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By Annik Rubens
The podcast currently has 437 episodes available.
Heute erzähle ich dir etwas über ein Thema aus der Geschichte, und zwar über die Kreuzzüge, und welche Rolle Deutschland dabei spielte. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, komm gerne zu Patreon! Jetzt zum Thema.
Die Kreuzzüge waren Kriege, die im Mittelalter stattfanden, vor allem zwischen Christen und Muslimen. Sie begannen im Jahr 1096 und endeten im 13. Jahrhundert. Es ging hauptsächlich um die Kontrolle von Jerusalem und anderen heiligen Orten im Nahen Osten. Aber wusstest du, dass auch viele Menschen aus dem Gebiet des heutigen Deutschlands an den Kreuzzügen beteiligt waren?
Im 11. Jahrhundert war das Gebiet des heutigen Deutschlands ein Teil des Heiligen Römischen Reichs. Dieses Reich wurde von Kaisern regiert, die enge Verbindungen zur katholischen Kirche hatten. Papst Urban II. rief 1095 zum ersten Kreuzzug auf. Viele deutsche Adellige, Ritter und sogar einfache Leute folgten seinem Aufruf. Sie fühlten sich dazu berufen, das „Heilige Land“ von den Muslimen zurückzuerobern und den christlichen Glauben zu verteidigen.
Aber es gab nicht nur religiöse Gründe. Viele deutsche Ritter sahen in den Kreuzzügen auch eine Möglichkeit, Ruhm und Ehre zu erlangen oder ihre Macht zu vergrößern. Es war eine Chance, Abenteuer zu erleben und sich in der weiten Welt zu beweisen. Gleichzeitig versprach die Kirche den Teilnehmern die Vergebung ihrer Sünden, und das war für viele Menschen damals ein sehr starkes Motiv.
Kommen wir zu den deutschen Rittern. Beim zweiten Kreuzzug (1147-1149) zum Beispiel führte der deutsche König Konrad III. eine große Armee in den Nahen Osten. Konrad war der erste deutsche König, der aktiv an einem Kreuzzug teilnahm. Aber sein Kreuzzug war nicht sehr erfolgreich: Seine Armee wurde in der heutigen Türkei von den Muslimen besiegt, und nur wenige Ritter kehrten nach Hause zurück.
Der dritte Kreuzzug (1189-1192) ist der vielleicht bekannteste in der deutschen Geschichte. Papst Gregor VIII hatte zu diesem Kriegszug aufgerufen, weil die Stadt Jerusalem erobert worden war. An diesem Kreuzzug nahm der Kaiser des römisch-deutschen Reiches, Friedrich I., teil, besser bekannt als Friedrich Barbarossa. Barbarossa war einer der mächtigsten Herrscher seiner Zeit. Er führte eine große Armee nach Jerusalem, aber seine Reise endete tragisch: Auf dem Weg durch die heutige Türkei ertrank Barbarossa in einem Fluss, als er sich baden wollte. Das führte dazu, dass viele seiner Soldaten den Kreuzzug abbrachen und wieder nach Hause gingen.
Stell dir das mal vor! Das war eine Zeit lange vor Eisenbahn, Flugzeug oder Auto. Die Menschen sind also zu Fuß und mit Pferden aus Europa bis in den Nahen Osten gezogen. Sie nutzten aber natürlich auch Schiffe. Friedrich startete seine Reise beispielsweise in Regensburg, einer kleinen und wunderschönen Stadt hier in Bayern, direkt an der Donau gelegen. Angeblich hatte er 100.000 Mann mit dabei. Auch hier musst du dir wieder vorstellen, dass das eine Zeit ohne Internet, Zeitungen und ähnliches war. Also allein diese große Menge an Menschen zusammenzurufen, war gar nicht so einfach. Wanderprediger sorgten dafür, dass sich Informationen verbreiteten. Und übrigens waren nicht nur Kämpfer unterwegs, sondern ganze Familien. Das waren Menschen, die noch nie über ihr Dorf hinaus gekommen waren. Jetzt packten sie ihre Sachen und machten sich auf den Weg in die Fremde.
Eine wichtige Gruppe, die aus den Kreuzzügen hervorging, waren die sogenannten Deutschordensritter. Der Deutsche Orden wurde im Jahr 1190 gegründet. Ursprünglich war der Orden eine Krankenpflegergemeinschaft. Sie sollte verwundete Kreuzritter pflegen. Später wurde er aber zu einem mächtigen Ritterorden. Die Deutschordensritter trugen weiße Mäntel mit einem schwarzen Kreuz und kämpften nicht nur im Heiligen Land, sondern auch in Osteuropa. Besonders bekannt wurde der Deutsche Orden durch seine Kreuzzüge im heutigen Polen, in Litauen und Russland. Sie gründeten dort den Staat des Deutschen Ordens, der für viele Jahre eine wichtige Macht in der Region war.
Übrigens fanden die Kreuzzüge nicht nur im Nahen Osten statt. Auch im heutigen Deutschland gab es Kreuzzüge, zum Beispiel den Wendenkreuzzug im Jahr 1147. Dieser Kreuzzug richtete sich gegen die slawischen Völker im Nordosten des heutigen Deutschlands, die sogenannten Wenden. Diese Völker waren keine Christen, und so sahen die deutschen Herrscher und Ritter eine Gelegenheit, sie zu christianisieren und gleichzeitig ihr eigenes Territorium zu erweitern.
Aber zurück zu den Kreuzzügen, die in den Nahen Osten aufgebrochen waren. Da gibt es Berichte, dass die deutschen Ritter oft unter den extremen Temperaturen litten. In ihren schweren Rüstungen schwitzten sie so stark, dass sie manchmal ohnmächtig wurden. Außerdem hatten viele Ritter Schwierigkeiten, sich in den fremden Ländern zurechtzufinden. Das kann ich sehr gut verstehen. Du auch, oder?
