Auf zwei Bier

Über den Tellerrand


Listen Later

Wie weit schauen wir eigentlich über den eigenen Tellerrand? Und schauen wir, was andere Menschen denken oder empfinden, die vielleicht nicht in unserer Filterbubble leben? Dieser Frage wollen wir heute etwas auf den Grund gehen. Zugegeben, einigermaßen schwierig, aber versuchen dem Rätsel etwas auf den Grund zu gehen.

Shownotes:
Rise & Fall – ARD

Transkription:
00:00
Tilo, wir haben schon lang nicht mehr über Fußball in diesem Podcast gesprochen.

00:04
Und heute wird es auch nicht dazu kommen.

00:07
Ja, richtig.Deswegen habe ich mir gedacht, wir fangen den Anfang ahhh gleich mal mit so einem kleinen Fußballthema an.

00:16
Finde ich gut, aber wie gesagt, alle die keinen Bock auf Fußball haben, da kommt noch was Spannendes hinten dran.

00:23
Genau.Es bleibt also nicht dabei, sondern wir machen es kurz einfach mit dem Fußball.Es ist auch so wieder ein bisschen, ich würde fast sagen, es ist mehr so …

00:35
Sportphilosophisch?

00:37
Jaaa, auch nicht.Es ist mehr so sportgeschichtlich, mit Ausflügen in die Boulevard-Presse.Und zwar …

00:48
Und das in zwei Minuten schnallt euch an.

00:51
Ja, genau. Also es gibt ahhh in der ARD-Mediathek eine Fußballserie, also eine Dokumentation und die heißt „Rise and Fall. Und ahhh da wird, wie der Name schon sagt, der Aufstieg und der Fall von ahhh verschiedenen Fußballvereinen aus der Bundesliga oder auch nicht, ahhh ja in den siebziger, achtziger, Neunzigern, zweitausender, zweitausendzehner, praktisch die Geschichte dargestellt.

Die drei Vereine sind der TSV achtzehnhundertsechzig München, ahhhm der erste 1. FC Kaiserslautern und VfB Stuttgart. Ich sage mal, ich bin jetzt gerade bei VfB Stuttgart. Das ist ahhh auf jeden Fall nicht so spannend wie achtzehnhundertsechzig München.

01:45
Das würde ich auch sofort unterschreiben.

01:48
Also selbst wer keine Lust an Fußball hat, der sollte sich auf jeden Fall „Rise and Fall, erste Staffel, sind irgendwie, ich glaube, irgendwie vier, fünf ahhh Folgen à dreißig Minuten über achtzehnhundertsechzig München anschauen. Die haben wirklich schon alles hinter sich.

02:09
Ja, ich weiß gar nicht, wer auf die blödsinnige Idee gekommen ist, den VfB Stuttgart da rein zu bauen. Der passt ja da überhaupt nicht ran.

Der ist einmal irgendwie in die zweite Liga und dann sofort wieder hoch. Ja Also ahhh …

02:21
Ja, das stimmt.

02:22
Und dann Meister gewonnen.Keine Ahnung.Also irgendwie …

02:25
Aber in den Siebzigern waren sie mal in der Regionalliga, also in der dritten Liga damals.

02:31
Ja, stimmt.Aber irgendwie, ahhh da passt ja irgendwie, da würde ja sogar der HSV jetzt besser passen gerade, also nach diesen Jahren.

02:39
Das stimmt allerdings.Das stimmt allerdings.

02:41
1.F.C.Köln ist auch so eine Aufzugsmannschaft geworden.

02:44
Also Sechziger-Fan zu sein, ist wirklich ahhh eine ganz besondere Leidenschaft, wenn ich das mal so sagen darf.

02:54
Und darauf, würde ich sagen, Henning, trinken wir jetzt gleich mal ein Bier.Ich habe auch was mitgebracht.Das passt wie die Faust aufs Auge dazu.

03:04
Du wirst dich wundern. Also wir starten.

Aber wir sprechen heute nicht über Fußball, sondern es gibt ein ganz anderes Thema. Aber vorher würde ich sagen, ich bin heute so purpose-driven drauf, dass ich nicht mal unsere Hörer begrüße. Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Auf zwei Bier mit meinem geschätzten Kollegen aus dem wunderschönen, verregneten Portugal. Hallo Thilo.

04:03
Genau. Ja, so ist es.

Henning, ich grüße dich in deiner Dachstube. Da regnet es nicht, obwohl du hast so ein blaues Licht da hinten dran. Man könnte glauben, du guckst gerade im Non-Stopp-Modus ahhh die ersten drei Sekunden von den Tagesthemen.

04:20
Ja, nein, das ist leider hier der Monitor, der so blau schimmert.Und ahhhm da ich ja immer so im halbdunkel sitze, ahhh ist das ahhhm hier etwas alles in blau getaucht.Ja Aber blau.

04:35
Ja, genau.Ich wollte nur sagen, ahhhm wir sind hier heute press unterwegs und deshalb sage ich einfach mal hier an dieser längsten Theke der Welt zwischen Mainz, Mensbretzerhäm und Lisboa.

04:51
Das war zu überbetont, das Mainz Bretzenheim, aber gut.

04:55
Mainz Bretzenheim und Lisboa ahhhm in Portugal, ahhhm trinken wir natürlich immer ein Bier und du hast gerade von achtzehnhundertsechzig München geredet und es ist praktisch ein Zufall, aber ich war vorhin noch drüben beim Aldi und habe gesehen, im Angebot heute das schöne Franziskana, das ich schon ein paar mal dabei hatte. Insofern auf die Münchner Leidenschaft für achtzehnhundertsechzig.

