Brisante Details über US-Planung im Ukraine-Krieg.
Ein Kommentar von Wolfgang Effenberger.
In der ersten Aprilwoche 2023 wurden Dokumente aus Geheimplänen der USA und der NATO, die sich mit der Vorbereitung der ukrainischen Streitkräfte auf eine geplante Offensive gegen russische Truppen befassen, über "Twitter", "Discord" und auf "Telegram" – mit mehr als einer halben Milliarde Nutzern –veröffentlicht.(1)
Washington Post und Wall Street Journal bringen diesen Datenklau aus dem Dreieck Pentagon-CIA-Weißes Haus in großer Aufmachung, werden doch darin die amerikanischen Ukraine-Kriegserwägungen vom Februar und März praktisch offengelegt – gleichzeitig begann die Jagd auf den Verräter und das Herunterspielen der Bedeutung dieses Verrats. Sogleich kamen aus der Informations-Plattform Bellingcat Hinweise, dass die Dokumente in bestimmten Fällen gefälscht oder verfälscht wurden. – Bellingcat? Nach Einschätzung des Publizisten Helmut Roewer (* 1950) - ehemaliger Präsident des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz – würde zu dieser Firma das Motto passen: „Traue keiner Fälschung, die du nicht selbst hergestellt hast.“(2)
Bei den Dokumenten soll es sich um Fotos von physischen Papierstücken aus einem Briefing der amerikanischen Geheimdienste handeln. US-Regierungskreisen zufolge weist die Vielfalt der in den Papieren angesprochenen Themen, die sich auf den Krieg in der Ukraine, auf China, den Nahen Osten und auf Afrika beziehen, darauf hin, dass sie von einem US-Amerikaner weitergegeben wurden. „Der Fokus liegt jetzt darauf, dass es sich um ein Leck in der US-Administration handelt, da viele der Dokumente nur in US-Händen waren“(3), erklärte Michael Mulroy, ein ehemals hoher Beamter im Verteidigungsministerium.
Die Seiten weisen sichtbare Knicke auf, und auf einem Tisch im Hintergrund ist ein Jagdmagazin zu sehen. Viele der Seiten sind für die Weitergabe an NATO-Verbündete gekennzeichnet, aber einige sind nur für US-Augen bestimmt.(4)
Relevant soll hier vor allem eine Seite mit dem Titel "US Allied & Partner UAF Combat Power Build" (Aufbau der Kampfkraft der US-Alliierten und ihrer Partner für die ukrainischen Streitkräfte), in der die Truppenstärke, „die Ausbildung und die Ausrüstung detailliert beschrieben werden, aus denen das mechanisierte Paket besteht, das die Ukraine bei ihrer Frühjahrsoffensive einsetzen wird. Der Plan sieht eine Truppe von zwölf nominellen Brigaden vor, von denen neun von der NATO ausgerüstet werden und drei von den Ukrainern selbst aufgestellt werden.“(5)
Aufschlussreich scheint auch eine Anmerkung über den Vorkriegspanzerpark der Ukraine zu sein. Die Ukraine zog mit etwa 800 T-64 Kampfpanzern in den Krieg, aber der NATO-Kampfkraftberechnung zufolge sind nur noch 43 Exemplare vorhanden. Weiter soll aus Dokumenten hervorgehen, dass die Ukraine praktisch keine Reserven hat, um ein lebenswichtiges Offensivpaket für die Frühjahrsoffensive zu schnüren, von dem alle Hoffnungen Kiews abhängen.
Die online zirkulierenden Unterlagen sind nach Angaben des Pentagons "ein sehr hohes Risiko für die nationale Sicherheit"(6), was in Washington Besorgnis auslöste. US-Verteidigungsminister Austin sprach davon, im Sicherheitsapparat sämtliche Steine umdrehen zu lassen, um des Täters habhaft zu werden.(7) Das könnte viel Staub aufwirbeln und zu unangenehmen Erkenntnissen führen.
Am 12. April 2023 lieferte die Washington Post bereits brisante Details zu dem verdächtigten Whistleblower, der auf einer Militärbasis arbeiten und Zugang zu sensiblen nationalen Sicherheitsgeheimnissen haben soll. Der von seinen Chat-Freunden nur "OG" genannte und am 13. April 2023 festgenommene Täter deckte die Ausspähung von Verbündeten auf, enthüllte die düsteren Aussichten für den Krieg der Ukraine mit Russland und setzte das Weiße Haus in diplomatische Flammen. Es soll sich um einen jungen charismatischen Mann mit Vorliebe fürs Militär und Waffen handeln,