Was mich bei der Recherche zu diesem Thema schockiert hat, war der sogenannte „Kinderkreuzzug“ von 1212. In Deutschland glaubten viele Menschen, dass Gott ihnen durch Kinder den Sieg im Heiligen Land bringen würde. Tausende Kinder zogen also los, wie viele es genau waren, ist nicht bekannt. Die meisten von ihnen kamen nie an. Viele wurden unterwegs krank oder als Sklaven verkauft. Manche kehrten nach Hause zurück.
Aber was für eine Bedeutung hatten die Kreuzzüge für die späteren europäischen Länder? Durch die Teilnahme an den Kreuzzügen kamen die Ritter und Kaufleute in Kontakt mit neuen Kulturen und Ideen. Es gab einen regen Austausch von Waren und Wissen. So wurden in Deutschland durch die Kreuzzüge neue Gewürze, Stoffe und sogar medizinisches Wissen bekannt. Durch neue Handelsrouten gab es plötzlich viel mehr Austausch zwischen Europa und dem Orient. Außerdem beeinflussten die Kreuzzüge das Bild des Ritters in der deutschen Kultur. Die Kreuzzüge wurden als ehrenvolle Aufgabe gesehen, und viele Ritterorden, wie der Deutsche Orden, hatten ihren Ursprung in dieser Zeit.
Wie viele Menschen durch die Kreuzzüge insgesamt ums Leben kamen, kann ich nicht sagen. Ich habe unterschiedliche Zahlen gefunden, sie reichen von mehreren Hunderttausend bis über eine Million. Eine Quelle bezifferte sogar 22 Millionen Menschen. Dabei geht es natürlich nicht nur um die Ritter, sondern auch um Zivilisten, die durch Plünderungen, Belagerungen, Krankheiten und Hungersnöte starben.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg284kurz.pdf
Ich möchte Dir heute die Geschichte eines Mannes erzählen, dessen Namen nicht mehr viele Menschen kennen: Kurt Eisner. Er war ein Revolutionär in Bayern und er ist der Grund dafür, warum wir in Bayern heute keinen König mehr haben.
Kurt Eisner war ein deutscher Politiker und Journalist. Er wurde am 14. Mai 1867 in Berlin geboren. Nach der Schule studierte er Philosophie und Germanistik. Er studierte aber nicht fertig, sondern brach das Studium ab. Stattdessen arbeitete er lieber als Journalist. Er interessierte sich früh für Politik und soziale Gerechtigkeit. Und ungerecht fand er das System der Monarchie. 1897 wurde er zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der Grund war Majestätsbeleidigung, weil er kritische Artikel in einer Zeitung veröffentlicht hatte.
Als er aus dem Gefängnis kam, trat er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei und kämpfte für die Rechte der Arbeiter. Dann kam der Erste Weltkrieg. Kurt Eisner setzte sich gegen den Krieg ein. Er war ein Pazifist, also jemand, der gegen Krieg und Gewalt ist. Das brachte ihm viele Feinde ein. Er zog nach München, weil er die Menschen dort freier fand und nicht so preußisch geprägt. Im Jahr 1918 wurde er verhaftet und erneut ins Gefängnis gesteckt. Der Grund war diesmal, dass er einen Streik organisiert hatte. Doch seine Zeit im Gefängnis machte ihn nur entschlossener.
In München wurde er schnell zum Anführer der bayerischen Revolution. Die Menschen waren vom Krieg und von der Monarchie enttäuscht. Am 7. November 1918 rief Eisner den „Freistaat Bayern“ aus und beendete damit die Herrschaft des Königs Ludwig III. Bayern war nun ein freier Staat und Eisner wurde zum ersten Ministerpräsidenten gewählt.
Als Politiker wollte Eisner viele Veränderungen in Bayern durchsetzen. Er kämpfte für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Doch seine Zeit als Ministerpräsident war nicht leicht. Viele Menschen waren mit seinen Ideen nicht einverstanden. Besonders die konservativen Kräfte und die alten Eliten wollten ihn loswerden.
Am 21. Februar 1919 wollte Kurt Eisner gerade zu einer Sitzung des Landtags gehen. Doch auf dem Weg dorthin wurde er von einem Mann erschossen. Der Mörder war ein junger Adeliger, der gegen Eisners Politik war. Der Tod von Kurt Eisner führte zu großen Unruhen in München. Viele Menschen waren traurig und wütend über seinen Tod. Er war nur 100 Tage Ministerpräsident gewesen.
Kurt Eisner lebte nur 51 Jahre, aber seine Taten haben die Geschichte Deutschlands und Bayerns stark beeinflusst. Er setzte sich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit ein und inspirierte viele Menschen. Heute erinnert man sich in Bayern noch an ihn. In München gibt es eine Straße, die nach ihm benannt ist, und jedes Jahr finden Veranstaltungen zu seinen Ehren statt. An der Stelle in der Kardinal-Faulhaber-Straße, an der er getötet wurde, ist eine Metallplatte in den Gehweg eingelassen, die an Kurt Eisner erinnert.
Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, musste Eisners Familie nach Frankreich flüchten. Denn Adolf Hitler hatte Eisner sogar in seinem Buch „Mein Kampf“ erwähnt und sah ihn als „Rotes Tuch“, also als jemand, der ihn wütend machte. Hier muss ich noch erwähnen, dass Eisners Eltern Juden waren. 1940 nahm sich Eisners Frau in Frankreich das Leben.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg253kurz.pdf
Hallo, was machst du hier?
Hallo! Ich tanke mein Auto.
Tanke? Was ist das?
Tanken bedeutet, Benzin oder Diesel in das Auto füllen. Autos brauchen Treibstoff, um zu fahren.
