Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Das gegenseitige Abschlachten in der Ukraine geht weiter, die ethnische Säuberung Gazas wird offiziell von einer israelisch zionistischen Denkfabrik, deren Vorsitzender ein wichtiger Politiker der Regierungspartei ist, vorgeschlagen (4), und Tausende Kinder sterben unter den Bomben Israels, während deutsche Politiker sich gegen einen Waffenstillstand wenden, und noch ein paar Tausend tote Kinder für akzeptabel erachten. Ich mag die Nachrichten im Moment nicht verfolgen. Es ist schwer für mich, überhaupt etwas über aktuelle Ereignisse zu sagen. Zu groß sind die menschlichen Abgründe, die sich besonders auch in deutschen Kommentaren auftun. Ich bin erfüllt von Abscheu und Ekel gegenüber einem Teil der deutschen Gesellschaft, welche ganz offensichtlich die medialen Manipulationen nicht durchschaut und die Menschlichkeit vor dem Altar der geschickten Formulierungen der Tagesschau abgelegt hat. Ich will hier nicht auf die Details der Morde und Schrecklichkeiten des Krieges in der Ukraine oder in Gaza eingehen, wer was warum „schuld“ ist, sondern versuchen zu beschreiben, wie sich Teile der Welt, insbesondere zu Gaza, verhalten.
Es gibt nur Interessen, keine Menschlichkeit
Auch in Ländern, die eher einer multipolaren Ordnung zuneigen, überwiegt die Abwägung von Interessen, von geschäftlichen Verbindungen und Profiten gegenüber dem Willen, die Ermordung von Zivilisten in Gaza zu beenden, oder in der Ukraine beide Seiten zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Menschen und ihre Schicksale werden immer und überall nur instrumentalisiert, um eigene Ziele zu verfolgen, nicht um den Menschen zu helfen.
Ich hatte zusammen mit Tim Anderson schon ein ganzes Buch darüber geschrieben (2) wie die westlichen Mächte eine „Menschenrechtsindustrie“ benutzen, um ihre Ziele durchzusetzen, aber es fällt mir immer noch schwer, diese Tatsache zu akzeptieren, wenn wieder einmal Tausende, wenn nicht Zehntausende oder sogar mehr Menschen diesen Zielen geopfert werden. Während nichtsahnende Medienkonsumenten meinen, es wäre für „Menschenrechte“ oder „zur Bekämpfung des Terrorismus“. Obwohl das Gegenteil der Fall ist.
Oft genug wurde also erklärt, dass Staaten nur Interessen haben, keine Freunde, und Menschlichkeit hinter diesen Interessen zurückstehen müssen. Trotzdem konnten die Grünen mit ihrer Lüge über ein Konzentrationslager, und die damalige Bundesregierung mit dem angeblichen Hufeisenplan zur Vernichtung von Menschen, Deutschland dazu bringen, dem ersten Angriffskrieg des Landes seit dem 2. Weltkrieg zuzustimmen. Angeblich aus Menschlichkeit. Und die Entwicklung ging immer weiter, bis wir heute eine nackte Politik der Gewalt und Interessenvertretung sehen, welche sogar Ex-Diplomaten zum Nachdenken bringen, könnte man meinen. So schreibt M.K. Bhadrakumar auf seinem Blog am 29. Oktober:
„Wie auch immer man die Erklärung zur Abstimmung über die Resolution der UN-Generalversammlung am Donnerstag zu Gaza betrachtet, Indiens Stimmenthaltung war ein Fehler. Einfach ausgedrückt: Unsere Diplomatie hat sich in unserer Solidarität mit Israel verfangen.
Für Indien hätte bei der Debatte in der Generalversammlung der Vereinten Nationen an erster Stelle stehen müssen, dass der Entwurf von den arabischen und OIC-Ländern eingebracht wurde, zu denen Indien brüderliche Beziehungen unterhält, und zweitens, dass darin eine ‚sofortige, dauerhafte und anhaltende humanitäre Waffenruhe‘ im Gazastreifen gefordert wird, was eine dringende Notwendigkeit darstellt.“(1)
Was so hoffnungsvoll klingt,