Ich finde es ja klasse mit achtzehnhundertsechzig, muss ich sagen. Wer heute noch achtzehnhundertsechzig Fan ist, der ist tatsächlich Fan.

05:29
Ja, das stimmt allerdings. Das kann ich unterschreiben.

Und irgendwie, ich habe so das Gefühl, dass heute so ein bisschen die Rollen vertauscht sind. Weißt du, wieso? Weil ich habe heute ein Sagres. Oh Gott.

05:49
Ein Radler, oder was?

05:51
Ja, woher weißt du das, dass das ein Radler ist?Wo hast du das gesehen?

05:55
Ja, sofort.Ich meine, auf gelbem Grund.Ja.

05:58
Ja. Also das habe ich mir natürlich nicht gekauft.

Ich wäre natürlich nicht auf die Idee gekommen, in deiner Gegenwart ein Sagres zu kaufen, ahhhm sondern das wurde mir von unserem portugiesischen Nachbarn geschenkt.Äh, weil ich ihm einen Gefallen getan habe und, äh, ich– da habe ich gedacht, das passt doch eigentlich wunderbar hier in die Sendung rein.

06:24
Ja, nee, vor allem, ähm, ist ja klar, dass du, ähm–das war– das musste auch so sein, dass das einzige Mal, dass ein Sagres in diesem Podcast getrunken wird, du das in Deutschland tust, weil hier kommt mir kein Sagres auf den Tisch.

So, ich mache mal das Bier auf.

06:41
Ich wollte nur mal kurz fra-fragen: Äh, haben wir kein einziges Mal Sagres hier getrunken?

06:47
Nee.

06:47
Ich glaube aber, wir– als ich in Portugal war, haben wir doch Sagres getrunken.

06:52
Ja, wenn es nicht anders ging. Also ich– es gibt ja immer auch, äh– also ich meine, ich trinke auch ab und zu mal ein Sagres, aber nur ein gezapftes, ja?

Oder ein alkoholfreies, ähm, aber keins aus der Flasche.

07:09
Das ist einfach– das hat wirtschaftliche Gründe, oder?

07:13
Nö, das, das ist so wie 1860 und Bayern München.Oder sagen wir mal schlimmer-

07:17
Der Vergleich, den verstehe ich noch nicht so ganz.

07:19
Sankt Pauli und HSV.Das geht zusammen nicht.Ich bin halt eher so St.Pauli, ja?

07:28
Jetzt habe ich es verstanden.Aber, aber HSV gezapft ist okay, oder was?

07:36
Genau.Guck mal, wie schön das aussieht.Guck mal, wie aus der Werbung, Henning.Toll.

07:40
Ja, wunderschön.

07:41
So.Ja, dann würde ich sagen, mach mal auf, du, ne?

07:44
Ich hab’s– ich hab schon längst offen.

07:46
Schon längst offen?Dann Prost.

07:47
Ich warte seit einer halben Stunde hier darauf, dass wir anfangen.

07:49
Prost.Auf diese Sendung, auf dich, Henning, und auf, äh, ein langes Leben.

07:55
Dito.Prost.

07:59
Weil da macht man sich ja Gedanken, jetzt, wo ich eine Gleitsichtbrille habe, ähm, macht man sich ja deine Gedanken auch mal so übers Leben und das endbare Leben und so. Und weißt du– weil, weil, weil kann das mit dem Älterwerden ja, ähm, absolut verdrängen. Ja?

08:17
Das stimmt, ja.

08:17
Aber wenn’s dann halt darum geht, dass der, der, mm, Augenarzt sagt: „Hallo, Gleitsichtbrille“, dann weißt du, die erste Glocke hat geschlagen.Prost.

08:29
Ja.Prost.Die erste Glocke, nur weil du ’ne Brille trägst.

08:36
So.

08:38
Übrigens, wieso heißt das eigentlich in Portugal auch Radler?

08:43
Ähm, weil die, die, die von Sagres, die wollen schick deutsch sein.

08:50
Jawohl.Wer will das nicht, ja, in Portugal?

08:53
Genau.Und so sieht’s aus.

08:55
Ja, schön.

08:57
Ja, wir, Henning, wir hatten ja- Jetzt– äh, also es war ja ein eigentlich recht feuchtfröhlicher Beginn hier bei uns, ähm, und jetzt wird es aber mal richtig ernst.

09:05
Jetzt wird es mal richtig ernst.

09:07
Jetzt, äh, schmeißen wir uns wieder in die, ähm-

09:11
Tiefen.

09:12
-in die Tiefen, äh, der Gesellschaft.Ähm, wir schmeißen uns praktisch, wenn wir so wollen, ins Rabbit Hole.

09:21
Ja, jaaa, weiß ich noch nicht. Müssen wir noch mal sehen.

Es geht um eine Frage, die ich mir so in den letzten Wochen mal des Häufigeren gestellt habe. Und zwar, ähm, ich weiß gar nicht, woher das kam. Ähm, es war so ein bisschen begründet, äh, ich hatte so ’ne Diskussion mit meiner Frau über Lebensmittel und, ähm, wer sich denn Lebensmittel wie leisten kann. Und, äh, da drüber kam ich so ein bisschen, äh, auf das Thema, ähm, Filterblase. Also ist es nicht vielleicht so, ähm, dass wir selber, also verrückte Idee eigentlich, wir leben in der Matrix. Nein, äh, wir leben selber irgendwie vielleicht in einer Filterblase, in der wir uns, äh, so es ganz muckelig gemacht haben. Ich sage mal, jetzt mal die, die, die– ich würde jetzt nicht sagen, dass wir irgendwie zu den, ähm, wie soll man da sagen, äh, zu den, ähm, Yuppies gehören oder so, aber, ähm, verstehst du? Also einfach so ’n, so ’n, so ’n Bereich, in dem, äh, halt alles so ein bisschen passt. Ja, man kauft ein bisschen, äh, Biofleisch, weil man sich leisten kann, äh, geht trotzdem zum Aldi und guckt aufs Geld.