Oh, verstehe. Woher kommt das Benzin?
Das Benzin kommt aus der Zapfsäule. Siehst du diese Maschine? Das ist eine Zapfsäule.
Ja, ich sehe. Und wie funktioniert sie?
Zuerst stecke ich den Zapfhahn in den Tank meines Autos. Dann drücke ich den Hebel und das Benzin fließt in den Tank.
Wie viel Benzin brauchst du?
Ich tanke meistens voll. Das bedeutet, ich fülle den Tank komplett auf. Heute brauche ich 50 Liter.
Verstehe. Und was ist dieser Ort noch?
Das ist eine Tankstelle. Hier kann man nicht nur tanken, sondern auch das Auto waschen, Luft in die Reifen füllen und manchmal kleine Einkäufe im Shop erledigen.
Luft in die Reifen füllen? Warum?
Reifen brauchen Luft, um richtig zu funktionieren. Wenn sie nicht genug Luft haben, kann das Auto nicht gut fahren.
Oh, interessant. Und was kaufst du im Shop?
Ich kaufe oft Snacks oder Getränke für die Fahrt. Manchmal auch Motoröl oder eine Zeitung.
Was ist Motoröl?
Motoröl ist eine Flüssigkeit, die der Motor des Autos braucht, um gut zu laufen. Es hilft, die Teile im Motor zu schmieren.
Danke für die Erklärung. Die Tankstelle ist ein wichtiger Ort, oder?
Ja, das stimmt. Ohne Tankstellen könnten wir nicht weit fahren. Es ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Aber es gibt mittlerweile immer mehr E-Autos, die fahren mit Strom. Die brauchen keine Tankstellen mehr. Zumindest keine, die Benzin und Diesel verkaufen.
Das verstehe ich jetzt. Vielen Dank für deine Hilfe!
Gern geschehen. Gute Reise auf der Erde!
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg282kurz.pdf
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Stell dir vor, du bist in Deutschland und möchtest ein Buch kaufen. Sagen wir einen Bestseller. Du gehst in einen Buchladen – das Buch kostet 9 Euro. Du gehst in einen Supermarkt – das Buch kostet 9 Euro. Du schaust bei Amazon im Internet – das Buch kostet 9 Euro. Hast du dich auch schon gefragt, warum das so ist? Der Grund ist die deutsche Buchpreisbindung, und das ist eine tolle Sache. Ich erklär’s dir.
Die Buchpreisbindung bedeutet, dass Verlage den Verkaufspreis eines Buches festlegen und dieser Preis für alle Händler verbindlich ist. Das heißt, ein Buch kostet in jeder Buchhandlung, ob groß oder klein, denselben Preis. Diese Regel gilt sowohl für gedruckte Bücher als auch für E-Books.
Die Buchpreisbindung hat eine lange Tradition in Deutschland. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert eingeführt, um den Buchhandel zu schützen und eine vielfältige Buchlandschaft zu erhalten. Offiziell geregelt ist sie im Buchpreisbindungsgesetz von 2002.
Du verstehst nicht, warum das einen Vorteil bietet? Kann ich nachvollziehen. Denn wir Leseratten können daher in Deutschland keine Schnäppchen machen, keine Bücher billiger bekommen. Aber versuche mal, die Seite der Buchhändler zu verstehen:
Durch die Buchpreisbindung können auch kleine Buchhandlungen überleben. Sie müssen nicht mit großen Buchhandelsketten oder Online-Händlern über den Preis konkurrieren. Das sorgt dafür, dass es in vielen Städten und Gemeinden Buchhandlungen gibt und die Vielfalt an Büchern erhalten bleibt. Ein konkretes Beispiel: Stell dir vor, es gäbe keine Buchpreisbindung. Dann könnte Amazon zum Verlag sagen: Ich kaufe dir 100.000 von diesen Büchern ab, dafür will ich sie aber billiger haben. Und dann verkauft Amazon das Buch für 8 Euro, also einen Euro billiger als die anderen Buchläden. Wir Leseratten würden dann alle bei Amazon kaufen – und die kleinen Buchläden wären schnell pleite. Sie würden kein Geschäft mehr machen.
Noch ein Vorteil: Die Buchpreisbindung ermöglicht es Verlagen, auch weniger kommerzielle Titel zu veröffentlichen. Das bedeutet, dass nicht nur Bestseller, sondern auch spezielle Fachbücher, Literatur von neuen Autoren und Nischenprodukte eine Chance haben, auf den Markt zu kommen.
Auch für E-Books gilt in Deutschland die Buchpreisbindung. Das ist in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Diese Regelung hilft, den digitalen Buchmarkt zu regulieren und die Interessen der Verlage und Autoren zu schützen. Das heißt aber nicht, dass das E-Book so viel kostet wie das gedruckte Buch. Es kostet in der Regel weniger, weil es ja kein Material benötigt, keine Lagerkosten verursacht und keinen Transport. Aber der Preis des E-Books muss auch wieder überall gleich sein.
In einigen Ländern, wie zum Beispiel den USA, gibt es keine Buchpreisbindung. Dort können Händler die Preise frei festlegen. Das führt oft zu starken Preisschwankungen und einem intensiven Wettbewerb, der kleine Buchhandlungen benachteiligen kann. Ich habe dort auch oft Aktionen gesehen, dass man 3 Bücher kauft und nur 2 bezahlt. Das ginge mit der Buchpreisbindung nicht.
Wobei – Aktionen gibt es hier manchmal auch. Trotz der Buchpreisbindung gibt es in Deutschland bestimmte Zeiten und Anlässe, zu denen Rabatte erlaubt sind. Zum Beispiel dürfen Bücher im Rahmen von Sonderaktionen, wie zum Welttag des Buches, günstiger angeboten werden. Diese Rabatte sind aber streng geregelt und zeitlich begrenzt. Auch wenn ein Buch etwas kaputt gegangen ist beim Transport, darf es als Mängelexemplar billiger verkauft werden – dann hat es aber einen Stempel auf den Seiten, der das auch anzeigt.
