War das Formen des menschlichen Willens neu?
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Während ich mich mit Geschichte beschäftigte, und damit meine ich nicht nur die Geschichte der letzten hundert Jahre, war ich des Öfteren an einen Punkt gekommen, an dem ich mich fragte, warum die Menschen sich so verhielten, wie sie es taten. Neuere Erklärungsversuche beziehen sich in der Regel auf die Zeit ab Beginn des 20. Jahrhunderts und immer taucht Edward Bernays als der Vater der Theorie der modernen Propaganda auf. Genau betrachtet war er aber nur ein Modernisierer viel älterer Methoden. Im Zeitalter von Corona sollte man nun endgültig erkennen, dass sich im Laufe der Jahrtausende nur Methoden und ihre Anwender, nicht aber Wirkungen verändert haben. Ich will versuchen, das in einer Sprache zu erklären, wie sie uns von den Massenmedien her bekannt sein sollte.
Die Einteilung in Herrscher und Beherrschte war natürlich am Anfang der menschlichen Entwicklung dominiert von Stärke und Einfallsreichtum. Aber schon bald teilte sich der beste Jäger die Macht mit dem besten Kräutersammler. Und der Rest der Gruppe sah schnell ein, dass es sinnvoll war, den Anweisungen der beiden zu folgen.
Als die Menschen dann begannen sesshaft zu werden, zeigte sich, dass manche nicht nur stärker waren als andere, sondern auch besser mit Pflanzen und Tieren umgehen konnten, was ihre Stellung in einer Gruppe stärkte. Gleichzeitig aber begannen Andere zu bemerken, dass man durch Gewalt wesentlich einfacher materielle Bedürfnisse befriedigen konnte als mühsame und langwierige Feldarbeit und überwältigten die nun ansässig gewordenen Menschen und stahlen den Lohn ihrer Arbeit.
Raubritter und "Regime Change"
Daraus entstand das Bedürfnis nach Sicherheit. Einige dieser frühen Banditen erkannten, dass es sinnvoller war, Menschen mit Schutzgelderpressung für sich arbeiten zu lassen, als sie zu überfallen. Das System hat sich bis heute in immer wieder veränderter Form gehalten und Altliberale nennen es "Steuer". Natürlich erfolgt jetzt ein Aufschrei. Aber man sollte abwarten, wie sich die Dinge denn entwickelten.
Also überfielen diese Schutzgelderpresser nicht mehr die Dörfer, sondern kassierten Teile des erarbeiteten Vermögens, ohne selbst anders zu arbeiten, als Gewalt anzudrohen und auszuüben. Denn in anderen Dörfern, welche sich nicht unterwarfen, wurde ebenso gebrandschatzt.
Dieses Raubrittertum hat sich bis heute in unterschiedlichen Formen erhalten. Und damit meine ich nicht nur die Aktionen von Finanzmagnaten, welche ganze Länder ins Chaos stürzen können. Die Vermögen, die seinerzeit "erwirtschaftet" wurden, sind in der Mehrheit der westlichen Länder niemals als illegal eingestuft worden. Ähnlich wie die Vermögen der Oligarchen, welche sich bei der Auflösung der Sowjetunion schamlos und kriminell bereicherten und heute teilweise im Westen als "Freiheitskämpfer" gefeiert werden.
Allerdings gab es neben der Gewalt schon sehr früh eine weitere Macht, die sich etabliert hatte. Die der Religionen. Schlaue Köpfe hatten herausgefunden, dass sie selbst ja gar nicht stark sein mussten, sondern nur mit etwas drohen mussten, was stärker als sie und alle anderen war. Sie mussten sich lediglich als Stellvertreter oder Boten einer höheren Gewalt präsentieren, um den Menschen dann die Gebote zu verkünden, welche jene übermenschliche Macht verlangte. Dabei waren viele kluge und weise Entscheidungen. Wie z.B. das Waschen der Hände und Füße einen Fortschritt in der Hygiene brachte, der Verzicht auf Schweinefleisch die Vermeidung von durch Parasiten bedingte Erkrankungen, das Verbot der Tötung von Mitgliedern der eigenen Gemeinschaft die Schwächung dieser Gemeinschaft verhinderte.
Allerdings entstanden Konflikte zwischen Glauben und Gewalt. Aber schon damals war Pragmatismus ein Kennzeichen der Mächtigen, wenn es darum ging, die Massen unter Kontrolle zu halten. Und so einigte man sich früh die Gewaltenteilung...