Wie Medien und Politiker das Thema häusliche Gewalt für ihre manipulativen Interessen nutzen wollen und damit Gewalt und Aggression eher anheizen als beseitigen.
Ein Kommentar von Christiane Borowy.
Bei der Thematisierung von häuslicher Gewalt in der Corona-Krise bohren Politiker und Hauptmedien zurzeit ein ganz dünnes Brett.
Es wird der Anschein erweckt, ein kleines Problem sei durch eine große Krise zu einem seltenen Ausnahmezustand geworden und so getan, als sei es vor allem durch Schicksal, beziehungsweise höhere Gewalt zu Gewalt in den Familien gekommen. In nichtssagender Weise und konstruierter Sachzwang-Logik wird argumentiert, dass man jetzt nach Lösungen suchen müsse, die der Ausnahmesituation gerecht werden. Auch und erst recht in Zeiten von Corona wird das Problem häuslicher Gewalt und Opferschutz in keiner Weise ernsthaft politisch aufgelegt – und das könnte gute Gründe haben. Denn wer hat etwas davon, wenn sich unterdrückte Aggressionen und ungelöste Konflikte eines Tages nicht mehr bändigen lassen und als entfesselte Gewalt zutage treten?
Heinrich Heine hat schon gesagt, dass stets das interessant sei, was bei Gesagtem nicht gesagt wird. Worüber sprechen die Medien nicht, welche Fragen lassen sie aus? Seit einigen Tagen wird in den Mainstream-Medien regelmäßig über die Zunahme häuslicher Gewalt gesprochen. Doch wie wird das Thema aufbereitet? Gibt es neue Ideen? Neue schnelle Hilfskonzepte? Die Antwort ist klar: Nein.
Wer sich auch nur ein bisschen in der Geschichte auskennt weiß: Wenn die Politik sich mit den angeblich schwächsten Gliedern in der Gesellschaft, den Frauen und Kindern beschäftigt, während sie es sonst eher nicht tut, ist etwas faul im Staat. Wie viele Kriege sind schon geführt worden, weil man – angeblich – Frauen zu ihrem Recht verhelfen oder Kinder vor Gefahr schützen wollte?
Wenn sich Medien und Politik also mit Häuslicher Gewalt beschäftigen, obwohl sonst Opferschutz weitgehend als politisch sekundär relevant angesehen wird, ist Misstrauen angesagt.
Wenn man sich dann noch ansieht, welche Lösungen und Formen der Hilfe ganz konkret angeboten werden, kann der aufgeklärte und bewusste Mensch spielend leicht durchschauen, was für ein perfides Manipulations- und Machtspiel Politik und Medien spielen.
Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen: Es drängt sich einem derzeit der Verdacht auf, dass das Thema Häusliche Gewalt dazu missbraucht wird, psychologische Kriegsführung zu betreiben und einen möglichen Bürgerkrieg zumindest billigend in Kauf zu nehmen.
Das mag für manchen eine steile These sein, doch wenn man den Blick allein nur auf die Berichterstattung der vergangenen Woche richtet, leuchtet sie vielleicht doch ein.
Kennen Sie Herrn Rörig? Nein, es ist nicht Meister Rörich aus den bekannten Komik-Verfilmungen gemeint. Gemeint ist Johannes-Wilhelm Rörig, der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung (1) (7).
Dem ZDF gegenüber äußerte der Betriebswirt und Volljurist sich in seiner Eigenschaft als Experte, dass es besonders jetzt tragisch sei, dass „die Jugendämter nur auf Sparflamme oder im Notbetrieb arbeiten könnten“ (2)
Wenn sie Herrn Rörig nicht kennen, dann kommt Ihnen vielleicht Frau Marija Pejcinovic Buric bekannt vor? Sie wird in allen gängigen Medien mit ihren Einschätzungen zu einem internationalen Anstieg der häuslichen Gewalt zitiert und ist immerhin Europarats-Generalsekretärin (8).
Von Dr. Franziska Giffey haben Sie aber vielleicht schon gehört? Sie ist Verwaltungswirtin und SPD-Familienministerin (9). Im ZDF warnte sie erst vor einigen Tagen (2), dass die Corona-Maßnahmen der verordneten sozialen Distanz zu einem drastischen Anstieg häuslicher Gewalt führen würden. In einem Artikel der taz vom 01.04.2020 fällt ihr obendrein als Zeichen der aktuellen Ausnahmesituation auf: „Eltern sind jetzt richtig gefordert. Sie müssen kreativ sein und alles ausprobieren,