10:52
Man kauft sich ein Plug-in-Auto. Man- Man kauft sich n Plug-an-Auto oder verkauft’s auch wieder, wechselt auf Benziner, keine Ahnung, hat sein Haus, äh, redet über die Probleme meines, äh, Rasens in der, äh, in der Familiensiedlung in Mainz-Bretzenheim oder Sintra.

Genau, ja, ich weiß, was du meinst. Ja.

11:18
Genau. Und, äh, die Frage ist ja, äh, eigentlich, ähm, ob wir nicht einfach so ein bisschen– also ob es nicht so langsam beginnt, dass sich an, an so manchen Stellen sich die Gesellschaft einfach spaltet.

Daher vielleicht auch– ich mach jetzt mal mehrere Themen auf. Daher vielleicht auch solche Dinge wie die AfD und die, die ho– ja, das hohe Interesse an der AfD irgendwie zustande kommen. Ähm, oder ob das, ja, ob das irgendwie, ähm– ob, ja, vielleicht liege ich da auch komplett falsch, ja. Aber ich habe immer mehr, ich habe immer mehr so das Gefühl, dass, äh, es immer mehr, dass diese, diese Schichten, auch gerade in, in Deutschland, dass sie immer weiter voneinander weggehen und dadurch auch immer mehr-Äh, die Menschen einander nicht, nicht verstehen. Ich glaube, Co-Corona war der, der Beginn, also n ganz großer Beginn, wo das losging, dass, ähm, sich da so praktisch Schichten gespalten haben. Und ich finde irgendwie, wir sind da auch immer noch mittendrin. Ähm, zwar nicht mehr mit Corona, aber, ähm, mit, mit, mit ähnlichen, mit ähnlichen Themen, die uns tagtäglich begegnen.

12:45
Ja.

12:45
Wie ist es in Portugal?

12:46
Ja, das ist, ähm, ähnlich. Wir haben ja, ähm, auch, ähm, eine, ähm, Rechtsaußenpartei, rechtspopulistisch, rechtsextrem sagen manche, ähm, Chega-Partei, die ähnlich wie die, wie die AfD auf, auf diesen, auf den, die Instrumente in der Hand hat und das eben ausnutzt, politisch ausnutzt, dass die Leute sich in diesen Filterblasen bewegen.

Ähm, ich habe jetzt dieses Wort gleich am Anfang eingeschoben, diesen Rabbit Hole. Das ist ja n stehender Begriff, ähm, aus dem Internetbereich, ähm, bezieht sich ja auf, ähm, Alice im Wunderland und die Geschichte, ähm, von Lewis Carroll im neunzehnten Jahrhundert geschrieben, wo, ähm, Alice, ähm, einem weißen Hasen folgt in ihrem Traum und dann in diesen, in dieses Hasenloch reinspringt und dort dann halt sich eine ganz andere fantastische Welt auftut. Und diese fantastische Welt ist heute ganz anders gepolt natürlich. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass, ähm, dass, ähm, irgendwelche Zwerge herumlaufen oder sonst was, obwohl das kommt auch schon manchmal vor, sondern es be- bezeichnet mittlerweile einen Begriff von, ähm, also dieser Begriff hat’s auch in den siebziger oder achtziger Jahren, ha-hat es auch gegeben. Der hieß in der englischen Sprache auch häufiger, wenn du drauf warst, also wenn du irgendwelche Drogen genommen hast und voll druff warst, da warst du in deinem Rabbit Hole. Das galt da auch. Also du hattest irgendwelche Hallu-Halluzinationen, wie die Alice im neunzehnten Jahrhundert. Ähm, und, ähm, und jetzt mittlerweile bezieht sich das vor allem auf Leute, die in ihrer, du nennst es jetzt Filterblase, in ihrer, ähm, ja, in ihrer Welt, in ihrem Sein so abgeschottet sind, dass sie sich eben nur noch irgendwie am Arbeits-, aufm, an, an, an ihrer Arbeitsstelle irgendwie bewegen und wieder zurück. Und von da an dann eigentlich nur noch mit irgendwie YouTube oder anderen digitalen Plattformen, Facebook, TikTok oder sonst was zugemüllt werden, ähm, und, ähm, daraus nicht mehr rauskommen und, ähm, und dadurch dann eben auch politisch Präferenzen mitbekommen oder auch irgendwelche Verschwörungstheorien und sonst was. Ich glaub, dieses, ähm, dieser, dieser Effekt, den gibt es schon länger als die Pandemie. Ähm, aber, ähm, es hat sich durch die Pandemie verstärkt. Und in Portugal, ähm, merkt man das vor allem erst, sagen wir mal, richtig stark seit dem Aufkommen dieser rechtspopulistischen Partei. Weil da kommen diese Parteien rein und nehmen sich das, ähm, zu Herzen, diese Welt , und, ähm, und versuchen, eben so an neue Wähler ranzukommen und das klamp, das klappt.

