Weltbank und Bundesregierung mauern, wenn man sie zur Finanzierung des riesigen Grundeinkommensexperiments im Sudan fragt. Es sieht ganz so aus, als habe die von der Bundesregierung ausgerichtete Geberkonferenz für Sudan lediglich der Ablenkung von den wahren Geldgebern und Organisatoren dieses gigantischen Überwachungs- und Kontroll-Programms gedient.
Ein Standpunkt von Norbert Häring.
Seit ich am 14. Juni über das Grundeinkommen im Sudan und am 1. Juli über das universelle Grundeinkommen als feuchten Traum des Weltwirtschaftsforums schrieb, ist bis zu der angekündigten Fortsetzung mehr Zeit vergangen als geplant. Denn es stellte sich als erstaunlich schwer heraus, Informationen über die Finanzierung des Programms und die am 25. Juni von der Bundesregierung ausgerichtete Geberkonferenz für den Sudan zu bekommen. Es scheint sich um eine geheime Kommandosache zu handeln.
Auslöser meiner Absicht mehr über den Plan der Weltbank zusammenzutragen, im Sudan 80 Prozent der Bevölkerung mittels eines Mini-Grundeinkommens von fünf Dollar im Monat an die digitale Leine zu legen, war ein Tweet von Magdi M. Amin, der als Senior-Berater des Finanzministeriums des Sudans firmierte, mit dem Motto „Zu einem neuen, inklusiven Sudan und Afrika durch ökonomische Reform und am Menschen orientierte Technologie“.
Amin entpuppte sich als „Investment Partner“ des in Washington ansässigen Omidyar Networks des libertären Gründers der Online-Plattform Ebay, Pierre Omidyar. Sein Fokus liegt „auf gewinnorientierten Investitionen in digitaler Identität“. Bevor er zu Omidyar ging, war er 20 Jahre lang für die Weltbank tätig. Dort beriet der Princeton- und Johns-Hopkins-Absolvent die Führungsebene dabei, „den Privatsektor ins Zentrum der Entwicklungsarbeit zu stellen“, unter anderem durch eine „disruptive Technologiestrategie“.
In einem früheren Tweet von Januar, den ich auf seiner Timeline fand, verkündete Magdi seine Abordnung nach Karthum als Berater des Finanzministeriums. Die Weltbank hat also offenbar dem Finanzminister des Sudans, einem früheren Weltbank-Mitarbeiter, einen Senior Berater an die Seite gestellt, der vom Omidyar Network, einem Gründungsmitglied der Better Than Cash Alliance, bezahlt wird. Es sieht ganz so aus, als könnten dieser und das Omidyar Network das Grundeinkommensprogramm Sudan Family Support Program für 32 Millionen Menschen im Auftrag der Weltbank maßgeblich entwickelt haben.
Das Omidyar Network ist seit 2017 zusammen mit ihrer Better-Than-Cash-Alliance-Partnerin Bill & Melinda Gates Foundation, Geldgeber des von der Weltbank verwalteten Treuhandfonds zur Finanzierung der 2014 gestarteten Weltbank-Initiative Identification for Development (ID4D).
Das Omidyar Network hält sich unter anderem zugute, jüngst die Entwicklung einer Standard-Plattform für digitale nationale Identitäts-Systeme durch das International Institute for Information Technology in Bangalore, Indien, finanziert zu haben. Diese Plattform wird allen interessierten Regierungen umsonst „als öffentliches Gut“ zur Verfügung gestellt.
Man muss nicht lange überlegen, worin der „gewinnorientierte“ Teil der Investition in Identitätssysteme in diesem Fall bestehen könnte, für die das Omidyar Network und Magdi Experten sind. Eine Plattform zu kontrollieren, über die jede Menge (arme) Länder ihre zentralen nationalen Identitätssysteme aufbauen, birgt einen unglaublichen Datenschatz, sowohl was den finanziellen Wert, als auch die Kontrollmöglichkeiten angeht.
Das International Institute for Information Technology ist ein privates Institut, das unter anderem von Microsoft, IBM und dem indischen IT-Konzern Infosys finanziert wird. Mit dem Geld von Omidyar und Weltbank wird über dieses Institut der Datenschutzhorror Aadhaar in alle Welt exportiert. Aadhaar ist eine mit viel Unterstürzung von Bill Gates und Co. entwickelte, zentrale biometrische Regierungsdatenbank für über eine Milliarde Bürger,