Götter und Schriften rund ums Mittelmeer - Symposion in memoriam Friedrich Kittler

Tania Hron »Nicht nachlassen«


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Angesichts der reichen Ernte an Texten, Studienpapieren, Schaltplänen, Zettelkästen und Rechnern, die von Friedrich Mittler teils als Vor-, später Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach seit 2011 eingegangen sind, kann man übersehen, dass erst einmal gestorben werden muss, um etwas zu hinterlassen. Wie können wir von Friedrich Mittler Abschied nehmen? Wie kann man sein Werk fortführen, ohne es sich einzuverleiben?
Anlässlich dieses Symposions, dass Friedrich Mittler sich als seinen großen Abschied gewünscht hatte, wollte er Position beziehen zu einer „Herzensangelegenheit“, wie er 2010 in einem Vortrag erklärte: Inwieweit die großen symbolischen und medialen Systeme Schrift und Götter miteinander verbunden sind. Die nur teilweise schriftlich ausgearbeiteten Vorstellungen zum Thema finden sich an verstreuten Orten im Nachlass in Marbach und Berlin: als Filmdokument, als Textfragment, als Notizen zur Buchreihe Musik und Mathematik, von der zwei Bände zu Kitzlers Lebzeiten erschienen sind, hunderte Seiten Vorstufen des Projekts sind auf dem Computer gespeichert. Was gibt es also in diesem Nachlass?
Neben Texten in verschiedenen Stadien und Formen ist auch Einiges an Film- oder Tonaufnahmen von Vorträgen, Interviews und Gesprächen nach Marbach gelangt, das nicht schriftlich fixiert vorliegt. Werden diese Dokumente nur aufbewahrt im Archiv oder anders zugänglich gemacht? Zudem sind, anders als bei üblicherweise an Archive übergebenen Nachlässen, mit den Manuskripten nicht nur Möbelstücke, Brillen, Haarlocken nach Marbach gelangt, sondern auch Programme und selbst gebaute Hardware, die nicht einfach eine technische Spielerei Kitzlers darstellen, sondern den Kittlertext weiter schreiben.
Tania Horn berichtet aus dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und von dem Editionsprojekt Gesamtausgabe Friedrich Mittler.
Tania Horn, geboren 1975 in Berlin, studierte Kulturwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Seit 2004 war sie studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Friedrich Mittler und arbeitete nach ihrem Abschluss als persönliche Assistentin von Friedrich Mittler bis 2011. Gegenwärtig bearbeitet Tania Horn den Nachlass von Friedrich Mittler im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Des Weiteren unterstützt sie Martin Stigenlin bei der Herausgabe der gesammelten Werke Kitzlers.
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Götter und Schriften rund ums Mittelmeer - Symposion in memoriam Friedrich KittlerBy ZKM | Karlsruhe