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Sorry, es ist bereits fünf nach zwölf! | Von Hermann Ploppa


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Ein Kommentar von Hermann Ploppa.


Der dritte Weltkrieg hat längst begonnen. Wie schon bei den beiden vorangegangenen Weltkriegen bekommen wir in Deutschland zunächst noch nicht viel davon mit.

Ja, was soll denn sein?! Noch sind unsere Wohnungen nicht völlig ausgekühlt. Nebenbei bemerkt: die Meteorologen sagen einen außergewöhnlich kalten Dezember voraus. Ja, und dann war ich gerade in Berlin. Da ist wieder den ganzen Tag und erst recht die ganze Nacht der Bär los. Permanente Party. Gerade so wie vor dem Corona-Irrsinn. Die Leute genießen das freie Leben in vollen Zügen. Wo soll denn was schief laufen? Naja, außerhalb der touristischen Meilen gucken die Leute schon eher grimmig und in sich gekehrt. Es herrscht der ganz normale Krieg der vom zunehmenden Chaos und von den ständig Martinshörner gellenden Krankenwagen genervten Bürgern, vornehmlich gegeneinander.
Aber Krieg? Gar Dritter Weltkrieg? 
Der Erste Weltkrieg kam eigentlich nie so richtig in Deutschland an. Nur indirekt durch die Versorgungsengpässe, die durch die Blockaden der Weltmeere Dank der englischen Marine zunehmend schmerzlicher wurden. Meine Eltern erinnerten sich immer mit Schaudern an den so genannten „Steckrübenwinter“ 1916 auf 1917. Und den Zweiten Weltkrieg erlebten die Deutschen zunächst vornehmlich durch die Kino-Wochenschauen, den UFA-Tonwochen. Die Leute sahen in ihren Kinosesseln, wie die Wehrmacht von einem triumphalen Sieg zum nächsten brauste. Erst als Hitler, dieser Knalldepp, einen Zweifrontenkrieg gegen Russland und die USA entfachte, wurde es in Deutschland richtig, richtig heiß. Die perfiden Brandbomben des irren britischen Kommandeurs Harris löschten in der Operation Gomorrha auf einen Schlag 34.000 unschuldige Zivilisten in Hamburg aus. Bevorzugt in den Arbeitervierteln. Die Phosphorbomben waren schon ein Vorgeschmack auf Hiroshima und Nagasaki. Die drei Jahre von 1943 bis 1945 waren für Deutschland die Hölle. Der Schrecken saß der Generation die dieses Inferno miterleben musste, tief im Knochenmark.
Es waren natürlich immer die Frontstaaten, die zuerst „dran glauben müssen“. Es sind im Moment die bedauernswerten Zivilisten in der Ukraine, die die Eskalation des Krieges zuerst durchmachen müssen. Und es ist immer dasselbe Schema: zunächst sind beide Seiten noch bemüht, „Kollateralschäden“ so weit wie möglich zu vermeiden. Je höher der Blutzoll wird, umso mehr verhärten sich auch die Geister und die Gemüter der Kombattanten.


Wenn jetzt nicht schnell ein Verhandlungsweg gefunden wird, dann wird dieses furchtbare Morden sich bis zu uns durchfräsen. Keine Frage.

Mittlerweile ist es schon wieder so weit wie in den beiden ersten Weltkriegen: wer auch nur ansatzweise für eine Verhandlungslösung eintritt, ist ein Schwächling, ein Träumer, oder, da sind wir jetzt noch nicht, ein Verräter und Agent des „Feindes“. Ein solches Subjekt wird mit dem Tode bestraft.
So etwas wird auch immer durch eine vollständige Umpolung der medialen Szene flankiert. Dieselben Medien, die jahrelang einen „Wandel durch Annäherung“ predigten, verfallen urplötzlich von heute auf gestern in einen kriegerischen Furor, mit dem medialen Kriegsgetrommel wie vor und in den ersten beiden Weltkriegen.
Der Journalistin Caitlin Johnstone fiel die Kinnlade runter, als sie die US-Medien durchforstete und entsetzt feststellen musste, dass dort ein Chor unisono Krieg und mehr Aufrüstung fordert <1>. Die liberale Zeitgeistgazette The New Yorker fragt sich zum Beispiel jetzt: könnte es sein, dass sich die USA bereits jetzt im Dritten Weltkrieg befinden? Die Autorin Susan B. Glasser meint, dann müssen sich die USA eben auch entsprechend kriegerisch verhalten <2>. Thomas G. Mahnken findet in der Zeitschrift Foreign Affairs, dass die USA durchaus einen Zweifrontenkrieg sowohl gegen China wie gegen Russland führen kann <3>. Foreign Affairs, das mal als Erläuterung,
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