15:46
Aber kurze Zwischenfrage: Das Interessante daran, ähm, klar, also das gibt’s in irgendeiner Form, aber ich würde eigentlich, ähm, gerne so in die Richtung tendieren: Sind wir denn in einer solchen Bubble drin? Also hast du, hast du denn das Gefühl eigentlich, dass wir zu wenig oder dass du– Fangen wir bei dir an selber ähm, oder wie du möchtest.

Also vielleicht auch bei der, bei deinem Stand oder bei deiner, ähm, bei, bei dem, bei der Schicht, wenn man davon reden kann, oder bei den Leuten, mit denen du dich umgibst, dass du, dass die sich zu sehr in ihrem Kosmos, äh, ja bewegen? Oder, ähm, denkst du, das ist kein großes Problem?

16:39
Na ja, also ich, ich sag mal, du hast absolut recht. Jeder von uns, ähm, hat im Prinzip, wenn du das Filterblase nennen willst, ähm, oder Rabbit Hole oder sonst was . Ich glaub, Filterblase passt da besser, weil Rabbit Hole hat immer noch so ’ne negative Konnotation, dass man eben, ähm, auch den Bezug zur Realität, ähm, verliert.

Die Filterblase oder das, was einen umgibt, ist in je, ist– Wenn du– Du musst ja immer versuchen, das zu vergleichen. Mit was vergleichst du das? Du vergleich– Wenn du das mit jemandem, der gerade in, in Darfur im, im Westsudan ist, ist es auf jeden Fall ’ne Filterblase. Da, da, da liegen solche Welten da-dazwischen, das kann man gar nicht, ähm, vergleichen, ja? Ähm, ich glaube, es hat auch nichts mit Schicht oder Stand oder Geld oder, ähm, Einkommen oder, äh, wirtschaftlicher, äh, Situation direkt zu tun. Das Ganze, also die, die wirtschaftliche Situation oder die soziale Situation spielt sicherlich ’ne Rolle. Das glaube ich schon. Ähm, aber es hat eher was mit ’ner Einstellung zu tun. Die Frage ist, ähm, äh, ich glaube, äh, entscheidend ist die Frage, ähm, ob du Berührungspunkte hast mit der Welt da draußen, in Anführungsstrichelchen. Also nicht nur mit deinem kleinen Haus und deinem, und das, was sich innerhalb deiner vier Wände irgendwie, äh, oder deiner Wohnung, was sich da, äh, um sich tut und vielleicht noch irgendwie die, äh, die Beziehungen, die sich über den Haushalt, in dem du lebst, irgendwie, ähm-Natürlich oder sonst wie entwickelt haben, sprich Freunde oder Familie oder sonst was, sondern ob Du darüber hinaus noch andere Bezugspunkte hast. Ob Du Leute triffst und dich mit denen unterhältst und zwar auf gleicher Augenhöhe und zwar ohne Arroganz oder ohne, dass Du dich irgendwie minderwertig fühlst oder sonst was, die, äh, eigentlich du nicht, ähm, treffen würdest.

Oder mit denen Du eigentlich, äh, die eigentlich nicht Teil dieser Filterblase sind, wenn Du so sagen willst. Und da kann ich in meinem Fall sagen, äh, dass das passiert. Ich hab relativ viel Kontakt mit Leuten, die nicht Teil meiner Filterblase sind. Das liegt natürlich einmal an meinem Job als Journalist, wo ich ja auch als Reporter unterwegs bin und mich eben auch mit irgendwelchen zahnlosen portugiesischen Omas aufm Land unterhalte, ähm, äh, die eine ganz andere Filterblase haben, wenn Du das so nennen willst.

Ähm, aber es hat natürlich auch, es hat bei in meinem Fall auch was damit zu tun, weil ich in ’nem Verein bin, dieser Musikverein. Äh, und, äh, in diesem Musikverein wir einfach auch ’ne ganz große Breite von verschiedenen Leuten. Das fängt beim Alter an. Der jüngste Musiker da drin ist elf, der älteste zweiundneunzig. Allein da, äh, deckst Du natürlich-

19:42
Ach so, ich hab gedacht, Du bist es.

19:44
Ich bin ja erst einundneunzig.Hoppla.Prost.Ja.

19:49
So.Da ist das Bier umgefallen.

19:51
Nee. Äh, ja, aber Du weißt, was ich mein.

Also ich glaube, das mit den Berührungspunkten und mit den offenen Gesprächen mit Leuten, die nicht zu deiner Filterblase gehören, ist ’n entscheidendes Merkmal, um herauszufinden, ähm, wie sehr du in dieser Filterblase gefangen bist oder nicht.

20:09
Aber ich mein, klar, also ich begegne auch Menschen, äh, die jetzt nicht, äh, ich jetzt nicht per se, äh, irgendwie in meine Filterblase irgendwie stecken würde. Ähm, aber wenn Du, äh, die hörst oder wenn Du die siehst, beeinflussen die sich irgendwie in deinem Tun oder in deinem Handeln?

Also keiner, keine Ahnung, ähm, ich könnt’s jetzt ganz blöd sagen, aber wenn jetzt die, die alte Oma zu dir sagt, ich wähl jetzt die Blauen, weil sonst gibt’s ja keine anderen mehr, die man wählen kann, äh, würdest Du dann sagen, hm, na ja, vielleicht hat sie ja recht. Schau ich mir dann doch mal das Parteiprogramm an.

20:53
Ja, ich glaub, das ist vielleicht ’n bisschen viel, ähm, äh, von f– äh, was das anbetrifft. Ich hab jetzt, äh, eben grade, äh, bez–, äh, bewusst den Bezug zur realen Welt genommen, ja?