Ich finde die Buchpreisbindung super, aber es gibt auch Kritiker. Sie argumentieren, dass sie den Wettbewerb einschränkt und den freien Markt behindert. Manche glauben, dass ohne die Preisbindung Bücher günstiger wären und mehr Menschen lesen würden. Andere meinen, dass die Digitalisierung den Buchmarkt so stark verändert hat, dass die Buchpreisbindung nicht mehr zeitgemäß ist.
Was denkst du? Wie findest du die Buchpreisbindung?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg281kurz.pdf
Scott hat mir den Vorschlag gemacht, etwas über einen aufregenden Sport zu erzählen: Paragliding! Ich habe das noch nie gemacht und hätte auch nie den Mut dazu, aber ich habe jetzt einiges darüber gelesen und kann dir erzählen, worum es bei diesem Sport geht.
Paragliding heißt auf Deutsch Gleitschirmfliegen. Es ist ein Sport, bei dem man mit einem speziellen Schirm durch die Luft fliegt. Das Paragliding hat seine Wurzeln im Fallschirmspringen. In den 1960er-Jahren begannen einige mutige Sportler in Frankreich damit, mit modifizierten Fallschirmen von Bergen zu springen. Sie wollten längere und kontrolliertere Flüge erleben. Diese Idee verbreitete sich schnell und wurde in den 1970er-Jahren auch in Deutschland populär.
Der erste offizielle Gleitschirmflug in Deutschland fand 1978 statt. In dieser Zeit war die Ausrüstung noch sehr einfach und nicht besonders sicher. Die Schirme waren schwer zu steuern und es gab nur wenige gut ausgebildete Lehrer. Trotzdem begeisterte der neue Sport viele Menschen.
In den 1980er-Jahren wurde die Ausrüstung besser und sicherer. Die Schirme wurden leichter und einfacher zu handhaben. Es gab immer mehr Schulen, in denen man das Gleitschirmfliegen lernen konnte. Auch die Sicherheitsstandards wurden verbessert. So konnte man das Fliegen sicherer und für mehr Menschen zugänglich machen.
Es gibt viele Orte, die perfekt sind für Gleitschirmflieger in Deutschland. Da sind zum Beispiel die bayerischen Alpen. Besonders beliebt sind die Orte Tegelberg und Brauneck. Hier kann man fantastische Aussichten genießen und lange Flüge machen. Aber auch die Schwäbische Alb, der Schwarzwald und die Rhön sind gute Startpunkte für Paraglider.
Wer mit diesem Hobby anfangen möchte, der kann einen Kurs bei einer zertifizierten Flugschule machen. Dort lernt man, wie man den Schirm richtig startet, steuert und landet. Auch Notfalltechniken werden geübt.
Übrigens machen einige Menschen das Gleitschirmfliegen auch zu einem Rekordsport. Es gibt die Deutsche Meisterschaft im Streckenfliegen. Und eine Bundesliga gibt es auch!
Ich dachte ja, dass so ein Flug höchstens 30 oder 40 Kilometer lang ist. Oder eher kürzer. Aber die Rekorde gehen da eher an die 300 Kilometer an einem Tag! Und das ganz ohne Motor oder andere technische Hilfen.
Sehr lachen musste ich, als ich die Geschichte von Kyra las. Kyra ist kein Mensch, sondern ein Hund. Und dieser Hund fliegt mit seinem Herrchen Kurt einfach mit, wenn der mal wieder zum Paragliden geht. Den Link zu einem Video dieser tierischen Fliegerin stelle ich dir auf slowgerman.com: https://www.rtl.de/cms/paragliding-weltrekord-dieser-hund-hebt-gern-ab-4815696.html.
Also, was kann ich abschließend zum Gleitschirmfliegen sagen? Ich sehe die bunten Schirme sehr gerne, wenn ich in den Alpen wandern gehe. Das sieht immer so ruhig und entspannt aus, wie sie ihre Kreise ziehen. Paragliding ist auch ein sehr umweltfreundlicher Sport. Im Gegensatz zu motorisierten Flugzeugen und Helikoptern benötigt man keinen Treibstoff. Man nutzt einfach die natürlichen Aufwinde und Thermik, um zu fliegen. Das schont die Umwelt und ermöglicht ein fast lautloses Schweben durch die Luft. Ich bin sicher, dass das großen Spaß macht – aber ich bleibe doch lieber auf dem Boden. Und du?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg280kurz.pdf
Ich habe mich in letzter Zeit über die Post geärgert. Und zwar weil ich ein Päckchen verschicken wollte und drei Möglichkeiten nicht funktioniert haben. Kennst du das auch? Früher war das etwas anders, da funktionierte das System noch besser. Also dachte ich mir: Ich mache einfach eine Slow German-Episode über die Geschichte der deutschen Post.
Die Geschichte der Post in Deutschland beginnt im Mittelalter. Damals wurden Nachrichten und Briefe von Boten überbracht, die zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs waren. Diese Boten waren oft sehr mutig, denn die Wege waren gefährlich und lang.
Im Jahr 1490 gründete der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. das erste Postwesen. Es war eine private Organisation, die von der Familie von Thurn und Taxis geleitet wurde. Diese Familie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Post. Sie bauten ein Netzwerk von Poststationen auf, die es ermöglichten, Briefe und Pakete schneller zu transportieren. Übrigens ist die Familie von Thurn und Taxis heute eine der reichsten Familien Deutschlands.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Post immer wichtiger. Die Preußische Post war eine der bekanntesten Postorganisationen in Deutschland. Im Jahr 1850 wurde das preußische Postwesen verstaatlicht und die „Königlich-Preußische Post“ entstand. Diese Organisation führte viele Neuerungen ein, wie zum Beispiel einheitliche Posttarife und Briefmarken.
