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Wir brauchen Freiheit! | Von Michael Meyen


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Ein Standpunkt von Michael Meyen.


Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt apolut diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Roland Rottenfußer zerlegt auf 400 Seiten die „Strategien der Macht“ und zeigt, wie er trotz alledem an den Menschen glauben kann.



Zwei junge Männer, die ungefähr in der gleichen Zeit ihren Militärdienst absolvierten. Der eine in der BRD, der andere in der DDR. Beide wurden gedemütigt, instrumentalisiert, zum Töten abgerichtet. Beide wurden ausgebildet, um ihren eigenen Staatenbund gegen den jeweils anderen zu „verteidigen“. Wäre die Geschichte schlechter ausgegangen, hätte es passieren können, dass beide den Befehl bekommen hätten, aufeinander zu schießen. Heute verstehen sie sich gut. Der Wessi war Roland Rottenfußer, Autor des Buches „Strategien der Macht. Wie die Eliten uns die Freiheit rauben und wie wir sie zurückgewinnen“; der Ossi ist Professor Michael Meyen, Journalismus-Dozent und Autor dieser Rezension. Eine Geschichte von vielen, die zeigen, wie wichtig Freiheit ist: die Selbstverteidigung gegen den anmaßenden Zugriff der Macht. Wichtig ist hierfür, die Psychologie der Mächtigen besser zu verstehen, aber auch das Vertrauen zu entwickeln, dass Menschen fähig sind, ganz ohne Gängelung durch selbst ernannte Vormünder aus dem Kreis der politischen Eliten richtig zu handeln.




Die Armee, schreibt der Rubikon-Chefredakteur im Vorwort seines neuen Buchs, habe ihn zu einem „Freiheitsjournalisten“ gemacht (1). Ich habe die Uniform nur wenig später anziehen müssen als er und kann das gut verstehen, obwohl ich auf der anderen Seite gedient habe. Militär ist Militär, überall auf der Welt. Ich habe vor Mittzwanzigern gezittert, die ein Bier zur Staatsaffäre aufblasen konnten, weil sie einen Stern auf den Schulterstücken trugen, und jeden Morgen gehofft, dass der Hauptmann, noch nicht einmal 30, auf der Toilette erfolgreich ist, weil das einen Unterschied machte für den Tag des Soldaten Meyen.
Roland Rottenfußer ist in seiner Bundeswehrkaserne auf Erich Fromm gestoßen und hat bei ihm in einer anderen Sprache das gefunden, was er schon vorher bei Friedrich Schiller gelesen hatte oder bei George Orwell. Der Corona-Politik wirft er heute, fast 40 Jahre später, vor allem vor, „gegen Grundsätze verstoßen“ zu haben, die von diesen großen Denkern „lange vorher in sehr plausibler, ja begeisternder Form beschrieben worden waren“ (2).
Mit seinem Buch stellt sich Rottenfußer selbst in eine Reihe mit Fromm, Schiller, Orwell. Plausibel, ja begeisternd: Wer die Texte dieses „Freiheitsjournalisten“ kennt, wird wissen, dass es bei ihm mindestens noch zwei weitere Ebenen gibt. Roland Rottenfußer verbindet akademisches Wissen mit Weltliteratur und Populärkultur. Theater, Rockmusik, Hollywood: Er springt von einer Bühne auf die nächste, ohne dem Leser das Gefühl zu geben, dass da ein Lehrer schreibt, der ohnehin alles besser kennt als seine Schüler. Die Schätze der Menschheit sind größer als die kleinteilige Münze, die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften gehandelt wird. Roland Rottenfußer macht Lust, danach zu graben, dabei dem eigenen Geschmack zu vertrauen und einen Film auch dann großartig zu nennen, wenn Rezensionen etwas anderes sagen. Und, mindestens genauso wichtig: Er setzt einen Link zur Spiritualität — so wenig aufdringlich, dass auch eingefleischte Materialisten weiterlesen können...
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