Diese Frage wird Christen öfter von Personen gestellt, die die unbestreitbare Tatsache des menschlichen Leids nicht mit der Botschaft eines allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gottes, der sich der Welt im Neuen Testament als liebender, himmlischer Vater präsentiert, vereinen können. Wenn wir ehrlich sind, kämpfen auch wir Christen mehr oder weniger mit dieser unausweichlichen Frage. Ganz konkret gesprochen, stellt sich u.a. die Frage, warum Gott, mit den Wesenszügen und der Macht, die er hat, Leid nicht verhindert bzw. schon entstandenes Leid nicht heilt oder wegnimmt.
Vorweggreifend möchte ich bereits an diesem Punkt folgendes bemerken: Das größte Problem dieser Frage ist die Fragestellung selbst, denn sie versucht aus unserer begrenzten, rein menschlichen Wahrnehmung etwas zu verstehen, was seine Ursachen im geistlich-transzendenten, also einer vollkommen anderen Dimension als der unseren, hat. Des Weiteren enthält diese Art der Fragestellung bereits eine unausgesprochene moralische Wertung, in anderen Worten: Es ist falsch, dass Gott Leid zulässt. Juristisch gesprochen wird die ´Unschuldsvermutung´ des Angeklagten übergangen.
Diese Predigt erhebt natürlich keineswegs den Anspruch, alle Fragen befriedigend zu beantworten, denn dies ist angesichts der menschlichen Begrenztheit und der göttlichen Unendlichkeit nicht möglich. Sie ist nur der Versuch, unseren Blick auf das größere Bild zu lenken.