Ein interessantes und kurioses Detail aus dieser Zeit ist die Einführung des „Posthorns“. Das Posthorn war ein Musikinstrument, das die Postboten benutzten, um ihre Ankunft anzukündigen. Es war ein wichtiges Symbol der Post und ist auch heute noch im Logo der Deutschen Post zu sehen. Wenn du in Deutschland mal eine Postfiliale siehst, dann achte unbedingt auf dieses Logo!
Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 wurde die Post zur Reichspost. Das bedeutete, dass es nun eine einheitliche Postorganisation für ganz Deutschland gab. Die Reichspost führte viele neue Dienstleistungen ein, wie zum Beispiel den Paketdienst und den Telegrammdienst. Ein Telegramm konnte man fast in Echtzeit schicken, das war eine Revolution damals. Denn denk dran: E-Mails gab es natürlich noch nicht, und so ein Brief brauchte schon einige Tage, bis er beim Empfänger ankam.
In der Weimarer Republik wurde die Post weiter modernisiert. Es gab nun auch Luftpost und die ersten mechanischen Sortieranlagen. Die Post spielte eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen und war ein Symbol für Fortschritt und Modernität.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Post in Deutschland in zwei getrennte Organisationen aufgeteilt: die Deutsche Bundespost in Westdeutschland und die Deutsche Post der DDR in Ostdeutschland. Die Deutsche Bundespost führte viele Innovationen ein, wie zum Beispiel das Postleitzahlensystem. Im Jahr 1961 wurde das vierstellige Postleitzahlensystem eingeführt, um die Zustellung von Briefen und Paketen zu beschleunigen. Meine Postleitzahl, als ich ein Kind war, war 8011. Aber dann, im Jahr 1993, wurde zu fünfstelligen Postleitzahlen gewechselt. Das ganze System wurde umgestellt. Die neue Postleitzahl meiner Heimatgemeinde ist seitdem 85586. Das war eine ganz schöne Umstellung, ich erinnere mich noch gut daran. Aber zurück in die Geschichte.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde die Deutsche Post AG gegründet. AG steht für Aktiengesellschaft. Diese Organisation vereinte die Postdienste aus Ost- und Westdeutschland. Damit war die Post kein staatliches Unternehmen mehr, sie wurde privatisiert.
Die Deutsche Post AG ist heute die größte Postorganisation in Europa und eine der größten weltweit. Sie beschäftigt über 500.000 Menschen und liefert Millionen von Briefen und Paketen täglich aus. Seit 2023 heißt der Konzern DHL Group.
Wie ist mein Eindruck der Deutschen Post? Als ich ein Kind war, kannten wir unseren Postboten. Das war immer der gleiche Mann, der uns jeden Tag die Post brachte. Heute saust der Postbote mit einem Elektrofahrrad durch die Gegend, und er wechselt häufig. Und natürlich sind da auch Frauen dabei! Während früher jeder Ort eine Postfiliale hatte, kann man seine Pakete mittlerweile in sogenannten Paketshops abgeben. Das sind Schalter, die in Supermärkten oder anderen Geschäften aufgemacht wurden. Reine Postfilialen gibt es nicht mehr viele und wenn dann sind deren Öffnungszeiten nach meiner Erfahrung kurz. Aber ich will hier nicht jammern – gut dass es die Post gibt. Ich schreibe dennoch viel weniger Briefe als früher, weil ich das meiste über E-Mails abwickeln kann. Ob wir in 20 Jahren noch Briefkästen haben? Was meinst du?
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg279kurz.pdf
Geert aus Belgien hat mich gebeten, über das Bahnfahren in Deutschland zu sprechen. Ich fahre sehr gerne mit der Bahn, also erzähle ich dir heute etwas darüber. Vor einigen Wochen bin ich sogar mit der Bahn von München bis Paris und weiter nach London gefahren. Das war eine tolle Reise!
Das Bahnfahren in Deutschland hat eine lange Geschichte. Die erste Eisenbahn fuhr 1835 von Nürnberg nach Fürth. Sie hieß „Adler“ und fuhr nur sechs Kilometer. Heute gibt es in Deutschland ein großes Bahnnetz, das fast das ganze Land abdeckt. Die Deutsche Bahn (DB) ist die größte Bahngesellschaft in Deutschland. Es gibt aber auch andere private Bahngesellschaften.
Ein Zugticket zu kaufen ist ganz einfach. Man kann es online auf der Website der Deutschen Bahn oder mit der DB Navigator App kaufen. In den Bahnhöfen gibt es auch Ticketautomaten. Diese Automaten haben oft verschiedene Sprachen zur Auswahl. Man kann auch direkt am Schalter ein Ticket kaufen. Die Mitarbeiter dort helfen dann beim Kauf. Einen Schalter mit Mitarbeitern gibt es aber nur in größeren Bahnhöfen. Wichtig ist, das Ticket vor der Fahrt zu kaufen.
Am Bahnhof werden über Lautsprecher Ansagen gemacht. Diese Ansagen informieren über die Abfahrtszeiten, Verspätungen oder Gleiswechsel. Es ist wichtig, gut zuzuhören, damit man keine wichtigen Informationen verpasst. Aber keine Angst: weil es am Bahnhof sehr laut ist, sind die Ansagen oft schwer zu verstehen. Deswegen gibt es natürlich auch die meisten Informationen in der App.
Außerdem gibt es im Bahnhof generell und auch direkt am Bahnsteig elektronische Anzeigetafeln. Diese Tafeln zeigen die Abfahrtszeiten und das Gleis, von dem der Zug abfährt. Auf diesen Tafeln steht auch, ob der Zug pünktlich ist oder Verspätung hat.