Und nicht zu der digitalen Welt. Weil ich glaub, bei der digitalen Welt ist es insofern schwierig, weil Du eben durch die Algorithmen und, äh, deine, ja, und, und die ganzen Geschichten-

21:19
Davon reden wir auch nicht.

21:20
Davon reden wir jetzt nicht, genau. Weil, weil das, das, das ist, glaub ich, das liegt auf der Hand, glaub ich, ne?

Das, darüber müssen wir eigentlich auch gar nicht mehr reden, wie eben diese großen Internetplattformen damit Geld verdienen, ähm, äh, deine eigenen Präferenzen so auszuloten, dass Du gar nicht mehr richtig da rauskommst, wenn Du so willst. Ähm, und, also, aber ich glaube, dass, ähm, dass, äh, diese, in diesem Kontakt zu den anderen Menschen, der muss eben auf ’ne Art und Weise passieren, hm, wo schon eine gewisse Qualität da ist, ja? Das muss jetzt nicht unbedingt über die politische Präferenz laufen. Äh, ich bin jetzt auch nie jemand gewesen, der so ’n Wechselwähler war, der mal irgendwie die Grauen Panther gewählt hat und dann irgendwie die, äh, Tierschutzpartei und dann die CSU und dann die AfD. Nee, ich war eigentlich auch relativ deutlich und klar in meiner gewissen Ecke und hab das gewählt. Also insofern ist dieses Argument, die zahnlose Oma, ähm, kann mich jetzt nicht davon zu, überzeugen, irgendwie, glaub ich, politisch anders zu denken. Aber was wichtig ist, glaube ich, ist, dass man den Leuten zuhört. Und wenn Du den Leuten zuhörst, dann verstehst Du auch, wo zum Beispiel, äh, der Frust oder, äh, die Enttäuschung oder das Denken oder vielleicht manchmal auch der Rassismus oder andere Sachen, wo das herkommt, ja? Äh, Du kannst dann irgendwie eher, äh, wahrnehmen, ob der Mensch irgendwie einfach nur sich grade ’n bisschen verrennt, ob er tatsächlich so denkt und dazu steht, ähm, oder ob’s ’n Arschloch ist, ja? Das alles geht. Also, ähm, und aber das geht nur, wenn man den Leuten auch zuhört.

23:11
Okay, dann gehen wir mal von dem, von dem, äh, politischen Teil so ’n bisschen, bisschen weg. Wie, wie ist das jetzt, keine Ahnung, ähm, bei, wenn wir bei der alten zahnlosen Oma bleiben, äh, die alte zahnlose Oma, äh, freut sich, wenn sie in der Woche, ich, wahrscheinlich in Portugal, mal einmal, äh, pro Woche sich, äh, was, äh, sich mal ’n Fleisch rein, äh, Stück, äh, Fleisch reinhauen kann.

Mal davon abgesehen, dass sie’s wahrscheinlich nicht mehr kauen kann. Das ist auch ein anderes Problem. Ist eigentlich gar kein anderes Problem, weil, äh, ne? Ich meine-

23:50
Ja.

23:50
-auch die, äh-

23:51
Die Zahnpflege gehört dazu.Genau.

23:53
Nein, die, die Gesundheit, ja?

23:56
Die Gesundheit, aber ich, wirklich- -die Zahnpflege ist in Portugal tatsächlich, ähm, ’n ganz entscheidender Punkt, wo Du die Armut der Menschen auch erkennen kannst. Also natürlich gibt’s auch die Leute, die irgendwie ’n Porsche vor der Tür haben und trotzdem ’ne dicke Zahnlücke, weil sie irgendwelche falschen Präferenzen gesetzt haben in ihrem Leben. Aber sehr häufig siehst Du einfach Leute, die, sagen wir mal, in der unteren, äh, Einkommensklasse der Gesellschaft, äh, sind und eben auch-Nicht mehr viele Zähne im Mund haben, weil sie’s einfach nicht leisten können. Also insofern ist es tatsächlich so, dass das ein ein Merkmal ist.

Natürlich ist es so, dass dadurch, dass Du ’n gewisses Einkommen und auch ’n gewissen Bildungsstand, ’n gewisses Bewusstsein in in von der Welt dir angereichert und entwickelt hast, hast Du natürlich auf jeden Fall, sagen wir mal, eine andere Welt, in der Du dich bewegst als zum Beispiel Leute eben aus der Unterschicht oder sagen wir mal die Leute, die die eben so am Existenzminimum kratzen und das sind in Portugal relativ viele. Ist ich glaub, es hängt viel davon ab, wie Du dieser ganzen Situation entgegentrittst, ja. Also ich mein, mein allgemein ist in meinem Leben spielt eine eine Sache eine wichtige Rolle und das ist einfach son gewisses Understatement. Das heißt, ich selbst wenn ich das Geld hätte, würde ich mir kein großes Auto kaufen oder so. Einfach erstens weil’s mich nicht interessiert und zweitens, weil das gleich irgendwie dich in eine gewisse Schublade reinsteckt. Ja. Und wenn Du jetzt irgendwie mit son klapprigen Auto bei der zahnlosen Oma vorbeikommst, ja, dann ist da, also das muss nicht jeder so machen, aber dann ist dann ist da gleich, sagen wir mal, ’n

25:59
Das ist ’n Icebreaker.Ist ’n

26:00
Icebreaker, genau, weil der dann, weil die Oma dann sagt, ja mein mein Sohn, der fährt genauso ’n Ding, ja.

