Ein Kommentar von Rainer Rupp.
„Das Ende der westlichen Welt, wie wir sie kennen“, befürchtet Jorge Hernéndez in seinem am 24. Oktober 2020 erschienenen Artikel in der US-Polit-Zeitschrift „National Interest“. Denn das im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen angeschwollene Chaos in den USA werde nach den Wahlen nur noch schlimmer werden. Das ist eine Einschätzung, die der Autor dieser Zeilen voll und ganz teilt, obwohl er die Ursachen für diese Entwicklung woanders sieht.
Nach dem Tod des unter Drogen stehenden schwarzen Kriminellen George Floyd, bei dessen Festnahme auf der Straße ein weißer Polizist Minuten lang auf dessen Hals gekniet hatte, um seinen Widerstand zu brechen, explodierte in den USA landesweit eine angeblich „anti-rassistische“ Gewalt gegen die mit der Erbschuld der Sklaverei belastete weiße Mehrheit. Unter dem Eindruck von Black Lives Matter (BLM) hat sich seither wieder weltweit das Bild von Amerika als unwiderruflich rassistische Nation durchgesetzt. Und die US-Propagandisten sorgen sich mehr denn je, dass Amerikas Auftrag, das unverzichtbare, globale Leuchtfeuer des Westens für Freiheit, Demokratie Gleichberechtigung darzustellen, als Mogelpackung entlarvt worden ist; eine Packung, die niemand mehr kaufen will, mit Ausnahme der transatlantischen Eliten in den US-Vasallenstaaten, wie z.B. Deutschland, denn deren Karriere und Wohlstand hängen von der Aufrechterhaltung dieser Propaganda Mär ab.
Auch das gerade in den USA erschienene Buch von Michael Kimmages zu diesem Thema mit dem Titel “The Abandonment of the West: The History of an Idea in American Foreign Policy“ liefert eine fundierte Übersicht über die Aushöhlung der ideologischen und moralischen Ansprüche in der US-amerikanischen Außenpolitik, die zum aktuellen Niedergang und Fall des Westens geführt haben.
Von diesem Niedergang des US-Ansehens in der Welt zeuge z.B. die Tatsache, dass Anfang Juni dieses Jahres zeitgleich im Regierungsbezirk von Seattle, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Washington an der nördlichen Pazifikküste, bis hin nach Athen, Rom, Paris, London und anderen Hauptstädten des so genannten politischen Westens, wütende Menschenmassen US-Flaggen verbrannt haben. Tatsächlich aber ist die anti-amerikanische Wut, - also der Hass auf das amerikanische Regierungssystem und auf all das, wofür es steht - innerhalb den USA sogar weitaus stärker als im westlichen Ausland. Das gilt nicht nur für die inzwischen stark radikalisierten und zunehmend einflussreichen Aktivisten aus den Bewegungen wie Black Lives Matter (BLM), „Antifa“ und LGBTQ, sondern auch – allerdings mit umgekehrten politischen Vorzeichen - für die Massenbewegung der Trump-Anhänger.
Die Trumpisten sehen im Regierungsapparat in Washington und den daran hängenden Behörden nur noch einen Morast, in dem sich Monster wie Schweine suhlen und nur noch einer Beschäftigung nachgehen, nämlich sich auf Kosten der kleinen Leute selbst zu bereichern. Trump dagegen hatte geschworen, diesen Sumpf in Washington trocken zu legen und Jobs wieder nach Amerika zurückzuholen. Von seinen Anhängern, zu denen inzwischen nicht wenige Afro- und Lateinamerikaner zählen, wird er wie der neue Heilsbringer verehrt. Seit Ronald Reagan hat kein republikanischer Präsident bei Wahlveranstaltungen ähnlich riesige Menschenmassen angezogen, wie Trump.
Tatsächlich hat Trump mit seiner Anti-Globalisierungspolitik zu Hause für ein wahres Jobwunder gesorgt, obwohl das seine Gegner für absolut unmöglich gehalten hatten. Aber am Morast in Washington ist er bisher gescheitert. Seine Anhänger haben ihn auch deshalb gewählt, weil sie hofften, dass er sich in einer zweiten Amtsperiode besser gegen den Morast durchsetzen könnte.
Zugleich herrscht in den USA ein regelrechter Kulturkrieg. Als Exponenten dieses Kulturkrieges stehen auf der einen Seite militante Gruppen, die sich aus Mitgliedern der BLM-, antifa- und LGBTQ Bewegungen zusammensetzten und die ihre politische Unters...