Die meisten Bahnhöfe haben Schließfächer, in denen man sein Gepäck aufbewahren kann. So kann man den Tag in der Stadt verbringen, ohne seine Koffer mitzunehmen. Es gibt auch Geschäfte, Restaurants und Cafés. Hier kann man etwas essen oder trinken, während man auf den Zug wartet.
In großen Bahnhöfen gibt es auch Service-Center. Dort kann man Fragen stellen und Hilfe bekommen. Es gibt oft auch WLAN, das man kostenlos nutzen kann. So kann man die Wartezeit sinnvoll nutzen, um zum Beispiel E-Mails zu checken oder im Internet zu surfen.
Wenn der Zug kommt, muss man am richtigen Gleis sein. Die Gleise sind nummeriert. Auf dem Ticket steht, von welchem Gleis der Zug abfährt. Es ist wichtig, früh genug am Gleis zu sein. Noch ein Tipp: Es gibt den sogenannten Wagenstandsanzeiger. Das ist eine Grafik des Zuges, es gibt sie auf Anzeigen und in der App. Hier kann ich nachsehen, wo sich mein reservierter Platz befindet. Wenn ein Zug sehr lang ist, kann ich dann schon an der richtigen Stelle warten, an der mein Waggon halten wird.
Wenn der Zug einfährt, öffnen sich die Türen automatisch. Man muss einsteigen und einen Sitzplatz finden. In manchen Zügen gibt es reservierte Plätze. Diese Plätze sind mit elektronischen Anzeigen markiert. Wenn man einen Platz reserviert hat, sollte man darauf achten, dass man sich auf den richtigen Platz setzt. Das Gepäck kann man entweder über dem Sitz auf eine Ablage legen oder in speziellen Koffer-Regalen aufbewahren, die es meistens in der Mitte des Waggons gibt. Im ICE kann ich auch den Komfort-Check In wählen: ich kann auf dem Handy bereits einchecken. So weiß der Zugbegleiter, dass ich auf dem richtigen Platz sitze. Er wird mich dann entweder gar nicht kontrollieren oder nur als Stichprobe.
Wer übrigens absichtlich ohne Ticket fährt, der bekommt eine Strafe, wenn er erwischt wird. In der S-Bahn in München sind das 60 Euro. Im Zug ist es das Doppelte des Fahrpreises, wenn man aber angezeigt wird, kann es sogar bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geben.
Vielfahrer können sich die Bahncard kaufen. Die Bahncard macht die Tickets billiger. Das heißt ich muss ein Mal diese Karte kaufen, und dann kann ich die folgenden Tickets günstiger bekommen. Die Bahncard 25 gibt einen Rabatt von 25%, die Bahncard 50 von 50%, dann kosten die Tickets also nur noch die Hälfte. Und es gibt auch recht neu das Deutschlandticket, es kostet derzeit 49 Euro pro Monat und damit kann man dann fast überall im öffentlichen Nahverkehr fahren. Es gilt aber nicht für Fernzüge wie den ICE. Und es wird in der Politik viel über dieses Ticket diskutiert, es kann sein, dass es bald viel teurer wird.
Die Deutsche Bahn hat jedes Jahr etwa zwei Milliarden Fahrgäste. Es gibt über 33.000 Kilometer Schienen in Deutschland. Während der Fußball-Europameisterschaft haben sich viele Gäste beschwert, weil die Bahn entweder verspätet war oder gar nicht kam. Das ist in der Tat ein großes Problem. Seit Jahren wurde zu wenig Geld in die Bahn investiert. Viele Schienen sind alt, viele technischen Anlagen müssen erneuert werden. In diesem Sommer gibt es daher viele Baustellen, um den Verfall zu stoppen. So soll die Bahn wieder besser werden. Dieses Jahr werden über 2000 Kilometer Gleise, 2000 Weichen, 150 Brücken und 1000 Bahnhöfe erweitert, modernisiert und erneuert. Das soll 16,4 Milliarden Euro kosten.
Der schnellste Zug in Deutschland ist der ICE (Intercity-Express). Er kann bis zu 300 Kilometer pro Stunde fahren. Mit diesem Zug fahre ich am häufigsten, ich mag ihn sehr. Es gibt die Wahl zwischen einem Sitzplatz im Großraumabteil oder im Abteil. Ein Abteil ist wie ein kleines Zimmer im Zug, hier sind dann nur wenige Fahrgäste zusammen, sie sitzen sich gegenüber. Das Großraumabteil ist wie ein Bus, hier sitzt man meist in Zweierreihen und alle schauen in die gleiche Richtung. Das ist mir lieber. Man kann auch einen Platz an einem Tisch reservieren, das ist praktisch wenn man mit Kindern reist. Und es gibt die Wahl zwischen dem Ruheabteil und dem Handyabteil. Es ist also die Frage, ob man lieber Ruhe möchte oder es nicht stört, wenn andere telefonieren. Es gibt auch spezielle Bereiche für Familien.
Wer übrigens einen Zug erwischt, der nicht pünktlich ist, der bekommt eventuell Geld zurück: Bei einer Verspätung von einer Stunde bekommt man 25% des Fahrpreises wieder. Bei 120 Minuten, das sind also zwei Stunden Verspätung, sind es 50%. Ich drücke die Daumen, dass Dein Zug pünktlich fährt.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg278kurz.pdf
Wie du vielleicht weißt, mache ich nicht nur diesen Podcast, sondern noch zwei andere. Der zweite ist „Exzellent erklärt“, da geht es um Wissenschaft. Und der dritte heißt „Lies und das“, und darin geht es um Bücher und um das Lesen. Also dachte ich mir, ich mache eine „Slow German“-Episode über das Lesen!
