fragst, was Du noch tun kannst, um Dich für die Demokratie zu engagieren: Du kannst in eine demokratische Partei eintreten. Die Parteien in Deutschland haben im Januar 2024 einen deutlichen Zuwachs an Mitgliedern festgestellt. So haben sie mehr Geld, um sich gegen Rechtsextremismus zu wehren und für unsere demokratischen Werte zu kämpfen. Und natürlich kannst Du in einer Partei auch aktiv selber Politik machen.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg270kurz.pdf
Mein aktueller Werbepartner ist italki. Hier kommst du direkt zu italki. Finde Deinen persönlichen Deutschlehrer oder Deine Deutschlehrerin! Die Preise machst Du direkt mit den Lehrern aus. Probier es aus! Auf die erste Unterrichtsstunde bekommst Du 5 Euro Rabatt mit Code SLOWGERMAN.
Die aktuelle Episode:
Ich freue mich schon sehr darauf, in diesem Jahr wieder mehr wandern zu gehen. Wandern ist in Deutschland eine beliebte Aktivität. Man bewegt sich in der Natur, tut gleichzeitig etwas für den Körper und die Seele. Die Geschichte des Wanderns reicht weit zurück und hat tiefe Wurzeln in der deutschen Kultur.
Früher war Wandern oft eine Notwendigkeit, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Die Menschen hatten noch keine Autos, Pferdekutschen konnten sich nur die reichen Menschen leisten. Doch im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Wandern zu einer Freizeitaktivität. Die Menschen begannen, die Schönheit der Natur zu schätzen und sich auf Entdeckungsreisen durch Wälder, Berge und Täler zu begeben.
Heute gibt es in Deutschland ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen. Man kann spezielle Karten kaufen, auf denen die Wege eingezeichnet sind, und sie sind auch vor Ort beschildert. Der berühmte Fernwanderweg, der „Rheinsteig“, erstreckt sich entlang des Rheins und bietet atemberaubende Ausblicke auf das Flusstal. Der „Rennsteig“ im Thüringer Wald ist einer der ältesten Wanderwege Deutschlands und führt durch dichte Wälder und malerische Dörfer.
Eine interessante Tatsache ist, dass es in Deutschland viele Weitwanderwege gibt, die oft mit einem Symbol, dem „Wanderzeichen“, markiert sind. Dieses Zeichen weist den Weg und hilft Wanderern, sich auf den Routen zurechtzufinden. Die unterschiedlichen Farben und Formen der Wanderzeichen stehen für verschiedene Wanderwege und Schwierigkeitsgrade.
Wandern in Deutschland bietet nicht nur schöne Landschaften, sondern auch kulturelle Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel kann man auf dem „Malerweg“ in der Sächsischen Schweiz die beeindruckenden Felsen bewundern, die schon viele Künstler inspiriert haben. Der „Harzer-Hexen-Stieg“ führt durch den Harz und bietet nicht nur Naturerlebnisse, sondern auch Einblicke in die Geschichte und Legenden der Region.
Einige Wanderwege haben thematische Elemente, wie den „Käseweg“ in Bayern, wo man nicht nur die Natur, sondern auch lokale Käsesorten entdecken kann. In der Rhön gibt es den „Hochrhöner“, der mit Schafsmotiven geschmückt ist und auf dem man oft Schafherden begegnet.
Wanderungen in Deutschland sind oft gesellige Unternehmungen. Es gibt viele Wandergruppen und Vereine, die regelmäßig gemeinsame Touren organisieren. Das Teilen von Erfahrungen und die Geselligkeit machen das Wandern zu einer sozialen Aktivität. Man lernt nicht nur die Natur kennen, sondern knüpft auch neue Freundschaften. Schön finde ich, dass man sich zum Beispiel in den bayerischen Bergen beim Wandern grüßt. Wenn mir also jemand entgegen kommt, dann sagen wir „Servus“ oder „Grüß Gott“ zueinander.
Der Wandertourismus ist auch für die lokale Wirtschaft von Bedeutung. Viele kleine Städte und Dörfer entlang der Wanderwege profitieren von den Besuchern, die in gemütlichen Gasthöfen übernachten oder lokale Spezialitäten probieren. So trägt das Wandern nicht nur zur körperlichen Gesundheit bei, sondern stärkt auch die Wirtschaft der Regionen.
In der Schule haben die Kinder zwei Mal im Jahr einen Wandertag – an diesem Tag machen die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrern einen Ausflug. Allerdings wird dann nicht immer gewandert, oft gehen sie auch in ein Museum oder in einen Tierpark.
