Wie einige von euch allenfalls mitbekommen haben, hatte ich in letzter Zeit mit Glaubenszweifel zu kämpfen. Ich habe auf die letzten 7 Jahre Glaubensweg zurückgeschaut und war nicht zufrieden mit dem was ich sah. Ich wurde ungeduldig und begann zu zweifeln. Da ich in meinem Leben nicht die gewünschten Früchte / Ergebnisse sah, die ich sehen wollte, begann ich an Gott zu zweifeln und mein Leben in meine eigene Hand zu nehmen. Ich warf praktisch alles über den Haufen, denn für mich war klar: ich will meine nächsten 7 Jahre nicht so verbringen, wie meine vorherigen 7 Jahre gewesen waren. Ich empfand das christliche Leben als einengend, ich wollte etwas erleben. Ich sah all die Zeit die ich mit Bibellesen, Gebet und Gottesdienst-Besuche verbracht hatte als Verschwendung an. Ich hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben, was ich unbedingt noch nachholen wollte bevor es zu spät war (was wahrscheinlich auch mit dem Alter etwas zu tun hat). Und ich wusste, dass ich mich damit mit Gott auf Kriegsfuss begeben würde. Ich würde mich damit aktiv gegen Gott und seinen Plan und seinen Willen für mich stellen. Doch diese Konfrontation ging ich ein, denn ich wusste auch: Wenn Gott wirklich sein Werk an mir angefangen hat, dann ist er auch mehr als fähig, es auch zu vollenden. Und mich wieder zurückzuholen und auf den richtigen Weg zu bringen.
Ich besprach meine Situation mit unseren Jungs (Micha, Daniel und Nathanael) und liess damit gleich nach Neujahr eine Bombe platzen: Markus, einer der Hauptleiter der Church will plötzlich nichts mehr mit Gott zu tun haben?! Und das genau zu der Zeit wo wir so richtig Gas geben wollten?!? Markus, wie kannst du nur?!?
Bestimmt mag das in einigen Köpfen so vorgegangen sein; ich hätte an ihrer Stelle wahrscheinlich gleich reagiert. Und doch haben sie beschlossen – nicht mir zu vertrauen! – sondern dem Gott der in mir wirksam ist! Und ich muss sagen: Genau das liebe ich an unserer Church! Wir können offen und ehrlich miteinander umgehen! In einem anderen Umfeld hätte ich mir eine solche radikale Offenheit und Ehrlichkeit wahrscheinlich nicht erlauben können! Ich hätte allen vormachen müssen dass es um meinen Glauben gut stehe und ich weiterhin gerne mit Gott unterwegs wäre, auch wenn dies gar nicht der Realität entsprechen würde. Aber Gott sei Dank konnte ich mich meinen Brüdern so zu erkennen geben, wie es auch wirklich um mich stand und von Ihnen – trotz all meinen Zweifeln, trotz all meinen Vorwürfen und Anklagen gegen Gott, trotz meiner Rebellion – annahme und ermutigung und trost und ermahnung erfahren. Glaubt mir leute.. wenn ihr nicht annahme in euren dunkelsten Stunden erfahren habt, wisst ihr nicht, was wirkliche Annahme bedeutet.
Ich versuchte also, selber durchs Leben zu kommen – und ich fand es geil, ich fand es berauschend. Ich fühlte mich nicht wirklich schlecht oder leer. Ich wusste zwar dass ich nicht das lebte, wozu ich berufen war -doch who cares?!? Schliesslich bin ich niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig (ausser Gott, und mit dem wollte ich ja sowieso nichts am Hut haben). Ich konnte endlich tun und lassen was ich wollte. Ich musste niemandem gegenüber ein Vorbild sein, und ich schaute einfach was ich wollte und was mir passte. Gott soll sein Reich gefälligst alleine bauen, ich habe keine Lust da mitzuwirken. Ich gehe lieber auf Parties, lass mich von den Leuten feiern, habe eine gute Zeit und das Schicksal anderer
Menschen ist mir im Grunde genommen auch egal. So oder so ähnlich (wenn nicht sogar noch schlimmer) dachte ich zu dieser Zeit.
Dann flog ich mit meinem Vater nach Ägypten und war mal wider mit ganz, ganz anderen Schicksalen konfrontiert. Mit leuten, die es nicht einfach hatten im Leben. Leute, die in einem ganz anderen Umfeld geboren waren. Einem Umfeld, das ihnen niemals die gleichen Möglichkeiten und den gleichen Luxus erlaubte, den ich erleben und geniessen durfte.
Mein Geld war 16x wertvoller als ihr Geld – und...