Vor vielen Jahrhunderten, im Mittelalter, konnten nur sehr wenige Menschen lesen. Die meisten Leute waren Bauern und arbeiteten hart auf dem Feld. Nur Mönche, Priester und einige Adelige konnten lesen. Bücher wurden damals noch von Hand geschrieben und waren dadurch sehr teuer. Sie waren oft in Klöstern und Kirchen zu finden. Diese Bücher waren dementsprechend meist religiös.
Im Jahr 1445 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Das war eine große Erfindung. Nun konnten Bücher schneller und günstiger hergestellt werden. Mehr Menschen konnten sich Bücher leisten und lernen zu lesen. Das erste Buch, das Gutenberg druckte, war die Bibel. Diese Erfindung hat das Lesen für viele Menschen möglich gemacht.
Im 16. Jahrhundert kam dann die Reformation. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche. Vorher war die Bibel nur auf Latein verfügbar, und das konnten die meisten Menschen nicht verstehen. Nun konnten mehr Menschen die Bibel lesen und ihre Religion besser verstehen. Das war ein großer Schritt für das Lesen und die Bildung in Deutschland.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Lesen immer wichtiger. Es gab immer mehr Schulen, und die Kinder lernten lesen und schreiben. Auch Zeitungen wurden populär. Die Menschen wollten über das Geschehen in der Welt informiert sein. Die Industrialisierung brachte viele Veränderungen. Es gab neue Maschinen und Erfindungen. Die Menschen mussten lesen können, um mit den neuen Technologien umzugehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bildung ein wichtiger Teil des Lebens. Es gab viele Bibliotheken und Buchhandlungen. Das Lesen wurde zu einem beliebten Hobby. Viele berühmte Autoren kamen aus Deutschland, wie Thomas Mann und Hermann Hesse. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.
Heute lesen die Menschen in Deutschland immer noch gerne. Bibliotheken und Buchhandlungen sind immer noch wichtige Orte. In vielen Städten gibt es Buchmessen und Lesungen. Das größte Ereignis ist die Frankfurter Buchmesse. Sie ist die größte Buchmesse der Welt. Sehr nett ist auch die Leipziger Buchmesse.
Dennoch muss man betonen, dass in Deutschland von den Deutsch sprechenden Erwachsenen rund 12 Prozent nur sehr schlecht lesen und schreiben können. Hochgerechnet sind das also 6 Millionen Menschen. Das ist ein riesiges Problem und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert.
Übrigens, weil wir hier ja über die deutsche Sprache sprechen: In Deutschland gibt es sogenannte „Leseratten“. Das sind Menschen, die sehr viel lesen. Sie verbringen oft Stunden mit einem Buch und können es kaum aus der Hand legen. Ich bin so eine Leseratte. Ein lustiger Ausdruck für jemanden, der nicht gerne liest, ist „Lesemuffel“. Diese Menschen lesen nur selten oder gar nicht.
Vielleicht bist du ja auch eine Leseratte oder kennst einen Lesemuffel. In jedem Fall: Viel Spaß beim Lesen! Es ist egal, was Du liest, es darf auch ein Comic sein oder ein Sachbuch. Aber lesen ist wichtig.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg277kurz.pdf
Hast du schon einmal den Begriff Einbürgerung gehört? Durch die Einbürgerung wird ein Mensch zum Staatsbürger eines Landes. Ich erkläre dir heute einmal, wie das in Deutschland abläuft. Wie man also zum deutschen Staatsbürger wird. Als deutscher Staatsbürger oder deutsche Staatsbürgerin hat man die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen auch. Seit dem 27. Juni 2024 gibt es ein neues Einbürgerungsgesetz.
Um die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen, muss man einige Anforderungen erfüllen. Das ganze ist ein relativ komplizierter, bürokratischer Prozess. Zunächst einmal musst Du eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis oder ein Aufenthaltsrecht als EU-Bürger haben. Das bedeutet, dass du die Erlaubnis hast, dauerhaft in Deutschland zu leben. Diese unbefristete Aufenthaltserlaubnis bekommst du zum Beispiel, wenn du seit mindestens fünf Jahren hier sein darfst, wenn du arbeitest und Geld verdienst, gut Deutsch sprichst, eine Wohnung hast und noch einiges mehr.
Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du ähnliche Voraussetzungen erfüllen. Du musst in der Regel seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben – früher waren es sogar acht Jahre. Deine Deutschkenntnisse müssen ausreichen, aber deswegen bist du ja hier bei Slow German, oder? Für die deutsche Staatsangehörigkeit musst du außerdem deinen eigenen Lebensunterhalt ohne Sozialhilfe bestreiten. Das heißt du musst genug Geld verdienen, damit der Staat dir nicht helfen muss. Du darfst auch keine schweren Straftaten begangen haben, also keinen sogenannten Eintrag im Strafregister haben.
Jetzt sind wir bei einem sehr wichtigen Punkt, der immer wieder diskutiert wird in der deutschen Gesellschaft, und zwar die Verfassungstreue. Du musst also die „freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“ anerkennen. Da geht es also um die Werte, nach denen wir in der deutschen Gesellschaft leben.
So funktioniert der Einbürgerungstest
Wenn du jetzt bei all diesen Punkten einen Haken machen konntest, dann gibt es noch eine Hürde, und zwar den Einbürgerungstest. Und der ist gar nicht so einfach. Ich glaube sogar, dass viele Deutsche diesen Test nicht bestehen würden. Denn da werden Fragen zu Geschichte, Kultur und Rechtsordnung des Landes gestellt. Ein paar Beispiele der 310 Fragen aus dem bayerischen Test:
Was ist mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar?
Na, weißt du die Antwort? Es ist natürlich die Geldstrafe, alles andere gibt es in Deutschland nicht.