26:07
Nee, die sagt nicht, mein Sohn fährt genauso, weil sie meinen mein Mann fährt genauso ’n Ding.Der Opa fährt auch schon seit dreißig Jahren.Und

26:15
so. Und so sieht’s aus. Genau. Also insofern, dass das, da hab ich jetzt nur über das Auto geredet, aber da geht’s auch, was weiß ich, Kleidung oder sonst was oder einfach, dass man wenn man ’n bisschen mehr Geld hat, auf das man zurückgreifen kann durch seine durch seinen Stand, durch seine, ja, was auch immer, für durch seinen durch seinen Beruf, dass man das eben nicht nach außen trägt. Das ist auf jeden Fall wichtig, die Leute dann abzuholen, glaub ich, ja.

Mhm. Aber wie ist De, wie geht es dir? Hast Du Anknüpfungspunkte? Ich mein, es ist ’n Verein ist natürlich etwas, was was was klassisch ist und ich glaube, da liegt son bisschen auch das Hauptproblem unserer Gesellschaft, wenn wir das jetzt schon mal auf sone etwas höhere Ebene heben wollen und fragen, woran liegt es, dass sich so viele Leute in dieses in dieses Rabbit Hole bewegen oder in dieser in dieser Blase leben und warum warum wird das stärker? Ich glaube, es fehlen einfach Anknüpfungspunkte, weißt Du.

27:26
Ja, also also ich bin ja selber auch in ’nem Verein Ja. Also, ne. Und von daher gibt’s da auch unterschiedliche Couleur von Personen. Ich kann auch damit in insgesamt komm ich da auch mit gut zurecht und das alles super und ja, gibt’s überhaupt keine Diskussion.

Es ist halt nur immer wieder die die Frage, ob ich das dann halt wirklich ganz abbilde oder ob ich das auch wirklich an mich rankommen lasse auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite, ja, ich seh auch Leute, keine Ahnung, auf der Straße oder was weiß ich wo, mit denen würde ich jetzt nicht irgendwie die Häuser ziehen und wo mich jetzt wahrscheinlich deren Meinung auch alleine nur vom Auftreten her wahrscheinlich auch wirklich gar nicht interessiert, weil ich einfach denke, keine Ahnung, die sind blöd einfach. Keine Ahnung.

28:34
Okay, aber diese Ja.

28:36
Und das und das ist halt ’n bisschen, das find ich halt ’n bisschen gefährlich, ja, das also dieses dieses Mindset auf der einen Seite. Ich will aber jetzt auch wegen der Zeit noch mal ’n anderes Thema aufmachen.

28:50
Und Warte mal, nur lass mich nur kurz mal, weil das ist schon ein recht großes Thema. Ich weiß nicht, ob wir da für das andere Thema noch Zeit haben.

Was ich nur sagen wollte ist, wenn oder Du kannst es ja gleich noch ansprechen. Aber was ich was ich sagen wollte ist, wie geht es zum Beispiel dir im in sonem Ort wie im Supermarkt oder so was? Wenn wenn’s da irgendwie zu, gibt’s da eine gewisse Kommunikationsebene, wo Du, was weiß ich, keine Ahnung, Du stehst am Band und was weiß ich, dir fällt irgendwie die Milch auf das auf die Brotpackung von dem neben dran und das wird grade ’n bisschen weich, dieses dieses Brotpapier und damit eventuell vielleicht auch das Brot. Und Du sagst dann, nee, Entschuldigung, das wollt ich nicht. Und der andere sagt, ja, ist kein Problem und keine Ahnung. Wo Du dann irgendwie so ins Gespräch kommst. Ich hab nämlich son bisschen das Gefühl, dass das etwas mehr in Portugal passiert als zum Beispiel in Deutschland. Und dadurch hast Du halt manchmal so Anneckpunkte, wo Du dich an am Supermarkt oder im beim Metzger oder keine Ahnung was oder in der Fischtheke oder irgendwo an der Tankstelle oder so, son kleinen Smalltalk abhältst mit Leuten, wo ich auch manchmal denke, er ist doch ’n totales Arschloch. Und dann hältst Du dich, erhältst Du aber son kurzes son kurzen Smalltalk und danach denkst Du dir, na, vielleicht ist es doch nicht son großes, wie ich dachte, ja.

30:20
Ja, also das gibt’s manchmal, aber Du hast schon recht, das gibt’s jetzt nicht wahnsinnig viel. Das ist hat auch nichts damit zu tun, dass es jetzt in meinem Umkreis hier relativ wenig Einzelhändler gibt, sondern mehr so Supermärkte, aber wie gesagt, da findet das, alsoFür mein Empfinden auch nicht wahnsinnig statt.

Ähm, das ist, das is so jetzt nicht der Fall. Ähm, interessant wird’s, ähm, da wollt ich eigentlich hin, wo du nämlich jetzt auch gerade Supermarkt sagst, ist bei dem, was die Leute einkaufen, ja, dass du auf der einen Seite natür-, äh, so Leute, sag ich mal, wie wir beide hast, die sagen können: „Ja, okay, ich, äh“-

31:07
Kauf mal das Lammkotelett.

31:09
Genau, ich kann mir jetzt mal das Bio-Lammkotelett, äh, aus Neuseeland, äh, mit, mit, äh, keine Ahnung, mit Namen, äh, vom Lamm irgendwie, äh, leisten und Güteklasse A, keine Ahnung. Und alle anderen, äh, kau– Oder nicht alle anderen, aber dann gibt’s auch noch welche, die sagen: „Ja, okay. Fleisch ist Fleisch. Das ist mir egal.“

31:38
Und kaufen irgend ein Schwein.

