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US Börsen: Wird alles immer besser? | Von Christian Kreiß


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Neue Höchstkurse an den US-Börsen
Ein Kommentar von Christian Kreiß.
Mitte Dezember erreichten der Dow-Jones[1]- und der Nasdaq 100[2]- Aktienindex neue historische Höchststände. Auch die Aktien im DAX sind seit letzter Woche so teuer wie noch nie.[3] Statt einen „perfect storm“, ein Szenario für einen perfekten Börsen- und Wirtschaftsabsturz anzuzeigen, stehen alle Zeichen auf „clear skies“ oder „plain sailing“ in den USA: Die Inflationsrate sinkt, die langfristigen Zinsen gehen im Gleichklang zurück. Die Arbeitslosigkeit steigt kaum, die Wirtschaft wächst stabil trotz der enormen Zinsanhebungen der Notenbank in den letzten zwei Jahren. Kurz: Alle Signale deuten auf einen neuen Höhenflug der US-Aktienmärkte. Also alles gut? Aktien gut, alles gut? Wird alles immer besser? Geht es den Menschen immer besser? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt eher das Gegenteil.
Rekordhohe Obdachlosigkeit in den USA
Praktisch zeitgleich mit den Nachrichten über neue Rekordkurse bei Aktien wurde über einen neuen Rekordwert an Obdachlosen in den USA berichtet.[4] Laut Wall Street Journal gab es 2022 den größten Zuwachs an Obdachlosigkeit seit Beginn der Aufzeichnungen 2007. Die Zahl der homeless people stieg demnach 2022 um 12% auf den neuen Rekord von 653.000 Menschen. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Stuttgart oder Düsseldorf.[5] Die offiziellen Zahlen gelten nach allgemeiner Einschätzung als zu niedrig. Die sehr hohen Unternehmensgewinne[6], die sich in rekordhohen Aktienkursen niederschlagen, scheinen nicht allen Einwohnern in den USA zu Gute zu kommen.
Junge Familien können sich so schlecht Immobilien leisten wie noch nie in der jüngeren US-Geschichte
Ebenfalls fast zeitgleich mit den neuen Aktienkursrekorden wurde im Wall Street Journal berichtet, dass es in der jüngeren Geschichte der USA noch nie so schwer war, sich ein Eigenheim zu leisten.[7] Die Hauspreise seien so stark gestiegen und die Zinsen so hoch, dass derzeit deutlich weniger Erstkäufer, etwa 33% statt wie in der Vergangenheit 38%, sich die eigenen vier Wände leisten könnten. Das Durchschnittsalter der Erstkäufer sei deutlich gestiegen. Also auch bei jungen Familien, die sich nach einem Eigenheim sehnen, scheint der Aktienboom nicht anzukommen, im Gegenteil.
Höchste Selbstmordrate in den USA seit 1941
Ende November berichtete das Wall Street Journal unter dem Titel „US-Selbstmorde erreichten letztes Jahr neuen Höchststand“, dass sich 2022 beinahe 50.000 Menschen in den USA das Leben genommen hätten.[8] Das entspreche der höchsten Selbstmordquote seit 1941. Als Hauptgründe werden zu wenig Beschäftigte im Sozialbereich, leichter Zugang zu Drogen und die weitverbreiteten Schusswaffen genannt. Ein Psychologe wird mit den Worten zitiert: „Es gab einen Bruch in unserer Wirtschafts- und Sozialfabrik.“[9] Wie verzweifelt müssen Menschen sein, die sich selbst töten? Also auch bei dieser tragischen Menschengruppe scheinen die Börsenrekorde nicht anzukommen.
Neuer Rekord bei Drogentoten in den USA
Im Mai berichtete das Wall Street Journal, dass es 2022 in den USA einen neuen Rekord an Drogentoten gegeben habe. 2022 betrug demnach die Zahl mit knapp 110.000 Drogentoten so viele wie noch nie. Zum Vergleich: Im Vietnamkrieg starben 58.220 US-Soldaten.[10] Damit hat sich die Zahl der Drogentoten in den USA seit 2015 mehr als verdoppelt.[11] Im gleichen Zeitraum (von 2015 bis 2022) haben sich auch die Aktienkurse des S&P 500 in etwa verdoppelt.[12] Aktiengewinne schei...
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