Nach dem Abschluss des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses im Jahre
2020 waren einige überrascht über das angebrachte Kreuz und über den
Spruch an der Kuppel: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein
anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zu Ehre
Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer
Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind."
Dieser Satz enthält zwei Verse aus der Bibel. Der erste Teil der
Inschrift stammt aus dem 4. Kapitel der Apostelgeschichte. Der zweite
Teil stammt aus dem Brief des Paulus an die Philipper.
Man könnte meinen, das wäre in heutiger Zeit zu konfrontativ, da es den
Alleinanspruch des Christentums betont. Das sei nicht tolerant, nicht
zeitgemäß.
Aber es kann auch als Kritik an der Herrschaft der Preusen-Könige „aus
Gottes Gnaden“ verstanden werden. Und auch in Zeiten des
Nationalsozialismus hat diese Botschaft doch eher menschliche Macht
hinterfragt.
Es geht in dem Text nicht um Herrschaft, sondern um das Heil. Es geht
nicht um einen Machtanspruch in dieser Welt, sondern (seit 2000 Jahren)
um einen Machtanspruch in der unsichtbaren Welt.
Nicht nur heute, sondern bereits zur Zeit von Johannes und Petrus (die
dazu vor Gericht standen), erzeugte diese Aussage Gegenwind. Das
Evangelium ist schon immer auf Widerstand gestoßen und darf auch nicht
verharmlost werden. Es ist absolut – und das kann konfrontativ werden.
Da braucht es Furchtlosigkeit und Freimütigkeit, oder „Parrhesia“ (aus
dem Griechischen).
Voraussetzungen für Parrhesia sind
1. Glaubwürdige Beziehung und Mut zur Wahrheit
2. Kritikfähig gegen dich selbst oder gegen populäre Meinungen der
Kultur
3. Offenbarung der Wahrheit kann dich in Gefahr bringen
4. Sozial untenstehende sprechen nach oben
Und es braucht Gebet der Gemeinde um Freimütigkeit sowie für Heilungen,
Zeichen und Wunder.
Bibeltexte: Philipper 2,10; Apostelgeschichte 4, 12 ff.