31:40
Wir können uns das entscheiden und vor allem der Witz ist ja mittlerweile gerade, äh, find ich, auch hier in Deutschland hat sich das sehr etabliert.

Wenn du … Also ich finde, früher war das so, dass wenn du zu Aldi oder Lidl gegangen bist, dann, äh, hast du bei Aldi und Lidl, soll jetzt nicht despektierlich klingen, aber hast du bei Aldi und Lidl ein entsprechendes Klientel angetroffen, äh, außer die haben irgendwelche PCs verkauft.

32:09
Mhm.

32:09
Ja, das ist mittlerweile überhaupt nicht mehr der Fall. Ja.

Also, äh, selbst gut verdienende Menschen- -gehen zum Aldi, um im Aldi halt noch Geld zu sparen und, äh, im, im Aldi dann halt, äh, günstig einzukaufen.

32:27
Genau.

32:27
Und, äh, diese Frage, äh, die, die mich dabei halt bewegt, ist halt einfach, äh, wie kriegen wir das hin, dass wir beispielsweise in Deutschland oder auch in Portugal für alle Schichten das Gleiche, äh, an Nahrungsmitteln zur Verfügung stellen können?

32:47
Gut, das, äh, glaube ich mal, da ist der Zug, glaube ich, abgefahren. Äh, äh, da, aber da hättest du irgendwie, könnten wir dich kurz mal in das Jahr acht, 1987 nach Ostberlin beamen? Da war das so.

Ähm, bis auf n paar SED-Funktionäre haben die alle nämlich ihre … Also was ich dazu sagen will, ist, dass, ähm, ich glaube-

33:11
Das gleich Gute, sag ich mal.

33:13
Ja, ja, ne. Genau. Ähm, du sprichst ’ne, ’ne Sache an, die, die natürlich alle den gesamten Rahmen dieser Sendung und, äh, nicht nur die, also dieses, dieses Podcast, sondern alle anderen Post– Podcasts darüber hinaus, die wir jemals machen würden, sprengt. Und das ist im Prinzip die Systemfrage: Ähm, äh, glaubst du daran, dass der Kapitalismus, so wie er momentan funktioniert, äh, noch, äh, dafür sorgt, dass die Gesellschaft so ausgeglichen ist, dass wir irgendwie die Demokratie retten können? Ja oder nein?

Oder, äh, brauchen wir n anderes System, was vielleicht mehr auf kooperativen und, äh, äh, gemeinschaftlichen Aktionen, gemeinschaftlichen, äh, Werten, äh, Wert legt und, äh, dann aber auf der Konsumschere irgendwie die weiter zusammenklappt und sagt: „Okay, wir haben jetzt, jetzt nicht mehr so eine riesige Auswahl, was zum Beispiel Essen anbetrifft, ähm, aber wir haben dafür gute, gute Produkte für alle.“ Äh, es ist schon– das ist ein weites Feld, ähm, aber ich glaube, es geht momentan nicht, äh, anders als so, wie es ist, gerade weil, ähm, und das hast du ja vorhin auch schon gesagt, weil es nicht unbedingt das Essen zum Beispiel nicht unbedingt, ähm, ein Statussymbol sein muss. Das hängt dann wieder von dem eigenen Rabbit Hall oder von der eigenen, ähm, äh, Blase ab, in der man lebt, ob das für einen wichtig ist oder nicht, ja. Also ich glaube, gerade in unserer Generation viele Hipster, wie sie genannt werden oder so was, da spielt das Essen und qualitativ hochwertiges Essen und hochwertiger Wein und Getränke und keine Ahnung was, das spielt ’ne große Rolle bei der eigen-, bei der Identi, bei der eigenen Identität und bei der, was man sein will, weil wie man dasteht und sonst was. Das glaube ich, es spielt schon ’ne große Rolle und das kann man den Leuten nicht auch nicht einfach so, äh, wegnehmen.

Ich glaube, ähm, wenn wir jetzt eben nicht in diese ganz große Systemfrage eingreifen wollen zwischen Sozialismus und Kapitalismus, ist glaube ich, ganz wichtig, auch, ähm, im Hinblick auf den Erhalt unserer Demokratie, dass wir einfach gemeinsame Dinge machen.

35:34
Mhm.

35:34
Zusammen. Ich habe jetzt diesen, dieses Beispiel von dem Musikverein genannt, der, der ist auch begrenzt in seiner Art und Weise, weil, äh, da halt Leute sind, die sich für Musik interessieren.

Da kann man sagen, ja gut, da kommen die einen aus dem Rabbit Hall, da gar nicht mehr, also aus, aus seiner, ihrer Blase gar nicht hin, weil sie sich nicht für ins– Musik interessieren. Ähm, ich hab mal irgend ’nen klugen Menschen gehört im Radio, der gesagt hat, äh, was wichtig ist, ist, dass man Dinge gemeinsam macht, zusammen anpackt. Musik kann eine Sache sein, aber zum Beispiel ein Projekt, und zwar ein lokales, irgendwas, äh, Nachbarschaftsprojekt oder so was, dass man sagt: „Guck mal hier, äh, diese Baum, diese Bäume sehen total scheiße aus. Wir machen da, wir pflanzen da neue Dinge und alle pflanzen und du stehst auf einmal neben einem Typen, der AfD wählt und unterhältst dich mit dem und trinkst mit ihm Bier und sonst was und …

36:33
Es ist egal.

