Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Heute will ich ausnahmsweise mal nicht aus der Sicht des Globalen Südens berichten, sondern aus der Sicht eines frustrierten ehemaligen Anhängers von Wissenschaft auch in der Politik. Nach der Kritik an „gekaufter Ethik“(15) möchte ich drei Vertreter wissenschaftlicher Vorgehensweisen vorstellen. Der erste ist der Österreicher Professor Gerhard Mangott(16). Gern gesehener Interview-Gast mit gefühlt täglichen Auftritten in Funk und Presse. Der zweite ist Ivan Katchanovski(17), ein kanadischer Politikwissenschaftler mit ukrainischen Wurzeln, der sich in erster Linie über Twitter und durch Vorträge auf wissenschaftlichen Tagungen bemerkbar macht, seit 2015 bis 2023 erfolglos versuchte, seine wissenschaftliche Analyse der Schüsse auf dem Maidan in einem Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen, und erst 9 Jahre nach dem Ereignis einen mutigen Verlag fand, und nun durch die Aufdeckung des Skandals im kanadischen Parlament wegen eines ukrainischen SS-Soldaten eine gewisse Berühmtheit erhielt. Der dritte ist Tim Anderson(18), ein australischer Politikwissenschaftler, der seinen Job verlor, ähnlich wie in der Schweiz Daniele Ganser, weil er zu tief in den falschen Narrativen westlicher Politik stocherte. Was repräsentieren diese drei Vertreter politischer Wissenschaft?
Mainstream Wissenschaft
Anlass für diesen Artikel war ein Tweet von Prof. Gerhard Mangott am 27. September in dem er ausführte:
„Die russische Führung weiß, dass ihre Armee auf absehbare Zeit keine Offensive durchführen kann. Es geht derzeit also um die Verteidigung des derzeit besetzten Territoriums UND die Strategie, die Ukraine immer stärker zu zerstören, um die "Restukraine" zu einem Mühlstein für den Westen zu machen.“(1)
Eine Einschätzung, welche vollumfänglich den Erwartungen von westlichen Medien und Politikern entspricht. Was aber viele Informationen außer Acht ließ, welche in eine andere Richtung deuten.
Denn die russische Seite hatte zu dem Zeitpunkt 17 Armeegruppen in Stellung gebracht, man sprach von weit über 100.000 Soldaten als Reserveeinheiten.(2) Während die Ukraine bereits Reserven an der Front einsetzte, die eigentlich für ganz andere Aufgaben nach einem erfolgreichen Durchbruch durch die russischen Verteidigungslinien gedacht waren.
Und nur einen Tag später wurde bekannt (3), dass der britische Geheimdienst angeblich die Ukraine gewarnt hatte, dass Russland beabsichtige eine Million Soldaten zusammen zu ziehen, und in 5 Gebiete vorzudringen, falls die Ukraine nicht in diesem Jahr Frieden schließt. Was natürlich russische Desinformation sein könnte.
Dann hatte Russland eine neue Bahnlinie fast fertiggestellt, welche die Versorgung der Soldaten auch im Fall der Zerstörung der Kertsch-Brücke erleichtern würde, die russischen Drohnenangriffe hatten drastisch zugenommen, sich teilweise verdoppelt in den letzten Wochen, ohne dass aber bisher die neueste Generation russischer Drohnen überhaupt zum Einsatz gekommen war. Und die Zerstörung ukrainischer Artillerie mit kurzer und mittlerer Reichweite hatte eine vernichtende Größenordnung erreicht.
Soweit die Angabe, dass die russische Armee keine Offensive durchführen könne. Aber auch der zweite Teil der Aussage, Russland wolle die Ukraine zerstören, ist m.E. eine Bemerkung, die nicht auf „wissenschaftlicher Analyse“, sondern aus Erfüllung politischer Erwartungen resultiert. Die Hauptzerstörung durch Russland erfolgt derzeit in den Frontbereichen, welche Russland aber der Russischen Föderation zurechnet. Dabei geht es der Armee darum, mögliche Deckungen des Gegners zu zerstören. Diese Dörfer und Städte werden tatsächlich in Ruinenfelder verwandelt, fallen aber letztlich Russland zur Last, da die Russische Föderation diese Gebiete als Teile des eigenen Landes ansieht.
Die anderen Zerstörungen sind Reaktionen auf die westliche Politik. Zum Beispiel zerstört Russland Hafenanlagen,