Südtirol und seine Bauern – das ist eine lange und ziemlich widersprüchliche Geschichte. Über Jahrhunderte stand der sogenannte 4. Stand im Schatten von Klerus und Adel. Zugleich genoss er hier in Tirol mehr Freiheiten und zeigte gerne einen gewissen „Bauernstolz“. Die „Städter“ schauten teilweise mit verklärtem Blick auf die „Bauernromantik“; im Lauf des 19. Jahrhunderts krempelten sie als Touristen das bäuerliche Leben gehörig um. Im 20. Jahrhundert nahm die Politik den Bauernstand kräftig ins Visier, zugleich haben sich die Bauern zu einer tragenden Säule der Südtiroler Identität entwickelt. Der Historiker Josef Nössing stammt selbst ursprünglich aus einer bäuerlichen Familie in Kastelruth. Er hat die gesellschaftlichen Entwicklungen quer durch die Jahrhunderte nachgezeichnet – sie betreffen die Bauern im Schlerngebiet, aber auch andernorts.