Wenn ich mir meine Wanderrouten aussuche, ist vor allem wichtig, dass es zum einen einen schönen See gibt, denn ich blicke gern aufs Wasser, und zum anderen eine Hütte oder einen Gasthof, in dem es etwas Leckeres zu Essen gibt. Na, hast du jetzt auch Lust, zu wandern?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg269kurz.pdf
Wer in Deutschland lebt und arbeitet, der muss Steuern zahlen. Durch die Steuern verdient der Staat Geld, das er dann für den Bau von Straßen, Schulen oder auch für das Militär ausgeben kann.
In Deutschland ist das Finanzamt zuständig für die Verwaltung von Steuern. Die Geschichte des Finanzamts in Deutschland reicht weit zurück. Schon im Mittelalter gab es in einigen deutschen Städten Beamte, die für die Eintreibung von Steuern verantwortlich waren. Diese Steuern wurden verwendet, um die Stadtmauern zu reparieren, Straßen zu bauen und andere wichtige Aufgaben zu erfüllen.
Im Laufe der Zeit wurden die Steuersysteme immer komplexer. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Wachstum der deutschen Wirtschaft stieg auch der Bedarf an einer effizienten Steuerverwaltung. 1919 wurde in Deutschland ein neues Steuersystem eingeführt, das auf der Einkommenssteuer basierte. Dies war ein wichtiger Schritt zur Modernisierung des Steuersystems und zur Schaffung eines gerechteren Systems zur Finanzierung des Staates.
Heute ist das Finanzamt eine zentrale Institution in Deutschland. Es ist für die Verwaltung verschiedener Steuerarten zuständig, darunter die Einkommenssteuer, und die Umsatzsteuer. Wenn Du in Deutschland Geld verdienst, zahlst Du Einkommenssteuer. Wenn Du etwas kaufst, siehst Du auf der Rechnung die Mehrwertsteuer oder Umsatzsteuer. Politisch wird auch immer wieder eine Erbschaftssteuer diskutiert – muss das Erbe versteuert werden oder nicht? Wenn ich etwas von einem verstorbenen Menschen erbe, muss ich dem Finanzamt Steuern dafür zahlen.
Was macht das Finanzamt noch? Das Finanzamt prüft die Steuererklärungen der Bürger und Unternehmen, berechnet die zu zahlenden Steuern und überwacht die Einhaltung der Steuervorschriften.
Das Finanzamt spielt auch eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des Staates. Die Steuereinnahmen werden verwendet, um öffentliche Dienstleistungen wie Schulen, Straßen und Krankenhäuser zu finanzieren. Ohne Steuern wäre es für den Staat sehr schwer, diese wichtigen Aufgaben zu erfüllen.
Die Höhe der Steuern und die Steuersätze werden vom Gesetzgeber festgelegt. Die Steuersätze können je nach Einkommenshöhe und Art der Einkünfte variieren. Wer also mehr verdient, muss auch prozentual mehr Steuern zahlen. Es gibt auch bestimmte Steuervorteile und Freibeträge, die dazu beitragen, dass die Steuerlast für viele Bürger und Unternehmen gerechter verteilt werden soll. All diese Ausnahmen führen aber dazu, dass Deutschland ein sehr kompliziertes und manchmal extrem unlogisches Steuersystem hat. Ein Beispiel: Wer sich einen Kaffee zum Mitnehmen holt, der zahlt 19 Prozent Mehrwertsteuer, wenn er den Kaffee schwarz bestellt. Wenn er ihn mit Milch kauft, sind es 7 Prozent.
Es gibt übrigens einige kuriose Steuern. Es gibt eine extra Steuer auf Sekt oder Schaumwein und auch auf Branntwein. Alkohol spült also Geld in die Staatskassen. Glücksspiel fällt unter die sogenannte Vergnügungssteuer, die Spielautomaten bringen dem Staat also auch Geld. Zu dieser Vergnügungssteuer zählen auch Tanzveranstaltungen und Kinos. Seit 1949 gibt es auch eine Kaffeesteuer, die jedes Jahr eine Milliarde Euro in die Staatskasse spült.
Obwohl Steuern oft als komplex und verwirrend wahrgenommen werden, und viele sie nicht gerne zahlen, ist es wichtig, sich ihrer Bedeutung bewusst zu sein und sie als Teil unserer demokratischen Gesellschaft zu akzeptieren.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg268kurz.pdf
The podcast currently has 430 episodes available.