Noch 2019 hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die NATO als "hirntot" bezeichnet. Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Verteidigungsbündnis einen neuen Sinn gefunden, stellt sich neu auf. Zum Beispiel wird die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die der schnellen Eingreiftruppe angehören, von bisher 40.000 auf mehr als 300.000 fast verzehnfacht.
"Das sind historische Entscheidungen, die fallen. Das räumt komplett auf mit den letzten drei Jahrzehnten, in denen wir versucht haben, mit Russland gemeinsam Sicherheit in Europa zu organisieren", analysiert Frank Sauer im ntv-Podcast "Wir sind Geschichte". Die NATO-Russland-Grundakte, Verträge, Gesprächsforen, an denen auch Russland teilnahm - all diese Dinge seien mit dem Angriff auf die Ukraine vom Tisch gewischt worden, erklärt der Politikwissenschaftler von der Universität der Bundeswehr München. "Und nun ist es so, dass wir uns bemühen müssen, auch im Interesse unserer Freunde in Ost- und Mitteleuropa, Sicherheit in Europa gegen Russland zu organisieren" - und somit gegen eine Atommacht.
"Sorgen machen muss das schon. Aber es gibt keinen Grund für Angst", fasst Sauer den Stand der nuklearen Bedrohungslage aus seiner Sicht zusammen. "Man muss zwei Dinge unterscheiden: einmal die Komponente der Rhetorik und der psychologischen Kriegsführung. Putin will uns in Schockstarre versetzen, sodass wir der Ukraine nicht helfen. Die andere Sache ist: Was passiert am Boden?"
Mit Frank Sauer, Politikwissenschaftler von der Universität der Bundeswehr München
"Wir sind Geschichte" - der ntv History-Podcast mit Moritz Harms erscheint jeden Freitag in der ntv App und überall, wo es Podcasts gibt.