Ein Kommentar von Hermann Ploppa
Es ist unverkennbar, dass die öffentlich-rechtlichen Medien, die kraft Verfassung der Öffentlichkeit gehören und ihr als Dienstleister verpflichtet sind, ihrem Auftrag einer ausgewogenen objektiven Berichterstattung immer weniger nachkommen. Dabei müssten die öffentlich-rechtlichen Medien allen Bevölkerungsgruppen und Meinungen gerecht werden. Denn das unterscheidet sie von privatrechtlich geführten Medien. Letztere sind nicht verpflichtet, ein breites Meinungsspektrum abzubilden, sondern dürfen einseitig die Meinung ihrer Inhaber in der Öffentlichkeit verbreiten.
So wären wir auch geradezu enttäuscht, wenn die berühmte Bild-Zeitung jetzt plötzlich einem faktenbasierten Journalismus huldigen würde. Bild-Chef Julian Röpcke ließ es sich nicht nehmen, wieder einmal frei von jeglichen Beweisen oder Indizien zu behaupten, das Online-Magazin Rubikon sei Teil einer Hetzkampagne der russischen Regierung, um die weisen Corona-Prophylaxe-Maßnahmen unserer deutschen Regierung zu unterlaufen. Die Rufe nach Aufrechterhaltung der Grundrechte auf einer Kundgebung in Berlin waren demnach direkt vom Kreml gesteuert (1). Dümmer geht’s nimmer, Herr Röpcke! Das ist nun wirklich die Niveauklasse eines fünfjährigen Buben, der sich eine besonders blöde Ausrede einfallen lässt, weil er was ausgefressen hat.
Wie gesagt, Herr Röpcke darf das, denn er hat keinen öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrag auf Information. Was ihn, nebenbei bemerkt, natürlich nicht immun macht gegen zivilrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen seines Tuns. Von öffentlich-rechtlichen Medien jedoch kann man Journalismus erwarten und nicht Propaganda. Journalismus bedeutet: man stellt die Position von Person A möglichst akkurat dar, und dann die anderslautende Position von Person B, um dann zu untersuchen, was ist richtig an A und an B, um dann in einem ganz persönlichen Statement die eigene Position darzulegen, deutlich erkennbar. In der Schule entsprach das früher dem dialektischen Besinnungsaufsatz.
War dereinst auch bei Spiegel-Artikeln der immer wiederkehrende Dreischritt: These-Antithese-Synthese. Demgegenüber versucht Propaganda, mit manipulativen Mitteln den Adressaten zu überrumpeln durch Weckung von Ängsten und Hoffnungen unter Umgehung der kritisch-analytischen Fähigkeiten des Adressaten. Propaganda und Public Relations gehen aus der Werbung hervor, sind aber längst auch in die Sendeformate der öffentlich-rechtlichen Medien eingeflossen, tröpfchenweise, bis aus den Tröpfchen die heutige Flut politischer Propaganda geworden ist.
Bekannte machten mich darauf aufmerksam, dass in der Tagesschau ein Artikel-Titel von mir in die Kamera eingeblendet wurde. In einer Mischung aus Belustigung und einem mulmigen Gefühl der Bedrohung sah ich mir die Tagesschau-Aufzeichnung an, die bei youtube auf den 2. April 2020 datiert ist (2). In der Tat war mein Artikel als eines von zwei Beispielen für verschwörungstheoretische Artikel beim Portal KenFM angeführt worden.
Der Titel meines Textes: „Coronakrise: ein asymmetrischer Krieg der Superreichen gegen die restlichen 99 Prozent?“ . Man beachte das Fragezeichen am Ende der Titelzeile. In der Tat vollziehe ich in meinem Essay den klassischen journalistischen Dreischritt. Ich stelle die offizielle Lesart und ihre Präsentation durch bekannte Politiker vor. Um sodann in der Antithese die Rationalität dieser Position in Frage zu stellen. Um schließlich in der Synthese Fakten herbeizuziehen, die helfen könnten, eine Erklärung für die von mir wahrgenommene Irrationalität der offiziellen Corona-Politik zu finden. Selbstverständlich mache ich meine eigene Position von Anfang an schon deutlich. Es wird dadurch erkennbar, dass ich meine Wahrnehmung der Corona-Krise vortrage, beanspruche also keinesfalls im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit zu sein.
Der Tagesschau-Beitrag kehrte in überarbeiteter Form als ARD-Sendung Monitor wieder (3).