36:34
Und es ist egal, ja.Und, und dadurch färbst du irgendwann vielleicht ’n bisschen auf ihn ab und hoffentlich er nicht auf dich und dann ist alles gut.

36:46
Ja.Du, äh, weißt du, was auch, äh, dazu gut beitragen würde?Ähm, wenn Deutschland im nächsten Jahr Fußballweltmeister (übersprechen 00:04:52) werden würde.

36:59
Ja, das ist die alte Hoffnung darauf, dass der Fußball die Wunden, äh, der Nation heilen wird.Ich sehe das skeptisch.

37:07
Aber war das nicht neunzehnneunzig auch schon so?

37:09
Neunzehnneunzig war ein, äh, Glücksfall.

37:12
Also, es war, es war so der, die, das Sahnehäubchen.

37:15
2014 hat es uns irgendetwas gebracht, außer dass wir mal ein paar Minuten Freude hatten und, äh, und dann noch n paar Tage darüber hinaus uns gut gefühlt haben. Also wenn du die letzten Jahre ansiehst, dann ist die Nation nur auseinander gerissen worden danach und ist nicht zusammengeschweißt.

Insofern, der Fußball wird uns das nicht lösen, vor allem weil da alle wieder nur vorm Fernseher gucken und, äh, sitzen und, und Fußball gucken und nicht-

37:43
Na, es gibt ja auch Public Viewing.Hallo?

37:45
Ja, Public Viewing. Okay, da legst du dir– Gut, dann klatscht mal kurz mal mit einem ab und dann gehen alle nach Hause und betrunken.

Also, ähm, es muss anderes, es muss was Kreativeres sein, Henning. Und es muss-

37:57
Du hast schon recht.

37:58
Du musst was machen. Du musst eine, irgendetwas auch tun, was die Gesellschaft oder was dein Umfeld verändert.

Und zwar nicht nur für dich, weil du deinen eigenen Rasen pflanzt, sondern weil du sagst nee, lass uns mal den ganzen, den öffentlichen Rasen neu machen oder keine Ahnung was.

38:18
Ja.

Also es muss was Positives sein, bevor jetzt, äh, einer- Bevor einer der Hörer jetzt irgendwie das nächste Einkaufszentrum in die Luft sprengt.

Äh, es muss schon irgendwas sein, äh, was natürlich auch für die ganze Gesellschaft irgendwie von Nutzen ist.

38:34
Genau. Und, äh, auf kleinstem, am besten auf kleinstem Raum, glaube ich. Auf lokalem Raum, so dass man es überschauen kann und dass man den Leuten dann eben auch begegnet, ja? Dass man sagt, guckt mal hier, wir treffen uns immer samstags und räumen da, äh, oder pflanzen da neue Sachen an. Ich glaube, so gehts.

Und vor allem kriegt man die Leute dann auch. Und das ist der zweite positive Effekt davon. Man kriegt sie einfach vom Bildschirm weg und das ist schon mal das Allerwichtigste, glaube ich.

39:02
Und man kann dann beim Zusammenarbeiten, ähm, einfach ne neue Folge Auf zwei Bier hören.

39:09
Das kann man-

39:09
Um jetzt die, um jetzt die Kurve zu kriegen.

39:12
Das, oder, genau, das kann man machen und man kann sich auch darüber unterhalten, über die neueste Folge von Auf zwei Bier.Hey, hast du es nicht gehört?

39:18
Genau, austauschen einfach.Wie seht ihr das?

39:21
War das gut?

39:22
So, und damit, äh, hätten wir den Bogen geschlagen.

Wir haben heute Übergänge, das ist echt wie, ich könnte weinen.

Talk at auf zwei bier Punkt de.

Da könnt ihr mit in, in das Gespräch mit einsteigen und einfach eure Meinung, euren Kommentar einfach mal, äh, uns schicken.

Vielleicht habt ihr ja ne ganz andere Meinung.

Vielleicht ist ja Einkaufszentrum, Einverkaufszentrum in die Luft sprengen doch ne gute Geschichte.

Ich, äh, hab da so meine Zweifel, ehrlich gesagt.

39:54
Ja, ich finde es auch nicht gut.

39:56
Gut. Hätten wir das geklärt.

Thilo, vielen Dank. Es war wirklich, es war ein schwieriges Thema, ich gebs ja zu. Aber ich fands sehr interessant, mit dir darüber zu quatschen. Und ich hoffe, äh, ihr liebe Hörer habt es auch n bisschen interessant gefunden. Und Thilo, ich, äh, werd jetzt mich gleich aufmachen, um noch mal auf die Suche nach nem tollen Projekt zu gehen.

40:20
Ja, das ist ne gute Idee und ja, machts gut, viel Spaß und wir hören uns dann im Dezember, wenn es schon anfängt zu Weihnachten.

40:28
Im Dezember schon.Das ist echt so verrückt.

40:31
Das Jahr geht dem Ende entgegen, Henning, und das muss nichts Schlechtes bedeuten.

40:38
Das muss nichts Schlechtes bedeuten.Also, bis zum nächsten Mal.

40:44
Tschüss.

40:45
Tschüss.

Die Folge Über den Tellerrand erschien zuerst auf dem Podcast Auf zwei Bier.

...more
View all episodesView all episodes
Download on the App Store

Auf zwei BierBy Henning Schwörer, Tilo Wagner


More shows like Auf zwei Bier

View all
Verbrechen by DIE ZEIT

Verbrechen

282 Listeners

Die Reportage von MDR AKTUELL by Mitteldeutscher Rundfunk

Die Reportage von MDR AKTUELL

1 Listeners