apparatus operandi1::anatomie//Der Synthesizer des Friedrich A. Kittler
„There's someone in my head, but it's not me. Nur Atavismen wie das Urheberrecht, das ja nicht umsonst aus der Goethezeit stammt, zwingen noch zur Namensnennung von Textern und Komponisten (als ob es dergleichen im Soundraum gäbe). Viel eher wären die Schaltpläne der Anlagen und […] die Typennummern der eingesetzten Synthesizer aufzuführen.“ (Friedrich A. Kittler, 1975)
In den frühen 1980er Jahren baute Friedrich A. Kittler einen modularen Synthesizer in 5 Makro-Modulen/Gehäusen. Fünf Kuben aus gebürstetem Aluminium – heute golden nikotinbrüniert – in smartem, minimalistischem Post-Braun-Design sieht man auf einem Portraitfoto hinter Kittler in seinem Regalsystem von Dieter Rams stehen. Daneben findet man Bücher und die weißen Elementen der Atelier-Anlage von Braun (auch unter Mitwirken von Dieter Rams entworfen) sowie einen elektrostatischen Kopfhörer der japanischen Marke Stax. Seit Kittlers Tod am 18. Oktober 2011 verbleibt der Synthesizer zusammen mit seinen Aufzeichnungen und Datenträgern als Teil seines Nachlasses am Deutschen Literaturarchiv in Marbach.
apparatus operandi ist ein konzeptuelles Kunstprojekt von Jan-Peter E.R. Sonntag aus Setzungen verschiedener Formate. Im Zentrum des ersten Teiles steht die Anatomie des Synthesizers Friedrich A. Kittlers. Das Projekt stellt die wahrnehmungsgenerative Potenz von Apparaten in Frage und argumentiert in allen Formaten archäologisch, historisch und sinnlich; Hardware nah am Prozess, am Werden orientiert, reformuliert es eine Absage an überkommene Substanzbegriffe. apparatus operandi1::anatomie// Der Synthesizer des Friedrich A. Kittler ist als Entwurf ein Vorwurf an veraltete Institutionen, die uns in einer Art von Trägheit immer noch dienen. Dem bei der Anatomie eröffneten Gefüge - Epistemologie von Schaltungen, Kittlerphilologie, Gedächtnispraxis - sinnt Sebastian Döring nach.
Sebastian Döring, geboren 1977, konzeptioniert und veranstaltet seit 2005 fröhliche Wissenschaft im Medientheater, ergründet Wissenskonfigurationen und betreibt Medienarchäologie und -epistemologie; seit 2009 am Medienarchäologischen Fundus der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Archäologie des neuzeitlichen Subjekts, die Mediengeschichte gesetzten Rechts und die Analyse epistemischer Dinge. http://www.medientheater.org/
Jan-Peter E.R. Sonntag, geboren 1965, ist Künstler, Komponist und Forscher. Er studierte Bildende Kunst, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Komposition, Philosophie und Kognitionswissenschaften bei Rudolf zur Lippe, Ivan Illich, Umberto Maturana & Gustavo Becerra Schmidt. Workshops absolvierte er u. A. bei Albert Mangelsdorf, John Cage & Alvin Lussier; er war Assistent bei Mauricio Kagel und gründete 2002 N-solab.
Sonntag erhielt zahlreiche Stipendien und Preise (Akademie Schloss Solitude, Berliner- & Deutscher Klangkunstpreis, Cynet Art Award, Haupstadtkulturfond für e-topia, emare-Mexiko und für 2012 Villa-Aurora, Los Angeles & Chambre Blanche in Quebec). Er stellte auf vielen renommierten Festivals und Institutionen aus, u.a. V2, Rotterdam; NIMK, Amsterdam; Making Waves Festival, San Francisco; Apex Art & The Kitchen, New York; Fundación Arte Y Tecnología, Madrid; Centre de Cultura Contemporània & METRONOM, Barcelona; Nacional Gallery Poznan; Academy of Arts, transmediale & Martin Gropius Bau, Berlin; Mediabiennale, Seoul Museum of Art, & Aram Art Gallery, Seoul; Laboral Centro de Arte y Creación Industrial, Gijon; Center for Contemporary Art, Torun; Museum für Kunst und Gewerbe, kampnagel, Galerie der Gegenwart & Kunstverein, Hamburg; Museum Centro Galego del Arte Contemporénea, Santiago de Compostela; ars electronica, Linz; CYBERFEST, Hermitage, St. Petersburg; HMKV, Dortmund; WKV & Staatsgallerie, Stuttgart; Skanu Mezs & RIXC, Arthall, Riga; Tent, London; 3rd Art and Science International Exhibition & Symposium, Beijing. [email protected]