Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, die saisonale Aktivität der Schildzecke I.
ricinus L. an ausgewählten Standorten in Süddeutschland zu untersuchen und daraus
Rückschlüsse auf die Populationsdynamik zu ziehen. Hierzu wurden von Februar 2011 bis
Dezember 2011 in monatlichen Abständen an 13 Standorten in drei Bundesländern
Zecken gesammelt. Insgesamt wurden 14.394 Zecken (7862 Larven, 5568 Nymphen, 455
weibliche Zecken und 509 männliche Zecken) gesammelt, von denen 14.383 Zecken der
Art I. ricinus angehörten, während 11 Zecken der Art D. reticulatus zuzuordnen waren.
Zusätzlich wurden an jedem Standort diverse Klimadaten gemessen. Die so erhobenen
Daten wurden mittels Poisson-Regression statistisch untersucht.
Zecken konnten in den Monaten Februar bis November gesammelt werden und waren bis
zu einer Temperatur von 1,1 °C aktiv. An 7 der 13 Standorte zeigte sich ein unimodaler
Aktivitätsverlauf mit lediglich einem Aktivitätsmaximum in den Monaten April und Mai. An
den restlichen 6 Standorten konnte ein bimodaler Verlauf mit einem zweiten kleineren
Aktivitätsmaximum im Herbst beobachtet werden. Die Ergebnisse stützen somit die
Hypothese, dass sich der Aktivitätszeitraum von I. ricinus in Mitteleuropa aufgrund von
günstiger werdenden klimatischen Bedingungen verlängert.
In der Poisson-Regression zeigte sich eine signifikante positive Abhängigkeit der
verschiedenen Entwicklungsstadien von Sonnenscheindauer und Luftfeuchtigkeit.
Ebenfalls einen signifikanten Einfluss zeigte die Niederschlagsmenge, wobei dieser Wert
einen negativen Zusammenhang mit der Zeckendichte aufwies.
Insgesamt wiesen die Standorte aber einen relativ einheitlichen Klimaverlauf auf, welcher
die teilweise großen Unterschiede bezüglich der Gesamtzeckenzahl und der Verteilung
der Entwicklungsstadien zwischen den einzelnen Standorten nicht in voller Zufriedenheit
erklären kann. Es müssen deswegen auch die anderen im Habitat herrschenden Bedingungen wie Vegetation und Wirtstiervorkommen in die Betrachtung mit einbezogen
werden, da all diese Faktoren ein komplexes System darstellen, in dem jeder Faktor die
anderen maßgeblich beeinflusst. An Standorten mit einem geringen Zeckenvorkommen
war fast auch immer entweder eine geringe bis nicht vorhandene Laubstreuschicht mit
stark sonnenexponierten Flächen und damit fehlende Rückzugsorte insbesondere für
subadulte Zecken vorzufinden, oder aber es herrschten ungünstige Lebensbedingungen
für ihre Wirtstiere.