Noch eine Frage: Was für eine Staatsform hat Deutschland?
Aber keine Angst, es sind nicht alle Fragen so einfach. Bei manchen musste ich auch erstmal überlegen. Probier es doch selber aus, den Link stelle ich auf slowgerman.com:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Links/DE/O/oet-bamf-interaktiv_einbuergerungstest_fragenkatalog.html?nn=282388
Ach ja, und Republik war natürlich die richtige Antwort.
Zusammengefasst kann man also sagen: Wer bereits in Deutschland gut integriert ist, Geld verdient, eine Wohnung hat, die Sprache beherrscht und ausreichend Wissen über das Land hat, der kann sich einbürgern lassen. Für alle anderen wird es schwierig. Und Angst vor Bürokratie darf man auch nicht haben – aber Bürokratie gehört in Deutschland nunmal zum Leben dazu.
Und wie viele Leute betrifft das alles? 2022 wurden rund 168.500 Menschen in Deutschland eingebürgert, der höchste Wert seit 2002. In den Vorjahren lag die Zahl der Einbürgerungen meist relativ stabil bei etwa 100.000 pro Jahr. Mit etwa 48.000 Einbürgerungen stellten Syrer 2022 den größten Anteil unter den Eingebürgerten.
Am 19. Januar 2024 hat der Bundestag das „Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts (StARModG)“ beschlossen. Das Gesetz wurde am 26. März 2024 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und trat am 27. Juni 2024 in Kraft. Mit diesem Gesetz treten umfangreiche Änderungen im Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG) in Kraft. Es soll viele Erleichterungen bei der Einbürgerung bringen.
Neu ist jetzt, dass man sich auch zur historischen Verantwortung Deutschlands bekennen muss, insbesondere für den Schutz jüdischen Lebens. Auch die Sprachhürde ist etwas gesenkt worden, zum Beispiel für ehemalige Gastarbeiter, die schon sehr lange in Deutschland leben.
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg276kurz.pdf
Heute erzähle ich Dir etwas über Warnstreiks.
In Deutschland gab es in den vergangenen Monaten viele Streiks. Ein Streik ist, wenn Arbeitnehmer nicht zur Arbeit gehen, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Sie machen das, um die Arbeitgeber dazu zu bringen, auf ihre Forderungen einzugehen.
Eine Art von Streik nennt man Warnstreik. Ein Warnstreik dauert normalerweise nur ein paar Stunden oder einen Tag. Es ist wie eine Warnung: „Hey, wir sind nicht glücklich, aber wir wollen nicht für immer streiken. Aber wenn sich nichts ändert, könnten wir das tun!“
Für Aufmerksamkeit sorgten zuletzt vor allem die Warnstreiks bei der Deutschen Bahn. Worum ging es? Die Deutsche Bahn stand auf der einen Seite, die Lokführergewerkschaft auf der anderen Seite dieser Verhandlungen. Zu einem Warnstreik kommt es so: Erst gibt es Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das sind sogenannte Tarifverhandlungen. In diesem Tarif wird festgelegt, wie die Arbeit ablaufen soll. Wie viele Stunden beispielsweise pro Woche gearbeitet werden müssen und zu welchem Lohn. Jetzt kann es aber passieren, dass zum Beispiel der Arbeitgeber sagt: Nein, Ihr verlangt zu viel. Die Verhandlungen scheitern. Dann kann die andere Seite zu einem Warnstreik aufrufen. Das alles ist durch das deutsche Grundgesetz, also unsere Verfassung, gesichert. Der Streik ist also ein Grundrecht.
Aber wie hat das angefangen? Die Geschichte der Streiks in Deutschland geht weit zurück. Schon im 19. Jahrhundert begannen Arbeiter, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Damals waren die Bedingungen oft sehr schlecht. Die Arbeitnehmer arbeiteten lange Stunden für wenig Geld und hatten kaum Rechte. Im Laufe der Zeit haben sich die Arbeitsbedingungen verbessert, zum Teil wegen der Streiks. Heute gibt es viele Gesetze, die die Rechte der Arbeitnehmer schützen.
Die Streiks bei der Bahn haben jedenfalls viele Leute verärgert. Teilweise fuhren die Züge zwei Tage lang nicht, es kam mehrmals im Jahr zu vielen Ausfällen. Eine Reise mit der Bahn zu planen, wurde schwierig, denn so richtig zuverlässig war das Verkehrsmittel durch die Streiks nicht mehr.
Natürlich ist es verständlich, dass Bahnreisende genervt sind. Es ist aber trotzdem wichtig zu verstehen, dass Streiks in einer Demokratie wichtig sind. Sie können dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken.
Du willst sicher wissen, wie der Tarifstreit zwischen der Bahn und den Lokführern ausgegangen ist. Am Ende waren nämlich beide Seiten zufrieden. Die Lokführer bekommen einen sogenannten Inflationsausgleich von 2850 Euro. Dann wird ihr Lohn um insgesamt 420 Euro pro Monat erhöht. Und sie müssen in Zukunft weniger Stunden arbeiten, und zwar 35 statt 38. Das alles wird in einzelnen Schritten ausgeführt, also nicht alles auf einmal, aber nach und nach. Interessant finde ich, dass niemand zu der niedrigeren Arbeitszeit gezwungen wird. Wer möchte, kann bis zu 40 Stunden arbeiten und bekommt dann auch mehr Lohn. Jetzt ist also erstmal wieder Ruhe, es gibt keine weiteren Warnstreiks. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2025. Aber: es gibt auch eine andere Gewerkschaft, die in einem Jahr wieder verhandeln wird – mal sehen, wie es dann aussieht…
Text der Episode als PDF: https://slowgerman.com/folgen/sg275kurz.pdf
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